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3 Therapiekonzept: Neurologische Berufstherapie

4.2 Verwendete Untersuchungsverfahren zur Erhebung kognitiver

4.2.1 Hirnleistungstest (HLT) nach Poser (1983)

Der Hirnleistungstest (HLT) nach Poser (1983) ist eine aus bewährten, neuropsychologischen Einzeltests zusammengestellte Gruppentestbatterie, die in den Kliniken Schmieder seit mehr als 20 Jahren eingesetzt wird.

Das Gruppentestverfahren, an dem bis zu sechs Patienten gleichzeitig teilnehmen können, wird meist zu Beginn eines Rehabilitationsaufenthalts zur Erhebung der kognitiven Leistungsfähigkeit der Patienten durchgeführt.

Wie Poser (1983) zeigen konnte, ergaben faktorenanalytische Untersuchungen von HLT-Daten eine unerwartet differenzierte Faktorenstruktur, die sowohl mit allgemeinen als auch spezifischen Beschreibungen von Hirnfunktionsstörungen gut übereinstimmen. Weiter hob der Autor hervor, dass die Gruppentestbatterie HLT vergleichbare Informationen liefert wie eine Reihe anderer Verfahren, jedoch bei einem zeitlich wesentlich ökonomischeren Durchführungsaufwand.

Die Durchführungsdauer des HLT beträgt maximal 2,5 Stunden, unterbrochen durch eine fünfzehnminütige Pause.

Für alle nachfolgend beschriebenen Subtests ist eine Umrechnung in Standardwerte (Stanine) vorgesehen, die bei den weiteren statistischen Auswertungsverfahren der vorliegenden Arbeit als Grundlage diente.

Die Umrechnung in eine Stanine-Skala war für alle standardisierten Subtests möglich. Eine Ausnahme nicht-standardisierter Verfahren stellten Aufgaben zum Grund- und Textrechnen dar. Da diese nicht in Stanine-Werte umgerechnet werden konnten, werden ihre Ergebnisse im folgenden nicht berücksichtigt. Sie sind aber dennoch aufzuführen (vgl. Abbildung 14), da sie die Gesamtdauer des HLT beeinflussen und möglicherweise auch zu Sequenzeffekten beitragen.

Die Durchführbarkeit dieser Testbatterie kann durch unterschiedliche Faktoren begrenzt sein:

Aufgrund des Gruppentestsettings können Patienten, die unter hoher externer Ablenkbarkeit leiden, sich vorzeitig überfordert fühlen und die Testung abbrechen.

Wegen des zeitlichen Umfangs können deutlich belastungsgeminderte Patienten die Testung häufig nicht vollständig durchführen.

Aufgrund der Anforderungen an Schreibmotorik, visuelle Wahrnehmung und ausreichendes Instruktionsverständnis können Patienten mit ausgeprägten, diesbezüglichen Leistungsdefiziten meist nicht an dem Gruppentestverfahren teilnehmen.

Da für die vorliegende Untersuchungsstichprobe die Teilnahmefähigkeit an der HLT-Batterie ein Einschlusskriterium war, sind die zuvor beschriebenen Leistungseinschränkungen bei der Testdurchführung für die Mehrzahl der untersuchten Patienten eher nicht charakteristisch.

Der HLT gliedert sich in folgende Subtests:

d2 – Aufmerksamkeitsbelastungstest (Brickenkamp 1962)

Der Autor sieht den d2-Test als intelligenz-unabhängigen Detail-Diskriminationsversuch zur Prüfung der visuellen Aufmerksamkeitsleistung und kurzfristiger Konzentrationsfähigkeit.

Die Testanforderung besteht darin, alle mit zwei Strichen gekennzeichneten „d“ aus insgesamt 14 Reihen mit formähnlichen Buchstaben (b, p,) oder anders markiertem

„d“ herauszufinden und durchzustreichen.

In die Auswertung gehen die Gesamtmenge der korrekt bearbeiteten Items (Differenz von Gesamtzahl und möglichen Fehlern), die unterschiedliche Mengenleistung pro Zeile und ein auf die Gesamtmenge bezogener, prozentualer Fehleranteil ein.

Revisionstest (Marschner 1976)

Der Revisionstest prüft die Aufmerksamkeitsleistung bei anhaltenden Konzentrations-Anforderungen.

Bereits berechnete Additionsaufgaben mit jeweils zwei Summanden sind auf Richtigkeit zu kontrollieren. Korrekt berechnete Aufgaben werden abgehakt, fehlerhaft gelöste Aufgaben müssen durchgestrichen werden.

Ausgewertet werden die Gesamtmenge korrekt bearbeiteter Aufgaben und die fehlerhaft bearbeiteten Aufgaben.

Zahlenmerken / Abwandlung des Untertests 5 der Wechsler-Memory-Scale (Wechsler 1964)

Dieser Subtest prüft die zahlenbezogene Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses und ist daher als Merkfähigkeitstest einzusetzen.

Auditiv dargebotene Zahlenreihen müssen schriftlich notiert werden. Dargeboten werden Ziffernfolgen im zeitlichen Abstand von einer Sekunde, die mit einer Folge von drei Ziffern beginnen und sich auf acht Ziffern steigern. Für jede Stufe werden zwei Folgen mit gleicher Zifferanzahl vorgegeben.

Ausgewertet werden die Anzahl der korrekt notierten Ziffernfolgen und die Anzahl der Ziffern der längsten, korrekt wiedergegebenen Ziffernfolge.

Verbale Merkfähigkeit / Abwandlung des Untertests Wörtermerken des IST-70 (Amthauer 1973)

Die Überprüfung der Merkleistung für unverbundenes verbales Material gliedert sich in drei Anforderungen: gemessen wird zunächst die kurzfristige Lern- und Behaltens-leistung. Weiter soll die mittelfristige Reproduktionsleistung für dasselbe Material erfasst werden. Um Beeinträchtigungen während des Enkodierungsprozesses zu unterscheiden von Abrufproblemen, wird zusätzlich die Leistung Wiedererkennen bei schriftlicher Vorgabe der gelernten Wörter innerhalb einer umfangreicheren Wortliste geprüft.

20 Substantive, die nach fünf verschiedenen Kategorien geordnet schriftlich präsentiert werden, müssen in einer dreiminütigen Lernphase gemerkt und unmittelbar schriftlich reproduziert werden.

Eine Überprüfung der mittelfristigen Behaltensleistung mit der gleichbleibenden Anforderung des aktiven Abrufs erfolgt nach ca. 1,5 Stunden.

Zur Abklärung, inwieweit die gedächtnismäßige Enkodierung der 20 Wörter grundsätzlich gelang, wird eine Liste von 48 Wörtern vorgegeben, in der die Zielitems wiedererkannt und markiert werden sollen.

Bei allen Reproduktionsbedingungen werden die korrekt gemerkten Wörter gezählt.

Verbale Merkfähigkeit / Abwandlung des Untertests Bibliotheksbau des Lern- und Gedächtnistest / LGT 3 (Bäumler 1974)

Der Test prüft die verbale Merkfähigkeit für textuell verbundenes sprachliches Material. Die Reproduktionsleistung soll unmittelbar erbracht werden.

Ein Text, der 24 Merkeinheiten enthält, ist durchzulesen. Nach einer vierminütigen Lernphase sollen Fragen zu den Merkeinheiten, die sich auf Zahlenangaben, Namen und Begriffe des Textes beziehen, schriftlich beantwortet werden.

Ausgewertet wird die Anzahl der korrekt reproduzierten Merkeinheiten des Textes.

Visuelle Merkfähigkeit nach Untertest 6 der Wechsler-Memory-Scale (Wechsler 1964)

Die Testaufgaben überprüfen das visuelle Kurzeitgedächtnis.

Einfache geometrische Figuren werden jeweils für zehn Sekunden dargeboten und sollen unmittelbar danach aus dem Gedächtnis gezeichnet werden.

In die Auswertung geht die Anzahl der korrekt reproduzierten Elemente der Figuren ein.

Intellektuelle Leistungen nach Leistungsprüfsystem, Untertests 1 und 2 (Horn 1962)

Die Testaufgaben messen intellektuelle Fähigkeiten, die an Allgemeinbildung und Rechtschreibkenntnisse gebunden und daher - auch nach Einschätzung des Autors - in hohem Maße bildungsabhängig sind.

Bei 40 fünf- bis sechsbuchstabigen Substantiven sind diejenigen Buchstaben durchzustreichen, die Rechtschreibfehler darstellen.

Wortflüssigkeit nach Leistungsprüfsystem, Untertest 5 (Horn 1962) Die Testaufgaben prüfen Wortschatz und Wortflüssigkeit.

Vorgegeben werden Buchstabenfolgen, die keinem Wort entsprechen, die jedoch durch mentale Umstellung und entsprechende Veränderung der Buchstabenfolge jeweils ein sinnvolles Wort ergeben. Durchzustreichen ist der Anfangsbuchstabe des jeweils ermittelten Wortes.

Ausgewertet werden die korrekt gewählten Anfangsbuchstaben.

Reasoning nach Leistungsprüfsystem, Untertest 3 (Horn 1962)

Dieser Subtest prüft die Fähigkeit, logische Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und dabei schlussfolgernd zu denken. Dabei - so der Autor - wird die erforderliche Denkleistung eher unabhängig von Bildungsparametern erbracht.

In 40 Reihen geometrischer Figuren, die nach logischen Gesetzmäßigkeiten aufgebaut sind, sind jeweils diejenigen Figuren zu erkennen und zu markieren, die nicht der Konstruktionslogik der übrigen Reihe folgen.

Die korrekt markierten Figuren werden ausgezählt.

Spiegelbildzeichnen / Abwandlung des Untertests des Berufseignungstest (Schmale & Schmidtke 1966)

Die Testaufgaben dienen der Erfassung visuell-konstruktiver Fähigkeiten.

Vorgegeben werden 21 geometrische Figuren, die unter Zuhilfenahme einer Punktrasterung spiegelbildlich abzuzeichnen sind. Die geometrischen Ausgangsmuster sind ausschließlich zweidimensional dargestellt

Ausgewertet wird die Anzahl korrekt gezeichneter Figuren.

Mentale Rotation nach Leistungsprüfsystem, Untertest 7 (Horn 1962) Geprüft werden visuell-räumliche Fähigkeiten, die bei der mentalen Bewegung zweidimensionaler Figuren erforderlich sind.

In Zahlen- und Buchstabenreihen, die in unterschiedlicher Rotation dargestellt sind, ist die spiegelbildliche Darstellung des Ausgangszeichens zu erkennen und durchzustreichen.

Für die Auswertung werden die richtig durchgestrichenen Zahlen oder Buchstaben aufsummiert.

Raumvorstellung nach Leistungsprüfsystem, Untertest 9 (Horn 1962) Ermittelt werden soll das räumliche Vorstellungsvermögen eines Patienten.

An 40 geometrischen Körpern in perspektivischer Darstellung sind Flächen abzuzählen und die ermittelte Anzahl der Flächen jeweils in einer Auswahl von fünf Ziffern anzukreuzen.

Ausgewertet werden die korrekt angekreuzten Ziffern.

Abfolge der HLT-Subtests

Die genaue Abfolge dieser Subtests bei der Durchführung der Gruppentestung (einschließlich einer 15-minütigen Pause) gibt Abbildung 14 wieder.

Zusätzlich aufgeführt werden die nicht-standardisierten Aufgaben zu Grundrechnen und Textrechnen.

In der rechten Tabellenspalte der Abbildung 14 werden außerdem die ausgewerteten Aspekte derjenigen Subtests genannt, bei denen mehr als ein Ergebniswert in das Leistungsprofil mitaufgenommen wird.

Abfolge der HLT-Subtests / Auswertung Testverfahren

Auswertung > 1 Aspekt

D2-Test Tempo / Sorgfalt

Wörtermerken, kurzfristig __

LPS 1 und 2 __

LPS 3 __

LPS 5 __

Grundrechnen __

Textrechnen __

Wörtermerken, mittelfristig __

Wörter wiedererkennen __

Pause (15 Minuten)

Zahlenmerken Ziffer / Zahl WMS 6 __

LGT 3 / Textmerken __

LPS 7 __

LPS 9 __

Revisionstest Tempo / Sorgfalt

Abbildung 14