• Keine Ergebnisse gefunden

Heizenergiebedarf des Gebäudes und Bedarfs-/Verbrauchsabgleich

4. Joseph-Schmidt-Musikschule 1 Basisdaten

4.2.5 Heizenergiebedarf des Gebäudes und Bedarfs-/Verbrauchsabgleich

Die energetische Bilanzierung des Gebäudes wurde nach DIN 4108-6 [9] in Verbindung mit DIN 4701-10 [10] durchgeführt. Die Berechnung erfolgte dabei für den Standort Berlin (Klimareferenzort Potsdam). Zur Validierung der Eingabewerte wurde ein Bedarfs-/Verbrauchsabgleich durchgeführt, um Energieeinspar-potentiale auf der Grundlage der Energiebedarfsberechnung möglichst realistisch abschätzen zu können.

Hierbei wurde der Endenergiebedarf für Erdgas zur Heizwärmeerzeugung zunächst mit Hilfe der in Tabelle 22 angegeben Gebäudeparameter berechnet. Der berechnete Wert lag zuerst etwa 16% über dem tatsächlichen Verbrauch, was schlüssig ist, da Leerstandszeiten wie Ferien nicht berücksichtigt waren. Der Bedarfswert wurde dann über eine Reduzierung der Raumtemperatur nach unten angepasst, wodurch räumliche und zeitliche Leerstände und raumweise niedrigere Temperaturen berücksichtigt werden konnten. Bei einer durchschnittlichen Raumtemperatur von 19°C ergab sich eine gute Übereinstimmung des mittleren Verbrauchs und des berechneten Bedarfs.

Tabelle 22: Gebäudeparameter für die Bedarfsberechnung

Gebäudeparameter Eingabegröße Klimareferenzort Potsdam Raumtemperatur 22°C (reduziert auf 19°C)

Luftwechselrate 0,65/h (erhöhter Wert von 0,80/h wegen Fenstern ohne Lippendichtung abgemindert auf 0,65/h wegen zeitlichen Leerständen des Gebäudes) Heizungsabschaltung Nacht- und Wochenendabschaltung

Interne Wärmegewinne 5 W/m²

Wärmebrückenzuschlag 0,1 W/(m²K)

Heizungsanlage Niedertemperaturkessel

Tabelle 23: Bedarfs-/Verbrauchsabgleich für das Normklima Berlins anhand des Heizenergiebedarfs

Heizwärmeverbrauch kWh/(m²NGFa), witterungskorrigiert (Heizwert) 171,6 (100 %) Endenergiebedarf Erdgas kWh/(m²NGFa), Startwert (22°C Raumtemperatur) 207,6 (121 %) Endenergiebedarf Erdgas kWh/(m²NGFa), angepasst (19°C Raumtemperatur) 177,3 (106,7 %)

4.2.6 Energiesparmaßnahmen und Sanierungsoptionen 4.2.6.1 Sanierung der Gebäudehülle

Bodenplatte

Über die ungedämmte Bodenplatte geht aufgrund ihres Angrenzens an das Erdreich nur ein vergleichs-weise geringer Wärmeanteil verloren. Dennoch wäre es wärmetechnisch günstig, sie oberseitig zu dämmen. Da es sich hierbei um eine Innendämmung handeln würde, wäre diese Maßnahme bauphysikalisch sorgfältig zu planen. Darüber hinaus ist zu beachten, dass diese Maßnahme mit Tür-kürzungen und evtl. anderen anpassenden Schritten und vorübergehenden Nutzungseinschränkungen einhergeht. Mit einer 8 cm dicken oberseitigen Dämmung der Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 035 könnte für die Bodenplatte der Neubaustandard erreicht werden. Da die daraus resultierenden Einsparungen bezogen auf den Ist-Zustand des Gebäudes gering sind, wird diese Maßnahme zunächst nicht empfohlen. Wenn entsprechende Nutzungseinschränkungen und Anpassungsmaßnahmen möglich sind und der Bodenaufbau aus baulichen Gründen saniert werden muss, sollte eine Dämmung ergänzt werden.

→ Sanierung eingeschränkt empfohlen

Massive Außenwände und Gaubenwände

Die Außenwände sind aufgrund ihrer großen Fläche und ihres zum Teil sehr schlechten energetischen Zustands für einen großen Teil der Wärmeverluste durch die Gebäudehülle verantwortlich. Es wird empfohlen, ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aufzubringen (14 cm Dämmung WLG 035 oder 15 cm Dämmung WLG 040). Die vorhandene Fassadenstruktur aus Putz und Mauerziegel kann durch das Aufbringen von Klinkerriemchen annähernd wieder hergestellt werden.

Um die derzeitige Fassadenansicht bestenfalls wiederherstellen zu können, sollte das WDVS bis zum Erdreich geführt und dort als Sockeldämmung ausgeführt werden. Es empfiehlt sich, auch die ins Erdreich eingebundenen Wandbereiche der beheizten Räume des Untergeschosses mit einer Perimeterdämmung zu versehen, um die Wärmeverluste auch hier zu reduzieren und Wärmebrücken durch eine nur teilweise Dämmung der Außenwände zu vermeiden, die im Rahmen der Sanierungsplanung zu untersuchen wären.

Alternativ ist statt der Ausführung eines WDVS auch eine Innendämmung denkbar, wenn die Fassade in ihrem derzeitigen Zustand erhalten bleiben soll. Hiermit sind voraussichtlich etwas weniger gute Wärme-dämmeigenschaften als bei einer Außendämmung zu erzielen. Nachteilig sind die mit dem Anbringen der Innendämmung einhergehenden temporären Nutzungseinschränkungen sowie die Flächenverluste der Räume und der Umgang mit Einbauten und Heizungsnischen. Eine Innendämmung ist bauphysikalisch besonders sorgfältig zu planen.

→ Sanierung empfohlen

Abseitenwände und -fußboden

Für die Abseitenwände und den Abseitenfußboden werden zunächst keine Sanierungsmaßnahmen empfohlen, da die mit dem Aufbringen einer Dämmung erzielbaren Einsparungen relativ gering wären, gleichzeitig aber mit einem relativ hohen finanziellen Aufwand für die Maßnahmen zu rechnen ist, sofern sie nicht im Zuge einer sowieso erforderlichen Dachsanierung erfolgen. Im Zuge einer späteren Dachsanierung aus baulichen Gründen sollten die Abseitenwände und der Abseitenfußboden jedoch energetisch saniert werden.

→ Sanierung eingeschränkt empfohlen

Fenster

Da sich die alten Fenster in einem schlechten baulichen Zustand befinden und ihre wärmeschutz-technischen Eigenschaften nicht den heutigen Anforderungen genügen, wird ein Austausch empfohlen. In den Austausch sollten auch ältere 2-Scheiben-Verbundfenster (erkennbar daran, dass sie keine Prägung besitzen) einbezogen werden, die zwar baulich noch in gutem Zustand, energetisch aber in einem ähnlich schlechten wie die alten Kastenfenster sind. Das Energieeinsparpotential gegenüber dem Ist-Zustand ist beträchtlich, da neben Transmissionswärmeverlusten auch Lüftungswärmeverluste verringert werden. Es besteht die Möglichkeit alte Kastenfenster aufarbeiten zu lassen22 und Butzenglasscheiben in neue Fenster zu integrieren. Die dadurch ggf. auftretenden Mehrkosten sind hier nicht berücksichtigt. Für die Aufarbeitung sollte ein spezialisierter Fensterbaubetrieb eingeschaltet werden, der alle notwendigen Arbeiten gewerkeübergreifend planen und ausführen kann. Die durch die Aufarbeitung erzielbaren Energieeinsparungen sind geringer, wenn das innere Fenster nur durch ein neues Einfachfenster statt durch ein 2-Scheiben-Wärmeschutzfenster ersetzt wird. Nachteilig bei einer Aufarbeitung der Kastenfenster ist, dass im Fall des Aufbringens eines Wärmedämmverbundsystems keine ausreichende Rahmenbreite zur Überdämmung im Laibungsbereich zur Vermeidung von Wärmebrücken vorhanden ist.

Vorteilhaft ist der verringerte Einbauaufwand und die Möglichkeit der Beibehaltung der vorhandenen innenseitigen Fensterbretter.

→ Sanierung empfohlen

Außentüren und Zuluftöffnung Heizungskeller

Es wird empfohlen die Außentüren so weit wie möglich und die Zuluftöffnung des Heizungskellers energetisch zu sanieren.

→ Sanierung empfohlen

Gaubenaustritt

Aufgrund der geringen Fläche des Gaubenaustritts und des guten Zustands der Dachabdichtung in diesem Bereich wird keine Sanierungsmaßnahme empfohlen. Bei einer Überarbeitung des Austritts aus baulichen Gründen, sollte der Deckenaufbau wärmeschutztechnisch auf den dann gültigen Standard angehoben werden.

→ Sanierung eingeschränkt empfohlen

Decke über dem 2. Obergeschoss (ausgebautes Dachgeschoss):

Die oberseitige Dämmung der Decke zum Spitzboden sollte ausgetauscht und vollflächig neu verlegt werden (mind. 10 cm Wärmedämmung, WLG 040 bzw. 8 cm WLG 035). Bei dem der Berechnung zugrunde gelegten akzeptablen Verlegezustand der Dämmung sind die Einsparungen relativ gering. Der visuelle Eindruck des Spitzbodens legt jedoch nahe, dass das tatsächliche Einsparpotential größer ist als das rechnerisch abbildbare. Zudem sind die Investitionskosten dieser Maßnahme relativ gering und gehen mit einem Behaglichkeitsgewinn im 2. Obergeschoss einher.

→ Sanierung empfohlen

Dach

Für die Dachschrägen werden zunächst keine Sanierungsmaßnahmen empfohlen, da der bauliche Zustand des Dachs noch ausreichend ist und die wärmeschutztechnischen Eigenschaften der

22 Ausführliche Informationen zur Aufarbeitung von Kastenfenstern finden sich in der Publikation „Runderneuerung von Kasten-fenstern aus Holz“ des Verbands der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. (VFF), der unter www.window.de bezogen werden kann.

schrägen für einen Altbau relativ gut sind. Im Zuge einer späteren Dachsanierung aus baulichen Gründen sollten die Dachschrägen jedoch energetisch saniert werden.

→ Sanierung eingeschränkt empfohlen

In der folgenden Tabelle sind alle empfehlenswerten Sanierungsmaßnahmen für die Gebäudehülle einschließlich des damit einhergehenden Einsparpotential und einer Schätzung zusammengestellt.

Tabelle 24: Sanierungsmaßnahmen Gebäudehülle

Schätzung der Investitionskosten (zzgl. MWSt)

≤ 0,24 ≥ 20% ≥ 20% WDVS inkl. Nebenarbeiten und Gerüst, inkl Perimeterdämmung und Nebenarbeiten

Einzelpreis: 120 €/m²

Fläche (beheizte Räume): 630 m²

Gesamtpreis: 75.600 €

Mehrkosten WDVS netto: 84.600 €

≤ 1,3 ≥ 22% ≥ 22% Einbau neuer Fenster

Einzelpreis: 330 €/m²

Fläche: 125

Gesamtpreis: 41.250 €

Demontage und Entsorgung alter Fenster

Einzelpreis: 20 €/m²

Sowieso anfallende Kosten für Fenster-sanierung (Anstrich, Ausbesserung)

Mehrkosten Fenster netto: 38.050 €

≤ 1,3 ≥ 1% ≥ 1% Türenaustausch

4.2.6.2 Sanierung der technischen Anlagen Heizungsanlage

Da der vorhandene Niedertemperaturkessel bereits knapp 20 Jahre alt ist und sein energetischer Standard den heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht, wird empfohlen, die Heizungsanlage durch eine moderne energieeffiziente Anlage zu ersetzen. Da diese Maßnahme aufgrund des Baualters der Anlage sowieso erforderlich ist, sind die notwendigen Investitionskosten als Sowieso-Kosten zu ver-stehen.

Klassischer Weise kommt hierfür aufgrund der vorhandenen Gasversorgungseinrichtungen ein Brennwertkessel mit Hocheffizienzpumpe in Frage. Ein Brennwertkessel erzielt aufgrund der Nutzung der im Abgas enthaltenen Wärme einen etwa 6-8% höheren Nutzungsgrad als ein Niedertemperaturkessel mit der Folge entsprechender Einsparungen von Treibhausgasen. Infolge des Einbaus moderner Anlagenkomponenten (Hocheffizienzpumpe, moderner Brenner, effizientes Gebläse) kommt es zu einer geringeren Stromaufnahme der Anlage. Im Rahmen der Sanierung sollten möglichst die Auslegungstemperaturen von Heizungsvor- und -rücklauf verringert werden. Gegebenenfalls ist die Abgasanlage zu ertüchtigen. Im Zuge der Anlagensanierung ist auch die Ursache für das Eindringen von Feuchtigkeit in den Schornstein zu beseitigen.

Bedenkenswert ist auch eine Wärmeversorgung der Musikschule mit Fernwärme aus ökologisch günstigen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Fernwärme liegt an der Musikschule bisher nicht an, Vattenfall baut jedoch 2012 sein Fernwärmenetz in unmittelbarer Nachbarschaft aus. Nach ersten groben Schätzungen seitens Vattenfall ohne Kenntnis der konkreten Gegebenheiten vor Ort wäre für eine Ausdehnung des Rohrnetzes bis zur Musikschule mit einem vom Auftraggeber zu tragenden Kostenanteil von ca. 10.000 Euro zu rechnen. Bei der Entscheidungsfindung ist zum einen zu beachten, dass Fernwärme ökologisch sehr günstig, der Wärmepreis jedoch vergleichsweise hoch ist, zum anderen dass für eine Fernwärmeanlage im Allgemeinen niedrigere Wartungskosten entstehen als für eine Kessel-heizanlage.

Nach dem Einbau einer neuen Heizungsanlage ist ein hydraulischer Abgleich vorzunehmen.

→ Sanierung empfohlen

Tabelle 25: Sanierungsmaßnahmen Heizungsanlage

Sanierungsmaßnahme Einsparpotential

Primärenergie-bedarf Endenergie-bedarf

Schätzung der Investitionskosten (Sowieso – Kosten zzgl. MWSt)

Brennwertkessel ~ 17% ~ 12% 10.000 € (Brennwertkessel 28-90 kW) Wärmeversorgung mit Fernwärme ~ 45% ~ 25% 10.000 € (Grobschätzung)

Beleuchtung

Es wird empfohlen die Modernisierung der Beleuchtung fortzusetzen und alte Leuchten weiter gegen moderne lichtlenkende Leuchten auszutauschen. Alte Leuchtstoffröhren sind in diesem Zuge gegen moderne Leuchtstoffröhren mit elektronischem Vorschaltgerät ausgetauscht werden.

→ Sanierung empfohlen

4.2.7 Zusammenfassung der Gebäudebewertung und Ableitung von Handlungsempfehlungen