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Die Sichtung der Literatur, die Erfassung der Fütterungspraxis in der Schweiz, wirtschaftliche Berechnungen zu Futterkosten und die Abschätzung von Reduktionspotenzialen haben Ansatzpunkte für Praxisempfehlungen geliefert und Forschungslücken aufgezeigt.

4.1. Handlungsempfehlungen für Ressourcenprogramme und Praxis

1. Anteil NPr von 100%: Der Anteil der NPr-Futter sollte auf 100% gesteigert werden. NPr sollte zum neuen Standard werden.

Beurteilung: Rasch umsetzbar ohne Anpassung der Fütterungstechnik auf den Betrieben. Die Futterkosten sind abhängig von den Marktverhältnissen, es sind auch kostenneutrale oder gar kostenreduzierende Situationen möglich.

2. Phasenfütterung in der Mast: Im Mastschweinefutter besteht N-Reduktionspotenzial in der Endmast. Die weit verbreiteten Durchmastfutter sind auf den Bedarf der Vormast optimiert.

Wo Betriebsstrukturen es erlauben, sollte die Phasenfütterung konsequent umgesetzt werden.

Die Ausmastfutter sollen sich von Durchmastfutter deutlicher unterscheiden. Ein Zielwert von 145 g RP für Endmastfutter erscheint kurzfristig als realistische Zielgrösse.

Beurteilung: technisch in mehr Betrieben möglich als effektiv praktiziert; Fütterungstechnik muss verändert werden, bedingt höhere Anzahl Futtersilos und allenfalls technische Aufrüstung der Fütterungsanlage; aufwendigere Logistik für Futtermühlen; Forschungsbedarf bei Auslotung des minimalen Proteinbedarfes.

3. Phasenfütterung bei Zuchtsauen (Abkehr von Kombifutter): Phasenfütterung sollte, wo immer es die Betriebsstrukturen erlauben, konsequent umgesetzt werden.

Beurteilung: Herdengrösse oft limitierender Faktor für Zuatzinvestitionen in Fütterungsanlagen. Das Festhalten an alten Gewohnheiten in der Fütterung von trächtigen und säugenden Sauen sind auch Hinderungsgründe von Veränderungen in der Produktionstechnik.

4. Absenken des Rohproteingehaltes der Galtsauenrationen: Galtsauenfutter sind bezüglich Protein überformuliert. Bei einem Zielwert von 10.5g RP/MJ VES lassen sich alle essentiellen Aminosäuren decken. Bei konstantem Einsatz von Qualitätswiesenfutter könnte dieser Wert weiter gesenkt werden.

Beurteilung: Umsetzung ist nur erfolgreich, wenn Futterindustrie zusammen mit der Praxis die Strategie mittragen. Mischfutter und betriebseigene Futterkomponenten sind aufeinander konsequenter abzustimmen.

5. Steigerung der betrieblichen N-Effizienz: Die zwischen den Betrieben beobachtete Variabilität in der N-Effizienz selbst bei gleichem Proteingehalt lässt darauf schliessen, dass neben der Fütterung weitere Variationsursachen die Effizienz massgeblich beeinflussen.

Massnahmen müssten getroffen werden, um das Betriebsmanagement, Produktionstechnik und die Herdengesundheit laufend zu verbessern. Die betriebliche N-Effizienz eignet sich als Indikator, an dem die Wirkung von Massnahmen der guten landwirtschaftlichen Praxis gemessen werden kann.

Beurteilung: Ein grosses Verbesserungspotenzial ist vorhanden, das über die Beratung umzusetzen ist. Die N-Efizienz lässt sich aus der IMPEX ableiten. Betriebe ohne IMPEX müssen sich auf eigene Aufzeichnungen stützen.

6. Anpassung der Futtermittelkontrolle: Aus der amtlichen Futtermittelkontrolle ist ersichtlich, dass bei NPr-Futter in Bezug auf den Proteingehalt keine Überformulierungen festzustellen sind. Für Standardfutter sollte der obere Toleranzbereich eingeengt werden (falls sie in 2 Jahren noch im Markt sind).

Beurteilung: Durch Eingrenzung des Toleranzbereiches werden Standardfutter vorsichtiger formuliert, Ausreisser werden seltener.

7. Anpassung Agrammon zu dynamischem Modell: Die Berechnung der NH3-Emissionen basiert auf fixen Emissionsraten und TAN-Gehalten der Gülle. Die Einflüsse von Fütterungstechniken oder speziellen Futterkomponenten und Zusätzen werden noch nicht berücksichtigt. Die Proportionalität der Effekte auf die TAN-Menge und die Emissionsraten kann durch die Fütterung beeinflusst werden und müsste als Inputgrösse veränderbar sein.

Beurteilung: Datenbasis muss mit gezielten Messungen abgestützt werden;

Programmieraufwand.

8. Reduktion der Tierzahl: wenn alle Optimierungsmassnahmen bei der Fütterung, Produktions- und Betriebstechnik (Stall, Lagerung, Ausbringung, Düngung) ausgeschöpft sind, bleibt nur noch die regionale Verschiebung oder Reduktion der Tierzahl als Emissionsminderungsmassnahme.

Beurteilung: Reduktion der Tierzahl ist eine sehr effektive Massnahme, erzwingt aber Betriebsaufgaben und führt zu Einkommenseinbussen; politische Umsetzung problematisch.

4.2. Forschungsbedarf

Vielen publizierten Forschungsarbeiten fehlt der systemische Ansatz. Die Emissionen werden oft nur in Teilaspekten während einer beschränkten Zeitdauer, unter nicht üblichen Haltungsbedingungen (Einzelhaltung, Stoffwechselkasten) und anhand von Messungen im Labormassstab untersucht. Sind gute Emissionsmessdaten vorhanden, fehlen die Angaben zur Fütterung, Tierleistung oder Güllencharakteristik. Grundsätzlich sind die Emissionsdaten über alle Emissionsstufen unter variablen Fütterungs- und Haltungsbedingungen zu ergänzen. Daneben sind Datenlücken in Aspekten der Schweineproduktion zu schliessen. Die aufgezählten Vorschläge überlappen und ergänzen sich.

1. Überprüfung der Fütterungsnormen in der Mast: Die Veränderung der Tiergenetik bedingt eine laufende Überprüfung der Bedarfsableitung. Die Abschätzung des N-Ansatzes und der N-Ausscheidungen ist auf aktuelle Ganzkörperanalysen angewiesen. Diese müssen in Fütterungsversuchen auf den aktuellen Stand gebracht werden.

2. Minimierung und Verteilung des Rohproteineinsatzes über die Mastphase bei Deckung des Aminosäurenbedarfes: Der minimale Einsatz von Rohprotein und dessen Verteilung während der Mast, ohne dass Leistung und Schlachtkörperzusammensetzung negativ beeinflusst werden, soll mittels Fütterungsversuchen definiert werden und die Veränderung der Güllenzusammensetzung ist zu erfassen.

3. Schlüsselfaktoren, welche zu hoher Variabilität zwischen Betrieben führen, eruieren:

Die zwischen den Betrieben beobachtete Variabilität in der N-Effizienz selbst bei gleichem Proteingehalt lässt darauf schliessen, dass neben der Fütterung weitere Variationsursachen

die Effizienz massgeblich beeinflussen. Die Schlüsselfaktoren sollten mittels erweiterten Feldanalysen anhand ausgewählter Betriebsgruppen definiert werden.

4. Optimierte Produktionstechnik: Phasenfütterung, geschlechtsgetrennte Mast und Fütterungstechniken auf ihre Auswirkungen auf Leistung, Schlachtkörperzusammensetzung, Ausscheidungen und Emissionen untersuchen.

5. Fütterung der Galtsauen: mit gezielten Praxiserhebungen die effektiv gefütterten Rationen und Ausscheidungen erfassen, um Verbesserungsvorschläge gut abstützen zu können.

Emissionsmessungen bei Sauen unter schweizerischen Produktionsbedingungen fehlen noch.

6. NSP-haltige Komponenten: Futterkomponenten, die fermentierbare NSP liefern, hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auf Güllenzusammensetzung und Emissionen inklusive Methan prüfen. Langzeitwirkungen über alle Emissionsstufen sind mit einzubeziehen.

7. Systembezogene Ammoniakemissionen: unter variablen Fütterungs- und Haltungsbedingungen, additive Wirkungen und Langzeitwirkungen von Futterzusätzen erfassen.

8. Energiebewertung von Schweinefutter überprüfen und falls nötig optimieren: Die Diskrepanz zwischen analysierten und mittels Regression berechneten Energiebewertung des Schweinefutters und den deklarierten Werten lässt einige Fragen offen. Das System sollte daher überprüft werden.

9. Modellierungstools: Die Einflüsse von Leistungs- und Schlachtkörperdaten sowie des Produktionssystems auf Bedarf und Ausscheidungen sollten über Modelle flexibel simuliert werden können. Die Basisdaten zur Anpassung bzw Weiterentwicklung von Agrammon sind zu erarbeiten.