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Gruppe #1: Angststörungen (Infoblatt)

Im Dokument Psychische Gesundheit und Schule (Seite 96-100)

Was ist Angst?

Angst ist ein Zustand, in dem man übermäßig stark aufgeregt ist. Oft wird das mit Furcht oder mit der

Stressreaktion verwechselt (dies wird nochmal in Modul 6 besprochen). Hier versuchen wir aber die Begriffe zu trennen, um besser zu verstehen, wie man Angststörungen einordnen kann:

Die Stressreaktion taucht als „normale“ Antwort auf alltägliche Herausforderungen des Lebens auf. Sie zeigt uns, dass eine wichtige Aufgabe bevorsteht, für die wir unsere Energie und Aufmerksamkeit bündeln müssen.

Furcht ist ein starkes und auch unangenehmes Gefühl, das man in schwierigen oder gefährlichen Situationen hat. Furcht hilft dabei, unsere Energie zu bündeln, um zum Beispiel bei Gefahr schnell reagieren zu können.

Der Unterschied zwischen Furcht und der Stressreaktion ist die Stärke der Gefühle. Furcht ist das stärkere Gefühl.

Angst bezeichnet eher länger anhaltende Geühle wie Unruhe, Unbehagen und Anspannung, die häufig auch ohne eine gefährliche Situation auftauchen. Angst zeigt sich auch in körperlichen Reaktionen wie Zittern oder Kopfschmerzen.

Was sind Angststörungen?

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Im Laufe des Lebens erleben ungefähr 20% der Menschen eine Angststörung.

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die zur Gruppe der Angststörungen gehören. Alle sind durch anhaltende Gefühle intensiver Angst gekennzeichnet. Die betroffene Person fühlt sich extrem unwohl und angespannt. Sie kann auch Panikattacken erleben. Diese Gefühle sind auch dann da, wenn es gar keine reale Bedrohung gibt.

Bei einer Angststörung ist die Stärke der Angst- oder Panikgefühle so extrem, dass sie das alltägliche Leben der betroffenen Person erheblich beeinträchtigen. Die Person ist dadurch nicht mehr in der Lage, Dinge zu tun, die sie gerne tun möchte.

Angststörungen beeinflussen, wie eine Person denkt, fühlt und sich verhält. Wenn sie nicht behandelt werden, können Angststörungen viel Leid und Schwierigkeiten im Alltag verursachen. Sie beginnen oft in der Pubertät oder im frühen Erwachsenenalter.

Jeder von uns hat Ängste, die auch manchmal etwas unrealistisch sind - also mit keiner wirklichen Gefahr zusammenhängen. Wird diese Angst aber sehr intensiv, geht nicht mehr weg und verursacht Leid, ist es wichtig, näher hinzuschauen.

MODUL 3

Anhang #1 für Aktivität 2: Infoblatt Gruppe 1

Angststörungen: Was sind die häufigsten Arten von Angststörungen?

Generalisierte Angststörung

Menschen mit einer generalisierten Angststörung haben starke anhaltende Sorgen um sich selbst oder ihre Angehörigen, ihre Finanzen, ihre Gesundheit, ihre Arbeit oder Beziehungen. Sie befürchten immerzu, dass etwas Schlechtes passieren kann. Dazu leiden sie oft unter körperlichen Anzeichen wie Kopfschmerzen, Durchfall, Magenschmerzen und Herzklopfen.

Agoraphobie

Agoraphobie ist die Angst davor, an Orten oder in Situationen zu sein, von denen es schwierig oder

unangenehm ist, wegzukommen. Agoraphobie kann aber auch die Angst sein, bei einer Panikattacke keine Hilfe zu bekommen.

Menschen mit einer Agoraphobie können in verschiedenen Situationen Angst haben: z.B. in Supermärkten, Kaufhäusern, an überfüllten Orten aller Art, in engen Räumen, öffentlichen Verkehrsmitteln, Aufzügen, usw.

Manchmal ist die Angst weniger stark, wenn eine andere Person dabei ist, z.B. eine Freundin oder ein Freund, ein Elternteil usw.

Üblicherweise tritt Agoraphobie im Alter von 15 bis 20 Jahren auf und ist manchmal mit einer Panikstörung oder einer sozialen Angststörung verbunden.

Panikstörung (mit oder ohne Agoraphobie)

Bei einer Panikstörung bekommen Menschen Panikattacken in Situationen, in denen die meisten Menschen keine Angst haben, wie zum Beispiel zu Hause, bei einem Spaziergang im Park oder im Kino. Die

Panikattacken kommen „aus heiterem Himmel“, schaukeln sich schnell auf (innerhalb weniger Minuten) und verschwinden nur langsam wieder. Meistens dauern sie etwa 10-15 Minuten.

Die Panikattacken werden von unangenehmen körperlichen Reaktionen der Furcht begleitet (z.B. Herzklopfen, Schwindel, Schwitzen). Hinzu kommt die Befürchtung, dass die Panikattacke zu einem totalen Kontrollverlust, zu einer Ohnmacht oder sogar zum Tod führen könnte.

Einige Betroffene haben Angst, an Orte zu gehen, an denen Panikattacken auftreten können oder wo sie befürchten, dass keine Hilfe zur Verfügung steht. Außerdem befürchten Menschen mit einer Panikstörung immerzu, weitere Panikattacken zu bekommen. Sie haben dann sozusagen „Angst vor der Angst“.

Spezifische Phobien

Spezifische Phobien beziehen sich auf bestimmte Objekte oder Situationen, vor denen die betroffene Person extreme Angst hat. Beispiele sind Höhenangst, Angst vor Wasser, Hunden, Schlangen oder Spinnen.

Ist die Person nicht mit dem entsprechenden Objekt oder der Situation konfrontiert, ist die Furcht nicht vorhanden. Aber schon ein Gedanke daran oder ein Bild lösen unterschiedlich viel Angst aus, bis hin zu Panikattacken.

Menschen mit einer Phobie tun oft alles Mögliche, um Situationen zu vermeiden, in denen die Angst auftritt (z.B. bei Höhenangst keine Hochhäuser betreten).

MODUL 1

Aktivität 4

MODUL 3

Anhang #1 für Aktivität 2: Infoblatt Gruppe 1

Soziale Angststörung (Soziale Phobie)

Menschen mit einer sozialen Angststörung, auch soziale Phobie genannt, haben Angst davor, dass andere sie negativ beurteilen. Sie fühlen sich in den meisten sozialen Situationen verunsichert oder beschämt. Sie haben Angst davor, dass sie abgewertet werden könnten, wenn sie Fehler machen und andere das mitbekommen (z.B. schlechte Leistung zeigen).

In sozialen Situationen leiden betroffene Personen oft unter Erröten, Zittern, Schwitzen oder Übelkeit. Sie können auch panikähnliche Symptome haben. Sie vermeiden viele Situationen, in denen sie sich von anderen beobachtet fühlen (z.B. im Restaurant essen gehen, eine Rede halten, sich im Unterricht melden, etwas an die Tafel schreiben).

Woher kommen Angststörungen?

Die Ursachen für Angststörungen können sehr unterschiedlich sein. Man kann nicht immer eindeutig sagen, wie sie sich genau entwickelt haben.

Bei einer Angststörung findet eine unangemessene Deutung von Reizen statt. Oft wird ein äußerer Reiz als gefährlich bewertet, der keine reale Gefahr darstellt. Darauf reagiert der Körper mit einer übermäßigen Stressreaktion. Es können aber auch innere Reize (wie z.B. Herzklopfen) sein, die die Angst auslösen, obwohl gar keine Gefahr vorhanden ist.

Lernerfahrung

Manche Personen, die eine beängstigende Erfahrung mit einer Situation, Person oder einem Objekt erlebt haben (z.B. die von einem Hund angegriffen wurden) können eine Angstreaktion entwickeln. Die Angstreaktion tritt dann auf, wenn sie wieder mit derselben oder einer ähnlichen Situation/Person/Objekt konfrontiert sind oder wenn sie daran denken. Die Angstreaktion kann zu einer Angststörung führen. Das muss aber nicht immer so sein.

Veranlagung

In manchen Familien ist es wahrscheinlicher, eine Angststörung zu entwickeln, als in anderen. Das kann einerseits mit der Vererbung von Genen zu tun haben, aber auch mit der Vorbildfunktion der Eltern (wenn ein Kind z.B. sieht, dass die Mutter Angst vor Hunden hat, denkt es, sie sind gefährlich und bekommt auch Angst davor).

Vermeidung

Häufig vermeiden Menschen mit einer Angststörung die Dinge oder Situationen, die bei ihnen Angst auslösen.

Leider verschlimmert Vermeidung die Angst auf lange Sicht.

Wie können Angststörungen behandelt werden?

Wenn Angststörungen nicht behandelt werden, können sie eine Person stark beeinträchtigen und Leiden verursachen. Manchmal treten bei Angststörungen auch Depressionen oder Substanzmissbrauch auf. Eine Behandlung kann helfen, diese Probleme vorzubeugen. Eine Behandlung wird durch geschulte Fachkräfte durchgeführt, z.B. Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten oder Psychiaterinnen und Psychiater. In der Behandlung wird häufig durch Aufklärung und/oder Psychotherapie der Person

geholfen, ihre Angst zu verstehen und zu lernen, sie zu bewältigen. Manchmal werden bei der Behandlung Medikamente verwendet, um die Stärke der Angst zu reduzieren. Die Einnahme von Medikamenten soll immer mit den Fachkräften abgesprochen werden. Diese können am besten einschätzen, welche Behandlung im Einzelfall geeignet ist.

MODUL 3

Anhang #1 für Aktivität 2: Infoblatt Gruppe 1

Im Dokument Psychische Gesundheit und Schule (Seite 96-100)