• Keine Ergebnisse gefunden

Grobe Abschätzung der Dosis des Ungeborenen (Stufe I)

Im Dokument DGMP- und DRG-Bericht (Seite 18-21)

4 RÖNTGENDIAGNOSTIK

4.1 Grobe Abschätzung der Dosis des Ungeborenen (Stufe I)

Entsprechend dem Zwei-Stufenkonzept zur Ermittlung der Exposition des Ungeborenen HU wird in Stufe I eine grobe Abschätzung mit Hilfe von Tabellen vorgenommen. Ziel der Abschätzung ist die Gewinnung konservativer, aber noch realistischer Höchstwerte. Auf diese Weise kann die Anzahl der durchzuführenden aufwendigen Berechnungen auf ein Minimum beschränkt werden. Die Abschätzung geht vereinfachend von einer festen Strahlqualität aus, die mit 70 – 80 kV Röhrenspannung bei einer Filterung von etwa 2,5 mm Al angenommen wird. Zudem wird ein Dosisbedarf am Bildempfänger von 5 µGy pro Aufnahme, von 2 µGy bei digitalen Durchleuchtungs-Aufnahmen sowie von 10 µGy bei DSA-Durchleuchtungs-Aufnahmen angenommen. Für die Durchleuchtung wurde vom maximalen Wert der Dosisleistung von 0,6 µGy/s am Bildempfängereingang (bei 25 cm Bezugsformat des Bildempfängers) ausgegangen. Als Schwächungswerte von Raster und Stützwand werden konservativ Höchstwerte angenommen, die zusammen zu einem Geräteschwächungsfaktor von 4 führen.

Im Bereich der Röntgendiagnostik wird die Dosis des Ungeborenen durch die Uterusdosis abgeschätzt. Unter den oben aufgeführten Annahmen wird die Dosis am Uterus im Wesentlichen nur noch von der durchstrahlten Patientendicke bestimmt. Lageanomalien des Uterus wurden nicht berücksichtigt und zur Vereinfachung angenommen, dass der Uterus bei einer a. p.-Aufnahme bei 3/10 des Patientendurchmessers liegt, bzw. seitlich etwa in Patientenmitte. Die unter diesen Bedingungen geltenden Dosiswerte für drei feste durchstrahlte Körperdicken sind in Tabelle 3, die Dosisleistungswerte in Tabelle 4 zusammengestellt.

Wenn weitere Informationen, über die Expositionsbedingungen vorliegen, können diese verwendet werden. Ist z. B. der Dosis- bzw. Dosisleistungsbedarf am Bildempfänger bekanntermaßen kleiner als die angenommenen Werte (Messwerte bei Abnahmeprüfung), können die Tabellenwerte um den Faktor vermindert werden, der sich aus dem Verhältnis zwischen der für die Errechnung der Tabelle angenommenen Dosis bzw. Dosisleistung und der tatsächlichen Dosis bzw. Dosisleistung am Bildempfänger ergibt. Analog kann mit dem Geräteschwächungsfaktor verfahren werden.

Die Uterusdosis bei Durchleuchtungsuntersuchungen ist stark von der Gerätetechnik und der Untersuchungstechnik abhängig. In der Praxis muss daher von einer großen Bandbreite ausgegangen werden. Die Tabelle 4 geht vom ungünstigsten Fall aus. Bei der Dosisermittlung sind daher nur die Durchleuchtungszeiten einzurechnen, bei denen der Uterus im direkten Strahlengang gelegen hat.

Tabelle 3: Höchstwerte der Organ-Äquivalentdosis (konservative Abschätzung) für den Uterus bei Röntgenaufnahmen

Aufnahmeart Organ-Äquivalentdosis für den Uterus pro Aufnahme/mSv

a.p. p.a. lat.

Tabelle 4: Höchstwerte der Organ-Äquivalentdosisleistung für den Uterus bei Röntgendurchleuchtung

Projektion

Organ-Äquivalentdosisleistung für den Uterus /"#$"%&

a.p. p.a. lat.

Beispiel für eine Abschätzung der Uterusdosis anhand der Tabellen 3 und 4:

Eine Patientin mit einem sagittalen Durchmesser von 20 cm wurde in der 3.

Schwangerschaftswoche durch folgende Untersuchungen exponiert:

- Thorax in 2 Ebenen

- Beckenaufnahme

- Abdomenaufnahme

- Intraoperative Durchleuchtung 2 Minuten; davon im Bereich des Beckens 30 Sekunden Durchführung und Ergebnis der Abschätzung

Nach Tabelle 3: Da nur bei der Becken- und Abdomenaufnahme der Uterus exponiert wurde, werden auch nur diese Expositionen einbezogen: 2 · 3,0 mSv = 6,0 mSv.

Nach Tabelle 4: Es zählt nur die Exposition im Bereich des Beckens 0,5 Minuten · 24,0 mSv/min = 12,0 mSv

Ergebnis der Abschätzung: 6,0 mSv + 12,0 mSv = 18,0 mSv

Der Wert liegt unterhalb des Schwellenwerts von 20 mSv. Eine weitergehende Berechnung ist daher nicht notwendig.

Computertomographie

Besteht bei computertomographischen Untersuchungen Grund zur Annahme, dass der Uterus im Nutzstrahlenfeld lag, so kann zunächst eine grobe, konservative Abschätzung auf Basis des dokumentierten CTDIVol anhand der Faktoren aus Tabelle 5 erfolgen. Der Faktor aus Tabelle 5 ist dabei entsprechend der anzunehmenden Lage des Fetus zu wählen und berücksichtigt bereits, dass bei langstreckigen Untersuchungen und Kombinationsprotokollen (z. B. Thorax und Abdomen und Becken) im Patientenprotokoll üblicherweise der mittlere CTDIVol angezeigt wird. Bei mehreren Serien (z. B. nach Kontrastmittelgabe arteriell und portalvenös) sind die Werte für die einzelnen Serien entsprechend aufzusummieren.

Tabelle 5: Grobe konservative Abschätzung der Uterusdosis anhand des bei der Untersuchung dokumentierten Wertes für den CTDIvol.

Lage des Uterus

Konversionsfaktor zur Umrechnung des CTDIvol in eine Uterusdosis

𝑓/𝑚𝑆𝑣 𝑚𝐺𝑦

Teilweise oder ganz im Scanbereich 1,5 [1]

Angrenzend, aber sicher außerhalb des

Scanbereichs 0,2 *

Sicher weit außerhalb des Scanbereichs (z.B. Schädel, Hals, untere distale und

obere Extremitäten) < 0,001

* Abschätzung anhand der Konversionsfaktoren aus CT-Expo [2] (z.B. Thorax+Oberbauch, LWS-Fraktur)

𝐻. = 𝑓 ∙ 𝐶𝑇𝐷𝐼567 Gl. (1)

Beispiel für eine grobe Abschätzung der Uterusdosis anhand Tabelle 5:

Der im Dosisbericht in Abbildung 3 angezeigte CTDIVol für eine Untersuchung des Abdomens beträgt 10,43 mGy. Daraus lässt sich die Uterusdosis grob abschätzen zu:

𝐻. = 1,5 mSv/mGy * 10,43 mGy = 15,6 mSv.

Gesamt mAs 4411 Gesamt DLP 638 mGycm

Scan kV mAs / ref. CTDIvol* DLP TI cSL

Abbildung 3: Beispiel für einen typischen Dosisbericht (Patientenprotokoll) einer CT-Untersuchung von Thorax und Abdomen (Thx Abd pv) mit Kontrastmittel in der portalvenösen Phase.

Die Cone-Beam-Computertomographie (CBCT), manchmal auch als Digitale Volumentomographie (DVT) bezeichnet, hat sich in den letzten Jahren in vielen klinischen Bereichen verbreitet [3]. Das CBCT-Verfahren wird zum einen als technische Ergänzung bei fluoroskopischen Anwendungen mittels z. B. C-Bögen oder Angiographieanlagen eingesetzt. Weiter befinden sich dedizierte Modalitäten mit dem CBCT-Verfahren im Bereich der Zahnmedizin, der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Orthopädie. Für CBCT-Untersuchungen ist die Datenlage hinsichtlich belastbarer Publikationen zu Konversionsfaktoren auch wegen der großen Bandbreite an verschiedenen CBCT-Geräten sehr dürftig. Aus diesem Grund wird in dieser Neufassung zunächst auf eine Abschätzung für diese Untersuchungsverfahren verzichtet. Sobald ausreichend Daten zur Verfügung stehen, wird dieser Teil des Berichts entsprechend aktualisiert.

Neben den klassischen diagnostischen Röntgen- oder Durchleuchtungsgeräten werden auch Röntgenarbeitsplätze zur Knochendichtebestimmung (DXA) verwendet.

Die dedizierten DXA-Knochendichtearbeitsplätze (Dual X-ray Absorptiometry) werden vorzugsweise für die Bestimmung der Knochendichte bei metabolischen Knochenerkrankungen wie z.B.

Osteoporose oder primären Überfunktion der Nebenschilddrüsen (primärer Hyperparathyreoidismus) eingesetzt. Die Strahlenexposition ist im Vergleich zu diagnostischen Röntgenuntersuchungen gering. Die effektive Dosis pro Untersuchung liegt zwischen 0,2 – 15 µSv [4]. Wegen der geringen Dosis ist keine Abschätzung oder Berechnung der Dosis des Ungeborenen 𝐻.notwendig.

4.2 Berechnung der Dosis des Ungeboren (Stufe II)

Im Dokument DGMP- und DRG-Bericht (Seite 18-21)