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Durch gute Gestaltung begeistern, statt zu überfordern – das wäre

Im Dokument FreeLounge: (Seite 52-57)

konsequent und demografi efest.

Report | 53

Unterstützung des Herstellers L. Michow um-gesetzt, so dass er für Kommunen und Planer frei verfügbar ist.

Erfolgsfaktoren für Bewegungsparks sind meiner Ansicht nach:

• Integrative Planung von Anfang an: mit An-wohnern, Seniorengruppen/-verbänden und Sportvereinen, um ein Bewegungsangebot frühzeitig zu verankern und den Bekannt-heitsgrad und die kritische Nutzermasse schnell zu erreichen.

• Zurückhaltende, aber hochwertige Gestal-tung. Bewegungsparks dürfen nicht nach Spielplatz oder defi zitorientiertem „Thera-pieangebot“ aussehen. Es verbietet sich die Verwendung von Begriffen, wie „Senioren-spielplatz“.

• Abgestimmte Angebote, die nicht überfor-dern, sondern fördern. Bewegungsangebote, die sehr hohe Leistungen oder Fähigkeiten voraussetzen, sprechen gerade ältere Nutzer nicht an oder können diese sogar gefährden.

Hier ist oftmals weniger mehr. Deshalb ist gerade die jetzt geschaffene DIN 79000 für die Produkte so wichtig.

• Motivierende Angebote, die auf vertrau-te Bewegungsmusvertrau-ter und ansprechende Analogien zurückgreifen. Das kann Nordic-Walking im Stehen sein oder Radfahren im Sitzen. Wenn dabei die Bank noch eine an-genehme altersgerechte Sitzhöhe hat, wird die „Radtour“ neben dem Gesprächspartner als positives Bewegungsangebot wahrge-nommen.

• Hohe Aufenthaltsqualität und barrierefrei-er Zugang. Es ist nicht nur wichtig, die Er-reichbarkeit sicherzustellen, sondern auch angenehme Sitzgruppen anzubieten, die Beobachtung, Kommunikation oder ein Schachspiel zulassen, ohne dass Nutzer der Bewegungsangebote im Zentrum der Beob-achtung stehen. Auch die ausreichende Be-schattung ist zu berücksichtigen.

Mathias Knigge, Grauwert

(Entwicklung Giro Vitale, L. Michow und Sohn GmbH)

Über Jahrzehnte wurde es vernachlässigt, Jung und Alt im öffentlichen Raum zusammenzubringen. Aus diesem Grund sind Mehrgenerationen-angebote defi nitiv besser. Kommunen schaffen Ideen und Projekte für Vereine, Kinder, Behinderte und Senioren, aber alles in einem in sich ge-schlossenen Thema. Warum sollte der Großvater am Spielplatz wartend auf einer Bank sitzen bis das Enkelchen zu Ende gespielt hat? Hier muss ein Platz geschaffen werden, an dem sich der Opa ebenfalls bewegen und unterhalten kann. Was gibt es Schöneres als einen Ort, an dem sich viele Gruppen zu einem Anlass treffen und spielend kommunizieren?! Mittler-weile hat jeder seriöse Anbieter Geräte, die verschiedenste Generationen ansprechen.

Meistens kommen die Erstkontakte aus Seniorenbeiräten an die Kommu-ne. Diese wendet sich dann mit dem Hinweis auf Seniorenparks (furcht-bares Wort) an uns. Nach kurzer Erörterung der Thematik wird dann das Konzept Mehrgenerationenplatz daraus. Es ist eine ausführliche Beratung notwendig. Ich hatte persönlich nur sehr wenige Entscheider, die sich in diesem Metier bestens auskannten. Zum Beispiel wissen die Wenigsten, welche Fördermittel mittlerweile zur Verfügung stehen. Wir wollen nach der Realisierung immer erfahren, wie und mit welcher Zufriedenheit das Angebot genutzt wird. Rückfragen bei den Entscheidern, Vereinen und auch Seniorenbeiräten geben uns ein Bild, was man besser oder anders machen könnte oder sollte. Solche Informationen sind auch für Neuent-wicklungen unumgänglich.

Als Erfolgsfaktoren haben sich eine vernünftige Planung und Zielsetzung sowie die Teilnahme von Vereinen und Jugendgruppen (Vermeidung von Vandalismus) am Projekt erwiesen. Natürlich müssen die Inhalte dann ex-akt umgesetzt werden. Die größte Gefahr besteht darin, die Logistik zu vernachlässigen. Was nutzt der schönste Platz, wenn er nicht (besonders von den Älteren) erreichbar ist. Ein Parkplatz, die Anbindung an öffentli-che Verkehrsmittel, eine Toilette in der Nähe, befestigte Wege, auch für Rollatoren und Rollstühle: Das sind Punkte, die immer gerne vergessen werden.

Arno Bodin, Saysu

Der dringend notwendige Ausbau der Freiräume erfordert vor allem einen Grundsatz: Ak-tionsraum für alle Jahrgänge zur Förderung des Miteinanders und des Verständnisses für einander zu schaffen. Der Begriff „Mehrgenerationen“ mag zwar modisch-nett klingen, ist aber nicht ausreichend. Vielmehr muss das Ziel sein, neben Bewegungs- und Sportange-boten auch den jeweiligen Spielaltersklassen „Kleinkinder“, „Vorschulalter“, „Schulalter“, und „Jugend“ bespielbare und Sport-ermöglichende Freiräume in zusammenhängenden Freiräumen zu bieten.

Im Wesentlichen unterscheiden wir zwischen zwei Lösungen: Die eine Strecke begleitende Aktivitätslösung in Form des Trimm-Dich-Pfades und die punktuelle Lösung als Aktivi-tätstreff an einer Stelle. Im Gegensatz zu der ursprünglichen Idee des Trimm-Dich-Pfades aus den 70er Jahren stoßen derartige Projekte heute auf größte Beliebtheit, eben weil das Gesundheitsbewusstsein wie das Durchschnittsalter deutlich gestiegen sind und darüber hinaus die ganze Familie miteinander aktiv sein kann. Auch die punktuelle Lösung dient sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen jeden Alters als Aktionsraum. Wir sprechen bei diesen Lösungen von „15+-Angeboten“, da in der Regel ab dem 15. Lebensjahr ein Gesund-heitsbewusstsein entsteht und damit die Bereitschaft, sich mit regelmäßigen sportlichen Aktivitäten gesund zu halten.

Seitens der Kommunen erreichen uns überwiegend Anfragen, die den kurzsichtigen Trend-überschriften „Seniorenspielplatz“, „Seniorenpark“ oder „Mehrgenerationenspielplatz“ ent-sprechen. Ebenso wie bei der Spielraumbewirtschaftung stehen überwiegend nicht fachli-che, sondern politische Entscheidungen im Vordergrund (Bürgerwille, Wählerstimmen etc.).

Die fachlichen Hintergründe sind schon an einigen Stellen bekannt, jedoch nur sehr selten ausschlaggebend für die Umsetzung. Als breitfl ächig aufgestellte Experten, die im Dialog stets die Möglichkeit zur Lösungsoptimierung im Auge haben, würden wir oftmals gerne mehr tun, als das simple Anbieten der Möblierung.

Aus unserer Sicht kommt es vor allem auf folgende Punkte an:

• den passenden Ort, bzw. die geeignete Strecke zu suchen

• Bürgerbeteiligung im richtigen Moment

• Einbeziehung von Sportvereinen und regionalen Interessenverbänden

• hochwertige Geräte

• langfristig verschleißfeste Bodenmaterialien

Erfolg bleibt aus, wenn unzureichend ausgearbeitete Spontanaktionen kurzfristig realisiert werden. Auch macht es keinen Sinn, möglichst viel für das Budget hinzustellen ohne Blick auf Kostensicherheit und Langfristigkeit. Es ist dringend anzuraten, Zugangsbeschränkun-gen „Nur für ...“, Sportvereine und Interessengruppen außen vor zu lassen. Eine Doku-mentation der Nutzung seitens der Kommunen oder der Betreiber fi ndet nicht statt. Da überwiegend weder Spielfl ächenkataster, geschweige denn, Spielleitplanungen vorliegen, werden auch Trimm-Dich-Pfade, Bewegungsparks und Fitness-Treffpunkte nicht weiter be-wertet. Die einzigen verwertbaren Erkenntnisse liegen den Baubetriebshöfen vor, die für die Pfl ege der Anlagen zuständig sind und, in seltenen Fällen, freiwillig beteiligten Aufsichts-personen wie Spielplatzpaten. Im Rahmen laufender Termine fahren unsere Planer, wenn sich die Gelegenheit bietet, an den Standorten unserer Planungen und Spielgeräte vorbei und bitten, soweit möglich, anwesende Kinder und Erwachsene um ihre Meinung.

Uwe Lersch, Kompan

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Öffentlich Sport und Fitness zu fördern, ist medizinisch und gesundheitspolitisch ein richtiger Weg. Man kann nicht pauschal sagen, ob spezielle Angebote für Senioren oder Mehrgenerationen-Angebote besser sind. Das kommt sehr auf den Standort und die damit verbundenen Nutzer an. Wir konstruieren Geräte so, dass sie Menschen aus verschiedensten Generationen ansprechen. Von Kommunen bekommen wir in der Re-gel Standardanfragen, hin und wieder geht es auch um Planungs-, Aufbau- und Be-ratungsleistungen. Der wichtigste Erfolgsfaktor ist die genaue Planung der späteren Nutzung sowie des entsprechenden, richtigen Standorts. Wenn man darauf achtet und die an der Zielgruppe orientierten richtigen Geräte am passenden Standort platziert, dann ist unter normalen Umständen die Nutzung gut. Anders formuliert: man sollte ohne vorherige, genaue Analyse kein solches Projekt starten. Unserer Erfahrung sind den Kommunen die Erfolgsfaktoren zwar bekannt, es fehlen nur häufi g die fi nanziellen Mittel bei der Umsetzung.

Albrecht Schröder, SOR

Wir sind gegen eine Ghettoisierung von Einzelgruppen und halten nur Mehrge-nerationenangebote für sinnvoll. Alle Elemente unseres Motorikparks mit 160 Stationen sind dafür uneingeschränkt gemacht. Viele Kommunen kommen auf uns zu und entscheiden sich gezielt dafür.

Erfolgsfaktoren sind vor allem eine opti-male Einpassung in die Landschaft, die Auswahl der richtigen Geräte und Geräte-gruppen sowie die Einfl ussnahme auf Be-treuung und Schulung von Übungsleitern.

Dann richten sich die Angebote an alle und können breit genutzt werden: an-gefangen von Kindergärten, über Schul- und Freizeitsport bis hin zum Training von Nationalmannschaften.

Eine gute Anlage hat nur Sinn, wenn auf alle Belange eingegangen wird. Hier muss von der Nutzung bis hin zur Materialaus-wahl alles hinterfragt werden. Externe Fachleute müssen rechtzeitig eingeschal-tete werden, zum Beispiel um die Sicher-heitsprüfung nach DIN spec 79600 vor-zunehmen.

Ulrich Paulig, Merry go round

„Es gibt was zu trinken, zu sehen und zu be-nutzen“, versprach die Einladung zur ersten öffentlichen Gestaltungsberatung in diesem Jahr. Werbung und Mundpropaganda lockten trotz eisiger Kälte Interessenten an. Das war nicht immer so, berichtet Jesko Fezer, der als Professor für Experimentelles Design an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg mit seinen Studenten dieses Angebot ins Leben ge-rufen hat. Als sie zum ersten Mal Ende 2011 zur Beratung in das Stadtteilzentrum der Gemein-wesenarbeit (GWA) St. Pauli einluden, interes-sierte das ungewöhnliche Angebot niemanden.

Der erste „Kunde“ war dann eine Woche später zwar eigentlich aus Versehen in die Beratungs-stunde gelangt, aber mit einem ersten kleinen gemeinsamen Projekt wieder gegangen. In der Folge kamen dann recht schnell bei jeder Sprechstunde einige Projekte hinzu, so dass die circa 15 Studenten mehr als nur ausgelastet waren. Zum Beispiel suchten Mieter aus dem Niebuhr-Hochhaus Hilfe, denen geeignete Räu-me fehlten, um über ihre Zukunft in dem Ge-bäude zu reden. Und zu besprechen gab es viel, denn die Asbestbelastung des Hauses beschäf-tigte die Mieter ebenso wie Wohnungsverkäufe und Mieterhöhungen. Die Studenten stellten sich der Aufgabe, praktisch ohne Geld und nur mit guten Ideen Lösungen zu fi nden. Sie merk-ten schnell, dass es weniger um Räume, als um die Organisation von Treffen ging und entwi-ckelten klappbare Möbel, die in einem Flur des Hochhauses aufgestellt werden konnten. Die Kommunikation zwischen den Mietern kam im doppelten Wortsinn in den Gang. Oft geht bei den Einsätzen um soziale oder städtebauliche Probleme, die eine Gestaltungsberatung gar nicht lösen kann. Die Intervention der

Studen-Besser leben

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