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2.4 Chemische Blutparameter

2.4.10 Gesamt - Bilirubin (mg/dl)

Orangeroter Gallenfarbstoff ist das Hauptprodukt des Porphyrinabbaus. Unter normalen Bedingungen stammen 85 % des Bilirubins aus dem Abbau der Erythrozyten und 15 % aus dem Abbau des Myoglobins, der Zytochrome und der Hämenzyme (aus einem Gramm Hämoglobin entstehen 35 mg Bilirubin). Bilirubin wird vorwiegend in der Leber, aber auch an anderen Körperstellen gebildet.

Zunächst wird Häm in Form von Hämatin freigesetzt. Die Oxydation zu Biliverdin erfolgt durch das Zytochrom-p450-System im endoplasmatischen Retikulum durch molekularen Sauerstoff. Unmittelbar danach wird Biliverdin durch eine Reduktase in Bilirubin reduziert. Das außerhalb der Leber produzierte Bilirubin (freies, wasserunlösliches Bilirubin) wird an Albumine gebunden (indirektes Bilirubin) und zur Leber transportiert. Hier wird es mit Glukuronsäuren konjungiert (direktes Bilirubin) und als wasserlösliches Bilirubin über die Galle ausgeschieden. Liegen Gallenabflussstörungen vor, so wird es sekundär resorbiert (Verschlußikterus). Im Darm werden die Gallenfarbstoffe durch die Darmbakterien umgesetzt. Aus Bilirubin entsteht Mesobilirubin, das zu Urobilinogen und Sterkobilinogen umgewandelt wird.

Durch Oxidation entstehen aus Urobilinogen und Sterkobilinogen Urobilin und Sterkobilin, die die Hauptausscheidungsprodukte der Gallenfarbstoffe sind und die charakteristische Stuhlfarbe bedingen. (WIESNER und RIBBECK 1991, KREUTZIG 1997).

Laut CAMPBELL (1996) kommt Bilirubin nicht messbar oder in sehr geringen Mengen im Plasma der Reptilien vor. Da der Bilirubinstoffwechsel bei den meisten Reptilien nicht näher erforscht ist, kann auch keine Aussage hinsichtlich Lebererkrankungen getroffen werden. KÖLLE (2005) nennt für Schildkröten eine Bilirubinkonzentration von < 0,60 mg/dl. Das primäre Endprodukt des Hämoglobinstoffwechsels bei Reptilien ist Biliverdin, dessen Normalwerte im Blutplasma von Echsen liegen > 1000 µmol/L. Biliverdin ist deutlich weniger gewebetoxisch als Bilirubin (CAMPBELL 2006).

2.4.11 Glukose (mg/dl)

Die Glukosekonzentration des Blutplasmas ist bei Reptilien von der Art, dem Ernährungszustand und den Haltungsbedingungen abhängig. Der Referenzbereich liegt nach Erfahrung des Autors CAMPBELL zwischen 60 - 100 mg/dl. Eine Hypoglykämie bei Reptilien kann die Folge von Hunger, Unterernährung, stark proteinreicher Kost, Hepatopathien, Septikämien und Endokrinopathien sein.

Klinische Anzeichen sind Tremor, Verlust des Korrekturreflexes, Erstarrung, dilatierte Pupillen (Mydriasis). Reptilien mit Hyperglykämie (> 200 mg/dl) und Glukosurie sind Diabetes mellitus - Kandidaten (CAMPBELL 2006).

STEIN (1996) gibt für Testudo kleinmanni, Testudo hermanni und Testudo radiata einen Mittelwert für Glukose von 60 mg/dl an. DONHAUSER (1997) ermittelt einen Mittelwert für Glukose von 67,87 mg/dl, ihre Extremwerte liegen bei 11,9 mg/dl und 289,5 mg/dl (Tab 9). ERLER (2003) schlägt für die Glukose einen Mittelwert von 3,8 mmol/L (68,5 mg/dl) vor, der Minimalwert liegt bei 0,9 mmol/L (16,2 mg/dl) und der Maximalwert bei 9,9 mmol/L (178,4 mg/dl) (Tab 9).

WILKINSON (2004) findet heraus, dass chronisch kranke Patienten nach dem Winterschlaf eine Glukosekonzentration zwischen 3 - 6 mmol/L (54 - 108 mg/dl) und akut kranke Tiere eine Konzentration von fast 13 mmol/L (234 mg/dl) besitzen.

Diesen Wert beschreibt FRYE (1999) für gesunde Tiere. Die Glukosekonzentration kann laut WILKINSON (2004) auch durch akute Stressoren ansteigen, was leider nie näher erforscht wurde. Auch wurden schon Fälle von Diabetes mellitus bei der Schildkröte beschrieben, klinische Anzeichen sind Anorexie und Polydypsie.

KÖLLE (2005) empfiehlt für Landschildkröten allgemein eine Glukosekonzentration zwischen < 62 - 76 mg/dl. WEINZIERL (2005) gibt deutlich niedrigere Werte für Glukose an, bei Testudo hermanni nennt sie einen Mittelwert von 43,43 mg/dl und bei Testudo marginata von 34,36 mg/dl (Tab 9).

ERLER (2003) weist für Glukose eine Speziesabhängigkeit sowie eine Saisonalität nach, DONHAUSER (1997) und WEINZIERL (2005) können diese Untersuchungen nicht bestätigen. Eine geschlechtsbedingte Abhängigkeit der Glukose weist keiner der drei Autoren nach.

Tabelle 9 Mittelwerte für die Glukosekonzentration (mg/dl) bei LSK

SPEZIES N GLUKOSE T. horsfieldii 13 77,80 V. jugularis DONHAUSER (1997)

2.4.12 Fruktosamin (µmol/L)

Die Fruktosamine, bei denen es sich um glykolysierte Serumproteine handelt, reflektieren bei Hund und Katze den Glukosegehalt der vorherigen 2 - 3 Wochen (REUSCH 1993). Die Bestimmung der Fruktosaminkonzentration im Blut zeigt an, ob eine passagere, erst kurzfristig entstandene oder eine schon länger bestehende Hyperglykämie vorliegt. Ein erhöhter Fruktosaminwert deutet auf eine länger bestehende Hyperglykämie hin (mindestens 1 - 3 Wochen). Referenzbereiche beim Hund liegen bis 370 µmol/L, bei der Katze bis 340 µmol/L (REUSCH 1993). Als Untersuchungsmaterial wird Blutserum verwendet (KRAFT und DÜRR 2005).

Fruktosamin ist ein Blutzuckerlangzeitwert. Der Fruktosaminwert repräsentiert alle verzuckerten Eiweiße im Blutserum (v.a. Albumin) und wird stets dann verwendet, wenn der HbA1c-Wert keine genauen Angaben liefert (REUSCH 1993).

Für Europäische Landschildkröten liegen bisher noch keine Literaturangaben für die Fruktosaminkonzentration vor.

2.4.13 Gesamtprotein (g/dl)

Die meisten Proteine werden in der Leber synthetisiert, so das Albumin, 75 % der alpha-, 50 % der beta-Globuline, Enzyme und Gerinnungsfaktoren (außer Faktor VIII und Faktor IV) (KRAFT et al. 1999, LEVEILLE-WEBSTER 2000). Erhöhungen des Gesamtproteins beruhen entweder auf einer Vermehrung der Globuline oder sind Ursache einer Pseudohyperproteinämie, wie sie bei der Dehydratation oder Exsikkose auftritt (THOMAS 2000). Eine Hyperglobulinämie kann bei Entzündungen durch Induktion der Akute-Phase-Proteine entstehen. Bei reduzierter Reinigung des Blutes durch die Kupferschen Sternzellen aufgrund einer schweren Hepatopathie kann ein Anstieg der Immunglobuline und damit des Gesamtprotein entstehen (THOMAS 2000). Häufigste Ursache der Hypoproteinämie beim Säuger ist eine Albuminverminderung bzw. eine Störung der Albuminsynthese (THOMAS 2000). Bei chronischer Leberinsuffizienz ist neben der Fibrinogensynthese oft auch die Albuminsynthese unzureichend, so dass ein verminderter Plasmaproteingehalt resultiert. Diese einfach bestimmbare Messgröße kann auch aus anderen Gründen wie z.B. Hämodilution, Mangelernährung, Proteinverluste erniedrigte Werte aufweisen (BICKHARDT 1992).

STEIN (1996) gibt für Testudo kleinmanni, Testudo hermanni und Testudo radiata einen Mittelwert für Gesamtprotein von 4,0 g/dl an. DONHAUSER (1997) mittelt für die Gesamtpopulation einen Wert von 4,63 g/dl (Tab 10) und stellt eine Abhängigkeit der Gesamteiweißkonzentration von der Haltungsform fest. ERLER (2003) nennt einen Mittelwert für das Gesamtprotein von 36,5 g/L (3,65 g/dl) und einen Referenzbereich von 13,0 - 71,0 g/L (1,3 - 7,1 g/dl) (Tab 10), KÖLLE (2005) gibt für Gesamtprotein einen Referenzwert von 3,0 - 6,0 g/dl bei Schildkröten an.

WEINZIERL (2005) ermittelt hingegen deutlich niedrigere Werte, sie nennt für Testudo hermanni eine Konzentration von 2,08 g/dl und für Testudo marginata eine von 2,20 g/dl (Tab 10). CAMPBELL (2006) veröffentlicht für Reptilien einen Gesamtproteingehalt mit einem Wert zwischen 3 - 7 g/dl. Eine Hypoproteinämie wird oft mit Unterernährung oder auch mit Malabsorption, Maldigestion, Protein Losing

Enteropathie, Blutungen, chronischer Hepatitis oder Nierenerkrankungen in Verbindung gebracht. Eine Hyperproteinämie kann durch eine Hämokonzentration oder eine chronische Entzündung bedingt sein.

ERLER (2003) verweist auf eine spezies- und geschlechtsbedingte Abhängigkeit, sowie eine Saisonalität für die Gesamtproteinkonzentration, was DONHAUSER (1997) und WEINZIERL (2005) allerdings nicht bestätigen können.

Tabelle 10 Mittelwerte für die Gesamtproteinkonzentration (g/dl) bei LSK

SPEZIES N GESAMTPROTEIN

T. horsfieldii 12 4,50 V. jugularis DONHAUSER (1997)

2.4.14 Albumin (g/dl)

Das Albumin wird ausschließlich in der Leber synthetisiert. Die Leber verfügt über eine große Reservekapazität für die Albuminsynthese, das heißt, es tritt keine Hypoproteinämie auf, ehe nicht 70 - 80 % des funktionellen Leberparenchyms zerstört bzw. insuffizient sind. Ferner tritt aufgrund der vermutlich langen HWZ eine Hypoalbuminämie nach Auffassung verschiedener Autoren meist nur bei schwerer chronischer Hepatopathie auf (JOHNSON und SHERDING 1994; DUNCAN et al.

1995; NELSON und COUTO 1998; LEVEILLE-WEBSTER 2000; GRASSNER und THOMAS 2000).

Nach KRAFT und DÜRR (2005) hängt die Albuminkonzentration im Blutserum vom Gleichgewicht zwischen Synthese und Abbau oder Verlust ab. Zur Diagnostik einer Leberkrankheit ist es ungeeignet, da eine Hypalbuminämie in der weitaus größeren Zahl der Fälle durch andere Ursachen ausgelöst wird (Darmkrankheiten, Niereninsuffizienz).

Von allen im Plasma vorkommenden Proteinen gilt Albumin als das kleinste, kommt aber in der größten Menge vor. Die Hauptaufgabe des Albumin ist die Aufrechterhaltung des kolloidosmotischen Drucks, der die Flüssigkeitsverteilung im Körper bestimmt. Sinkt der kolloidosmotische Druck, strömt Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Interstitium, es kommt zu Ödemen. Albumin ist darüber hinaus ein wichtiges Transportprotein. Bilirubin, Fettsäuren, Penizillin, Thyroxin, Kalzium und viele andere Stoffe werden an Albumin gebunden im Blut durch den Körper transportiert (BICKHARDT 1992).

STEIN (1996) gibt für Testudo kleinmanni, Testudo hermanni und Testudo radiata einen Mittelwert für Albumin von 1,1 g/dl an. DONHAUSER (1997) ermittelt für Albumin einen Wert von 1,61 g/dl. ERLER (2003) stellt für Albumin einen Mittelwert von 9,2 g/l (0,92 g/dl) auf. KÖLLE (2005) empfiehlt für Albumin einen Referenzbereich von 1,3 - 3,0 g/dl für LSK. WEINZIERL (2005) nennt deutlich

niedrigere Werte, für Testudo hermanni bestimmt sie einen Mittelwert von 0,12 g/dl Albumin und für Testudo marginata von 0,02 g/dl. WILKINSON (2004) gibt für Testudo hermanni und Testudo graeca einen Referenzbereich für Albumin von 5 - 18 g/L (0,5 - 1,8 g/dl) an.

Nach Erfahrung von WILKINSON (2004) liegen niedrige Albuminwerte bei Tieren mit Anorexie, Stomatitis, Darmparasiten, Dehydratation und Enteropathien vor oder bei Verdünnung des entnommenen Blutes mit Lymphe. Eine Hypalbuminämie scheint laut WILKINSON (2004) bei Jungtieren physiologisch zu sein.

DONHAUSER (1997) und ERLER (2003) weisen, im Gegensatz zu WEINZIERL (2005), für Albumin eine speziesbedingte sowie saisonale Abhängigkeit nach.

ERLER (2003) belegt ebenso eine geschlechtsbedingte Abhängigkeit, was die beiden anderen Autoren nicht feststellen können.

Tabelle 11 Mittelwerte für die Albuminkonzentration (g/dl) bei LSK

2.4.15 Na (mmol/L)

Beim Säugetier stellt in der Extrazellularflüssigkeit das Natrium das Kation mit der höchsten Konzentration dar. Es bestimmt den osmotischen Druck, die Osmolalität.

Durch die Zellmembran ist der extrazelluläre vom intrazellulären Flüssigkeitsraum getrennt. Im Intrazellularraum bestimmt das Kalium den osmotischen Druck. Beide Flüssigkeitsräume befinden sich in einem osmotischen Gleichgewicht.

Konzentrationsänderungen ziehen Flüssigkeitsverschiebungen vom nieder- in den höher konzentrierten Raum nach sich bis zum Ausgleich. Änderungen der Natriumkonzentrationen im Extrazellularraum, gemessen als Natriumplasma, zeigen eine Zu- oder Abnahme der Osmolalität im Extrazellularraum an. Eine Zuordnung, ob eine Flüssigkeitsverschiebung von einem Raum in den anderen stattgefunden hat - als Folge einer Hyperhydratation oder einer Dehydratation - kann erfolgen, wenn zur Natriumkonzentration noch der Hämatokritwert, die Hämoglobinkonzentration, die Erythrozytenzahl und der Plasmaeiweißgehalt ermittelt werden (KRAFT und DÜRR 2005).

ERLER (2003) ermittelte eine mittlere Natriumkonzentration von 133,4 mmol/L (Tab 12). KÖLLE (2005) nennt für Natrium bei Schildkröten einen Referenzwert zwischen 120 - 150 mmol/L.

WILKINSON (2004) stellt bei mediterranen Landschildkröten im April, nach dem Winterschlaf, die höchste Natriumkonzentration im Blutplasma fest, sie sinkt dann im Juni durch Flüssigkeitaufnahme ab. Die Natriumwerte seiner Probanden reichen von 101 - 163 mmol/L. Die Normalwerte für Natrium bei Reptilien liegen physiologisch zwischen 120 - 150 mmol/L und variieren je nach Spezies. Eine Hypernatriämie tritt z.B. bei Dehydratation auf, eine Hyponatriämie u.a. bei Diarrhoe. Einige Reptilienarten besitzen Salzdrüsen und können auch damit den Natrium-, Kalium- und Chloridhaushalt regulieren (CAMPBELL 2006).

Tabelle 12 Mittelwerte für die Natriumkonzentration (mmol/L) bei LSK

SPEZIES N NATRIUM

(mmol/L)

BLUTENTNAHME-STELLE

AUTOR

T. hermanni 114 132,8 V. cocc. dorsalis ERLER (2003)

T. graeca 60 135,4 V. cocc. dorsalis ERLER (2003)

T. marginata 30 131,1 V. cocc. dorsalis ERLER (2003)

T. horsfieldii k.A. k.A. k.A. k.A.

2.4.16 Chlorid (mmol/L)

Beim Säugetier ist Chlorid das wichtigste Anion des extrazellulären Raumes, nur 12 Prozent des Gesamtchlorids sind auf den intrazellulären Raum und das Bindegewebe verteilt. Chlorid bestimmt zusammen mit Natrium im extrazellulären Raum den osmotischen Druck. Chloride werden im Ileum resorbiert, ihre Ausscheidung erfolgt fast vollständig über die Nieren. Die Belegzellen der Magenschleimhaut weisen einen hohen Chloridgehalt auf, er wird für die Bildung der

Salzsäure des Magensaftes benötigt. Die extrazelluläre Chloridkonzentration – gemessen im Plasma – ändert sich häufig parallel mit der Natriumkonzentration

und dem Hydrationszustand des Organismus. Chlorid folgt dem Natrium zumeist passiv nach, wenn sich dessen Konzentration in den Verteilungsräumen ändert. Es ist somit der Regulation des Aldosteron unterworfen (steigert die Rückresorbtion von Natrium aus dem Primärharn). Der Chloridspiegel ändert sich häufig gegenläufig zum Bikarbonatspiegel. Bei allen Formen der metabolischen Alkalose mit Anstieg des Bikarbonatwertes muss aus Gründen der Elektroneutralität ein entsprechender Abfall der anderen Anionen – zumeist Chloride – stattfinden (KRAFT und DÜRR 2005).

Die Normwerte für Chlorid liegen bei den Reptilien laut CAMPBELL (1996) speziesabhängig zwischen 100 - 150 mmol/L. Eine Hyperchlorämie tritt bei Dehydratation oder bei einem möglichen Fehlen der Nieren auf. KÖLLE (2005) empfiehlt für Chlorid für Schildkröten allgemein einen Referenzwert zwischen 80 - 120 mmol/L. ERLER (2003) ermittelt für Europäische Landschildkröten eine mittlere Chloridkonzentration von 109,8 mmol/L (Tab 13).

BOLTEN und BJORNDAL (1992) konnten bei Chelonia mydas eine geschlechts- und saisonalbedingte Abhängigkeit nachweisen, ERLER (2003) ermittelte hingegen eine speziesbedingte und saisonale Abhängigkeit, konnte aber keine Geschlechtsabhängigkeit nachweisen.

Tabelle 13 Mittelwerte für die Chloridkonzentration (mmol/L) bei LSK

SPEZIES N CHLORID

(mmol/L)

BLUTENTNAHME-STELLE

AUTOR

T. hermanni 114 109,7 V. cocc. dorsalis ERLER (2003)

T. graeca 60 110,7 V. cocc. dorsalis ERLER (2003)

T. marginata 30 108,5 V. cocc. dorsalis ERLER (2003)

T. horsfieldii k.A. k.A. k.A. k.A.

2.4.17 Gesamtkalzium (mmol/L)

KRAFT und DÜRR (2005) verweisen auf Untersuchungen zum Gesamtkalzium beim

Säugetier. Kalzium wird als Gesamtkalzium gemessen, es kommt im Serum zu 55 % als ionisiertes, zu 40 % an Protein und zu 5 % an organische Säuren gebunden

vor. Die Konzentration des ionisierten Kalziums ist vom pH-Wert des Blutes abhängig, sie steigt bei sinkendem pH-Wert.

STEIN (1996) gibt für Testudo kleinmanni, Testudo hermanni und Testudo radiata einen Mittelwert von 12,20 mg/dl (3 mmol/L) Gesamtkalzium an. DONHAUSER

(1997) misst Extremwerte für Kalzium, die bei 0,55 mg/dl (0,13 mmol/L) und 45,70 mg/dl (11,43 mmol/L) liegen. Der Mittelwert befindet sich bei 8,69 mg/dl (2,17 mmol/L) (Tab 14). ERLER (2003) gibt für Europäische Landschildkröten eine

mittlere Kalziumkonzentration von 3,3 mmol/L an (Tab 14). WILKINSON (2004) beschreibt bei weiblichen mediterranen Landschildkröten eine saisonabhängige Hyperkalzämie, der höchste Wert liegt bei 11,4 mmol/L. Typische Werte bei weiblichen Patienten liegen zwischen 4 - 6,5 mmol/L. Bei männlichen Landschildkröten liegt der höchst gemessene Wert bei 3,1 mmol/L, bei den männlichen Jungtieren bei 3,6 mmol/L. KÖLLE (2005) empfiehlt für Landschildkröten einen Referenzbereich von 2,5 - 3,6 mmol/L Kalzium. WEINZIERL (2005) ermittelt für Testudo hermanni einen Gesamtkalziummittelwert von 10,61 mg/dL (2,6 mmol/L) und für Testudo marginata von 12,89 mg/dl (3,2 mmol/L) (Tab 14). Nach Erfahrung des Autors CAMPBELL (2006) liegen die Normwerte für Gesamtkalzium bei den Reptilien zwischen 8 - 11 mg/dl (2 - 2,75 mmol/L).

DONHAUSER (1997) und ERLER (2003) weisen eine speziesbedingte Abhängigkeit nach, auch CAMPBELL (2006) weist bei einigen Landschildkrötenarten einen niedrigeren Kalziumwert, kleiner als 8 mg/dl (2 mmol/L), nach als bei anderen.

Eine geschlechtsbedingte Abhängigkeit des Gesamtkalziumwertes weisen DONHAUSER (1997), ERLER (2003), MCARTHUR und WILKINSON (2004) und

CAMPBELL (2006) nach; ebenso stellen DONHAUSER (1997) und ERLER (2003) eine Saisonalität fest. Im Gegensatz dazu kann WEINZIERL (2005) weder eine geschlechtsbedingte, noch saisonale Abhängigkeit nachweisen.

Bei einer Kalziumüberversorgung kombiniert mit einem Vitamin-D3-Mangel wird überschüssiges Kalzium in Form einer unlöslichen Phosphorverbindung (Kalziumtripelphosphat) wieder ausgeschieden, diese kann der Körper aus dem Darm nicht aufnehmen. Bei einer Kalziumüberversorgung mit Vitamin-D3-Überschuß ist die Folge ein massiver Einbau von Kalzium in Organe, Gefäße und Knochen.

Kalziumhaltige Einzelfuttermittel sind besonders die Sepiaschale mit 41 %, die Eierschale (kohlensaurer Futterkalk/ Kalziumcarbonat) mit 36 %, das Kalziumlaktat mit 12 % und das Kalziumglukonat mit 8,5 % (DENNERT 2004).

DENNIS et al. (2001) beschreiben bei Reptilien ein Absinken des ionisierten Kalziums bei einer Alkalose und ein Ansteigen des selbigen bei einer Azidose.

Tabelle 14 Mittelwerte für die Gesamtkalziumkonzentration (mmol/L) bei LSK T. horsfieldii 12 1,48 V. jugularis DONHAUSER (1997)