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Geräuschpegel während des Unterrichts

Im Dokument Lärm in Bildungsstätten (Seite 22-28)

Für die Erfassung von Geräuschpegeln in Klassenräumen während des Unterrichts benutzten wir Schallpegelmesser vom Typ SLS95S der Fa. 01dB mit folgenden ge-rätetypischen bzw. von uns eingestellten Merkmalen:

Genauigkeit Typ 1 (IEC 651)

Messbereich 30 – 140 dB

Pegelbereich für Peak 43 – 143 dB

Auflösung 0,1 dB

Frequenzbewertung A

Zeitbewertung fast

Die Geräte erzeugen kontinuierlich Schallpegel-Werte (LA) (und errechnen und spei-chern zugleich LAeq,1sec – Werte), die LA-Werte wurden zur Weiterverarbeitung in ein Rechnerprogramm eingelesen, das daraus folgende abgeleitete Werte errechnet (siehe Tab. 3.3).

Wenn keine Online-Verarbeitung möglich war, konnten die abgeleiteten Werte (vgl.

Tab. 3.3) alternativ auch aus den gespeicherten LAeq,1sec Werten errechnet werden;

daraus ergaben sich, wie Doppelmessungen zeigten, keinerlei beachtenswerte Ab-weichungen.

Tab. 3.3 Schallpegelparameter bei Schallpegel – Messungen im Unterricht

Zeitspanne Parameter Bedeutung 1 sec. LAeq,1s SP – Mittelwert über 1 sec.

LAeq,1min SP – Mittelwert über 1 min.

1 min.

LAmax SP – Maximalwert in 1 min.

LAeq,5min SP – Mittelwert über 5 min.

LA95 Grundgeräuschpegel;

Wird in 95 % der Zeit überschritten

LA1 Spitzenpegel;

Wir in 1 % der Zeit überschritten 5 min.

LAmax SP – Maximalwert in 5 min.

LAeq,1Std SP – Mittelwert über 1 U-Stunde LA95 Grundgeräuschpegel...

LA1 Spitzenwert...

1 U-Stunde

LAmax SP – Maximalwert...

Um den "Basis-"Schallpegel zu bestimmen, vor dessen Hintergrund das Sprechen, Zuhören und Verstehen im Unterricht ablaufen musste, haben wir in jeder Schulklas-se die "leiSchulklas-sesten" 10 BeobachtungsSchulklas-sekunden (den SchulklasSchulklas-sen-spezifischen Mini-malwert der LAeq,10s ) ausgewählt.

Die Mikrofone der Messgeräte wurden jeweils in 1,5 m Abstand von der Tafelwand und von der Fensterwand des Klassenraums auf einem Stativ in 1,4 m Höhe so plat-ziert, dass sie in die Klasse hinein gerichtet waren und die Lehrerin/der Lehrer in der Regel nicht unmittelbar in das Mikrofon sprechen konnte.

3.3 Unterrichtsbeobachtung

Parallel zu den Geräuschpegel-Messungen wurden in mehreren Schulklassen (N = 30) der Jahrgänge 1 – 10 aus 4 Schulen im Land Bremen (3 Grundschulen, 1 Schulzentrum der Sekundarstufe I) und einer Grundschule aus Nordrhein - West-falen Unterrichtsbeobachtungen durchgeführt. Unterrichtsbeobachtungen und Ge-räuschpegelmessungen erfolgten in jeder Klasse in allen Unterrichtsstunden eines Schultages über jeweils eine ganze Schulwoche (2 – 5 Tage in Abhängigkeit davon,

ob einzelne Tage der regulären Schulwoche aus den unterschiedlichsten Gründen ausfielen). Eine Übersicht über den Umfang dieser Untersuchungen gibt Tab. 3.4.

Tab. 3.4 Übersicht über Untersuchungen im Unterricht

Schule

Protokolliert wurden Rahmendaten zur Charakterisierung jedes Unterrichtstages und jeder Unterrichtsstunde (Anhang Blatt 1), die in einem Protokollbogen erfasst wur-den, der jeweils vor der U.-Stunde von den BeobachterInnen ausgefüllt wurde (An-hang Blatt 2); An(An-hang Blatt 3 (subjektives Empfinden des Geräuschpegels, Grad der Störung durch Geräusche) wurde nach der Stunde von der beteiligten Lehrkraft be-arbeitet (s. Kap. 6.4).

Die Unterrichtsbeobachtungen erfolgten durch zwei in den Klassen anwesende Be-obachterInnen, die zuvor an Video-Aufzeichnungen von Unterricht geschult wurden.

Alle Aufzeichnungen wurden auf einem Rechner zeitgetreu erfasst, um später zu den synchron registrierten Geräuschpegeln in Beziehung gesetzt zu werden.

Ein(e) Beobachter(in) registrierte die in jeder Unterrichtsphase vorherrschende Sozi-alform des Unterrichts und die aktuelle Richtung ablaufender unterrichtsbezogener Gespräche, ferner wurden der Unterrichtsorganisation dienende Aktivitäten vermerkt.

Sozialform: Sonstige Einzelarbeit Partnerarbeit Gruppenarbeit Frontalunterricht U-Gespräche: Schüler ® Klasse

Schüler ® Lehrer Schüler ® Schüler Lehrer ® Klasse Lehrer ® Schüler Organisation: Unterrichtsorganisation

Alle derartigen Merkmale wurden bei Beginn und Ende durch Tastendruck auf einem als Ereignisrecorder programmierten Laptop zeitgetreu (Auflösung: 1 sec.) registriert.

Bei Ausfall des PCs erfolgte die Registrierung manuell (siehe Anhang Blatt 5).

Daneben hatte ein(e) zweite(r) Beobachter(in) die Aufgabe, andere von Geräuschen begleitete Ereignisse auf einem Protokollbogen (Anhang Blatt 4) stichwortartig und zeitgetreu zu vermerken; dieses Protokoll wurde auf der Grundlage eines Kategori-enschemas (Tab. 3.5) ausgewertet und mit in das Protokoll der Stunde übernommen.

Tab. 3.5 Kategorienschema für die Übersetzung des 2. Beobachtungs-protokolls

Z1: Schülergeräusche

01 Hantieren mit Möbeln und Gegenständen

02 Motorische Aktionen (Herumlaufen, Toben, Rangeln)

03 Aufmerksamkeit erregen durch lautes Melden, Rufen; Streit, Geschrei, Gespräche 04 willkürliche (diffuse) Laute von Schülern (Lachen, Quietschen, Pfeifen, Jubeln) 05 unwillkürliche Laute (Husten, Niesen, Nase putzen)

06 allgemeine Unruhe

Z2: Außengeräusche

07 Außengeräusche (Flugzeug etc)

Z3: Schulgeräusche

08 Pausenklingel, Gong 09 Sonstige Schüleraktivitäten

Z4: Disziplinierungen

10 Rituale zum Disziplinieren (Xylophon, Triangel, Glocke, "Psst", Ermahnung)

Z5: Arbeitsgeräusche

11 Organisationsaktivitäten der Lehrkraft

12 Organisationsaktivitäten von Schüler(inne)n (Räumen, Verteilen) 13 Arbeitstätigkeiten im Sinn der Aufgabenstellung

14 Sondertätigkeiten (Singen, Chor, gemeinsames Sprechen) 15 (Allgemeine) konzentrierte Aufgabenbearbeitung

16 Sonstige Lehreraktivitäten

Es entstanden so 2 Beobachtungsprotokolle, die gemeinsam den Ablauf jeder Unter-richtsstunde charakterisieren sollten. Das 1. Protokoll erfasste alle unterrichtsbezo-genen Ereignisse; das 2. Protokoll berücksichtigte, was weniger unterrichtsbezogen in der beobachteten U-Stunde passierte.

Die verschiedenen Items dienten zur Erleichterung der Abfassung des 2. Protokolls;

ihre Zusammenfassung unter 5 Kategorien (Z1 – Z5) sollte die Charakterisierung der Stunden übersichtlicher machen und die Analyse der Geräuschpegelverläufe ver-einfachen.

3.4 Lärmempfindlichkeit

Da Menschen sehr unterschiedlich mit Geräuschen umgehen, bzw. sie sehr individu-ell bewerten, sollte auch dies Bestandteil der Untersuchungen sein. Für diese Teil-frage konnten wir als Kooperationspartner die Arbeitsgruppe um Prof. August Schick, Institut für Mensch-Umwelt-Beziehungen der Universität Oldenburg, mit Frau Dr. Ma-ria Klatte und Herrn Dr. Markus Meis gewinnen. Mit ihrer kompetenten Unterstützung wurde das Konzept für die Einzeluntersuchungen entwickelt.

Neben einer Gehöranamnese und otoskopischen Untersuchung wurde eine Ton- und Sprachaudiometrie vorgesehen. Mittels des „Fragebogens zur Lärmempfindlichkeit“

von K. ZIMMER und W. ELLERMEIER (1998) sollte die individuelle Lärmempfindlichkeit unabhängig von der augenblicklichen Geräuschsituation erfasst werden. Die Lär-mempfindlichkeit in der realen Arbeitssituation wurde durch den Vergleich der ge-messenen Lautstärke während des Unterrichts mit der subjektiven Einschätzung durch die Lehrkräfte der jeweiligen Unterrichtsstunde ermittelt.

Als Ergänzung wurde ein psychoakustisches Laborexperiment konzipiert, in dem neben der subjektiven Bewertung der Geräusche auch die physiologische Reaktion darauf registriert wurde. Hierbei steht die Standardisierung der Geräuschsituation im Vordergrund, um darüber die Reaktionen auf die unterschiedlichen realen Arbeitsbe-dingungen vergleichen zu können.

4 Ergebnisse: Akustische Merkmale von

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