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2.1 Gelenke

2.1.2 Gelenkkapsel

Die Gelenkkapsel (Capsula articularis) ist eine Fortsetzung des Periosts und umgibt die mit Gelenkflüssigkeit (Synovia) gefüllte Gelenkhöhle (Cavum articulare) allseitig

(NICKEL et al., 2003). Sie besteht aus mehreren Schichten. Unterschieden werden nach GEILER (1987), EVANS (1993), NICKEL et al. (2003) sowie JUNQUEIRA und CARNEIRO (2005) eine aus straffem Bindegewebe bestehende äußere Schicht (Stratum fibrosum) und eine aus lockerem Bindegewebe bestehende innere Schicht (Stratum synoviale). JOHNSTON (1997) und SCHULZ und DÄMMRICH (1991) sprechen von einem dreischichtigen Kapselaufbau, indem sie die innere Schicht noch in zwei weitere Schichten unterteilen: Synovialis oder Deckzellschicht und Subsynovialis bzw. Subintima. In den verschiedenen Schichten der Gelenkkapsel finden sich neben Blut- und Lymphgefäßen auch zahlreiche Nerven, die neben der Funktion der Innervation einerseits, auch für die Aufnahme mechanischer Reize (Kinästhesie) und von Schmerzreizen (Nozizeption) zuständig sind und andererseits eine Rolle bei der Regulation der Vasomotorik in der Gelenkkapsel spielen (FREEMAN und WYKE, 1967; JUNQUEIRA und CARNEIRO, 2005).

Die verschiedenen Schichten der Gelenkkapsel stellen sich von außen nach innen zum Gelenkspalt wie folgt dar:

Das Stratum fibrosum, die äußerste Schicht, geht am Knochen-Knorpel-Übergang aus dem Periost hervor, zieht über den Gelenkspalt und besteht aus straff elastischem und sehr dehnungsfähigem, faserreichem kollagenen Bindegewebe, Fibrozyten, Makrophagen und dendritischen Zellen (EVANS, 1993; DÄMMRICH u.

BRASS, 1993; JOHNSTON, 1997; NICKEL et al., 2003). Das Stratum fibrosum ist entscheidend für die Stabilität des Gelenks (JOHNSTON, 1997) und kann es zusätzlich noch stabilisieren durch Verdickungen der fibrösen Schicht als Seitenbänder (Ligg. collateralia), die zwei oder mehrere Knochen miteinander verbinden (EVANS, 1993; Nickel et al., 2003). Die äußerste Schicht ist gefäßreich und weist die meisten Nervenendigungen und Lymphgefäße auf, wobei sowohl freie wie auch bulboide Nervenendigungen (Ruffini-Körperchen) vorkommen (GEILER, 1987; SCHENK et al., 1996; RADIN, 2001; NICKEL et al., 2004).

Die innere Schicht der Gelenkkapsel, das Stratum synoviale, setzt sich vor allem aus lockerem, zellreichem Bindegewebe zusammen und bedeckt alle intra-artikulären Strukturen bis auf den Gelenkknorpel und die Gelenkflächen der Menisken (EVANS, 1993; NICKEL et al., 2003). Zum Teil werden auch Muskeln,

Sehnen, Nerven und Gefäße, die in der Nähe des Gelenks verlaufen, umgeben (EVANS, 1993; LEACH und JACOBS, 1999). Die innere Schicht weist im kapillären Spalt Zotten und Falten auf (Villi bzw. Plicae synoviales), die bei Dehnung verstreichen und so eine größere Beweglichkeit ermöglichen (DÄMMRICH und BRASS, 1993; EVANS, 1993; BUDRAS et al., 1996). Sie ist reich an Blut- und Lymphgefäßen wie auch an Nerven (NICKEL et al., 2003).

Das Stratum synoviale wird zusätzlich noch in die Synovialis bzw. Deckzellschicht und die Subsynovialis bzw. Subintima eingeteilt (SCHULZ und DÄMMRICH, 1991).

Im subintimalen Gewebe lassen sich je nach Funktion beim Hund wie beim Menschen die drei Strukturformen und zwar fibrös, adipös und areolär unterscheiden, deren Übergang fließend ist und die innerhalb der Gelenkkapsel durchaus nebeneinander vorkommen können (WYSOCKI und BRINKHOUS, 1972;

BENNETT, 1990). LEMBURG (2001) und LEMBURG et al. (2004) beschrieben in Synovialisproben von Hunden Unterschiede in der Struktur der Deckzellschicht und die verschiedenen Strukturformen der Subintima. Der fibröse Typ (Stratum subsynoviale fibrosum) wird in der Subsynovialis durch das Vorkommen von kollagenen Fasern verstärkt und findet sich vornehmlich an mechanisch stärker belasteten Stellen. Beim adipösen Typ (Stratum subsynoviale adiposum) dient das Fettgewebe als Verschiebepolster. Dieser Typ findet sich in Bereichen stärkerer Dehnung, wie Beugung und Streckung (DÄMMRICH und BRASS, 1993;

JOHNSTON, 1997). Der areoläre Typ (Stratum subsynoviale areolatum) zeichnet sich durch ein dichtes Netz von Schlingenkapillaren aus. Das Blut zeigt dort eine turbulentere und damit langsamere Strömungsgeschwindigkeit und eine erhöhte Gefäßpermeabilität. Die Folge ist ein erhöhter Stoffaustausch, wodurch nicht nur die Ernährung des Knorpels gewährleistet wird, sondern auch die Anflutung und Absiedlung von Erregern und Immunkomplexen ermöglicht wird (SCHULZ u.

TRAUTWEIN, 1990). Durch Ultrafiltration und Resorption von Gelenkflüssigkeit wird ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Gelenkfunktion geleistet (DÄMMRICH und BRASS, 1993; JOHNSTON, 1997). CASTOR (1960) und UPDIKE und DIESEM (1983) fanden sowohl in der humanen als auch in der equinen Synovialmembran einen Unterschied in der Blutversorgung der verschiedenen Typen: der areoläre Typ

ist demnach am besten durchblutet, der adipöse Typ weniger gut und in der fibrösen Schicht ist die Durchblutung am schlechtesten. Untersuchungen von SUTER und MAJNO (1965) zu den einzelnen Synovialistypen an der Ratte zeigten deutliche Unterschiede in der Ultrastruktur: Dabei fanden sich im fibrösen Typ nicht nur weniger Kapillaren, sondern das Kapillarendothel wies im Vergleich zu dem dünneren Kapillarendothel des adipösen Typs deutlich weniger Fenestrationen auf.

Die synoviale Deckzellschicht setzt sich zusammen aus locker aneinander-grenzenden Synoviozyten, wobei sich beim Hund zwei Typen unterscheiden lassen (GREISEN et al., 1982; FABRY, 1989). Typ-A-Synoviozyten lassen sich dem mononukleären Phagozytensystem zuordnen, sie ähneln Makrophagen und zeigen eine vakuolärlysosomale Ausstattung. Ihr Zytoplasma ist unregelmäßig mit langen Zytoplasmafortsätzen, sie besitzen wenig raues endoplasmatisches Retikulum, allerdings einen großen Golgiapparat. Ihre Funktion besteht vor allem in Phagozytose und Pinozytose (BENNETT u. MAY, 1995), dabei können z.B.

Blutzellen nach Gelenkblutungen (Hämarthrosen) oder abgestorbene kleinste Knorpelpartikel, wie sie bei Arthrosen oder degenerativen Gelenkerkrankungen entstehen können, aufgenommen werden (GREISEN et al., 1982; GEILER, 1987;

BENNETT, 1990; THOMPSON, 2007; JOHNSTON, 1997). Morphologisch wie auch funktionell unterscheiden sich davon die Typ-B-Zellen, die vor allem Glykoproteine und Hyaluronsäure produzieren und so die Zusammensetzung der Gelenkflüssigkeit konstant halten. Morphologisch ähneln sie Fibroblasten, zeigen ein gleichmäßigeres Zytoplasma und besitzen ein kräftig entwickeltes raues endoplasmatisches Retikulum und einen nur wenig entwickelten Golgiapparat. Synoviozyten vom Typ B finden sich in den tieferen Schichten der Synovialis und überwiegen dort unter physiologischen Bedingungen im unveränderten Gewebe. Bei degenerativen Gelenkerkrankungen fällt die Zahl der Typ-A-Synoviozyten deutlich ab, die Typ-B-Zellen bleiben konstant (GREISEN et al., 1982). Beide Zelltypen sind in der Lage, Zytokine und andere Entzündungsmediatoren zu bilden. In elektronenmikroskopischen Untersuchungen beschreibt FABRY (1989) beim Hund einen dritten Zelltyp, einen AB-Typ mit intermediärer Morphologie. WYSOCKI und BRINKHOUS (1972) wie auch GANABADI (1997) teilen diese Meinung nicht. Sie

können beim Hund weder licht- noch elektronenmikroskopisch einen wie beim Menschen bekannten C-Typ oder auch Intermediärzelle, eine Art Mutterzelle der Typ-A und B-Synoviozyten, aus der sich, je nach Mikromilieu, der jeweilige Zelltyp bilden kann, nachweisen (GEILER, 1987).

LEMBURG (2001) beschreibt in ihren Untersuchungen ausführlich die unterschiedlichen Typen der Synovialmembran von Hunden mit spontanem Kreuzbandriß oder Polyarthritis.