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Ursprünglich wollte Susanne Burnand ihr Praktikum im Rahmen ihrer Intensiv- weiterbildung (IWB) an der PH Zürich in einer SAC-Hütte machen. Da sich die Jahreszeit dazu nicht eignete, wich die DaZ-Lehrerin auf eine Gärtnerei aus.

«Im Rückblick war dies ein Glücksfall», sagt sie.

Text: Christoph Hotz, Fotos: Reto Klink

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 33 33 legen sind hilfsbereit und man geht äusserst

re-spektvoll miteinander um.» Die Beziehungsarbeit habe eine wichtige Bedeutung. In der Schule komme diese teilweise etwas zu kurz. «Dort steht meistens die Leistung im Vordergrund. Der Per-spektivenwechsel im Praktikum ermöglicht mir, verstärkt auf solche Dinge zu achten.»

Zwischen der DaZ-Lehrerin und ihrem Kollegen hat sich inzwischen ein munteres Ge-spräch entwickelt. Auch der Fotograf der PH Zürich wird miteinbezogen. Andreas verfügt über ein grosses fotografisches Wissen, welches er gerne mit anderen teilt. Derweil topft Susanne Burnand in aller Ruhe einen Wurz nach dem anderen um.

«Ausnahmsweise einmal ohne Zeitdruck zu arbeiten tut gut», sagt sie. Auch die geregelten Arbeitszeiten von 8 Uhr bis 17.30 Uhr wertet sie als eine willkom-mene Abwechslung zu ihrem häufig turbulenten und zeitlich unregelmässigen Alltag im Schulhaus Eich-berg in Hombrechtikon. Die Arbeit in der Gärtnerei sei jedoch keineswegs leicht. «Die körperliche Belas-tung ist teilweise gross. Am Abend weiss ich immer sehr genau, was ich gemacht habe.»

Ohne Murren Efeu schneiden

Später steht das Schneiden der Rosenstöcke auf dem Programm. Bereits am Vortag hat Susanne Burnand viel Zeit damit verbracht. Die Arbeit im Freien und mit Pflanzen liegt ihr am Herzen. Es macht ihr nichts aus, wenn die Tätigkeiten teilweise etwas eintönig ausfallen, und sie zeigt sich beeindruckt, dass die Mitarbeitenden der Gärtnerei manchmal ganze Tage ohne Murren bei-spielsweise Efeu schneiden. «Das wäre in der Schule nicht möglich. Die Kinder sind es gewohnt, dauernd mit sich abwechselnden Arbeiten beschäftigt zu werden.»

Die Teilnehmenden der Intensivweiterbildung an der PH Zürich sind für die Organisation ihres Praktikums selber verantwortlich. Als passionierte Berggängerin hätte Susanne Burnand dieses am liebsten in einer SAC-Hütte absolviert. Jetzt, im Frühling, sei dies aber nicht möglich.

Also fragte sie bei der Stiftung Brunegg an, welche sie seit längerem kennt und schätzt. Hier sei man vom ersten Mo-ment an sehr offen gewesen gegenüber ihrer Anfrage. «Der Leiter der Gärtnerei zeigte mir den Betrieb und mir war sofort klar, dass es mir hier gut gefallen wird», sagt sie und fügt lachend an: «Ich trauere der SAC-Hütte überhaupt nicht nach.» Dass sie das Praktikum hier machen kann, sei ein regelrechter Glücksfall.

Während ihrer Abwesenheit wird die DaZ-Lehre-rin von einem Vikar vertreten. Dieser hat sie einmal in der Gärtnerei besucht und ihr gesagt, dass alles rund laufe mit ihren Schülerinnen und Schülern. Sonst denkt Susanne Burnand jedoch nicht oft an die Schule. «Mir gelingt es gut, Abstand von der Arbeit zu nehmen.»

Vor dem Engagement der Stiftung Brunegg hat Susanne Burnand grossen Respekt. Sie habe in ihrem Be-ruf als DaZ-Lehrerin teilweise auch mit lernschwachen Schülerinnen und Schülern zu tun. «Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, dass auch diese Jugendlichen eine Ausbildung abschliessen und einen Beruf ausüben kön-nen.»

Verstärkt auf Umgangsformen achten

Um 10 Uhr macht die ganze Belegschaft gemeinsam Pau-se. Susanne Burnand kennt die meisten Mitarbeitenden mit Namen. Sofort wird sie in die Tischgespräche mitein-bezogen. «Diese Spontaneität und dass alle so respektvoll miteinander umgehen, ist bewundernswert», sagt sie. In Zukunft werde sie in ihrem Unterricht wieder vermehrt auf die Umgangsformen achten. «Von der Höflichkeit die-ser Menschen hier können sich viele von uns eine Scheibe abschneiden.»

Intensivweiterbildung (IWB) für Lehrpersonen

Lehrpersonen der Volksschule im Kanton Zürich haben nach mindestens zehn vollendeten Dienstjah-ren Anrecht auf eine Auszeit in ihrem beruflichen Alltag in Form einer so genannten Intensivweiter-bildung (IWB) an der PH Zürich. Im Profil «Ausser-schulisches Lernen» beinhaltet diese u.a. ein siebenwöchiges Praktikum in einem Betrieb. In der kommenden Ausgabe «Akzente» folgt der vierte und letzte Teil der Serie «Blick in eine andere Berufs-welt».

Weitere Informationen zur IWB:

www.phzh.ch/intensivweiterbildung

Serie – Blick in eine andere Berufswelt

KEINE FAL-SCHE SCHAM Scham hat viele Gesichter.

Wir kennen sie als Verle-genheit, Gehemmtsein oder peinliche Empfin-dung. Welche Situationen Scham hervorrufen, wie intensiv sie erlebt wird und wie Einzelne darauf reagieren, ist hingegen ganz unterschiedlich und hängt stark von kulturel-len Werten ab. Bei persön-lichen Demütigungen, kollektiver Verachtung, Mobbing oder gewaltsa-men Übergriffen kann Scham die Betroffenen krank machen und wird nicht selten an die folgen-den Generationen weiter-gegeben. Der Sozial- wissenschaftler Stephan Marks zeichnet die ver- hängnisvolle Wechselwir-kung von Scham und Schamabwehr nach.

Anhand von Nationalso-zialismus, Nahostkonflikt, Armutsgefälle oder dem Zusammenprall westlicher und islamischer Traditio-nen zeigt er auf, welche Auswirkungen die tabui-sierte Emotion auf Gesell-schaft, Politik, Wirtschaft und Erziehung ausübt.

Das Buch mündet in ein Plädoyer für einen konst-ruktiven Umgang mit Scham und gibt Empfeh-lungen für die pädago-gische und soziale Arbeit.

– Daniel Ammann

S. Marks. Scham – die tabuisierte Emotion.

Düsseldorf: Patmos, 2013. 227 Seiten.

DIGITALE DIVIDENDE Ausgehend von einer Lust am Lernen und der Forderung nach Rückbe-sinnung auf die Förderung individueller Begabungen übt der Autor Kritik am bestehenden Bildungssys-tem und an der aktuellen Praxis von Unterricht.

Als zentrale Grundlage stellt er ein pädagogisches Modell vor, das 3 × 3 einfache Prinzipien für Lehrpersonen, Lernende

sowie Schulentwicklung umfasst. Die «Digitale Dividende» folgt nach Burow historisch auf die

«Bildung nach Logik der Massenproduktion»

und gründet sich in den jüngsten Entwicklungen digitaler Technologien, ökonomischer Umbrüche und gesellschaftlicher Fragmentierung. Sie besteht im Grunde aus der Freisetzung neuer Ressourcen durch die kreative Nutzung digitaler

Technologien. Als Päda- gogik 3.0 beschreibt er abschliessend verschiede-ne Szenarien und Thesen, die für Lernprozesse insbesondere in der Schule nutzbar sind. Das Buch richtet sich an Eltern und Lehrpersonen.

– Klaus Rummler

O. Burow. Digitale Dividende: Ein pädago-gisches Update für mehr Lernfreude und Krea-tivität in der Schule.

Weinheim: Beltz, 2014. 280 Seiten.

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LEKTÜRE UND FREMDSPRACHE In ihrem didaktischen Plädoyer an Fremdspra-chenlehrpersonen strei- chen Emer O’Sullivan und Dietmar Rösler die doppelte Brückenfunktion von Kinder- und Jugend-literatur als Annäherung an die Zielsprache und an deren Literatur heraus.

Die mehrsprachige Orien- tierung in ihrem Vorgehen ist sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche des Buchs, da es sich auf exemplarische Beispiele beschränken muss, die über die Fremdsprachen hinweg anwendbar sind.

Die Autoren sind sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Beide engagie-ren sich schon seit gerau- mer Zeit für den Einsatz von Kinder- und Jugend-literatur im Fremdspra-chenunterricht. Die Argumente überzeugen:

Lehrpersonen und Lernende, die sich mit den Texten für junge Lesende auseinanderset-zen, schulen aktiv ihre interkulturelle kommuni-kative Kompetenz. Dieses zentrale Anliegen des Fremdsprachenunter-richts wird mit Hilfe dieses Buch zum ver-ständlichen und erreich-baren Ziel.

– Michael Prusse

E. O’Sullivan, D. Rösler. Kinder- und Jugendliteratur im Fremdsprachenunter-richt.

Stauffenburg, 2013.

229 Seiten.

ANDERSWO DAHEIM Die Neugier auf das Fremde, die Offenheit für andere Sichtweisen und die Fähigkeit zur Pers- pektivenübernahme: Das sind zunehmend wichtige Voraussetzungen für ein gelingendes Zusammen-leben in unserer globa- lisierten Gesellschaft. Die DVD «anderswo daheim»

möchte bereits in der Schule für Interkulturali-tät sensibilisieren. Neun 10- bis 20-minütige Kurzfilme ermöglichen vielfältige Zugänge zu Themen wie Solidarität und Freundschaft, Angst vor dem Fremden und kulturelle Alltagsbräuche, die auf den ersten Blick irritieren, bei genauerer Betrachtung bereichern können. Die teilweise emotional berührenden Filme bieten eine Chance für Schüler/innen vom Kindergarten bis zur Sek I, eigene Sichtweisen zu hinterfragen und Vorur- teile abzubauen. Die DVD mit praxistaugli-chem didaktispraxistaugli-chem Be- gleitmaterial für die Vor- und Nachbereitung ist ein gelungener Beitrag zur interkulturellen Bil- dung und zum Abbau von Alltagsrassismus.

– Björn Maurer

anderswo daheim:

Chancen und Herausfor-derungen der multikul-turellen Gesellschaft.

Bern: éducation21, 2013. DVD-ROM und Begleitheft.

Foto: Raffinerie AG

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Man braucht nicht wie Indiana Jones oder eine Agentin der TV-Serie

«Warehouse 13» nach magischen Artefakten zu jagen ... Für Abenteuer und Unterhaltung reicht eine Entdeckungsreise durch die eigenen vier Wände, ein Warenhaus oder das örtliche Museum mit seinen historischen und völkerkundlichen Exponaten. Alltagsob-jekte und Kunstgegen-stände bergen einen Schatz an Geschichten.

In seiner kurzweiligen

«Geschichte der Welt in 100 Objekten» (C. H.

Beck 2013) illustriert der Kunsthistoriker Neil MacGregor zwei Millionen Jahre Menschheit anhand ausgewählter Ausstel-lungsstücke aus dem Britischen Museum – von urzeitlichen Steinwerk-zeugen und frühen Schrifttafeln bis zur Solarlampe aus China.

Der Kultursoziologe und Stadtforscher Manfred Russo spürt in «Tupper-ware & Nadelstreif»

(Böhlau 2000) ebenfalls der Geschichte und den Geschichten von Alltags-objekten nach. In kurzen Betrachtungen über Jeans, Kreditkarte, Walkman oder Mikrowelle verknüpft er Herkunft und Mythos mit banalem Gebrauchswert und ent- lockt den Dingen kultu-relle Botschaften.

Mit Wundern der Technik – von Wolkenkratzern und erdbebensicheren Brü cken bis zu Spiegeln, Neoleuchtreklamen und Münzen – befasst sich die Discovery-Wissens-reihe «Technikwelten»

auf SRF mySchool. Ausge-wählte Folgen stehen noch bis 31.8.2015 online zur Verfügung und wer- den durch didaktisches Material ergänzt.

Hintergrundinformatio-nen, Lektions skizzen und Arbeitsblätter regen zur vertieften Ausein- andersetzung in «Natur, Mensch, Gesellschaft» an und bieten Tipps für den Unterricht auf den Stufen Sek I und II. Winterthur feiert das 750-jährige Bestehen seines Stadtrechts. Das gibt Anlass zur Herausga-be der ersten Stadtge-schichte seit fast 40 Jahren.

Erstmals wurde ein solch umfangreiches Geschichts-werk von mehreren Auto- ren gemeinsam verfasst.

Dies eröffnet ein viel breiteres Spektrum an Perspektiven, was das zweibändige Werk thema- tisch sehr vielseitig macht.

Es ist nicht nur Platz für die «grossen» Ereignisse wie die Verpfändung Winterthurs an die Stadt Zürich durch die Habs- burger, sondern auch für unbekanntere Geschich- ten. So wird etwa mit dem Aufstieg der Winterthurer Anglo-Swiss Biscuit Company zur schweizweit grössten Guetzli-Fabrik ein unbekannteres Kapitel der Wirtschaftsgeschichte beschrieben. Die durch viele Bilder und Info-Käst-chen angereicherten Bände sind verständlich geschrieben, sodass der angestrebte Kompromiss zwischen Wissenschaftlich-keit und ZugänglichWissenschaftlich-keit für eine breitere Leser-schaft meistens gut gelingt.

– Nicolas Hermann

E. Eugster (Hrsg.).

Winterthurer Stadtge-schichte. Bd.1: Von den Anfängen bis 1850.

Bd.2: Von 1850 bis zur Gegenwart.

Zürich: Chronos Verlag, 2014.

818 Seiten.

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