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Schule und Eltern – wie die Zusammenarbeit optimal gelingt

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Academic year: 2022

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Akzente Das Magazin der Pädagogischen

Hochschule Zürich

3/ 14

blog.phzh.ch/akzente

Schule und Eltern – wie die Zusammenarbeit optimal gelingt

Seite 10

Naturwissenschaften: eine Schulklasse macht an der PH Zürich erste Erfahrun- gen im Experimentieren

Seite 18

Masterarbeit: wie James Bond Schülerin- nen und Schüler in die Irre führt

Seite 25

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Ausstellung FASHION TALKS

Mode und Kommunikation 12. Juli 2014 bis 8. März 2015

Chinos oder Trainerhose, High Heels oder Flip Flops? Mit der Überlegung «Was ziehe ich an?» stellen wir uns Tag für Tag zu- gleich die Frage «Wer möchte ich sein?» Denn noch bevor wir etwas sagen, hat unsere Kleidung schon über uns gesprochen.

Die Ausstellung «Fashion Talks» zeigt, wie die Botschaften durch Stile und Codierungen übermittelt und entschlüsselt werden und durchleuchtet gleichzeitig das raffinierte System

«Mode». Angeregt durch die Ausstellungsteile «DIY – Do it yourself!», «Lass dich inspirieren!» und «Sei du selbst!» reflek- tieren die Schülerinnen und Schüler im Atelier ihren individuel- len Style oder designen ihre eigene DIY-Mode.

Angebote für Schulen ab September 2014 Was Kleider erzählen

Dialogische Führung für Sekundarstufe I & II Styles à gogo

Workshop für Sekundarstufe I & II

Vergünstigtes Angebot für Klassen der Kantone Zürich und Aargau

DIY – Do it yourself!

Workshop für die Primarschule

Fashion Talks – Begleithefte und LehrerInnenführungen

Begleithefte zur Ausstellung für die Sekundarstufe I & II für den selbstständigen Besuch mit der Klasse, kostenlos LehrerInnenführung für die Mittelstufe und

Sekundarstufe I & II

Mittwoch, 3. September 2014, 17–20 Uhr

Öffnungszeiten

Di bis So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Mo geschlossen Öffnungszeiten Feiertage siehe www.gewerbemuseum.ch

Anmeldung und Informationen Gewerbemuseum Winterthur Kirchplatz 14, 8400 Winterthur Telefon 052 267 51 36 gewerbemuseum@win.ch www.gewerbemuseum.ch

Gewerbemuseum Winterthur

© Eva Geiser Fotos: Niklaus Spoerri, Laura Müller

Inserate

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Inhaltsverzeichnis

Die Thematik «Eltern und Schule» ist in jüngster Zeit zunehmend in den Fo- kus der Öffentlichkeit geraten. Die Bericht- erstattung in den Medien wird dabei überwiegend von Problemfällen dominiert: Eltern möchten ihr Kind verset- zen, Eltern sind mit der Beurteilung ihres Kindes nicht einverstan- den usw. Gemeinsam ist den Anliegen der Väter und Mütter, dass sie mehr Mitbestimmungsrecht wünschen.

Unter diesen Voraus- setzungen sind Konflikte mit der Schule vorpro- grammiert. Ein Patent- rezept für den Umgang mit solchen Situationen gibt es nicht. Eine of- fene Kommunikation vom ersten Schultag an er- leichtert jedoch vieles und es lohnt sich, die Eltern als Mitspieler eines Teams zu betrach- ten, in dem alle dassel- be Ziel vor Augen haben:

das Kind bestmöglich in seiner Entwicklung zu fördern.

Oft geht vergessen, dass die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern im Normalfall kooperativ und konstruk- tiv verläuft. Einen wichtigen Beitrag leis- ten dabei auch die Elterngremien. Die institutionelle Eltern- mitwirkung ist jedoch noch nicht überall gleich stark verankert.

«Vielerorts läuft es gut, aber noch ohne grosse Berührungspunkte zum Schulalltag», sagt Gabriela Kohler, Präsi- dentin der Kantonalen Elternmitwirkungsorga- nisation (KEO). Sie äussert sich im Inter- view über die Bedingun- gen für ein erfolgrei- ches Miteinander zwischen Lehrpersonen und Eltern.– Christoph Hotz

Inhalt 3/2014

4 Vermischtes

Symposium zum Thema

«Führen von Teams»

7 Eine Frage, drei Antworten Wie gehen Sie mit Belastung

um?

9 Seitenblick

Jetzt, wo’s um meine Kinder geht

10 Schwerpunkt

Zusammenarbeit mit Eltern Eltern sind auch Teil der Schule

Interview: Gabriela Kohler, Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungsorganisation KEO

Stimmen und Meinungen aus dem Schulfeld

18 Reportage

Eine Schulklasse am Aktionstag

«Wasser» an der PH Zürich

24 Studierendenseite

Porträt, Masterarbeit, Kolumne 27 PH Zürich

Stiftung Pestalozzianum:

Podium «Schule und Krieg»

Forschung: Geschichtsunter- richt im Wandel

IPE: Wissenstransfer zwischen Ghana und der Schweiz Zentrum für Beratung:

Was bewegt die Lehrerinnen und Lehrer?

32 Blick in eine andere Berufswelt

DaZ-Lehrerin Susanne Burnand in der Gärtnerei Stiftung Brunegg

34 Medientipps

37 Aus dem Leben eines Lehrers

Leben im Büchergestell 38 Fundstück

38 Impressum 10 Eltern: eine klare Kommunika-

tion kann Konflikte verhindern

18 Aktionstag Wasser: eine Schule zu Gast an der PH Zürich 30 Projekt: Wissenstransfer zwi-

schen Ghana und der Schweiz

Das gemein- same Ziel vor Augen

Fotos: Niklaus Spoerri, Laura Müller

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Vermischtes

Symposium zum Thema «Führen von Teams»

Über 300 Führungspersonen aus dem Bildungsbereich besuchten im Campus der PH Zürich das Symposium Personalmanage- ment, das in diesem Jahr in seiner 8. Austra- gung stattfand. Rund um das Thema «Führen von Teams» kamen die Teilnehmenden in den Genuss von drei anregenden Referaten, und sie konnten ihr Wissen in elf Foren vertiefen.

Nach einer Begrüssungsrede von Karl Mäder, dem Leiter des Zentrums für Beratung der PH Zürich, war die Bühne frei für die drei Keynotes des Tages. Wolfgang Jenewein von der Universität St. Gallen machte den Auftakt und referierte zum Thema «Wandel der Füh- rung». Abgestützt auf neue empirische Studien sowie auf seine Erfahrungen als Berater von Hochleistungsteams aus der Fussball-Bundes- liga erläuterte er die veränderten Erwartun- gen, die heute an Führungspersonen herange- tragen werden. «Nicht mehr dem Führungstyp Trainer, der Aufgaben verteilt und sich mehr- heitlich mit Managementaufgaben beschäftigt, gehört die Zukunft, sondern dem emotional kompetenten Leader und Coach, der die Wil- lenskraft seiner Mitarbeitenden und Teams weckt und stärkt», erläuerte Wolfgang Jenewein in seinem Vortrag.

Simone Kauffeld von der TU Braun- schweig nahm sich in ihrem Vortrag dem zen- tralen Begegnungs- und Austauschgefäss von Teams an: dem Meeting. Damit knüpfte sie

beim Publikum an Vertrautes an. Sie war- tete mit überraschenden Erkenntnissen aus ihrer ausgedehnten Forschung auf und be- reicherte das bisherige Verständnis von Sit- zungen der Zuhörenden. Indem sie die Er- folgsbedingungen guter Meetings aufzeigte und auf die weitreichenden Folgen unbe- friedigender Arbeitszusammenkünfte hin- wies, bot sie den anwesenden Führungs- kräften Anregungen für die Ausgestaltung und Steuerungsmöglichkeiten zukünftiger Sitzungen.

Der Transfer von der Idee zur In- novation stand im Zentrum des Schluss- referenten, Oliver Heckmann von Google Schweiz. Im Gegensatz zur einfachen Idee beinhaltet Innovation auch deren Umset- zung, und genau hier sieht der Vertreter der Spitzentechnologie die wichtigste Heraus- forderung und Aufgabe der Führungs- person. Anhand von zehn Regeln erläuterte Oliver Heckmann, wie Google-Manager ein innovationsfreundliches Klima schaffen, das Mitarbeitende und Teams zu Höchst- leistungen animiert. – Christian Wagner

Weitere Informationen und Bilder zum Symposium: tiny.phzh.ch/fuehrung Christian Wagner ist Leiter der Geschäftsstelle des Zentrums für Bera- tung (ZfB) an der PH Zürich.

Sprach zum Thema «Wandel der Führung»:

der ehemalige Bundesliga-Be- rater Wolfgang Jenewein.

Kommende Ver- anstaltungen:

25. Oktober

«Unterrichten mit neuen Medien»

Im Zentrum der Tagung steht das Thema «Kreativi- tät, Kooperation und Kompetenzen».

Campus PH Zürich

13./14. November

Schulforum 2014 Schulen berichten unter dem Titel

«Vielfalt, Dyna- mik, gsellschaft- licher Wandel – was Schulentwicklung antreibt» über ihre Erfahrungen.

Vaduzer-Saal, Vaduz (FL)

27. November

Podium «Schule und Krieg»

Vor 100 Jahren brach der 1. Welt- krieg aus. Dieses Ereignis ist An- lass für das Podium der Stiftung Pesta- lozzianum.

Campus PH Zürich

Foto: Christine Bärlocher Foto: Christine Bärlocher

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Vermischtes

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Foto: Christine Bärlocher

PHZH in Zahlen Aktuelles

Schreibwettbewerb der PH Zürich Zum vierten Mal haben das Schreib- zentrum der PH Zürich, das Schreib- Lese-Zentrum der KME und die EB Zürich einen Schreibwettbewerb veranstaltet, diesmal zum Thema

«Rauschen». Aus den 35 Texten hat die Jury die drei Gewinnerinnen Barbara Rindisbacher, Katharina Neves und Barbara Jenni Acker- mann ausgewählt.

Die Texte sind online publi- ziert: blog.phzh.ch/akzente Worlddidac Award 2014:

doppelte Ehre

Tolle Auszeichnung für die beteilig- ten Mitarbeitenden: Die beiden Lehrmittel «Mathematik 1–3 Primar- stufe» und «Blickpunkt 1–3» der

150 Sängerinnen und Sänger im «Tatort PH Zürich»

Musikalischer und tänzerischer Abend im Campus: Unter dem Motto «Tatort PH Zürich» zeigten Hochschulchor und -band sowie Tänzerinnen und Tänzer der PH Zürich Arrangements aus der Welt des Krimis. Organisiert wurde der Anlass vom Fachbereich «Musik und Performance». Die Plätze im grossen Hörsaal für die zwei Kon- zerte waren innert kürzester Zeit ausverkauft, weshalb kurzerhand ein dritter Auftritt organisiert

Studentin Samira Meier als Christine in «Phantom of the Opera».

PH Zürich haben den Worlddidac Award 2014 erhalten. Dieser wird alle zwei Jahre anlässlich der inter- nationalen Bildungsmesse World- didac/Didacta Schweiz Basel verliehen.

EDK-Anerkennung für CAS PICTS

Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) anerkennt den CAS «Päda- gogischer ICT-Support» (PICTS) der PH Zürich. Absolventinnen und Absolventen erhalten neu ein schweiz- weit anerkanntes Zertifikat. In dem Lehrgang werden die Teilnehmen- den zu Expertinnen und Experten für ICT und Medienbildung ausgebildet.

wurde. Die Konzerte unter der Leitung von Elsbeth Thürig-Hof- stetter waren nicht nur akustisch ein Highlight: die Damen kleideten sich in Schwarz-Weiss, die Herren traten entsprechend den James- Bond-Songs mit Fliege und weissem Hemd auf. Zu den vorgetragenen Songs wurden passende Filmaus- schnitte gezeigt mit fliessenden Über- gängen vom Original-Filmton zum Chor und von der live gespielten Musik zum Film.

Mehr Bilder: tiny.phzh.ch/

tatort_phzuerich

Foto: Christine Bärlocher

Affoltern

Andelfingen

Bülach

Dielsdorf

Dietikon

Hinwil

Horgen

Meilen

Pfäffikon

Uster

Winterthur

Zürich

Anzahl Praxislehrpersonen im Verhältnis zur Gesamt- zahl Lehrpersonen in den Bezirken im Kanton Zürich.

Anzahl Praxislehrpersonen Lehrpersonen insgesammt

Anteil Praxislehrpersonen in Prozent

Quelle: VSA/PH Zürich

11,7%

65 554 35

140 89 107 80

113 137 96 112

170 256

343

1311 781 744

887 963 986 644

1267 1687

3161 10,2%

10,7%

11,4%

14,4%

9,0%

11,7%

13,9%

14,9%

8,8%

10,1%

8,1%

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mit den Vertiefungsrichtungen

— Schulische Heilpädagogik

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Meinungen

Eine Frage, drei Antworten:

Wie gehen Sie mit Belastung um?

Dazu kommt mir ein Ver- gleich mit meiner liebsten Freizeitbeschäftigung in den Sinn:

dem Wandern und Bergsteigen.

In diesen Momenten kann ich ab- schalten, mich von belastenden Situationen distanzieren und erho- len. Eine Tour gelingt nur dann, wenn ich meine zeitlichen Möglich- keiten und Ressourcen entspre- chend wähle: kleine Wanderungen am Feierabend oder am Wochenen- de; hin und wieder dürfen es auch mehrtägige Trekking-Touren sein, die mich in eisige und luftige Höhen auf einen Vier- oder Fünftausender führen. Ähnlich versuche ich mit beruflichen Belastungen umzugehen, ich bemühe mich, meinen berufli- chen Alltag realistisch einzuschätzen und dementsprechend zu gestalten.

Für den Berg organisiere ich meine Route umsichtig, in den Rucksack gehört nur das Wesentliche. Dann fokussiere ich mich beim Aufstieg auf Atem und Geh-Tempo. Im Alltag dasselbe! Die verschiedenen Aufga- ben – lehren, coachen, anleiten, ge- stalten und kreieren – erfordern von mir ein klares Fokussieren, eine Kon- zentration auf das, was momentan zentral ist, und das in einem ange- messenen Tempo. Auf dem Gipfel angekommen, geniesse ich den Weit- blick, bin stolz und erfreue mich an meiner Leistung. Im Alltag dasselbe!

Wenn die Arbeit mit den Studieren- den bei einem Unterrichtsbesuch Früchte trägt, wenn eine Modul- gruppe in meiner Veranstaltung in die Musik geradezu eintaucht oder ein Chor-Arrangement nach langer und vielleicht auch mühseliger Aus- einandersetzung vollendet ist, fühlt sich das an wie ein Gipfelerlebnis!

Manchmal ist es eine «Gratwande- rung», eine ambitionierte und her- ausfordernde Tour mit passendem Gepäck und idealer Route richtig einzuschätzen und regelmässig zu meistern. Im Alltag dasselbe!

Glücklicherweise ver- spüre ich als Lehrer einer 4. Klasse selten irgendeine Art von Belastung. Ich arbeite 100 Prozent und daneben bin ich fast jeden Abend und am Wochenende als Per- sonal-Fitness-Trainer indoor und outdoor tätig. Das gibt mir einen sehr angenehmen Ausgleich. Um während der Unterrichtswochen zeitlich belastende Stresssituationen zu vermeiden, plane ich die jeweils bevorstehenden Themen, Projekte sowie alles andere so genau wie mög- lich und bereite so viel wie möglich vor. Die Feinplanungen mache ich jeweils ein bis zwei Wochen im Vor- aus, damit ich zeitliche Engpässe unter der Woche vermeiden kann.

Dieser Rhythmus, den ich seit Ab- Elsbeth Thürig-Hofstetter, 38,

Musik-Dozentin an der PH Zürich.

Urs Kamm, 41, Quereinstieg- Student Primarstufe.

Micha Demsar, 28, Primarlehrer, Schule Scherr in Zürich.

schluss meines Studiums an der PH Zürich vor viereinhalb Jahren verbessert und effizienter gestaltet habe, bewährt sich für mich im Schulalltag in hohem Masse. Die gute Verteilung unserer dreizehn unterrichtsfreien Wochen kommt mir dabei natürlich auch sehr entgegen.

Belastung pur: 85 Prozent Pensum als Klassenlehrer, Aus- bildung an der PH Zürich, Über- trittsverfahren, Elterngespräche, Fachcoaching- und Mentorbesuche, Lerngruppentreffen, Leistungs- nachweise, Projektwoche, Sporttag, Klassenlager, Schultheater und Diplomprüfungen bestimmten im letzten Studienjahr meinen Tages- ablauf. Das Privatleben mit Familie und Partnerschaft darf auch nicht vergessen gehen. Wie ich solche Einflüsse von aussen überhaupt be- wältigen kann? Dafür habe ich kein Rezept. Mir hilft aber eine effiziente Taktik: Ruhe bewahren – Prioritäten setzen – immer nur eine Arbeit auf einmal erledigen und zwar so, dass ich sie nicht noch einmal in die Hand nehmen muss – schnelle Entschei- dungen treffen – pragmatisch vor- gehen. Das Wichtigste ist aber die Freude am Beruf. Wer nämlich das, was er tut, gerne macht, empfindet das Ganze nicht mehr so sehr als Belastung.

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Kolumne Seitenblick

Wenn ich Schulen besuche und Lektionen von angehenden Lehrerinnen und Lehrern beobach- te, interessiert mich immer auch der Kontext, in dem diese Schulstunden stattfinden. Was für eine Stimmung spürt man im Schulhaus? Wie gehen die Lehrpersonen miteinander um, wie verhalten sich die Jugendlichen in den Pausen? In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen wird vieles klar. Sie erzählen mir präzis, was an ihrer Schule funktioniert und worauf sie stolz sind, aber auch, was schwierig ist und wo sie anstehen.

Bei einem meiner letzten Besuche war ich in einer Zürcher Vorortsgemeinde mit einem Touch von Banlieue. Auf jeden Fall war es für mich zwar nicht selbstverständ- lich, aber doch auch nicht überra- schend, dass die jungen Leute der 2. Sek B eher in den Bänken hingen als sassen und dass sie nicht so wirkten, als wollten sie etwas lernen.

Jeder von uns hat schon Kinder gesehen, die sich mit totaler Hingabe über ein Buch beugen oder die sich durch nichts ablenken lassen, wenn sie ein Geschicklichkeitsspiel machen. Dazu war die Klasse das Kontrastprogramm. Begriffe wie

«Migrationshintergrund» und

«bildungsfern» sind mir beim An- blick der Klasse kurz durch den Kopf gegangen, aber sie helfen wenig, weil sie sich in undifferen- zierte Schlagworte verwandelt haben, die nur scheinbar etwas erklären und die keine Assoziatio- nen für Lösungen freisetzen.

Der Klassenlehrer schilderte den schwierigen Background ver- schiedener Knaben und Mädchen differenziert und ohne Rückgriff auf obige Klischees. Die Lebenslage der jungen Leute erhielt Konturen, ihre Biographien nahmen Gestalt an, der individuelle Aspekt ihrer Demo- tivation wurde nachvollziehbar und ihre Verhaltensoriginalität erschien schon fast folgerichtig.

Irgendwann kam er dann auf seine eigene Familie zu spre- chen und darauf, dass seine Kinder demnächst eingeschult werden.

«Jetzt, wo’s um meine eigenen Kin- der geht», meinte er, «jetzt überlege ich mir tatsächlich, ob wir umziehen sollen.» Eigentlich habe er sich ja immer für eine gesunde Durchmi- schung in den Gemeinden ausge- sprochen. Als Lehrer und linkslibe- ral eingestellter Bürger sei es ihm wichtig, dass die Schule eine Basis- erfahrung für das Zusammenleben

von verschiedenen sozialen Schich- ten in unserer Gesellschaft garantiere.

Das Dilemma findet in der Person des Lehrers statt – und in seiner Familie. Eine innere Unruhe und leichte Selbstvorwürfe wird er kaum vermeiden können. Entweder weil er die eigenen Kinder in seiner Gemeinde in eine schulische Um- gebung gibt, deren lernförderliche Qualität er bezweifelt, oder weil er wegzieht und seine eigenen Ideale nicht gerade verrät, aber doch deut- lich ankratzt. Die Frage wird zwi- schen ihm und seiner Frau disku- tiert werden, auch mit den Kindern, was meint ihr, wollen wir mal wo- anders wohnen, vielleicht in der Stadt, in Höngg vielleicht? Mögli- cherweise vergeht die Zeit und das Problem löst sich von selbst. Es ist nicht so einfach, eine ideale neue Wohnung zu finden. Am Ende bleibt man, wo man ist.

Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte ich zur vorliegenden Frage ein eindeutiges Urteil gehabt, heute schrecke ich davor etwas zurück. Was meinen Sie? Rückmeldungen bitte unter blog.phzh.ch/akzente Rudolf Isler ist Professor für Pädagogik an der PH Zürich.

Illustration: Raffinerie AG

Rudolf Isler – Seitenblick

Jetzt, wo’s um

meine Kinder geht

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Vermischtes

Eltern sind auch Teil der Schule

Heute läuft die Zusammenarbeit mit Eltern nicht nur nebenbei. Sie braucht zwar Zeit, bringt aber zahl- reiche Vorteile. Denn wo offen und klar kommuniziert wird, haben Missverständnisse und Konflikte einen schweren Stand.

Text: Melanie Keim, Fotos: Niklaus Spoerri

Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern

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Vermischtes

11 11

Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern

Die Mithilfe am Sporttag (links) oder ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel mit der Kindergärtnerin sind zwei von zahlreichen Formen der Zusammenarbeit.

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Eltern sind heute genauso Teil der Schule wie die Lehrpersonen und die Schülerinnen und Schüler. Denn obwohl sie physisch nur punktuell in der Schule anwe- send sind, so sind sie es im Grunde doch tagtäglich durch ihre Vorstellungen von Bildung, ihre Erwartungen an Lernerfolge und die grundsätzlichen Werte, die sie ihren Kindern vermitteln. Zudem ist die Schule nicht der ein- zige Lernort. Das Zuhause nimmt ebenfalls eine wichtige Bedeutung ein. Es lohnt sich also, das Augenmerk auf diese Ansprechgruppe zu richten. Vor allem lohnt es sich, die Eltern als Mitspieler eines Teams zu betrachten, in dem alle dasselbe Ziel vor Augen haben: das Kind best- möglich in seiner Entwicklung zu fördern.

Keine Problemarbeit

«Die Zusammenarbeit mit Eltern war schon immer ein Thema, das Lehrpersonen und besonders auch angehen- de Lehrpersonen beschäftigte», sagt Susanna Larcher, Dozentin im Weiterbildungsbereich Schule und Entwick- lung an der PH Zürich. Die Arbeit wird oft nicht nur wegen des Mehraufwandes als Belastung wahrgenom- men. Und doch wäre ein Fokus auf mühsame Eltern, heftige Auseinandersetzungen und wüste Vorwürfe falsch.

Denn der Normalfall ist die kooperative und konstrukti- ve Zusammenarbeit.

In der Ausbildung von Lehrpersonen wird daher auch klar kommuniziert, dass die Zusammenarbeit mit Eltern nicht per se Problemarbeit ist. Eine gute Bezie- hung zu den Eltern bildet vielmehr die Basis für ein pro- duktives Lernklima im Schulzimmer wie zuhause. So

dient auch das Elterngespräch in erster Linie einem ge- genseitigen Informationsaustausch, um das Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen optimal zu fördern.

«Auch wenn scheinbar alles bestens läuft, kann immer ein Problem auftauchen», sagt Susanna Larcher zur Bedeu- tung eines regelmässigen Austauschs. Schliesslich dringt eine Scheidung oder eine schwere Krankheit eines El- ternteils, die ein Kind im Schulalltag belasten könnte, nicht automatisch zur Lehrperson durch. «Zudem ist es schwierig, mit Eltern, die einem als Lehrperson fremd sind, über Probleme des Kindes zu sprechen», fügt sie an.

Lernen sich Eltern und Lehrperson in guten Zeiten auf einer persönlichen Ebene kennen, so fällt das Gespräch später im Konfliktfall sicher leichter.

Offenheit als Bedingung

Während die Eltern die Lehrperson früher einmal zu Schulbeginn und später kaum mehr zu Gesicht bekamen, ist der Kontakt heute durch regelmässig stattfindende Zeugnisgespräche und Elternabende gewährleistet. Da- mit trägt die Schule auch einer gesellschaftlichen Ent- wicklung Rechnung. «Die gesteigerten Anforderungen des Arbeitsmarkts erhöhen den Druck auf die Eltern, ihre Kinder möglichst gut ausgebildet zu wissen», erklärt Su- sanna Larcher. Und mit den Erwartungen an die Leistung der Kinder wächst nicht nur das Interesse für den Unter- richt und die Lehrperson, sondern ein Stück weit auch das Konfliktpotenzial. Was also sind die Bedingungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Eltern?

Die Grundlage einer konstruktiven Kommunika- tionskultur mit den Eltern bilden die gängigen Kommu- nikationsregeln wie etwa das Verwenden von Ich-Bot- schaften und das Betonen positiver Aspekte. «Gesprächs- führungstechniken sind das eine, das andere ist eine grundsätzlich offene Haltung den Eltern gegenüber», sagt Susanna Larcher. Nur selten sind die Wertvorstel- lungen und Lebensentwürfe von Lehrperson und Eltern deckungsgleich. Daher ist es wichtig, dass die Lehrper- son Distanz zu ihren persönlichen Ansichten einer

«idealen Erziehung» einnimmt und ein echtes Interesse für die Anliegen und auch die möglichen Lösungsvor- schläge der Eltern zeigt. «Die Lehrperson sollte die El- tern als Partner und Experten für Fragen im Zusammen- hang mit ihrem Kind betrachten und sie dafür schätzen», erklärt Susanna Larcher. «Wenn man in der Rolle der Erziehungsberechtigten ist, merkt man auch plötzlich, wie empfindlich man ist», erzählt sie aus eigener Erfah- rung. Sie bezeichnet diesen Perspektivenwechsel zwar als spannende Erfahrung, eine Bedingung für eine gute Zu- sammenarbeit mit den Eltern ist sie aber auf keinen Fall.

Wert der Erfahrung

In der Ausbildung zur Lehrperson kann die Zusammen- arbeit mit den Eltern allerdings nur teilweise geübt wer- Eine gute Beziehung zu den Eltern

bildet die Basis für ein produktives Lernklima – in der Schule und zuhause.

Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern

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A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 13 13 den. Im letzten Studienjahr sind die künftigen informel-

len Kontakte, Elterngespräche und Elternabende Thema.

So wird beispielsweise ein Elternabend geplant, damit die Eltern bei der ersten Begegnung nicht auf niedrigen Kindergartenhockern Platz nehmen müssen oder beim Apero das Gesprächsthema fehlt. Eine Frage, die es sich ebenfalls im Voraus zu klären lohnt, ist, wie viel man als Lehrperson von sich selbst preisgeben möchte. Will ich den Eltern erzählen, dass ich klettere und in einer WG wohne? Im Rahmen verschiedener Trainings üben die Studierenden der PH Zürich in Rollenspielen ihr Verhal- ten in Elterngesprächssituationen. Wie man tatsächlich mit allfälligen schwierigen Situationen und Konflikten umgeht, zeigt sich allerdings erst im Berufsleben.

«Ein bestimmter Teil gehört in die Weiterbildung», sagt Susanna Larcher. Denn an gewisse Themen lässt sich erst über ganz persönliche Erfahrungen anknüpfen. Die Weiterbildungstrainings der PH Zürich finden nicht nur bei Berufseinsteigenden, sondern auch bei erfahrenen Lehrpersonen Anklang. Hier zeigt sich, dass gerade einige Lehrpersonen mit langer Berufserfahrung dieselbe irritie- rende Erfahrung berichten: Nach etlichen Unterrichts- jahren und hunderten von Elterngesprächen will das Ge- spräch mit den Eltern plötzlich nicht mehr gelingen. Zu weit auseinander liegen die Lebens- und Erziehungsvor- stellungen der 23-jährigen alleinerziehenden Mutter und

des 60-jährigen Lehrers, auch eine gemeinsame Sprache lässt sich teilweise schwerer finden. Gerade hier zeigt sich die offene Haltung gegenüber den Vorstellungen und Le- bensentwürfen der Eltern als zentraler Punkt, um den Zugang zu jungen Eltern wieder zu finden.

Respekt und Anerkennung

Während sich solche Verständnisprobleme relativ leicht überwinden lassen, stellen reale Sprachbarrieren eine grössere Hürde dar. Ist die Zusammenarbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund tatsächlich eine besondere Herausforderung? Zeliha Aktas, Dozentin im Weiterbil- dungsbereich Schule und Entwicklung an der PH Zürich, ortet in dieser Fragestellung bereits einen Teil der Proble- matik. «Die Schule ist heute teilweise stark auf die Mittelschicht ausgerichtet. Dabei dominiert noch immer

das Idealbild der bildungsnahen Eltern», sagt die Dozen- tin, die an der PH Zürich unter anderem Kurse zu inter- kultureller Kommunikation und Kompetenz in der Schule gibt. Die Schule sei daher gefordert, sich noch verstärkt für die Einbindung aller Eltern einzusetzen und innovative Lösungen zu schaffen, etwa für Schichtarbei- ter, die an einem Elternabend nicht teilnehmen können.

Interkulturelle Vermittlerinnen oder Sprachgrup- pen an Elternabenden stellen nach Aktas mögliche Wege dar, um Sprachbarrieren und Informationsdefizite zu überwinden. Notwendige Bedingungen sind dabei immer das Interesse und der Respekt von Seiten der Lehrper- son. «Wo ich keinen Respekt und keine Anerkennung er- fahre, da gehe ich nicht hin», sagt Zeliha Aktas. Es mache überhaupt nichts aus, wenn die Lehrperson nichts über die Kultur einer Familie wisse. Schliesslich könne man das meiste im Gespräch klären, etwa ob ein Besuch zu- hause erwünscht sei. «Problematisch ist nur die Vorstel- lung einer einheitlichen, fixen Kultur, die es so nicht gibt», führt Aktas als Grund für mögliche Missverständnisse an.

Die heutigen Studierenden erlebt sie anderen Kulturen gegenüber als sehr offen. Man merke, dass heute viele Auslanderfahrungen gemacht werden und viele Lehrper- sonen selbst einen Migrationshintergrund mitbringen.

Bedürfnis nach Mitsprache

Die Elternschaft als Ganzes stärker einzubinden, ist das Ziel der institutionellen Elternmitwirkung, die 2005 im Volksschulgesetz des Kantons Zürich verankert wurde.

Laut Gesetz muss heute jede Schule im Kanton Zürich ein Gefäss einrichten, wo sich Eltern untereinander und mit der Schule über ihre Anliegen, Fragen und Bedürf- nisse austauschen und sich über Veranstaltungen einbrin- gen können.

Während es in Deutschland gang und gäbe ist, dass Eltern aktiv im Schulalltag mitwirken, und auch in der Westschweiz und im Tessin alltägliche Bindeglieder zwischen Eltern und Schule, wie etwa ein «Pedibus», die Begleitung mehrerer Kinder durch ein Elternteil, als selbstverständlich betrachtet werden, muss die institutio- nelle Elternmitwirkung in der Deutschschweiz erst noch zur Tradition werden. Denn gerade wo eine Schule grosse Veränderungen durchmacht, beispielsweise altersüber- greifendes Lernen einführt, ist dieser Einbezug und die Information der Eltern über Elternforen und -räte sehr hilfreich. Eltern können nur würdigen und unterstützen, was sie auch kennen.

«Diese Öffnung der Schule ist sehr wichtig.

Schliesslich gibt es nicht nur Lehrpersonen und Schüle- rinnen und Schüler», sagt Iris Hochschorner, Schulleite- rin der Sekundarschule Birmensdorf-Aesch. Die Zusam- menarbeit mit dem Elternteam liegt ihr sehr am Herzen, da diese eine Art Sensorium für die Anliegen der Eltern, aber auch diejenigen der Schülerinnen und Schüler dar-

Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern

Mit dem zunehmenden Interesse der Eltern am Unterricht und der

Lehrperson wächst auch

das Konfliktpotenzial.

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stellt. An den ungezwungenen Anlässen des Elternteams, beispielsweise bei einem Apero oder einem Social-Me- dia-Workshop mit Eltern und Jugendlichen, kommen oft auch Themen zur Sprache, die die Schulleiterin sonst nicht zu hören bekäme.

Was durch das Elternteam gefördert wird, ist in Birmensdorf-Aesch generell ein Stück Schulkultur: eine offene, klare und transparente Kommunikation, inner- halb der Schule wie gegen aussen. Die Schulleitung for- dert vom Lehrpersonenteam eine grosse Kommunikati- onsbereitschaft, im Gegenzug wird das Team bei der Zusammenarbeit mit Eltern durch klare Richtlinien un- terstützt. «Zu viele Regeln sind bestimmt nicht förderlich, doch gewisse Grundsätze können den Lehrpersonen Si- cherheit geben», sagt Iris Hochschorner zu der Bedeu- tung einer klaren Regelung. So werden Problemfälle an der Sekundarschule Birmensdorf-Aesch etwa nie schrift- lich, sondern immer von Angesicht zu Angesicht geklärt.

Um Missverständnisse zu verhindern, sind die Kommu- nikationswege klar geregelt und abgestuft. Konflikte wer- den stets auf einer niederschwelligen Ebene ausgetragen, und erst wo Fachlehrperson und Eltern gemeinsam keine Lösung finden, wird die Klassenlehrperson oder falls nö- tig die Schulleitung beigezogen.

Termingerecht kommunizieren

Auf der Sekundarstufe ist eine klare Kommunikation be- sonders wichtig, weil das Thema Berufswahl bei den El- tern gerne für Nervosität sorgt. «Die Lehrverträge werden

heute sehr früh abgeschlossen. Deshalb haben viele Eltern Angst, dass ihr Kind mit den Bewerbungen hintenan- steht», sagt Hannes Schaad, Dozent für Berufswahlvorbe- reitung an der PH Zürich. «Eine klare Auftragsklärung und ein termingerechter Fahrplan, der rechtzeitig kom- muniziert wird, fördern hier das Vertrauen.» Trotz verfrüh- ter Lehrvertragsabschlüssen ist die Zusammenarbeit mit den Eltern in der Berufswahlphase heute kaum schwieri- ger geworden. Im Gegenteil: Mit dem Stellwerk-Test wur- de den Lehrpersonen ein Instrument in die Hand gege- ben, das diese eher erleichtert. Mit dem standardisierten Test kann heute auf einer neutralen Grundlage über die Zukunft der Jugendlichen diskutiert werden. «Von den Eltern als objektive Ausseninstanz werden die Testresul- tate eher akzeptiert als die ‹subjektiven› Noten der Lehr- person», sagt Hannes Schaad. Diskrepanzen zwischen den Leistungen und den Erwartungen aufzuzeigen, den Eltern oder der Schülerin klarzumachen, dass die Erfolgschan- cen bei der Gymiprüfung vielleicht doch nicht so hoch sind, bleibt auch mit dem Test schwierig. «Es ist aber nie- mandem geholfen, wenn man mit dem Schüler oder der Schülerin und den Eltern nicht ehrlich ist», sagt Schaad.

Das Standortgespräch der 8. Klasse in seiner heutigen Form bedeutet für die Lehrpersonen einen grossen zeitli- chen Mehraufwand. Doch Schaad ist überzeugt, dass es gut investierte Zeit ist. Schliesslich bezahlt sich Bezie- hungsarbeit früher oder später immer aus.

Informationen zu Weiterbildungsangeboten:

phzh.ch/weiterbildung, Suchbegriff «Eltern»

Eltern und Lehrpersonen haben beide dasselbe Ziel vor Augen: das Kind bestmög- lich in seiner Entwicklung zu fördern.

Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern

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A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 15 15 Einbezug von Kindern in Elterngespräche

«Ich habe in einer Vertiefungsarbeit im Rahmen meiner Ausbildung an der PH Zürich den Fokus auf die Frage nach dem Einbezug von Kindern in Elterngespräche ge- legt. Ein Teil der Arbeit bestand aus verschiedenen Ge- sprächen mit Lehrpersonen über ihre Praxis in diesem Zusammenhang. Es zeigte sich, dass sie dies je nach Stu- fe und Inhalten der Gespräche sehr unterschiedlich hand- haben. Ich persönlich sehe einige Vorteile darin, wenn das Kind dabei ist. So zeigen die Lehrperson und die Eltern, dass sie ihm etwas zutrauen und es ernst nehmen. Seine Perspektive kann auch wichtig sein zur Beurteilung einer spezifischen Situation.

Wichtig ist, dass man das Kind gut vorbereitet und ihm im Gespräch gleich am Anfang die Gelegenheit gibt zu erzählen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre ist da- bei entscheidend. Gerade Konflikte sollten jedoch nicht im Beisein der Kinder besprochen werden. Der Ge- sprächsverlauf ist nicht immer bis ins Detail planbar. In unvorhergesehenen Situationen ist wohl die Erfahrung einer Lehrperson zentral, beispielsweise wenn eine Kon- fliktsituation plötzlich zu eskalieren droht.»

Vera Lichtenstein, Studentin Studiengang Kinder- garten-Unterstufe an der PH Zürich.

Elterngespräch als zentrales Element

«Die Zusammenarbeit mit den Vätern und Müttern be- ginnt mit dem ersten Kontakt. Es ist mir wichtig, mög- lichst rasch ihr Vertrauen zu gewinnen. Für viele Kinder ist der Kindergartenstart der erste grosse Schritt weg von zu Hause. Diese Situation ist für viele Eltern nicht ganz einfach. Eine wichtige Funktion bei meiner Arbeit hat das Elterngespräch. Die Eltern sind dabei teilweise nervös, darum beginne ich das Gespräch immer mit einer positi- ven Bemerkung und zeige ihnen, dass ich für alle ihre Anliegen ein offenes Ohr habe.

Eine besondere Herausforderung sind Gespräche mit fremdsprachigen Eltern. Oft weiss ich vor dem Treffen nicht genau, ob und wie gut diese Deutsch können. Mit der Zeit lernt man die Eltern besser kennen, das verein- facht die Zusammenarbeit. Teilweise nehme ich auch die Funktion einer Beraterin ein. Tipps sind häufig willkom- men, jedoch nicht immer. Sie dürfen nicht als Eingriff in die Privatsphäre gewertet werden können. Als Lehrper- son überlege ich sehr genau, wie ich meine Anliegen an- bringe.»

Norina Allemann, Kindergärtnerin in Zürich-Oerlikon.

Schwerpunkt beim Berufswahlprozess

«Wir unterstützen mit unserer Arbeit die Kinder und gleichzeitig die Lehrpersonen – an Anlässen wie dem Sporttag oder bei der Organisation von Veranstaltungen.

Der Schwerpunkt in der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern liegt beim Berufswahlprozess. Beispiels- weise erhalten alle die Gelegenheit, in der 2. Sek in einem Rollenspiel mit Vertreterinnen und Vertretern von Unter- nehmen aus der Umgebung ein Vorstellungsgespräch zu üben. Anschliessend erhalten sie von uns ein ausführli- ches Feedback.

Weiter bieten wir in Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit Kurse für Eltern an, beispielsweise zum Thema Social Media. Diese Angebote werden sehr ge- schätzt. Zudem sind wir auch an Elternabenden präsent – um unser Angebot vorzustellen und neue Mitglieder zu suchen. Eltern, die mithelfen wollen, können sich in einer Liste eintragen. Im Elternteam sind zwei Lehrpersonen vertreten. Dieser Kontakt ist wichtig. Unser Engagement ist mit einigem Aufwand verbunden, der sich jedoch lohnt. Wir erhalten Einblick in den Schulalltag und ler- nen die Lehrpersonen besser kennen.»

Marianne Hofstetter, Präsidentin des Elternteams an der Sekundarschule Birmensdorf.

«Die Zusammenarbeit beginnt mit dem ersten Kontakt»

Worauf legen Lehrerinnen und Lehrer Wert bei der Zusammenarbeit? Welche Erwartungen haben Studierende? Und wie setzen sich Elterngremien ein? Eine Kindergärtnerin, eine Studentin und die Präsidentin eines Elternteams schil- dern ihre Erfahrungen.

Aufgezeichnet von Christoph Hotz

Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern

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«Die Schule kann vom Know-how der Eltern enorm profitieren»

Gabriela Kohler setzt sich als Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungsor- ganisation (KEO) für eine institutionelle Elternmitwirkung ein, von der alle Be- teiligten profitieren. Auf sie und ihr Team wartet noch eine Menge Arbeit.

Text: Melanie Keim, Foto: Nelly Rodriguez

Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern

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A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 17 17 Akzente: Wer ist die Kantonale Eltern-

mitwirkungsorganisation (KEO) und was sind ihre Aufgaben?

Kohler: Die KEO ist der Verband der Eltern- gremien im Kanton Zürich. Sie fördert den Austausch und die Vernetzung der Eltern- räte oder -foren, die meist erst nach der Ver- ankerung der institutionellen Elternmitwir- kung im neuen Volksschulgesetz von 2005 entstanden und damit noch sehr jung sind.

Es soll nicht jeder Elternrat das Rad neu erfinden müssen. Zudem ist die KEO An- sprechstelle für die Bildungsdirektion, in der Vernehmlassung vertritt sie die Anliegen der Eltern.

Die KEO ist also eine Art kantonale Elternlobby?

Man kann das durchaus so sehen. Wir stär- ken die Eltern aber auf keinen Fall gegen die Schule, sondern mit ihr und für sie.

Zwischen Schule und Eltern herrscht heute ein Kräfteungleichgewicht. Früher war die Lehrperson auch für die Eltern eine Person, zu der man hinaufschaute. Da hat ein Um- denken stattgefunden. Die Eltern wünschen sich heute einen Dialog auf Augenhöhe, doch dafür ist ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge und Strukturen der Schule nötig. Die Elternmitwirkung ermöglicht einen Blick auf die Schule aus einer anderen Perspektive.

Besteht nicht die Gefahr, dass sich übereifrige Eltern zu stark in die Ange- legenheiten der Schule einmischen?

Diese Bedenken waren auch der Grund, weshalb die Lehrpersonen dem neuen Gesetz anfangs sehr misstrauisch begegne- ten. Eltern mischen sich aber genau dann in Dinge ein, die sie nichts angehen, wenn sie sich nicht abgeholt fühlen. Die stärkere Einbindung und der informelle Austausch haben also auch präventiven Charakter.

Zudem ist gesetzlich klar geregelt, wo die Grenzen der Mitwirkung liegen. So haben Eltern beispielsweise kein Mitspracherecht bei Personalentscheiden und bei Unter- richtsinhalten und Lehrmitteln.

Was ist denn überhaupt möglich?

Das hingegen ist nicht geregelt, und nach wie vor spricht man vor allem über Grenzen, statt das weite Feld der Möglichkeiten krea-

tiv zu erforschen. Häufig trauen sich Eltern- vertretungen in Räten oder Foren auch nicht, ihre Ideen einzubringen, weil sie sich nicht zu stark exponieren möchten und von Schu- len zum Teil eher abwehrende Signale kom- men. Es gibt aber äusserst originelle Projekte wie eine Brieffreundschaft mit einer Klasse in New York, die von einer englischsprachi- gen Mutter initiiert wurde.

Kann die Schule wirklich von der Elternmitwirkung profitieren, oder wurde ihr damit nur zusätzliche Arbeit aufgehalst?

Die Schule kann enorm vom Know-how und den Kontakten der Eltern profitieren, etwa wenn es um die Berufswahl geht. Da kann ein Elternrat der Schule auch Arbeit abnehmen. Zudem können die Meinungen der Eltern der Schule wichtige Inputs liefern. Da die Schule ein relativ geschlosse- nes System ist, kann sich da und dort eine Betriebsblindheit entwickeln. Der informelle Austausch wirkt sich positiv auf die indivi- duelle Zusammenarbeit aus und damit auf das Wohl des Kindes, um das es letztendlich geht.

Wo steht die Elternmitwirkung heute?

Knapp zehn Jahre nach der Einführung des Gesetzesartikels läuft die Elternmitwir- kung vielerorts gut, aber noch ohne grosse Berührungspunkte zum Schulalltag.

Elternmitwirkung soll nicht einfach stattfin- den, weil es das Gesetz vorschreibt. Nun muss auch eine Diskussion über die Qualität und das Nachwuchsproblem vieler Organi- sationen stattfinden. Nach wie vor haben viele Elternräte Mühe, genügend Freiwillige zu finden. Damit eine Kontinuität entsteht, sollten die Eltern länger als ein Jahr im Vorstand bleiben.

Wie kann die Elternmitwirkung einen Schritt weiterkommen?

Damit interessante Projekte auch tatsäch- lich umgesetzt werden und möglichst viele Eltern ihre Meinung einbringen können, ist ein Wissen über Rahmenbedingungen und Partizipationsmöglichkeiten nötig. Die KEO organisiert daher Workshops und Bezirkselternabende mit Referaten, etwa zur Partizipation bei einem Vernehmlassungs- prozess.

Über Gabriela Kohler

Gabriela Kohler, 1966, ist seit zwei Jahren Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungs- organisation (KEO) und arbeitet als Kauffrau in einem Holzbaubetrieb.

Die Mutter von drei Kindern und ein- fache Grossmutter wohnt in Winter- thur, wo sie 2005 mithalf, einen der ersten Elternräte im Kanton Zürich aufzubauen.

Gabriela Kohler war als Mutter dabei Teil einer Gruppe aus Eltern und Schulleitung, die ein Organisa- tionsstatut für den Elternrat der Sekundarschule Hohfurri ausarbei- tete.

Als äusserst neu- gierige Person möchte sie ein Leben lang lernen.

Bisher führte sie ihr Wissenstrieb von der Zahnmedizin über verschiedens- te Sprachen, die Naturheilpraxis bis zur Kaufmänni- schen Lehre, die sie 2009 abschloss.

Für diese zweite Lehre hat Gabriela Kohler eine Arbeit mit dem Titel

«Elternräte sind mehr als Kuchen- backvereine»

verfasst.

Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern

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Vermischtes

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich

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A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 19 19

Reportage

Eine lange Wasserspur zieht sich durch den Gang und verschwindet hinter einer Zimmertür. Mit jedem Schritt entlang der Wasserspur werden Stimmen und La- chen lauter, bis man schliesslich vor einer feucht-fröh- lichen Bande Kinder steht, die in zwei grosse gläserne Wasserbecken verschiedene Gegenstände sinken oder schwimmen lassen. Zwei Studentinnen versuchen, die überschwappende Experimentierfreude der Kinder zu kanalisieren.

Der Aktionstag ist in vollem Gang. Er ist Teil des Wahlmoduls «Naturwissenschaften im gesellschaftlichen Kontext», das einige Primarschul-Studierende der PH Zürich im 6. Semester besuchen. Ihre Aufgabe: Eine Un- terrichtsreihe zum Thema Wasser entwerfen und mit ei- ner Schulklasse durchführen. Und zwar mit den 4.-Kläss- lerinnen und 4.-Klässlern aus dem Schulhaus Ilgen in Zürich-Hottingen. Der Unterricht findet für sie an die- sem Freitag nicht wie gewohnt im Klassenzimmer statt, sondern an der PH Zürich. In Kleingruppen eingeteilt, begleitet von zwei bis drei Studierenden, befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Aspek- ten von Wasser im Zusammenhang mit Umwelt, Technik und Gesellschaft. Die Themen sind: Wetter und Wasser- kreislauf, Schifffahrt, Wasserverschmutzung und -reini- gung, Trinkwasser, Gletscher und Klimaerwärmung.

Trinkhalm wird Thermometer

Was für die Kinder eine aufregende Abwechslung ist, be- deutet für die Studierenden viel Arbeit. «Es gibt jede Menge Unterrichtsmaterial für naturwissenschaftliche

Experimente», weiss Franziska Detken, Co-Modulver- antwortliche und Dozentin im Bereich «Mensch und Umwelt, Religion und Kultur» an der PH Zürich. Die Kunst sei, das Richtige auszuwählen und die Experimen- te so vorzubereiten, dass sie funktionieren. Da sind manchmal auch Bastelkünste und etwas Fantasie gefor- dert. Aus einer Glasflasche mit Trinkhalm hat Student Benjamin Stutz ein Thermometer gebaut, während seine Gruppenpartnerin Stefanie Bigler mit Hilfe von zwei Zahnstochern, etwas Papier und einer alten Milch- packung ein Windmessgerät fertigt.

Wettergrössen lassen sich mit diesen simplen Konstruktionen zwar gut veranschaulichen. Die kom- plexen Prozesse, die dahinterstecken, verständlich zu er- klären, sei jedoch alles andere als einfach, meint Stutz.

Was die Angelegenheit zusätzlich erschwert: «Wir kennen die Schülerinnen und Schüler noch nicht und arbeiten heute das erste Mal mit ihnen», sagt er, während er eine Wärmelampe auf eine mit Wasser gefüllte Schale richtet.

«Wir haben keine Ahnung, was die Kinder über das The- ma Wetter und Wasserkreislauf schon wissen.» Über die Schale spannt er eine Klarsichtfolie. Sobald er die Lampe anmacht, wird das Wasser verdampfen und an der Folie kondensieren. Regen im Wasserglas. «Das Vorwissen zu erheben ist eine wichtige und nicht ganz einfache Auf- gabe», sagt Franziska Detken. Fragen zu stellen sei dabei nicht immer zielführend, weil dies die Kinder oft hemme.

«Wir fordern die Studierenden deshalb auch auf, andere Wege zu finden, um die vorhandenen Vorstellungen sicht- bar zu machen.»

Benjamin Stutz und Stefanie Bigler wählen eine künstlerische Herangehensweise. «Zeichnet einmal auf, was euch zu Wasser im Zusammenhang mit Wetter in den Sinn kommt», fordern sie die Gruppe auf. Die Kinder überlegen nicht lange. Kurz darauf sind erste Wolken, Regentropfen und Flüsse auf den Papierbögen zu erken- nen. «Und, was habt ihr gezeichnet?», unterbricht Stutz die fröhliche Malrunde ein paar Minuten später. «Ich habe einen Kreislauf gezeichnet», antwortet eine Schüle- rin. «Kannst du mir das genauer erklären?» – «Also das ist das Meer. Aus dem Meer verdunstet Wasser – das sind diese blauen Punkte hier – und bilden dann Wolken. Und wenn es regnet, kommt das Wasser wieder zurück auf die Erde und ins Meer.» Alles richtig erklärt. «Was bedeutet denn Kreislauf?», hakt Bigler nach. Die Schülerin über- legt kurz. «Es hört nie auf und geht immer weiter.»

Die Kinder wissen zum Teil schon sehr viel. «Aber vieles ist nur Halbwissen», gibt Dozentin Franziska Det- ken zu bedenken. «Die Studierenden müssen deshalb erst einmal herausfinden, ob die Kinder das, was sie sagen, wirklich verstehen.» Stutz macht die Probe aufs Exempel.

«Wisst ihr, was Niederschlag ist?», fragt er in die Runde.

Die Kinder nicken. «Regen», sagt eine Schülerin. «Ja, das ist richtig. Und was für Formen von Niederschlag kennt

52 Murmeln bis zum Untergang

Naturwissenschaften haben in der Schule keinen einfachen Stand. Dabei können sie viel Spass machen, wenn sie mit Expe- rimenten statt trockenen Formeln unter- richtet werden. Im Rahmen eines Aktions- tags zum Thema «Wasser» an der PH Zürich hatten Studierende Gelegenheit, solche Experimente mit einer Schulklasse aus- zuprobieren.

Text: Isabel Plana, Fotos: Niklaus Spoerri

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Gehört auch dazu: Drei Schüler machen sich Notizen zu ihren Beobachtungen und den erhaltenen Resultaten.

Spannendes Experiment: Wie viele Murmeln trägt die Schale, bis sie untergeht? Bei 52 Murmeln ist Schluss.

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Kreativ: Student Benjamin Stutz hat aus einer Glas- flasche und einem Trinkhalm ein Thermometer gebaut.

Staunen: «Die Kinder sind sehr neugierig und wollen alles ausprobieren», sagt Studentin Rebecca Marti.

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Reportage

ihr sonst noch?» – «Wenn jemand nach einem Schlag zu Boden fällt», antwortet ein Schüler nichtsahnend.

Sprung ins nicht ganz so kalte Wasser

Wie viel Wissen die Kinder mitbringen, ist heute nicht ausschlaggebend. Das Ziel des Aktionstages lautet: Ex- perimentieren. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich die Hände nass machen und das Phänomen Wasser spielerisch erfassen. Auch den Studierenden eröffnet sich damit ein Versuchslabor. «In den meisten Modulen pla- nen wir Unterrichtsreihen gezwungenermassen nur auf dem Papier», sagt Studentin Marina Spühler, die sich mit ihrer Gruppe dem Thema Wasserverschmutzung und -reinigung widmet. «Der Aktionstag bietet uns die einma- lige Gelegenheit, die entworfenen Schulstunden tatsäch- lich durchzuführen.»

Dafür nehmen die Modulverantwortlichen den grossen organisatorischen Aufwand gerne in Kauf. Die PH Zürich setzt sich stark für die Förderung der Natur- wissenschaften in der Schule ein. Das sei auch nötig, fin- det Franziska Detken. «Nicht wenige Primarlehrperso- nen haben Vorbehalte gegenüber Naturwissenschaften», weiss sie und hat auch eine Vermutung, warum das so ist.

«Im Gymnasium werden Naturwissenschaften oft sehr theoretisch-mathematisch und abstrakt vermittelt. Viele Schülerinnen und Schüler können keinen Bezug mehr dazu aufbauen, sie verlieren das Interesse daran und ver- stehen die Themen am Ende nicht. Und was man selber nicht versteht, unterrichtet man später nur ungern.» Mit Modulen wie «Naturwissenschaften im gesellschaftlichen Kontext» und dem Aktionstag sollen die Studierenden diese Berührungsängste überwinden.

«Es ist eine hilfreiche Erfahrung, die Experimente in einem geschützten Rahmen und mit Kleingruppen ausprobieren zu können», findet Marina Spühler. Nicht nur, um mehr Sicherheit zu gewinnen, sondern auch, um neue Ideen zu sammeln. «Die Kinder sind auf Lösungen gekommen, an die ich und meine Kollegin überhaupt nicht gedacht haben», meint die Studentin, während sie die Schülerinnen und Schüler beobachtet. Mit Gabeln, Sieben, Schwämmen und anderen Hilfsmitteln versu- chen sie fieberhaft, das Wasser im Glasbottich zu reini- gen, nachdem sie es zuvor ebenso eifrig mit Öl, Shampoo, Klopapier und Sand verschmutzt haben. «Mit einer gan- zen Klasse Experimente zu machen ist sehr aufwändig», weiss Spühler. Aber es lohne sich, ist sie überzeugt. «Die Kinder profitieren mehr, wenn sie selber entwickeln und erleben können. Das schult ganz andere Denkprozesse als immer nur Zuhören und Abschreiben.»

Erlebnis steht im Vordergrund

Dass scheinbar in jedem Kind ein Forscher steckt, zeigt sich im Raum nebenan. Die Gruppe mit dem Thema Schifffahrt hat eine Strategie entwickelt, um herauszufin-

den, wie schwer ein Gegenstand sein muss, bis er in Süss- wasser beziehungsweise in Salzwasser untergeht. «Wir haben diese Schale aus Aluminium ins Süsswasserbecken gelegt und ich fülle nun Murmeln rein. So viele, bis die Schale gerade noch knapp über der Wasseroberfläche schwimmt», kommentiert eine Schülerin, während die Gruppe im Chor zählt. 45, 46, 47. Die Schale schaukelt schon ganz schön, hält sich aber noch über Wasser. 49, 50. Gespannt starren die Kinder auf das Schiffchen. Stu- dentin Rebecca Marti fiebert mit. Mit der 52. Murmel neigt sich die Schale langsam zur Seite und geht unter freudigen Anfeuerungsrufen unter. «Jetzt wiederholen wir das Ganze im Salzwasserbecken», sagt die Schülerin, «dort müssten es eigentlich mehr Murmeln sein, weil man im Meer ja besser schwimmt.» Das Spiel beginnt von vorn.

Die Kinder würden zwar von sich aus sehr viel Neugier mitbringen und sofort alles ausprobieren, stellt Marti fest. «Im Vordergrund steht aber ganz klar das Er- leben und nicht das wissenschaftliche Ergründen.» So würden die Schülerinnen und Schüler beispielsweise oft vergessen, ihre Beobachtungen und Resultate aufzu- schreiben. Oder ihnen fehlten die treffenden Begriffe, um das, was sie sehen, zu benennen. «Darauf werde ich si- cherlich mehr achten, wenn ich später als Lehrerin mit einer Klasse Experimente durchführe.» Denn, so viel Spass das Schiffeversenken auch macht, die Kinder sol- len auch die theoretischen Zusammenhänge verstehen und lernen, vernetzt zu denken.

Die Schiffe sind ein gutes Vehikel, um ein anderes Thema anzuschneiden: den Warentransport über die Weltmeere. Am Beispiel einer Banane zeichnen Rebecca Marti und ihre Gruppe den langen Weg nach, den viele Lebensmittel von der Produktion bis zum Verkauf hinter sich bringen. «Unsere Banane wurde also nach der Ernte per Lastwagen zu einer Sammelstelle transportiert, von dort aus mit Lastwagen zum Hafen, mit dem Schiff über das Meer nach Europa, wieder auf Lastwagen in ein Ver- teilzentrum und dann schliesslich in den Laden», fasst Marti zusammen. «Ich habe für diese Banane 1 Franken bezahlt. Was haltet ihr von diesem Preis?» Die Kinder überlegen nicht lange. «Die Banane müsste eigentlich viel mehr kosten», meint eine Schülerin. Warum, will Marti wissen. «Weil viele Leute arbeiten müssen, damit wir die Banane bei uns kaufen können. Und weil die Banane ja viel Wasser braucht.»

Wasser ist also weit mehr als ein Durstlöscher oder Schwimmbadinhalt. Das haben die 4.-Klässlerin- nen und 4.-Klässler am Aktionstag in vielfältiger Weise erfahren. Während sich die Studierenden zum abschlies- senden Erfahrungsaustausch mit ihren Dozentinnen zu- sammensetzen, machen sich die Kinder mit den gebas- telten Thermometern, selbstgemachtem Joghurt-Eis und der viel zu billigen Banane auf den Heimweg. Die Was- serspur im Gang ist mittlerweile eingetrocknet.

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