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FSC-Zertifizierung im Angermünder Stadtwald

Im Dokument OPUS 4 | Kommunalwald in Brandenburg (Seite 96-99)

von MONIKA DONATH

Forst-Ing. MONIKA DONATH ist Leiterin des Grünamtes der Stadt Angermünde

Wirtschaftsweise führte zu der Entscheidung, sich am Modellvorhaben FSC-Zertifizierung zu beteili-gen und somit ein öffentlich anerkanntes Zertifikat für eine sachgerechte, naturverträgliche und nach-haltige Waldbewirtschaftung zu erlangen.

– Die Nutzung des Zertifikats soll als Instrument für die Sicherung des Absatzes der Waldprodukte, verbunden mit der Hoffnung der Erzielung höherer Erlöse, und

– in der Regionalwerbung als Ausdruck der Beach-tung von Umweltbelangen, insbesondere der dau-erhaft zu erhaltenden und ständig zu verbessern-den Funktionsfähigkeit unseres Waldes, betrachtet werden.

Die vom Zertifizierungsunternehmen „GFA Terra Sys-tems“ errechneten Kosten für die Erstzertifizierung wurden über den WWF zu 50 % für den Kommu-nalwald gefördert. Demnach beliefen sich die Kosten auf 90 Cent je Hektar. Für den fünfjährigen Zertifi-zierungszeitraum fallen 47 Cent je Hektar und Jahr an.

Die mit der Zertifizierung verbundene Hoffnung auf höhere Holzerlöse wurde bisher nicht erfüllt. Eine verstärkte Nachfrage seitens der Holz verarbeiten-den Industrie ist ebenfalls nicht zu verzeichnen.

Wahrscheinlich sind Zertifikate für eine nachhaltige und schonende Waldwirtschaft bei den Verbrau-chern nur ungenügend bekannt. Letztendlich bleibt – Abb. 1: Zertifizierungsurkunde

Zertifizierung: Eine Chance für den Kommunalwald? ...

neben den anfallenden Kosten und Mehraufwen-dungen für die Organisation zertifizierungsgerechter Waldbewirtschaftung – vorerst nur die Genugtuung, sorgfältig und sachkundig mit dem Naturgut Wald umzugehen.

Erste Erfahrungen mit der Zertifizierung konnten aus der ersten internen Prüfung gezogen werden. Es zeigt sich, dass die Einhaltung der Zertifizierungs-standards ein Prozess ist. Als Beispiele seien der Aufbau eines Feinerschließungsnetzes für die Holz-rückung und die Regulierung der Wildbestände auf ein waldverträgliches Maß genannt.

Ein Gewinn ist die Diskussion der Probleme in der Gruppe. Exkursionen zu bestimmten Punkten sind immer lehrreich. Für die Gruppe ist ein hoher Verwal-tungsaufwand zu verzeichnen. Dankenswerterweise wird er überwiegend vom Amt für Forstwirtschaft Templin geleistet. Eine Minimierung dieses Aufwan-des erscheint notwendig.

Die Verleihung des FSC-Zertifikats wurden durch die Presse und das Regionalfernsehen bekannt ge-macht. Es ist trotzdem festzustellen, dass von außer-halb kein großes Echo darauf zu verzeichnen ist, auch keine Neugier und keine Fragen.

Die Vielzahl und die Vielgestaltigkeit der Einzelbei-träge dieser Schrift belegen, dass der Kommunal-wald in Brandenburg ein spannungs- und facetten-reiches Thema darstellt.

Mit der nahezu abgeschlossenen Restitution der Waldflächen sind heute wieder rund 6 % des bran-denburgischen Gesamtwaldes im Eigentum der Kommunen. Ein historischer Rückblick zeigt, dass dieser relativ geringe Anteil ein Ergebnis der ge-schichtlichen Entwicklung in den Gebieten östlich der Elbe ist. Den Kommunalwald Brandenburgs aber schon alleine aufgrund des relativ geringen Anteils dieser Eigentumsart am Gesamtwald abzuqualifi-zieren, würde von einer allzu oberflächlichen Be-trachtungsweise zeugen und ihn zu Unrecht in ein falsches Bild rücken.

Wenn man heute von einer Gleichrangigkeit der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion im Gesamt-wald ausgeht, so kommt dem KommunalGesamt-wald – ähnlich wie dem Landeswald – eine besondere Be-deutung bei der Gewährleistung von Gemeinwohl-funktionen zu.

Diese Priorisierung ist sowohl im LWaldG von 1991 als auch im Gesetzentwurf der Neufassung des Waldgesetzes verankert. Aber gerade diese beson-dere Verpflichtung der Kommunen, die von ihnen ein gewisses Mehr an Sozialfunktionen abverlangt als vom privaten Waldbesitz, erfordert komplexe Kon-zepte, eine effektive Betreuung und Förderung, um

den ökonomischen Ansprüchen an die Waldbewirt-schaftung gerecht zu werden. Dies gilt umso mehr, als sich die Haushaltssituation vieler Kommunen gerade in den letzten Jahren dramatisch zugespitzt hat. Leere Kassen zwingen viele Gemeinden dazu, eine scharfe Konsolidierungs- und Sparpolitik zu fah-ren. Der Wald kommt damit zusehends unter Druck, neben seiner Sozialfunktion seiner Einkommens-funktion besser gerecht zu werden.

Die Gemeinden haben hinsichtlich der Gewichtung der mit dem Wald verbundenen Funktionen zweifel-los Spielräume. Das verfassungsmäßig garantierte Recht auf kommunale Selbstverwaltung ermöglicht jeder Gemeinde, eigene Prioritäten und Zielsetzun-gen zu entwickeln. Dieser Spielraum wird von den Gemeinden auf unterschiedlichste Weise – in Ab-hängigkeit der gegebenen regionalen, politischen oder strukturellen Rahmenbedingungen – genutzt.

Während für kleinere ländliche Gemeinden der Wald tendenziell eher als Rohstofflieferant betrachtet wird, rücken gerade bei großen Gemeinden oder in bal-lungsnahen Räumen die Schutz- und Erholungs-funktionen in den Vordergrund. Dies weniger des-wegen, weil es der Gesetzgeber vorsieht, sondern vielmehr, weil es von der Gesellschaft vor Ort ge-fordert wird. Gerade dieser enge räumliche Bezug zwischen Wald, Waldbesitzer (bzw. dessem poli-tischen Vertreter) und Waldnutzer zeichnet den Kom-munalwald aus.

Die Beiträge dieser Broschüre – insbesondere die Ergebnisse des Testbetriebsnetzes – zeigen, dass die meisten brandenburgischen Kommunen heute eine defizitäre Forstwirtschaft betreiben, die durch relativ hohe Personal- und Verwaltungskosten bei gleichzeitig niedrigen Hektarerträgen gekennzeich-net ist. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass die Betriebsergebnisse vielfach durch Aufwendun-gen für bewusst gewollte GemeinwohlleistunAufwendun-gen be-lastet werden, ohne dass diese im Sinne einer Voll-Ofm. CARSTEN VERCH ist Leiter

der Abt. Betriebswirtschaft/Informationstechnik in der Landesforstanstalt Eberswalde

Fm. GERHARD DERR ist Dezernent für Finanzmanagement/Privatwaldförderung in der Landesforstanstalt Eberswalde

Im Dokument OPUS 4 | Kommunalwald in Brandenburg (Seite 96-99)