—
mein Schatz—
lieber Schatz—
o mein Bruder—
Liebster—
mein Teuerster—
Adieu, Wilhelm", sind bei Feithgleich-falls vorhanden: „Willem
—
o mijnVriend —
mijn beste—
mijn
Waarde —
mijn Dierbare—
o mijn Zielvriend! mijn Dierbare! mijn al!—
Adieu, mijn Waarde."Die
Liebe macht
ihrenGegenstandzum Abgott:
„Göttin—
Unschuldsgöttin
—
Liebesgöttin— du
meine zweite Schöpferin—
Engel
—
Engel desHimmels —
SeraphischesMädchen —
süßesMarienbild";
Werther
nenntLotten: „duHeilige—
liebeHeilige";sie ist
ihm
„heilig". Miller ist mit der Heiligsprechung nicht zurückhaltend; Siegwart ruft Marianne:du
Heilige—
Heilige,unaussprechlich Holde;
im
,Beitrag z, Gesch. d. Zärtlichkeit':Heilige (oft)
—
Unvergleichliche—
Engel—
lieber Engel—
himmlisches
Mädchen — Nachahmerin
der Gottheit.Eduard
nennt Julia: die Heilige—
Heilige Julia—
de onbevlekte JuKa.Der
beiFeith vielmals wiederkehrende stereotypeAusdruck
„op vleugelen der
liefde"
(auf Flügeln der Liebe) geht auf Klopstockund
Miller^) zurück.Die
Rasenbank, von
der Siegwartschwärmt
(II, 357), begegnet auch in der ,Julia^ (V, 6, 7, 18, 55)und
,Ferdinand en Constantia' (V, 254) als „bankvan
zoden".Der
Begriff,schoone
ziel" (schöne Seele) fehlt nicht,und
geht weniger auf Goethe als auf Millerund Wieland
zu-rück.*) Rousseaus „belleäme"
ist in aller Erinnerung.Durch
Rousseau erlangte derAusdruck
erst „die sozusagen europäische Bedeutung".Er
gebraucht ihn mit besonderer Vorliebe, er-weitertund
vertieft seine Bedeutung. ,Werther' hat in den erstenAusgaben
denAusdruck
„schöne Seele" nicht; er spricht wohl von einer „herrlichen—
großen" Seele,von
„viel Seele".Erst in der umgearbeiteten
Ausgabe von
1787 erscheint dieFormel
„eineschöne
weibliche Seele". Eine größereAuswahl
bietetMillers ,Zärtliclikeit': „große Seele
—
schöne, weibliche—
liebe, unschuldige,
—
ganz gute—
große, edle, freie Seele—
beste
—
gute, fromme, liebevolle, mitleidige—
liebefromme
Seele". Bei Feith begegneteine „gevoelvolle ziel" (V, 11), „edele.
^) Er erscheint verschiedentlich, so ,op vleugelen der liefde
ijle ik naar mijne zaligheid" (V, 10)
—
,ijl op vleugelen der liefde naar uwe Julia" (V, 52); ferner ,Ferdinand en Const.', II, 109.—
Der Wunsch derßeflügelung erscheint zuerst bei demgriech.DichterAlkman, kehrt dann bei Sophokles in bedeutsamer Weiterbildung wieder (s. Biese,I, 40, 41, 51), ferner bei Plato im ^Phaedon" (Biese, S. 61), in der Bibel (,mit den Flügeln der Morgenröte", .mit den Fittichen des Windes und der Wolken"), Miller im ,Siegwart': „auf Flügeln der Liebe", 11, 145;
,aufdenFlügeln ihrer reinenAndacht" (11, 138); „auf denFlügeln seiner Schwärmerei" (11, 542).
—
„Auf den Schwingen deiner Andacht—
auf den Fittichen der Liebe" (,Beitrag z, Gesch. d. Zärtl.').—
,Mit den Fittichen eines Kranichs" (,Werther', 18. Aug.).—
Klopstock hat: „auf den Flügeln der Ruh" S. 137 (der Hempelschen Ausgabe der Oden)—
„auf Flügeln der Nacht", S. 231
—
„aufFlügeln des Nords", S. 266—
„Flügel derNacht", S.267
—
„mit den Fittichen der Morgenröte" S.269,„auf den Flügeln der Abendluft' u. ö.
*)Bekanntsindausdem,Horribilicribrifax*(V,7)diebeidenVerse:
„Schöne
Seelen finden sichZu Wasser und zu Lande."
Brealauer Beiträge sturLiteraturgeschichte. VI. 4
50 Nachahmungen des ,Werther'.
groote ziel" (V, 154), „een
schoone
ziel doet eeuwig minnen*in
dem
Gedicht ,Aan Cefise' (V, 102), oder indem
Briefvom
22. Juli (V, 144),
wo
Ferdinand sagt, Cäcilia ziehe ihn mit un-widerstehlicherGewalt
an sich; „ik geloof, dat het hareschoone
ziel is."
Wenn Werther
den siebenten Brief mit denWorten
beginnt, ,daß dasLeben des Menschen nur
einTraum
sei, istmanchem
schon sovorgekommen, und
auch mit mir zieht dieses Gefühlimmer
herum", oder mitColma
ausruft ,meinLeben
schwindet wie ein
Traum",
so klagt bei Feith Julia ihrem Eduard: „Ja! onsleven
is eendroom"
(V, 28)und Eduard
schreibt an seinen
Freund
Alcestes: ,Ja, ditleven
is eendroom,
eenvan
bitterheid en vreugdegemengde
afmattendedroom"
(V, 56).Wenn Werther
in Erinnerung an HamletsMonolog
„denVorhang
aufzuhebenund
dahinter zu treten" wünscht, so hat Feith zweimal dasselbe Bildvon dem Vorhang
(gordijn), derDiesseits
und
Jenseits trennt(„Nog
^^n oogenblik, en hetgordijn
valt: gij hebt geleefd!"
V,
24und
„in die oogenblikken woordt hetzwarte nachtgordijn
voor ons opgeheven",V,
208).Metastasio kennt gleichfalls die »schöne Seele"; ich erinnere nur an seinen ,Isacco' (I, 10). Gamari sagt dazu den Hirten:
,Audiam, pastori, a consolar . . .
Ma
voi Tutti piangete!Ah
di quell'alme
belleNon
i teneri affettiSolo imitar,
ma
le virtudi ancora Procuriano, o compagni ..."—
Über die allmähliche Verbreitung des Begriffes «schöne Seele*
vgl.ErichSchmidt,a. a. O. S.318ff.unddenArtikel ,
Zur
Geschichte desAusdruckes
Belleäme"
vonSchultz-Gora
im ,Archiv
für dasStudium
derneueren Sprachen und
Literaturen' (100. Bd.1898, S. 163
—
168),wo
die Verbreitung des Ausdruckes in französischenWerken von 1573 bis auf die Gegenwart nachgewiesen wird. Weiteres Aufsuchen undVerfolgen derSpuren desAusdruckes führen nachItalien, auf Dante und Petrarca (Schultz-Gora, a. a. O. S.168, Anmerkung 3).
—
Ja noch viele Jahrhunderte weiter, auf den Neuplatoniker Plotinus
(205
—
270n.Chr.)unddessen,Enneade8', I,6(tisqIxovxaXov). Absatz5:,T0 X(öv xpvxöiv pfaAAog"; Absatz 9: ,n(ög av ovv idoig tpvx^v dYcc&r,v olov rb xäXkoq ?z*t'; und gegen Schluß: ,ov yap «v ntönote elösv o^aXfibg Tjhov ^Xioeiörq /xti yeysv^/xivog oiök xb xaXbv av löoi tpvxv l^h xaXri yevofihnj.*
—
Werther
wünscht: „O, saß' ichzu ihren
(Lottens)Füßen
in
dem
lieben, vertraulichenZimmerchen
" (20. Jan.); auch Feith liebtsolcheTrauliclikeit.Eduard
sitztzuJuliensFüßen:„ikzette-de
mijaan hare voeten"
(V, 19),und
Ferdinand: ,ik zitaan hare voeten
als eenkind op den schoot zijner moeder" (V, 144).Kurz, ehe
Werther
den verhängnisvollenSchuß
tut, schreibt er„nach
Elfe.Alles
ist so stillum mich her und
soruhig
meine Seele". Ähnlich Eduard: „Alcestes! 't ismiddernacht:
alles is still, alles rust, behalve de ziel
van uwen
vriend"(V, 51);
,hoe
stil,hoe kalm
is allesom mij
heen!" (V, 60).Wenn
räumliche Entfernung die Geliebten trennte,mußte
ein
Bildnis
derAngebeteten den Anblick derHolden
ersetzen.So führte St.
Preux
in Paris ein kleines Bild Juliens bei sich.Werther
hat „Lottens Porträt . . . dreimal angefangen"und
sich „dreimal prostituiert"; er begnügt sich
dann
mit Lottens Schattenriß.Er
hängt an derWand, ihm
stets vorAugen
(20. Febr.).
Kurz
bevorWerther
ausdem Leben
scheidet,ver-macht
er Lotten das „liebe Schattenbild" zurückund
bittet es zu ehren.Auch
bei Feith fehlt das„schaduwbeeld",
die„Silhouette" (V, 96) nicht; „haar