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Freiwilliges Engagement und informelle Unterstützung zu Demenz

Im Dokument Nationale Demenzstrategie (Seite 38-41)

von Menschen mit Demenz an ihrem Lebensort aus- und aufbauen

1.4 Freiwilliges Engagement und informelle Unterstützung zu Demenz

fördern

Menschen mit Demenz benötigen im Verlauf ihrer Erkrankung in zunehmendem Maße die Unter-stützung anderer Menschen� Die Pflege von Men-schen mit Demenz übernehmen in der Regel An-gehörige oder beruflich Pflegende� Darüber hinaus können informelle, nachbarschaftliche Hilfenetze und Freundschaftsbeziehungen für Unterstützung sorgen� Diese Formen der Hilfe sind eine wertvolle gesellschaftliche Ressource, die gestärkt werden muss� Gerade auf der Ebene von Nachbarschaft, Quartier und Kommune kann dadurch die Teil-habe von Menschen mit Demenz am sozialen und gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden� Diese Strukturen sollen in den kommenden Jahren ge-fördert werden�

Freiwillige und informelle Unterstützung für Menschen mit Demenz werden zum Teil auch durch Leistungen der Pflegeversicherung

finan-ziert� Angebote wie die Unterstützung im Alltag nach § 45a SGB XI, der Entlastungsbetrag nach

§ 45b SGB XI oder die Förderung der Weiterent-wicklung der Versorgungsstruktur und des Ehren-amts nach § 45c SGB XI bieten hier Möglichkeiten�

Darüber hinaus sollen auf kommunaler Ebene Möglichkeiten zur Förderung ausgeschöpft und Fördermaßnahmen durch die Länder unterstützt werden�

Weiterhin gibt es freiwilliges Engagement für Menschen mit Demenz, das über einen längeren Zeitraum erbracht wird� So bilden Selbsthilfeorga-nisationen, soziale und kommunale Träger Ehren-amtliche aus und koordinieren das Engagement für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen�

Im kirchlichen Bereich geschieht dies durch die Landeskirchen und Diözesen mit ihren Gemein-den, Fachstellen und Verbänden sowie durch Caritas und Diakonie�

Die hauptamtliche Begleitung ist zentral für eine erfolgreiche Ehrenamtsarbeit im Bereich Demenz�

Um das Engagement von Ehrenamtlichen lang-fristig aufrechtzuerhalten, müssen bestimmte Rahmenbedingungen vorhanden sein� Dazu gehört die Schaffung von notwendigen Struk-turen für das Ehrenamt und die Koordination der Einsätze� Diese Aufgaben können über einen längeren Zeitraum nur Hauptamtliche überneh-men� Daher ist die Förderung des hauptamtlichen Engagements innerhalb von Ehrenamtsstrukturen notwendig�29

Das Engagement in der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen ist besonders hoch�30 Ein hoher Anteil der Engagierten setzt sich im Bereich des Sports und der Bewegung sowie im schulischen und kul-turellen Bereich ein� Diese engagieren sich jedoch bisher nur selten ehrenamtlich für Menschen mit Demenz�31 Um das Engagement für ältere Men-schen zu fördern, sollen Anreize für junge Erwach-sene und Studierende geschaffen werden�

Besuchs- und Begleitdienste sind ein wichtiges Angebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen�32 Ehrenamtliche, die Besuchs- und

29 Simonson et al� (2017)

30 Ebd�

31 Hagen und Simonson (2017)

32 Meuter und Zollondz (2016)

Begleitdienste übernehmen, engagieren sich in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen, auch ambulanten Wohnformen oder im Rahmen von Nachbarschaftshilfe� Damit Menschen mit Demenz eine Begleitung in diesem Sinne erhalten können, sollen diese Angebote in den kommen-den Jahren ausgebaut werkommen-den�

Das KDA führt seit 2018 im Auftrag des BMG das Projekt „Förderung und Unterstützung des bür-gerschaftlichen Engagements von Einzelhelfern durch Servicepunkte“ durch� In fünf ausgewählten Ländern wurden Servicepunkte durch eine kon-tinuierliche Begleitung und Qualifizierung durch das KDA aufgebaut und u� a� an Pflegestützpunk-ten implementiert� Die Servicepunkte erschließen die Potenziale von Einzelpersonen, die sich in häuslichen Pflegekontexten im Rahmen erstat-tungsfähiger Leistungen gemäß § 45b SGB XI engagieren möchten� Das Projekt endet im Juni 2020�

Ein Ziel der Nationalen Demenzstrategie ist es, das freiwillige Engagement und die informelle

Unter-stützung zu Demenz zu fördern� Dazu werden folgende Maßnahmen vereinbart:

1.4.1 Stärkung nachbarschaftlicher Hilfe Die Länder identifizieren Nachbarschaftshilfe als bedeutenden Bestandteil von altersgerechten und demenzsensiblen Kommunen und befördern diese�

Bis Ende 2024 werden die Länder Förderprogram-me für nachbarschaftliche Hilfen anbieten�

1.4.2 Hauptamtliche Koordinierung von Ehrenamtlichen

Die Länder und die kommunalen Spitzenverbände setzen sich dafür ein, dass unter Einbeziehung be-reits bestehender lokaler und regionaler Ansätze und Institutionen (z� B� Freiwilligenagenturen, Seniorenbüros etc�) eine hauptamtliche Koordi-nation von Ehrenamtlichen eingerichtet wird, die sich u� a� auch dem Bereich Demenz widmet� In diesem Zusammenhang läuft derzeit u� a� ein Pro-jekt des BMEL „Hauptamt stärkt Ehrenamt“, das vom Deutschen Landkreistag betreut wird�

Es wird angestrebt, die Zahl der hauptamtlichen Koordinatoren für das Ehrenamt auf kommunaler Ebene bis Ende 2024 deutlich zu erhöhen�

1.4.3 Engagementförderung an Universitäten Die Länder prüfen, inwiefern freiwilliges Engage-ment im sozialen Bereich, insbesondere bei der Unterstützung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen, durch die Vergabe von Credit Points im Rahmen von grundständigen und weiterführenden Studiengängen, insbesondere bei Sozialer Arbeit, Pflegemanagement etc�, gefördert werden kann�

Bis Ende 2022 wird die KMK die Förderung des freiwilligen Engagements über Credit Points prü-fen und Schlussfolgerungen ziehen�

1.4.4 Programme zur Gewinnung von Ehrenamtlichen

Das BMFSFJ wird sich im Rahmen der bestehen-den Programme für die Gewinnung von Ehren-amtlichen einsetzen und hier vor allem auf die Altersgruppen der Jugendlichen und 30- bis

40-Jährigen für das Ehrenamt abzielen� Bereits jetzt gibt es zum Themenschwerpunkt „Menschen mit Demenz“ zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in bestehenden Diensten wie dem Jugendfreiwilli-gendienst und dem BundesfreiwilliJugendfreiwilli-gendienst� Die Angebote der regionalen Ehrenamtsinitiativen in Seniorenorganisationen, der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege und Freiwilligenagenturen wer-den über das Programm stärker beworben�

Bis Ende 2024 wird das BMFSFJ gezielt darauf hin-wirken, dass sich der Anteil der Ehrenamtlichen im Bereich der Unterstützung von Menschen mit Demenz erhöht�

1.4.5 Auf- und Ausbau von ehrenamtlichen Besuchs- und Begleitdiensten in Einrichtungen Die Netzwerkstelle der BAGSO unterstützt die Lokalen Allianzen und weitere lokale Hilfenetz-werke auf der Basis bestehender Konzepte, wie z� B� des Leitfadens der Stiftung „Pro Alter“, im Ausbau von ehrenamtlichen Besuchs- und Be-gleitdiensten und ihrer Verzahnung mit lokalen Versorgungsstrukturen, wie Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen� Einrichtungen, die Ehrenamtliche in die Versorgung einbeziehen wollen, erhalten diesbezüglich Beratung durch das KDA und die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege�

Bis Ende 2024 werden die BAGSO, das KDA und die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege die Lokalen Allianzen und andere Hilfenetzwer-ke beim Ausbau ehrenamtlicher Besuchs- und Begleitdienste und ihrer Verzahnung mit dem lokalen Versorgungssetting unterstützen�

1.4.6 Stärkung der häuslichen Versorgung Pflege-bedürftiger durch Ehrenamtliche

Das BMG prüft die Ergebnisse des Projekts

„ Förderung und Unterstützung des bürgerschaft-lichen Engagements von Einzelhelfern durch Servicepunkte“ auch im Hinblick auf eine besse-re Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen sowie ggf� deren Implemen-tierung in die Regelversorgung�

33 World Health Organization (2019b)

34 Kaul et al� (2017); World Health Organization (2019b)

Bis Ende 2022 werden Erkenntnisse aus der Prü-fung vorliegen�

1.5 Die Öffentlichkeit für Menschen

Im Dokument Nationale Demenzstrategie (Seite 38-41)