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Empirische Untersuchung

BIP (Mio

8.2 Operationalisierung der Modellvariablen

8.3.2 Fragebogendesign & Pretest

Ausgangspunkt des Fragebogendesigns bildeten das entwickelte Untersuchungs-modell sowie die gewählte Analysemethodik (s. Kapitel 8.4). Dabei bewegte sich die Ausgestaltung des Fragebogens in einem Spannungsfeld zwischen einer mög-lichst umfassenden Datensammlung einerseits und dem von den potenziellen In-formanten wahrgenommenen Zeitaufwand zur Beantwortung andererseits (s.

hierzu u.a. Schnell et al. 2011: 351 ff., Berekoven et al. 2009: 92 ff., Bortz & Döring 2006: 252 ff.).

80 Konsistenzmotive beschreiben ein Antwortverhalten, bei dem der Informant Items zur Messung von Kognition und Einstellung so beantwortet, dass sie widerspruchsfrei und rational erschei-nen. Informanten mit stark ausgeprägter negativer Affektivität weisen eine negative Weltsicht auf, die dazu führen kann, dass Antworten bei Befragungen in eine negative Richtung beeinflusst werden. Antworttendenzen beschreiben die Tendenz von Informanten, Fragen unabhängig von deren konkreten Inhalten zuzustimmen/abzulehnen (Spector & Brannick 2009: 351 f., Podsakoff et al. 2003: 881 ff.).

In der Endversion umfasste der Fragebogen 42 Fragen, die sich in vier Themenblö-cke gliederten (s. Abbildung 35)81:

Abbildung 35. Zusammenhang zwischen Fragebogenstruktur & Modellvariablen

Quelle: Eigene Darstellung

Im ersten Abschnitt (I Einleitende Fragen) wurden mit der Position des Informan-ten im Unternehmen sowie generellen Merkmalen des Unternehmens zunächst einige Basisinformationen abgefragt. Die Erhebung der Daten zur unternehmeri-schen Innovativität und Absorptionsfähigkeit erfolgte im zweiten Abschnitt (Teil A – Innovation). Diese adressierten zum einen die Innovationsleistung und den Innovationserfolg in Bezug auf Produkt-/Dienstleistungs- und Prozessinnovatio-nen. Zum anderen wurden Informationen zur Nutzung und Bedeutung verschie-dener Informationsquellen im Innovationsprozess sowie zur Identifizierung, Be-wertung, Aneignung und Verwertung innovationsrelevanten Wissens abgefragt.

Im Fokus des dritten Abschnitts (Teil B – Cluster & Netzwerke) stand die Erfas-sung der unternehmerischen Cluster- und Netzwerkaktivitäten. Dieser umfasste allgemeine Fragen zur Clustermitgliedschaft und -nutzung, zur Zusammenarbeit innerhalb des Clusters sowie zu Kooperationen und Netzwerken außerhalb des

81 Für beide Befragungsarten wurde der identische Fragebogen verwendet, der in schriftlicher Form bzw. Online bereitgestellt wurde; einziger Unterschied waren je zwei clusterspezifische Fragen, die auf Wunsch der Clustermanager integriert wurden. Der vollständige Fragebogen der schriftlichen Befragung findet sich in Anhang IV.

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Clusters. Im vierten Abschnitt (II Abschließende Fragen) wurden weitere Unter-nehmenskennzahlen wie der Umsatz, die Beschäftigungs- und Umsatzentwick-lung, welche den Unternehmenserfolg erfassten, sowie die Anzahl der Beschäftig-ten und Informationen zur unternehmerischen Wissensbasis erhoben.

Die Entwicklung des Fragebogens erfolgte in einem iterativen Prozess, in dessen Verlauf die Verständlichkeit, inhaltliche Richtigkeit, Vollständigkeit sowie die Ge-staltung des Erhebungsinstruments wiederholt mit Wissenschaftlern und den Ma-nagern der beiden untersuchten Cluster diskutiert wurden. Ein besonderes Augen-merk lag hierbei auf der eindeutigen, verständlichen und nicht-suggestiven Frage-formulierung mit dem Ziel, inhaltlichen Fehlinterpretationen der Konstrukte und damit systematischen Antwortverzerrungen als Folge eines Common Method Bias (CMB) entgegen zu wirken (MacKenzie & Podsakoff 2012: 545, Podsakoff et al.

2003: 888). Zur Vermeidung von Methodenverzerrungen infolge einheitlicher Ska-lenformate wurden zudem unterschiedliche Antwortformate (z.B. »trifft nicht zu – trifft vollständig zu«, »nie – regelmäßig«) verwendet. Um dem Aspekt der Ver-ständlichkeit der Fragen und verwendeten Indikatoren Rechnung zu tragen, wurde soweit möglich auf bewährte Skalen und Formulierungen zurückgegriffen.

Darüber hinaus wurde auf die Möglichkeit verwiesen, für Rückfragen zum Frage-bogen oder zur Untersuchung die Verfasserin zu kontaktieren.

Die Zusicherung von Anonymität und Vertraulichkeit im Umgang mit den Daten stellte ebenso wie die Aufforderung zur möglichst genauen und vollständigen Be-antwortung des Fragebogens darauf ab, das Risiko eines möglichen Key Informant Bias zu minimieren. Zudem wurde einführend auf den Umstand hingewiesen, dass eine hohe Teilnahme an der Befragung für die Qualität und Aussagekraft der Un-tersuchung zentral sei. Zur Erhöhung der Rücklaufquote wurden eine individuali-sierte Einordnung des Unternehmens im Vergleich zum Clusterdurchschnitt so-wie die Teilnahme an einer Clusterveranstaltung als Incentives angeboten.

Nach Fertigstellung des Fragebogens erfolgte ein Pretest mit sechs Unterneh-mensvertretern der SITS-Branche. Drei Teilnehmer waren aufgefordert, den Fra-gebogen schriftlich zu beantworten, die drei anderen die Online-Version82 zu nut-zen. In den anschließenden Telefoninterviews machte jeder Teilnehmer Angaben

82 Zur Erstellung der Onlineversion des Fragebogens sowie zur Durchführung der Online-Befra-gung wurde die Softwarelösung ESF Survey von Unipark eingesetzt.

zur Verständlichkeit, Vollständigkeit, Gestaltung und Struktur des Fragebogens sowie zur Bearbeitungsdauer. Im Ergebnis waren nur geringe sprachliche Modifi-kationen erforderlich. Der Umfang des Fragebogens mit 10 Seiten83 wurde trotz der Bearbeitungszeit von 20 bis 25 Minuten aufgrund der graphischen Gestaltung als akzeptabel erachtet.

8.3.3 Datenerhebung

Die Unternehmensdatenbanken der beiden Cluster, in der mehrheitlich Geschäfts-führer/Inhaber oder leitende Angestellte als Kontaktperson verzeichnet sind, bil-deten die Grundlage für die Auswahl der Schlüsselinformanten. Damit konnte si-chergestellt werden, dass die Informanten in der Lage sind, sowohl die Cluster-aktivitäten des Unternehmens als auch unternehmensspezifische Sachverhalte wie die Innovationsleistung und den Innovationserfolg zu bewerten.

Im Zeitraum von Ende September 2010 bis März 2011 wurden insgesamt 505 Clus-terunternehmen durch ein persönliches Anschreiben, das über die Zielsetzung und den Nutzen der Untersuchung informierte, zur Teilnahme an der Befragung eingeladen (s. Abbildung 36). Unterstützt wurde die Befragung durch die Cluster-manager, die ihre Mitglieder im Vorfeld schriftlich über die bevorstehende Unter-suchung und deren Inhalte informierten. Die Versendung der Fragebögen erfolgte im Rahmen der schriftlichen Befragung durch das Clustermanagement von TCBE mit einem persönlichen Begleitschreiben und einem frankierten Rückantwortcou-vert. Zudem bestand die Möglichkeit, den Fragebogen per Fax zurückzusenden.

Die BICCNet-Mitglieder erhielten eine persönliche E-Mail unter Angabe eines per-sonalisierten Zugangscodes zur Online-Befragung.

83 Einschließlich Deckblatt, einführenden Hinweisen, Ausfüllhinweisen und den Angeboten zur Teilnahme an einer Clusterveranstaltung, auf der die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert werden, sowie einer individualisierten Auswertung beläuft sich der Umfang auf 14 Seiten.

Abbildung 36. Ablauf der Datenerhebung

Quelle: Eigene Darstellung

In beiden Fällen wurde eine Frist von vier Wochen zur Bearbeitung des Fragebo-gens gesetzt. Daran schloss sich eine zweistufige Nachfassaktion an: Zunächst wurden potenzielle Respondenten, die bis dahin nicht geantwortet hatten, per E-Mail mit beigefügtem Link zum Online-Fragebogen bzw. PDF-Fragebogen an die laufende Clusterbefragung erinnert. Nach weiteren vier Wochen erhielten die Mit-glieder von BICCNet eine zweite Erinnerungsmail. Im Gegensatz dazu wurden die TCBE-Mitglieder nach Rücksprache mit dem Clustermanagement zunächst tele-fonisch kontaktiert und erhielten erst anschließend eine erneute E-Mail-Einla-dung mit beigefügtem PDF-Fragebogen.

Nach Abschluss der Erhebungsphase waren 176 Fragebögen eingegangen. Dies entspricht bei einer Grundgesamtheit von 505 Clusterunternehmen einer Rück-laufquote von 39,4 %. Um mögliche Ergebnisverzerrungen zu vermeiden, wurde der Datensatz auf fehlende Werte überprüft (Schnell et al. 2011: 457 ff., Göthlich 2009). Im Ergebnis mussten 68 Fragebögen eliminiert werden. In 26 Fällen wurde die Beantwortung des Fragebogens unmittelbar nach den einleitenden Hinweisen abgebrochen. Weitere 46 Fragebögen mussten aufgrund fehlender Angaben zu den zentralen Variablen des Untersuchungsmodells von der weiteren Analyse ausge-schlossen werden. Die Anzahl der verwertbaren vollständigen Fragebögen redu-zierte sich damit auf 108, was einer bereinigten Rücklaufquote von 21,4 % ent-spricht. Partiell lässt sich der erzielte Rücklauf auf die untersuchte Branche zurückführen. So weist die SITS- und Telekommunikationsbranche in der jüngs-ten Innovationserhebung des MIP mit 26 bis 28% die niedrigste Rücklaufquote im Sektorenvergleich auf (Rammer & Hünemund 2013: 15). Unter Berücksichtigung

10/2010 11/2010 12/2010 01/2011 02/2011 03/2011

dieses Aspekts sowie des Fragebogenumfangs und des verwendeten Key Infor-mant Designs handelt es sich dennoch um einen zufriedenstellenden Wert.

KLARMANN (2008: 285) beispielsweise bezeichnet Rücklaufquoten von über 20%

sogar als »großen Erfolg«.