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Forschungsinfrastrukturen für die Digital Humanities

Im Dokument Digital Humanities in Österreich (Seite 65-72)

Im Rahmen des Österreichischen Forschungsinfrastruktur-Aktionsplans (BMVIT et al., 2013) wurde die öffentliche Forschungsinfrastruktur-Datenbank des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung entwickelt.

(https://forschungsinfrastruktur.bmbwf.gv.at/). Erstmals konnte so ein Überblick über vorhandene Infrastrukturen auch im GSK-Bereich gewonnen werden. Die Datenbank enthält (und sammelt laufend) Einträge zu Forschungsinfrastrukturen, die offen für Kollaboration sind. Im Dezember 2019 werden 16 Großgeräte und 57 elektronische Datenbanken in den Geisteswissenschaften (oder unter Beteiligung von Geisteswissenschaften) gelistet.

Großgeräte finden sich hauptsächlich im Kontext der Archäologie, doch auch die Dolmetsch-Anlage der Universität Wien sowie das ACDH-ÖAW-Digitalisierungszentrum sind hier inkludiert.

Institution Bezeichnung

Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)

ACDH-Digitalisierungszentrum

Universität Wien Bodenradarsystem für die archäologische Prospektion Universität für Musik und darstellende

Kunst Wien CEUS Reproduktionssystem

Universität Salzburg Contextual User Experience Lab Universität Wien Dolmetschanlage, Televic education

66 JKU - Johannes Kepler Universität Linz In-Memory Supercomputer MACH-2 (SGI UV3000)

Universität Salzburg Lumineszenz Gerät lexsyg research TL/OSL reader Universität für Bodenkultur Wien

(BOKU) Polyjet 3D Druck BOKU

Universität Innsbruck Rasterelektronenmikroskop ZEISS EVO 10 Universität Wien SeaBat T50-P Reson Fächerecholot Universität Wien SES-2000 quattro Sub-Bottom Profiler Universität Wien Terrestrischer 3D Laser Scanner Österreichische Akademie der

Wissenschaften (ÖAW) Terrestrischer Laserscanner Riegl VZ-400 Universität Mozarteum Salzburg Ton- und Videostudio / Media Lab

JKU - Johannes Kepler Universität Linz Zentraler ACSC Compute Server @ JKU Linz Universität Innsbruck Analytik Gerätezentrum

Tabelle 8: Liste der Großgeräte im Kontext der digitalen Geisteswissenschaften aus der BMBWF-Forschungsinfrastruktur-Datenbank, Stand Dezember 2019 (BMBWF, 2019c) Unter den gelisteten elektronischen Forschungsdatenbanken befinden sich auch zahlreiche digitalisierte Sammlungen von Museen und Archiven.

Institution Bezeichnung

Archiv der Stadt Linz Archiv der Stadt Linz Belvedere Research Center, Wien Belvedere Research Online Donau Universität Krems Archiv der Zeitgenossen FWF - Fonds zur Förderung der

wissenschaftlichen Forschung

FWF-E-Book-Library

Heeresgeschichtliches Museum / Militärhistorisches Institut

Objektdatenbank des Heeresgeschichtlichen Museums / Militärhistorischen Instituts

ICARUS - Internationales Zentrum für Archivforschung

Matricula - Kirchenbücher online

ICARUS - Internationales Zentrum für

Archivforschung Monasterium.net - Urkunden online

67 ICARUS - Internationales Zentrum für

Archivforschung Österreichisches Archivportal (Archivnet) ICARUS - Internationales Zentrum für

Archivforschung

Topothek (www.topothek.at)

Jüdisches Museum Hohenems Bilderdatenbank des Jüdischen Museums Hohenems Jüdisches Museum Hohenems Datenbank des Jüdischen Friedhofs Hohenems Jüdisches Museum Hohenems Hohenems Genealogie

Kommission für Provenienzforschung Online-Edition der Karteien zum sogenannten Zentraldepot für beschlagnahmte Sammlungen in Wien

MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst

MAK-Sammlung online

Niederösterreichisches Landesarchiv Niederösterreichisches Landesarchiv Oberösterreichisches Landesarchiv Oberösterreichisches Landesarchiv Österreichische Akademie der

Wissenschaften (ÖAW)

ARCHE - A Resource Centre for the HumanitiEs

Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)

Phonogrammarchiv - Audio

Österreichische Akademie der

Wissenschaften (ÖAW) Phonogrammarchiv - Datenbank Österreichische Akademie der

Wissenschaften (ÖAW) Phonogrammarchiv - Digitales Archiv und EDV-Ausstattung Österreichische Akademie der

Wissenschaften (ÖAW) Phonogrammarchiv - Video

Österreichische Nationalbibliothek Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes

Österreichische Nationalbibliothek Ariadne - frauen/genderspezifische Dokumentation und Information Österreichische Nationalbibliothek Bildarchiv und Grafiksammlung

Österreichische Nationalbibliothek Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Österreichische Nationalbibliothek Papyrussammlung und Papyrusmuseum

Österreichische Nationalbibliothek Sammlung für Plansprachen und Esperantomuseum Österreichische Nationalbibliothek Sammlung von Handschriften und alten Drucken Österreichisches Museum für

Volkskunde Online-Sammlungen des Volkskundemuseums Wien

Technisches Museum Wien mit

Österreichischer Mediathek Online-Katalog

68 Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System

Universität Graz Open Access Repository "unipub"

Universität Graz Universitätsarchiv – Forschungsstätte für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte

Universität Mozarteum Salzburg Sammlung Institut für Spielforschung und Playing Arts Universität Salzburg Derra de Moroda Tanzarchive

Universität Salzburg Diathek Kunstgeschichte Universität Salzburg Leopold Kohr© Archiv

Universität Salzburg Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank (MHDBDB)

Universität Salzburg REALonline

Universität Salzburg Salzburger Musikgeschichtliche Sammlungen

Universität Wien Ägyptische Sammlung

Universität Wien Archäologische Sammlung der Universität Wien

Universität Wien Geologische Sammlung

Universität Wien Gipsabguss-Sammlung des Instituts für Kunstgeschichte Universität Wien Historische Sammlung des Departments für Botanik und

Biodiversitätsforschung

Universität Wien Japanologische Sammlung des Instituts für Ostasienwissenschaften Universität Wien Musikinstrumentensammlung des Instituts für Musikwissenschaft

Universität Wien PHAIDRA

Universität Wien Sammlung des Instituts für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik

Universität Wien Sammlung des Instituts für Europäische Ethnologie

Universität Wien Sammlung des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien

Universität Wien Sammlungen am Institut für Österreichische Geschichtsforschung Universität Wien Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische

Archäologie

Universität Wien Sudanarchäologische Sammlung

Universität Wien Wandtafelsammlung des Departments für Botanik und Biodiversitätsforschung

69 Universität Wien Wandtafelsammlung des Departments für Theoretische Biologie

Vorarlberger Landesarchiv Vorarlberger Landesarchiv

Tabelle 9: Liste der elektronischen Datenbanken (inkl. Sammlungen) im Kontext der digitalen Geisteswissenschaften aus der BMBWF-Forschungsinfrastruktur-Datenbank, Stand

Dezember 2019 (BMBWF, 2019c).

Die Inhalte der Forschungsinfrastruktur-Datenbank sind Ende 2019 keineswegs vollständig, aber sie wachsen und werden regelmäßig kuratiert. Leider sind die Kooperationspartner nicht immer einheitlich strukturiert angegeben, was eine relationale Perspektive auf

Infrastrukturen als Plattformen des Austauschs und der gemeinsamen Entwicklung neuer Fachgebiete und Methoden und somit als zentrale Orte der Gemeinschaftsbildung nicht ermöglicht. Weiters wäre es im Sinne der derzeit laufenden Veränderungen Richtung Open Access und Open Research Data sehr interessant, den Status der Zugänglichkeit oder der FAIR-Prinzipien zu erheben. Zudem könnte auch ein Blick auf die verwendeten Technologien sowie die Lizenzen und Verträge mit (Service-)Anbietern Aufschluss über das

„Infrastructuring“ geben, also die prozesshafte Strukturierung (Star & Bowker, 2002) öffentlicher Forschung, und damit auch über die so entstehenden Rahmenbedingungen für die zukünftige Wissensproduktion. Doch durch die Angabe der Forschungsgebiete nach ÖFOS kann zumindest das thematische Geflecht auf Basis der Infrastrukturen

nachempfunden werden.

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Abbildung 10: Die Netzwerkdarstellung der relevanten Fachgebiete (nach ÖFOS 2012), verknüpft über die Angaben zu den 57 Datenbanken. Es dominieren die Verbindungen ziwschen Sprach- und Literaturwissenschaften, Geschichte und Archäplogie, und

Kunstwissenschaften. Auch Digital Humanities (über Andere Geisteswissenschaften) sind hier stark vernetzt (Grafik erzeugt mit Gephi).

Zu den elektronischen Datenbanken zählen auch Repositorien – d.h. alle an Universitäten oder Forschungseinrichtungen betriebene Dokumentenserver, auf denen wissenschaftliche Materialien archiviert und zugänglich gemacht werden können (Open Access Net, 2016).

Hierbei unterscheidet man aggregierende, disziplinäre oder institutionelle Repositorien.

Diese wiederum unterscheiden sich im Grad ihrer Spezialisierung auf Forschungsdaten und ihrer Qualitätskriterien und Workflows (Blumesberger, 2018). Für geisteswissenschaftliche Forschungsdaten und Workflows besonders geeignet – bzw. dafür entworfen

(Metadatenschema, Forschungsdatenmanagement, Lizensierung, …) – sind in Österreich folgende Repositorien: ARCHE (ÖAW), GAMS (Uni Graz), das Repositorium der ÖNB, jenes der MDW, sowie des Phonogramm Archivs. Im Aufbau befinden sich derzeit dh-Plus (Uni Salzburg) und Portfolio Showroom (Angewandte). Auch institutionelle Repositorien für Digital Asset Management wie PHAIDRA (Uni Wien) oder das Repositorium der Akademie der Bildenden Künste bieten die Möglichkeit, Forschungsdaten zu verwalten bzw. werden gerade auch in Richtung Sammlungsmanagement erweitert (AK Bild). ARCHE und GAMS sind nach dem Core Trust Seal of Approval für Forschungsdatenrepositorien zertifiziertxii.

ARCHE (A Resource Centre for the HumanitiEs), ÖAWxiii

Das Repositorium bietet stabiles und dauerhaftes Hosting sowie die Verbreitung von digitalen Forschungsdaten und Ressourcen an.

ARCHE erfasst Daten aus allen geisteswissenschaftlichen Bereichen.

ARCHE – als Nachfolgerin des Language Resources Portal (LRP) – bietet schwerpunktmäßig Sprachressourcen als österreichische Anbindung an das europäische Netzwerk der CLARIN-Zentren an.

GAMSxiv GAMS ist ein Asset Management System zur Verwaltung,

Publikation und Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen aus allen geisteswissenschaftlichen Fächern. Es bietet MitarbeiterInnen aus Forschung und Lehre, aber auch Studierenden in Projekten die Möglichkeit, diese Ressourcen zitabel und mit Metadaten versehen zu verwalten und zu veröffentlichen.

Digitale Editionen

an der ÖNBxv Die Österreichische Nationalbibliothek baut eine Infrastruktur zur Erstellung, Präsentation und langfristigen Verfügbarkeit digitaler Editionen auf. Seit Mai 2019 sind die digitalen Editionen über die Startseite der Österreichischen Nationalbibliothek online zu erreichen.

mdw

Repositoriumxvi Die Mission des mdw Repository ist die Sicherstellung und Förderung nachhaltiger Dienste zur Aufnahme, Speicherung und zum Zugang zu digitalen Assets der mdw. Zur Anwendung kommen Metadatenstandards wie Dublin Core, disziplinarische Standards

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oder benutzerdefinierte Schemata, die über den mdw-Repository-Scheme-Abschnitt veröffentlicht werden.

Phonogrammarchiv

(ÖAW)xvii Das Repositorium ist eingebettet in Services wie methodische und apparative Unterstützung von Feldforschungsprojekten,

Archivierung und Langzeitsicherung der audiovisuellen Aufnahmen, Annotation und Aufschließung der Daten, oder Katalogisierung und permanente Bereitstellung des gesamten Materials für weitere Benützung und zukünftige Forschungen

Die genannten und die in Entwicklung befindlichen Repositorien verbindet, dass sie

kontrollierte Workflows, Metadatenstandards und Elemente der Qualitätssicherung anbieten bzw. ohne diese auch keine Daten aufnehmen. Auch werden begleitende Services und

Schulungen angeboten. Repositorien wie GAMS nehmen Daten nur im Rahmen eines Kooperationsprojektes an. „Jedes Projekt wird während der gesamten Laufzeit von einem/einer Metadatenmanager/in begleitet, der/die den Arbeitsablauf, die

Datenmodellierung, den Ingest und die Publikation betreut. Dieser Zugang garantiert hohe Datenqualität, die sowohl für die Publikation wie auch für die Langzeitarchivierung geeignet ist.“ (Uni Graz, 2019b)

Die aktuelle Repositorien-Landschaft in den österreichischen Geisteswissenschaften sollte zwar in der Liste der Forschungsinfrastrukturen enthalten sein, doch fehlen einige wie beispielsweise das mdw Repository und das der Akademie der bildenden Künste.

Repositorien von Gedächtnisorganisationen mit expliziter Forschungsausrichtung sind bereits namhaft vertreten, aber auch hier fehlen einige, beispielsweise das Repositorium des

Universalmuseums Joanneum. Zudem sind in dieser Liste außeruniversitäre

Forschungseinrichtungen der GSK (noch) nicht vertreten. Zu den Nutzergruppen der Repositorien zählen jedenfalls längst nicht nur Leser und Leserinnen wissenschaftlicher Publikationen, sondern vermehrt Personen, „die das Repositorium dazu verwenden,

Sammlungsbestände, Archivbestände, Nachlässe, historische Bücher und Karten digital zur Verfügung zu stellen und damit wieder die Datengrundlage für weitere Forschungen nutzbar machen“ (Blumesberger, 2018). Ein Ziel der Weiterentwicklung solcher Repositorien könnte demnach darin bestehen, sie als Datenpool zu etablieren. „ForscherInnen sollten daher die im Repositorium enthaltenen digitalen Objekte ihren individuellen Forschungsfragen

entsprechend zu einem Forschungskorpus zusammenstellen können, das für sich durchsucht und ausgewertet werden kann“ (Schmale, 2018).

Schlussendlich sind Repositorien auch im Hinblick auf deren internationale Sichtbarkeit, Zugänglichkeit und Anpassung an Prinzipien von Open Access und der Go Fair Initiative (Go Fair Initiative, 2019) – Forschungsdaten sollen auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar sein – zu untersuchen, bis später auch Nutzungsverhalten nachhaltig

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vergleichbar wird (Bauer & Ferus, 2018). OA-Repositorien bilden die Basis für den „grünen Weg“ von Open Access und bieten uneingeschränkten und gebührenfreien Zugang zu Publikationen. Durch internationale Standards und Indexierung erhöhen sie die Auffindbarkeit über Suchmaschinen. Weiters bieten sie u.a. Services wie

Langzeitarchivierung, kollaboratives Arbeiten, Text- und Datamining-Schnittstellen. Die Verwertungsrechte verbleiben in vollem Umfang bei der Urheberin oder dem Urheber.

Internationale Sichtbarkeit kann man generell über die Listung eines Repositoriums nach gewissen Kriterien in Katalogen feststellen. Neben dem Directory of Open Access

Repositories OpenDOAR kann dafür auch der Katalog von re3data herangezogen werden.

OpenDOAR zählt 11xviii für die digitalen Geisteswissenschaften relevante OA-Repositorien, re3data (re3data, 2019) zählt hingegen nur 5 (ARCHE, GAMS, PHAIDRA, Phonogrammarchiv, mdw Repository), und hierbei ist letzteres nicht als Open Access markiert.

Das HRSM-Projekt e-Infrastructures sowie dessen Nachfolger e-Infrastructures plus waren wichtige Impulsgeber zum Auf- und Ausbau der österreichischen Repositorienlandschaft, aber auch zur Vernetzung der Akteure und zum Wissenstransfer. Für die Zukunft werden die Themen Synergiebildung und Einbettung in die European Open Science Cloud sowie

Professionalisierung und Training weiter ins Zentrum des Aktivitäten rücken (Bauer & Ferus, 2018).

Österreich ist derzeit neben CLARIN und DARIAH auch noch an einem anderen ESFRI-Projekt beteiligt: der Europäischen Holocaust-Forschungsinfrastruktur. Die Aufgabe von EHRI

besteht darin, die Holocaust-Forschungsgemeinschaft durch den Aufbau einer digitalen Infrastruktur zu unterstützen. EHRI – die Vorbereitungen zur Gründung eines European Research Infrastructure Consortiums ERICs laufen gerade – bietet über sein Online-Portal Zugang zu Informationen und Quellen sowie Werkzeuge und Methoden. Weiters etablierte EHRI auch ein wachsendes Netzwerk unter Beteiligung von Forschung, Archiven,

Bibliotheken und Museen, um Kooperation und Koordination zu verbessern und neue transnationale Ansätze zur Erforschung des Holocaust zu initiieren. Österreichische Aktivitäten werden derzeit vom Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) durchgeführt. In den nächsten 1 bis 2 Jahren soll sich in Österreich ein nationales Konsortium bilden, Grundvoraussetzung für eine künftige Vollmitgliedschaft Österreichs bei EHRI. Ein erster Workshop fand dazu im Dezember 2019 statt (BMBWF).

Im Dokument Digital Humanities in Österreich (Seite 65-72)