• Keine Ergebnisse gefunden

Die Untersuchung von (in)formellen Planungsinstrumenten sowie die Analyse der Fallbei-spiele haben zu einem vertieften Verständnis für die Praxis der Entwicklung und Gestal-tung von attraktiven Landschaften, welche den Ansprüchen und Bedürfnissen der Nah- erholungsuchenden gerecht wird, geführt. Im Folgenden werden Bereiche skizziert, in denen weiterer Forschungsbedarf ausgemacht werden konnte.

Umgang mit Partikularinteressen

Erfahrungen mit der direkten Anwohnerschaft haben gezeigt, dass diese im Gegensatz zu den meisten anderen Nutzergruppen mehr persönliche Rechte geltend machen und weni-ger bereit sind, die ausgehandelten Regelungen oder Vereinbarungen der Interessenver-treter zu akzeptieren. Mit Einsprachen gegen einzelne Umsetzungsvorhaben (wie z.B. die Errichtung einer Skateranlage im Fallbeispiel Allmend Brunau oder die Schaffung treppen-förmiger Limmatzugänge im Fallbeispiel LEK Limmatraum) werden Prozesse und Umset-zungsvorhaben oft blockiert oder gar verhindert. Daraus ergibt sich die folgende For-schungsfrage:

ƒ Wie können Personen, die dem Planungs-Projekt gut gesinnt sind, dazu animiert werden, sich im Interesse der Allgemeinheit weiter für das Projekt einzusetzen, um dadurch einen Gegenpol zu den Partikularinteressen der direkten Anwohnerschaft zu bilden? Bisherige Erfahrungen haben gezeigt, dass sich die Gegner gewisser Vorhaben sehr kämpferisch zeigen, während es die Befürworter häufig nicht für notwendig erachten, sich speziell zu engagieren.

Visualisierung von Konzeptideen

Im LEK Limmatraum wurde am Beispiel der vorgesehenen treppenförmigen Limmatufer-zugänge deutlich, dass die Art und Weise der Visualisierung von Konzeptideen bereits einen wesentlichen Einfluss auf die Einstellung der Anwohnenden ausüben kann. Durch die bildliche Darstellung (die oft als realitätsgetreue Abbildungen aufgefasst werden) kön-nen negative Assoziatiokön-nen ausgelöst werden, welche zu einer negativen Stimmung ge-genüber den geplanten Vorhaben führen können. Daraus ergibt sich die folgende Frage-stellung:

ƒ Auf welche Art und Weise können noch nicht ausgereifte Konzeptideen in Beteili-gungsprozessen visualisiert werden, ohne bereits in einer frühen Phase des Projek-tes eine negative Grundstimmung bei potentiellen Gegnern zu erzeugen?

Bedeutung des weichen Standortfaktors

Aus übergeordneter Sicht sind des Weiteren zusätzliche fundierte Kenntnisse über die Bedeutung des „weichen“ Standortfaktors (Nah-)Erholung im Vergleich zu den klassischen Standortfaktoren notwendig, um Planerinnen und Planern bzw. Politikerinnen und

Politi-kern das notwendige Argumentarium für eine bessere Berücksichtung bzw. Durchsetzung von Naherholungsaspekten in Planungsprozessen in die Hand zu geben.

Im Standortmarketing einer Gemeinde, Stadt oder Region wird die Naherholung vermehrt als relevanter Angebotsfaktor gehandelt. Es ist davon auszugehen, dass die Nah- und Nächsterholungsangebote bei der Wohnortswahl sowie auch bei der Standortwahl von Unternehmen eine wichtige Rolle spielen. Dabei ist jedoch unklar, welche Bedeutung der Standortfaktor „Naherholung“ im Vergleich zu anderen, klassischen Standortfaktoren (wie z.B. Verfügbarkeit von hoch qualifizierten Arbeitskräften, Steuerfuss, Verkehrsanbindung, Steuerbelastung für Unternehmen, etc.) einnimmt, da entsprechende Studien bislang feh-len.

Insbesondere für die öffentliche Verwaltung (Gemeinde, Städte) dürfte es von grossem Interesse sein, zusätzliche Kenntnisse über die Bedeutung des Naherholungsangebotes und die Bedürfnisse von Naherholungsuchenden zu erlangen, damit eine gezielte Planung, Gestaltung sowie auch Sicherung solcher Angebote gewährleistet werden kann und die gewünschten Steuerzahler (z.B. hochqualifizierte Arbeitskräfte, Unternehmen) zum Zuzug bewegt werden können.

Dabei dürften insbesondere die folgenden Forschungsfragen von Interesse sein:

ƒ Wie wichtig ist der Standortfaktor Naherholung im Vergleich zu anderen, klassi-schen Standortfaktoren?

ƒ Welche gesellschaftlichen Gruppen haben welches Naherholungsverhalten?

ƒ Welche Rolle spielt Naherholung bei der potentiellen Wohnortswahl sowie bei der Standortwahl von Unternehmen/öffentlichen Institutionen?

ƒ Wie kann Nah- und Nächsterholungsqualität umgesetzt werden?

ƒ Hat das Nah- und Nächsterholungsangebot einen Einfluss auf das Mobilitätsverhal-ten?

Durchführen von repräsentativen Untersuchungen zu Erholungsansprüchen v.a. ausserhalb des Waldes

Um der zum Teil sehr hohen Besucherdichte von stadtnahen Wäldern und dem ständig sinkenden Anteil an Frei- und Grünflächen entgegenzuwirken, sollten vermehrt Anstren-gungen unternommen werden, offene Agrar- und Kulturlandschaften für Naherholungsu-chende attraktiver zu gestalten. Gefragt sind zunehmend Strategien und Konzepte, wel-che die Neugestaltung der offenen Landschaft zum Inhalt haben, sodass diese den unter-schiedlichen Anforderungen und Ansprüchen der Erholungsuchenden (z.B. an die Infra-struktur, an durchgängige Wegverbindungen, Erreichbarkeit, landschaftliche Schönheit etc.) gerecht werden.

ƒ Inwiefern kann die „offene Landschaft“ neu gestaltet respektive aufgewertet wer-den, sodass sie den unterschiedlichen Anforderungen und Ansprüchen der Erho-lungsuchenden gerecht wird?

ƒ Inwieweit gibt es spezifische Erholungsansprüche durch die Erholungsuchenden?

Erholungsparks in den Agglomerationen

In Anbetracht der immer dichter besiedelten Agglomerationsräume sind Anstrengungen zu unternehmen, siedlungsnahe attraktive Erholungsparks in den Agglomerationen zu schaf-fen, die als Ausgleichsräume zur dichten Besiedlung dienen. Dazu sind Abstimmungen zwischen der land- und forstwirtschaftlichen sowie der Erholungs- und Freizeitplanung notwendig.

ƒ Welche Möglichkeiten gibt es, siedlungsnahe attraktive Erholungsparks in den Ag-glomerationen zu realisieren?

ƒ Inwieweit können solche Erholungsparks durch Formen des Public-Private-Partnership initiiert und betrieben werden?

7 Beispiele zur Umsetzung

Die im Folgenden dargestellten Umsetzungsbeispiele wurden im Kontext des Teilprojektes

"Naherholung im Rahmen des Projektes 'Salina-Raurica'" erarbeitet. Ausgangs-punkt der ergänzenden Arbeiten war die Einschätzung, dass die Evaluation der Entwick-lungsplanung Salina-Raurica eine gute Informationsgrundlage bietet, jedoch zu wenig Vorschläge generiert, die für den Kanton Basel-Landschaft direkt verwendbar sind. Somit wurden eine Analyse der Naherholungssituation in Salina-Raurica sowie darauf basierende Schlüsselprojekte zur Verbesserung der Naherholungssituation vorgeschlagen (siehe Kap.

7.1) sowie die folgenden Umsetzungsprodukte generiert:

ƒ Analysekarte der Naherholungssituation in Salina-Raurica (Anhang 3)

ƒ Wegleitung "Berücksichtigung der Naherholung in der kommunalen Planung" (An-hang 4)

ƒ Flyer "Naherholung in der kommunalen Planung" für die Gemeinden der Trinatio-nalen Agglomeration Basel (TAB) (Anhang 5).