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Vor dem Hintergrund der Evaluation von (in)formellen Planungsinstrumenten (vgl. Kap. 3) und der Analyse der vier Fallbeispiele (vgl. Kap. 5) resultieren die folgenden Empfehlun-gen. Sie sollen eine Hilfestellung für Entscheidungsträger und Planer darstellen, welche sich mit der zukünftigen Entwicklung der Freiräume unter Erholungsaspekten in Ballungs-räumen beschäftigen.

6.2.1 Zweckmässige Kombination von formellen und informellen Planungsin-strumenten

Die Evaluation von formellen und informellen (d.h. flexibel einsetzbaren) Planungsinstru-menten hat gezeigt, dass die vorhandenen Planungsinstrumente grundsätzlich ausreichen, um die Ansprüche der Naherholungsuchenden in der Planung gebührend zu berücksichti-gen. Dabei lassen sich die hauptsächlichen Einsatzbereiche der einzelnen Instrumente wie folgt gliedern:

ƒ Sicherung und Festsetzung der Erholungsansprüche: Formelle Instrumente, wie z.B. die Richtplanung, die Nutzungsplanung (Zonenplan) eignen sich v.a. zur Si-cherung und Festsetzung von Erholungsansprüchen.

ƒ Erfassen der Erholungsansprüche: Informelle Instrumente wie z.B. LEK, WEP und Lokale Agenda 21 eignen sich besonders gut, um die Ansprüche der Erholungsu-chenden zu erfassen. Sie sind v.a. dort einsetzbar, wo Impulse und neue Lösungen basierend auf unterschiedlichen Ansprüchen (dazu gehören insbesondere auch Trends sowie sich kurzfristig ändernde Ansprüche) der direkt betroffenen Personen oder Interessenvertreter für die Projektentwicklung gefunden werden müssen.

Um die Planungsinstrumente ziel- und ergebnisorientiert einzusetzen, sollten die formellen und informellen Planungsinstrumente zweckmässig miteinander kombiniert werden.

6.2.2 Schaffen von Naturerlebnis – bzw. Naturaneignungsräumen

Auf die Möglichkeiten für Naturaneignung wurde in den untersuchten Fallbeispielen nur am Rande eingegangen (z.B. Allmend Brunau: Wald zum Hütten bauen). Das Verschwin-den von Naturerlebnisräumen (NER) für Kinder (und Jugendliche) in Verschwin-den stets intensiver genutzten Siedlungsgebieten ist jedoch ein gesamtschweizerisches Problem. Immer weni-ger finden sich Flächen in den Siedlungsgebieten, die sich selbst überlassen werden und die von Kindern und Jugendlichen genutzt werden können. Sauber gepflegte Parks und Grünanlagen in Neubausiedlungen sind kein Ersatz. Es braucht auch Flächen ohne Pflege und Eingriffe (wie z.B. Steinbrüche, Kiesgruben, ehemalige Äcker, Felder, Gebiete im Wald), die von Kindern gestaltet und verändert werden können. Primäres Ziel des NER ist es, den Kindern im engeren Wohnumfeld wieder mehr Naturerlebnisse zu ermöglichen.

Sie sollen auf sogenannten „Naturaneignungsflächen“ durch praktisches Handeln und Ein-greifen Naturerfahrungen sammeln können. Wichtig ist es in Zukunft, diesen Ansprüchen mehr Raum und mehr Bedeutung im Rahmen der Planung zu geben.

In den untersuchten Fallbeispielen wurden solche Naturerlebnisräume resp. Naturaneig-nungsflächen nur beiläufig thematisiert.

Im Hinblick auf eine Flächenausweisung von NER sollten dabei die folgenden grundsätzli-chen Aussagen berücksichtigt werden (vgl. Schemel 1998, Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz):

Je kleiner eine Fläche ist:

ƒ desto intensiver ist die Nutzung

ƒ desto weniger Naturerleben ist möglich

ƒ desto mehr muss in die Gestaltung, Ausstat-tung und Pflege investiert werden

ƒ desto geringer sind die Möglichkeiten selbst zu planen und zu bauen

ƒ desto geringer ist ihr ökologischer und pä-dagogischer Wert.

Je größer die Fläche ist:

ƒ desto geringer ist der Ausstattungs- und In-standhaltungsaufwand für die Gemeinde

ƒ um so interessanter und vielfältiger kann sich die Fläche bei extensiver Pflege entwi-ckeln.

Tab. 4: Aussagen zur Flächenausweisung von Naturerlebnisräumen (NER)

Zur Erleichterung der Integration und Berücksichtigung von Naturerlebnisräumen in den Planungsprozessen kann die Checkliste im Anhang zu Hilfe genommen werden.

6.2.3 Orientierung an Erfolgsfaktoren

Die Orientierung an Erfolgsfaktoren, die in verschiedenen Studien in den Bereichen Sport/Erholung/Tourismus/Mobilität und Naturschutz für die Planung und Umsetzung von Projekten ermittelt worden sind (vgl. dazu Wolf & Appel 2003, Stoll 1999, Brendle 1999, Wiener & Rihm 2002), kann eine wertvolle Hilfestellung bieten. Erfolgsfaktoren geben einen Überblick über die wesentlichen Ursachen für einen Projektverlauf und das Zustan-dekommen von Ergebnissen. Sie dienen dazu, beobachtbare Wirkungen in verschiedenen Projekten interpretieren und erklären zu können. Wer die Erfolgsfaktoren eines Planungs- bzw. Konfliktlösungsprozesses kennt, erhöht die Chancen einer Konsensfindung und ge-winnt an Sicherheit, dass die Lösungsvorschläge und Massnahmen akzeptiert werden.

Bisherige Erkenntnisse und Erfahrungen zur Identifikation von Erfolgsfaktoren zeigen, dass das Zustandekommen von Projektergebnissen nicht nur von der inhaltlichen Ausrich-tung eines Projektes, sondern auch von der Vorgehensweise bei der Durchführung eines Projektes und von der Einstellung der beteiligten Akteure beeinflusst wird (Appel 2002, 27).

Anhand der vier untersuchten Fallbeispiele können diejenigen Erfolgsfaktoren bestätigt werden, sich auf die Akzeptanz des Prozesses und der Inhalte, die generellen Anforderun-gen an die Umsetzung und die Kontrolle von Massnahmen sowie auf die Öffentlichkeitsar-beit beziehen:

ƒ Gleichberechtigter und frühzeitiger Einbezug aller relevanten Akteure: Beim Einbezug der Akteure sollte eine paritätische Beteiligung aller relevanten Akteure in allen Phasen des Planungsprozesses sichergestellt sein. Werden Betroffene zu spät (d.h. z.B. nach der Problembeurteilung) einbezogen oder bei gewissen

Ent-scheidungsfindungsprozessen übergangen, muss damit gerechnet werden, dass diese Akteure die getroffenen Massnahmen und Regelungen ablehnen und den Prozess (beispielsweise durch Einsprachen) unnötig in die Länge ziehen. Das Aus-findig machen aller betroffenen Akteure kann sich dabei als schwierig gestalten, insbesondere wenn Akteure betroffen sind, die nicht in Verbänden oder Vereinen organisiert sind. Hier empfiehlt es sich, mit Schlüsselpersonen mit guten Orts-kenntnissen und Netzwerken Kontakt aufzunehmen, um sich ein möglichst kom-plettes Bild der Situation machen zu können. Im Fallbeispiel Allmend Brunau konn-ten viele Akteure durch die Einberufung einer Spurgruppensitzung gefunden wer-den.

ƒ Win-Win-Situation für alle beteiligten Akteure: Für die Akzeptanz und den Er-folg des Planungsprozesses ist ausschlaggebend, dass dieser zu einer Verbesse-rung der Situation für alle betroffenen Akteuren führt (Win-Win-Situation). Kon-sensfähige Massnahmen zeichnen sich durch möglichst geringe Einschränkungen bei gleichzeitiger Gewährleistung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und öko-logischen Verträglichkeit aus. So werden im LEK Limmatraum Bereiche des Auen-waldes renaturiert und ökologisch aufgewertet, gleichzeitig ist jedoch auch vorge-sehen, den Wald für Erholungsuchende mittels eines Holzsteges (mit Wegegebot) erlebbar zu machen.

ƒ Rasche Umsetzung der Massnahmen: Eine rasche Umsetzung der Massnahmen wirkt motivierend und ermöglicht, dass dieselben Personen, die sich an der Kon-fliktaushandlung beteiligt haben, auch für die Umsetzung eingebunden werden können (Kontinuität). Die zeitnahe Umsetzung erhöht zudem das Vertrauen der Beteiligten, weil damit gezeigt wird, dass die getroffenen Beschlüsse und Vereinba-rungen verbindlich sind, die Diskussionen nicht umsonst und die bisher geleisteten Arbeitseinsätze nicht vergebens waren. Im Fallbeispiel LEK Limmatraum wurden beispielsweise bereits während des Planungsprozesses verschiedene Massnahmen, wie z.B. die ökologische Aufwertung des Hauserkanals, das Schaffen eines öffentli-chen Aufenthaltsbereichs beim Wasserwerk Hardhof oder die Verbreiterung des Fi-scherwegs in Angriff genommen.

ƒ Erfolgskontrolle: Um die Wirksamkeit der Massnahmen sicherzustellen, ist es nach deren Umsetzung wichtig, die Einhaltung der Massnahmen und Regelungen zu kontrollieren. So wurde beispielsweise in den Fallbeispielen LEK Limmatraum und Nutzungskonzept Allmend Brunau die Forderung laut, ein entsprechendes Mo-nitoring bzw. Controlling einzuführen.

ƒ Erstellen eines Kommunikationskonzeptes: Erfolgreiche Planungsprozesse ent-halten Kommunikationskonzepte, die aufzeigen, wie die getroffenen Vereinbarun-gen, Massnahmen und Regelungen den Betroffenen und Beteiligten vermittelt werden. Zu den häufig genutzten Kommunikationsmedien zählen die Homepage der mit der Projektleitung betrauten Verwaltungsstellen, gezielte und kontinuierli-che Pressemitteilungen in lokalen Printmedien, ein Newsletter, sowie auch Infor-mationstafeln, welche die Bevölkerung über Vorhaben informieren. Als

wirkungs-voll haben sich Führungen und Exkursionen erwiesen, welche die interessierte Be-völkerung über geplante oder bereits umgesetzte Massnahmen vor Ort informieren (vgl. z.B. LEK Limmatraum).