• Keine Ergebnisse gefunden

Feldzugang und Datenerhebung: Vorgehen und Erfahrungen Erfahrungen

Erhebungsinstrument, Datenerhebung und Datenanalyse

4.2 Feldzugang und Datenerhebung: Vorgehen und Erfahrungen Erfahrungen

Das entwickelte Befragungsinstrument für die Zielgruppe der aktuellen Nut-zerInnen mobiler Jugendarbeit (Jugendliche und junge Erwachsene) war so konzipiert, dass die Erhebungen durch InterviewerInnen im direkten Kontakt mit den Befragten (Face-to-Face-Befragung) in Gestalt von Einzelgesprächen durchzuführen waren. Es wurden also auch nicht mehrere Personen gleichzei-tig befragt, zugleich wurde darauf geachtet, dass eine ungestörte Interviewsi-tuation ohne ZuhörerInnen gewährleistet war. Solch ein Vorgehen verursacht zwar einen höheren Arbeitsaufwand in der Erhebung, trägt aber zugleich entscheidend zur Qualitätssicherung der erhobenen Daten bei. Beide Inter-viewerInnen waren in das Forschungsprojekt insgesamt und auch in die Ent-wicklung des Erhebungsinstruments eingebunden, zudem fand eine umfas-sende Intervieweinschulung statt, in der u.a. auch der Umgang mit Verständ-nisschwierigkeiten der interviewten Personen abgeglichen wurde, um dadurch ein möglichst vergleichbares Vorgehen bei der Erhebung zu garan-tieren. Bei der Auswahl der InterviewerInnen war auch berücksichtigt wor-den, dass bei Bedarf gendersensibel befragt werden kann. Dieser Aspekt trat aber in der Umsetzung der Erhebung nicht als bedeutsam hervor.

Grundsätzlich waren durch die enge Kooperation mit den vier in die Un-tersuchung einbezogenen Einrichtungen und deren tatkräftige Unterstützung gute Voraussetzungen für den Feldzugang gegeben. Die Erhebungen fanden sowohl in den Anlaufstellen der Einrichtungen, in von ihnen mitbetreuten Jugendtreffs, bei (mit-)veranstalteten Events als auch durch Begleitung der JugendarbeiterInnen beim Outreach statt. Generell brachte das gemeinsame Auftreten mit den JugendarbeiterInnen in den meisten Fällen einen großen Vertrauensvorschuss und wirkte sich positiv auf die Bereitschaft der jugend-lichen NutzerInnen aus, für ein Interview zur Verfügung zu stehen. Auch konnte durch die Möglichkeit der Rücksprache mit den MitarbeiterInnen besser und schneller unterschieden werden, welche Jugendlichen der Ziel-gruppe der Befragung entsprechen. Es gab keine Hinweise darauf, dass Ju-gendarbeiterInnen versucht hätten, eine einseitige Auswahl an Gesprächs-partnerInnen (etwa nur besonders positiv eingestellte Jugendliche) zu fördern.

Dennoch stellten die Fragebogen-Erhebungen mit aktuellen NutzerInnen mobiler Jugendarbeit insgesamt vor die größte Herausforderung bei der Rea-lisierung der Wirkungsevaluation. Trotz sorgfältiger Abstimmung mit den Teams der Einrichtungen gab es immer wieder Erhebungstermine, zu denen kaum bis keine Jugendlichen, die für ein Interview in Frage gekommen

wä-ren (z.B. nur Erstkontakte), angetroffen wurden. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich und nicht immer eindeutig. Teilweise erschwerten die Som-merferien, Ramadan oder ungünstige Wetterbedingungen (v.a. bei Outreach-Terminen relevant) den Zugang. Das Verhältnis von Zeitaufwand zu durch-geführten Interviews war in den Wiener Einrichtungen (Back on Stage 10 und Back on Stage 16/17) deutlich günstiger als in den beiden niederösterrei-chischen Einrichtungen (GOOSTAV und MOJA). Dieser Unterschied kann vor allem durch die langen Weg- und Wartezeiten bei den Outreachterminen in Niederösterreich erklärt werden. Neben den Anreisezeiten der Interviewe-rInnen aus Wien wirkte sich die ländliche Infrastruktur negativ auf das Ver-hältnis zwischen Erhebungszeit und erzielten Interviews aus, da die Intervie-werInnen an die MitarbeiterInnen der Einrichtung gebunden waren und die meisten Orte nur mit dem Auto der Einrichtungen erreicht und verlassen werden konnten – auch wenn keine Jugendlichen anwesend waren. In Wien war es hingegen möglich, die Termine flexibel anzupassen und die Erhe-bungsorte mit öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zu verlassen, wenn keine Jugendlichen anzutreffen waren. Vor diesem Hintergrund konnte die Erhe-bung in Wien von den InterviewerInnen flexibler gestaltet werden.

Um das Verhältnis zwischen Fragebogen und Zeitaufwand zu verbessern, wurden ab Oktober 2014 vermehrt Events und Termine besucht, bei denen mit einer größeren Anzahl an Jugendlichen zu rechnen war (z.B. Weih-nachtsmarkt, Chor- oder Tanzprobe). Vereinzelt fragten die Jugendarbeite-rInnen Jugendliche vorab, ob sie zu einem Gespräch bereit wären, und baten sie zu einem vereinbarten Interviewtermin in die Anlaufstelle. Auch wenn dadurch eine gewisse Vorselektion durch die Einrichtungen nicht ausge-schlossen werden kann, erscheint der Einfluss aufgrund der geringen Anzahl der auf diesem Weg für die Befragung akquirierten Personen und des Brie-fings durch das Forschungsteam vorab als vernachlässigbar. Zusätzlich wur-den Flyer mit Infos zum Fragebogen ausgeteilt, eine Facebook-Seite für die Terminplanung eingerichtet und (in Absprache mit den JugendarbeiterInnen) Incentives in Form von Getränkedosen (Softdrinks) an die Jugendlichen verteilt. Diese Maßnahmen erwiesen sich weitgehend als zielführend (mit Ausnahme der Facebook-Seite, die keine zusätzlichen Interviewkontakte brachte), insbesondere die Incentives erleichterten die Arbeit entscheidend, sodass in der zweiten Hälfte der Erhebungsphase eine deutlich verbesserte Erreichbarkeit festgestellt werden konnte. Bei einer Netto-Interviewdauer von im Schnitt 25 Minuten war der Brutto-Zeitaufwand für die durchgeführ-ten Interviews mit etwas über eineinhalb Stunden pro Interview in Summe um über 50% höher als kalkuliert – in der ersten Hälfte der Feldarbeit gestal-tete sich dieses Verhältnis mit etwa zwei Stunden pro Interview sogar noch deutlich ungünstiger. Trotz der erfolgreichen Maßnahmen zur Verringerung der Brutto-Zeitdauer pro Interview musste der Erhebungsumfang um ca. 30%

auf das auswertungstechnisch noch vertretbare Ausmaß von 130 Interviews

reduziert werden, um mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen auszu-kommen.

Vor Beginn des Interviews wurden die potenziellen InterviewpartnerIn-nen über den Zweck der Erhebung informiert, zugleich wurde abgeklärt, ob die Person bereits ein paar Mal mit der jeweiligen Einrichtung mobiler Ju-gendarbeit in Kontakt war (als unterste Grenze waren mindestens fünf Kon-takte definiert, meist standen die Befragten aber bereits deutlich länger in Kontakt mit den JugendarbeiterInnen). Nach Zusicherung von Anonymität und der Möglichkeit, nur jene Fragen beantworten zu müssen, die auch be-antwortet werden wollen, wurde eine informierte Einwilligung in mündlicher Form eingeholt und bei Zustimmung des Nutzers bzw. der Nutzerin mobiler Jugendarbeit mit der Befragung begonnen (vgl. Vorabinformation zur Befra-gung in Anhang 2).

Die Jugendlichen reagierten unterschiedlich auf die Fragebogenerhebung, die Bandbreite reichte von kompletter Ablehnung bis hin zu großem Interes-se, ein Interview zu geben. Speziell jüngere Jugendliche waren tendenziell eher bereit, spontan an der Befragung mitzuwirken, ältere NutzerInnen hin-gegen etwas schwieriger dafür zu gewinnen. Über die Repräsentativität der Stichprobe werden in den Kapiteln 4.4 und 5.1 Reflexionen angestellt.

4.3 Datenanalyse

Die gewonnenen Daten wurden nach einer Plausibilitätsüberprüfung deskrip-tiv- und inferenzstatistischen Auswertungen unterzogen. Zu den offen erho-benen Antworten wurde in der Auswertung – wenn inhaltlich sinnvoll – ein Kategoriensystem induktiv (d.h. aus dem Datenmaterial heraus) entwickelt.

Anschließend fand eine Codierung der Antworten entsprechend des jeweili-gen Kategoriensystems statt. Dieses Vorgehen ist relativ zeitintensiv, war aber bei bestimmten Fragen nicht vermeidbar, da die Antworten zu heterogen für eine vorherige Kategorisierung waren bzw. – auch nach dem Pretest – zu wenig Wissen über das tatsächliche Antwortverhalten bestand.

Zusammenhänge oder Unterschiede werden gängig anhand der statisti-schen Signifikanz13 beurteilt. Die Berechnung der Signifikanz der Zusam-menhänge wird stark von der Stichprobengröße beeinflusst. Je größer der Stichprobenumfang ist, desto „leichter“ erhält man signifikante Zusammen-hänge bzw. Unterschiede. Anders gesagt, bei großen Stichproben sind auch sehr schwache Zusammenhänge signifikant. Da die vorliegende Studie eine ______________________

13 Statistische Signifikanz bedeutet, dass ein überzufälliger (alltagsprachlich „großer“) Unter-schied oder Zusammenhang – bezogen auf eine zuvor festgelegte Schwelle – angenommen wird.

kleine Datenbasis (n=130) besitzt, wurde als kritisches Signifikanzniveau 5%

gewählt.

Bivariate Analyseverfahren14

Zur Überprüfung, ob Zusammenhänge zweier kategorial skalierter Variablen (z.B. Geschlecht und Einrichtung) mehr als zufälliger Natur sind, wurde der Chi-Quadrat-Test nach Pearson herangezogen. Da die Voraussetzungen für parametrische statistische Tests in den untersuchten Daten nicht erfüllt sind, wurden zur Überprüfung der Signifikanz der Übereinstimmung zweier oder mehrerer Verteilungen parameterfreie statistische Tests (Mann-Whitney-U-Test und Kruskal-Wallis-(Mann-Whitney-U-Test) eingesetzt.

Regressionsanalyse

Fragstellungen, die lediglich an bivariaten Zusammenhangsbeziehungen interessiert sind, können ausreichend mittels obiger statistischer Verfahren beantwortet werden. Soll jedoch der simultane Einfluss mehrerer unabhängi-ger Variablen (Alter, Häufigkeit des Kontaktes zur mobilen Jugendarbeit, Geschlecht etc.) auf eine metrisch abhängige Variable (z.B. „MitarbeiterIn-nen nehmen mich ernst“) analysiert werden, sind diese Verfahren kein geeig-netes Instrument. In solchen Fällen bietet sich die multiple Regressionsanaly-se an. Mittels multipler RegressionsanalyRegressionsanaly-se kann man also Zusammenhänge quantitativ beschreiben. Dabei ist anzumerken, dass es sich bei den einzelnen Einflüssen der unabhängigen Variablen um partielle Effekte handelt. Das bedeutet: Die Koeffizienten geben die Stärke und Richtung des Einflusses einer unabhängigen Variablen wieder, wenn alle anderen unabhängigen Vari-ablen konstant gehalten werden. Die Effektparameter sind also um Überlap-pungen mit den anderen im Modell enthaltenen Einflussgrößen bereinigt.

4.4 Fazit zum methodischen Ansatz und seiner Umsetzung

Outline

ÄHNLICHE DOKUMENTE