• Keine Ergebnisse gefunden

Ausgehend von den Entstehungstheorien und den therapeutischen Ablauf betrachtend, ist mir klar geworden, dass Ängste größtenteils auf erlernte Verhalten/ Kognitionen und den damit verbundenen emotionalen Bewertungen zurückzuführen sind.

Pathologische Ängste sind meines Erachtens hauptsächlich in der kapitalistisch geprägten Gesamtgesellschaft zu finden. Ängste werden hier durch soziale, ökonomische, ökologische, politische und zwischenmenschliche Faktoren geschaffen.

Unser bestehendes System ist meiner Meinung nach darauf ausgelegt, Angst, Aggression und Resignation in der Bevölkerung zu schüren.

Resultierend aus meiner bisherigen Recherche über das Thema Angst, ist die Generalisierte Angststörung aus meiner Sicht am wenigsten erforscht, was z.B. die Tatsache der noch nicht umfangreich untersuchten gestörten Emotionsregulierung darlegt.

Die verzerrte Emotionsregulierung scheint hierbei ein wichtiger Aspekt der Störung zu sein, wobei die Wertung für positive oder auch negative Gefühle den Prozess des „Sich-Sorgens“ aufrechterhält. Gefühle werden in diesem Zusammenhang auch vermieden, was dazu führt, dass auch Situationen und soziale Kontakte, die mit diesen Gefühlen verbunden sind oder sein könnten, vermieden werden. Da es sich bei der GAS auch um kognitive Abläufe handelt, wie oben schon beschrieben wurde, ist die KVT eine scheinbar bewährte Therapiemethode.

Die KVT ist für mich ein in sich schlüssiges Therapiekonzept, dennoch ist mir nicht klar, inwieweit die wichtige emotionale Erlebniswelt einer GAS Bedeutung hat, also wie der Klient seine Emotionen in die neuen kognitiven Denkstrukturen integrieren kann. Das Aufzeigen von festen Kognitionen durch den Therapeuten, ist ein Einbruch fester Standpunkte und Überzeugungen, sozusagen ein Weichmachen des starren Selbst-konzeptes des Klienten. Als Problem sehe ich hier, dass sich der Klient in sich zurückzieht, wenn er bemerkt, dass sein kognitives Verhalten mit seiner emotionalen Erlebniswelt nicht kongruent ist. Kern der Therapie ist es, den Klienten in seinen destruktiven Überzeugungen und Gedankenmustern zu „ertappen“ und diese mit ihm gemeinsam zu erkunden. Es besteht der Focus auf den kognitiven Abläufen „im“ Klienten. Auch ist die Beziehungs-ebene nicht so stark darauf ausgerichtet, den Klienten im Mittelpunkt seines Erlebens zu betrachten, sondern der Therapeut ist eher derjenige, der weiß was zu tun ist. Die KVT ist

37 aus meiner Sicht, in Bezug auf das gesamtgesellschaftliche System, eine Symptombehandlung, welche zwar nachhaltig wirkt, jedoch nicht den Ursachen von psychischen Störungen auf den Grund geht. Warum entstehen psychische Störungen? Ist es möglich, dass diese durch Inkongruenz in der Gesamtgesellschaft entstehen, so wie es Rogers weiter oben beschreibt?

Die GT ist für mich eine aufschlussreiche Methode bei Klienten mit Angststörung, um diese über die Emotionen zu einer kongruenten Selbstaktualisierung zu begleiten. Als besondere Herausforderung stellen sich mir die Grundhaltungen wie Empathie, unbedingte Wert-schätzung und Kongruenz dar. Der Zustand der „fully functioning person“ ist aus meiner Sicht ein sehr erstrebenswertes Ziel, jedoch stellt sich mir die Frage, inwieweit das erreicht werden kann. Auf die Generalisierte Angststörung bezogen, würde ich aus jetziger Sicht die Gesprächstherapie nach Rogers bevorzugen, weil der Aspekt der Emotionen, wie oben beschrieben, wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei den Betroffenen spielt. Meiner Meinung nach besteht über die unbedingte Wertschätzung von allen Gefühlsäußerungen eine Möglichkeit, bei dem Klienten die verzerrte Emotionsregulierung zu heilen. Vielleicht ist es der entscheidende Punkt in der Behandlung der GAS, dass diese verzerrte Bewertung der Gefühle wieder „ausgeglichen“ wird.

Die soziale Arbeit bietet meiner Meinung nach unter momentanen Voraussetzungen keinen Rahmen für therapeutische Behandlungen innerhalb ihres umfangreichen Handlungs-feldes. Es ist aus Gründen wie dem doppeltem Mandat oder auch des Zeitkontingentes nicht möglich, als Sozialarbeiter eine klientenzentrierte Beratung durchzuführen. Auch ist es aufgrund der mangelnden psychologischen Ausbildung und somit nach dem geltenden Gesetz nicht möglich Klienten mit einer Generalisierten Angststörung oder auch anderen psychischen Störungen zu helfen

Das kann die Soziale Arbeit in dem erwähnten Rahmen nicht leisten, weil es in einem institutionellen Rahmen nicht lukrativ ist, Fachleistungsstunden für eine zeitaufwendige Therapie zu verwenden, welche auch nicht in angemessener Höhe vergütet werden.

Die Möglichkeiten die sich für mich ergeben, liegen darin, die klientenzentrierte Beratung im Kontext der Schwangeren,- Eltern, und Familienberatung anzuwenden, weil hier die Möglichkeit besteht, dass der Ansatz sich präventiv auf psychische Störungen wie auch der

38 GAS auswirken kann. Vielleicht ist es sogar sinnvoll, besonders aufgeschlossene Eltern mit dieser „Methode“ vertraut zu machen, sodass diese Ihre Kinder nach dem personenzentrierten Ansatz aufwachsen lassen. Wenn ich in der Lage bin, die wichtigsten Eckpfeiler der KZB an diese Klienten zu vermitteln, kann ich aus meiner Sicht nachhaltig wirken. Hier wäre meiner Meinung nach der Ansatzpunkt, die Zukunft einer empathischen,

„verstehenden“ kongruenten Gesellschaft zu entwickeln. Eltern sollten den personen-zentrierten Ansatz mit ihren Kindern und innerhalb/ außerhalb der Familie leben, sodass Kinder ihr volles Potenzial (Aktualisierungstendenz) leben können und ihre Gefühle mit ihrem Selbstkonzept und inneren Erleben übereinstimmen, sie somit kongruent sein können.

Hier liegt meiner Meinung nach der Schlüssel zur „Behandlung“ einer GAS im Kontext der klientenzentrierten Beratung. Nach dem Ansatz von Rogers ist es in keiner Weise wichtig, welche Störung der Klient hat, solange ich in der Lage bin, voll nach dem personen-zentrierten Ansatz zu leben. Es ist auch keine Behandlung, sondern eher eine Begegnung zwischen zwei Menschen. Ich bin dadurch fähig, diesen Menschen bei der Selbstheilung zu unterstützen, ohne „offiziell“ eine Therapie im klassischen Sinne durchzuführen.

Je tiefer ich mich mit der Materie auseinandersetzte, desto mehr wurde mir klar, dass es sich bei der KVT und der KZB um völlig unterschiedliche Herangehensweisen handelt, die nicht miteinander vereinbar sind. Die KVT zielt auf eine direktive eingreifende kognitive Veränderung des Klienten ab, wobei das Problem und die Störung im Vordergrund stehen.

Bei dem personenzentrierten Ansatz ist hingegen der Fokus auf einer empathischen unbedingt wertschätzenden Betrachtung des Menschen so wie er ist.

Das Grundproblem liegt meines Erachtens in der Gesamtgesellschaft, inwieweit ist es sozial erwünscht, sich ganz und gar seinen Emotionen bewusst zu sein und diese auch auszudrücken? Warum ist der institutionelle Rahmen meist darauf ausgelegt, systemimmanente Methoden zu praktizieren? Vielleicht würden Menschen dann zu kongruent werden und der Kapitalismus im Gesundheitssystem eine zu geringe Wertschätzung erfahren.

Ich kann mir gut vorstellen, den personenzentrierten Ansatz nach Rogers nicht nur als eine Methode, sondern als Lebenseinstellung zu sehen. Dadurch wäre es möglich, in gewissem Sinne präventiv zu wirken.

39