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Fallstudie Naber Damen und Brautmoden GmbH, Aufbau und Durchführung eines Aus- und Weiterbildungsprogramms für

Ungelernte, Fachkräfte und untere/mittlere Führungskräfte der Bekleidungsindustrie (Naber I)

Projekt im Überblick

Land Albanien

Region / Ort Durres

Branche Bekleidungsindustrie

Titel Aufbau und Durchführung eines Aus- und

Weiterbildungsprogramms für Ungelernte, Fachkräfte und untere/mittlere Führungskräfte der Bekleidungsindustrie (Naber I) Ziel Stärkung des formellen und informellen Ausbildungswesens für die

albanische Bekleidungsindustrie im Raum Durres Antragsteller Naber Damen und Brautmoden GmbH

Partner / weitere Beteiligte NABER Konfeksion Durres, I.H.C. GesmbH Salzburg, Elia Style Schule - berufsbildende Schulen in Durres und Shkodra, Verband der albanischen Bekleidungsindustrie

Zeitraum 01/10/2010 bis 30/09/2012, Verlängerung bis 31/03/2013

Status Beendet

Budget 399.935,91 (Förderung ADA: 199.967,95)

Nachfolgeprojekt Stärkung dualer Ausbildung in der albanischen Bekleidungsindustrie; Zeitraum: 01/04/2014 bis 31/03/2017 (Naber II)

Projekthintergrund

Der Textil- und Bekleidungssektor in Albanien ist von hoher Relevanz für die sozio-ökonomische Entwicklung des Landes. So gehören die Bekleidung und Schuhe mit 28 Prozent32 zu den wichtigsten Exportprodukten Albaniens wobei über 90 Prozent der Produkte fast ausschließlich in die EU exportiert werden. Nach Angaben des Vorsitzenden des Verbandes der albanischen Bekleidungsindustrie, sind gegenwärtig rund 60.000 Menschen im Textilsektor beschäftigt. Allein 2013 seien 20 neue Unternehmen gegründet worden, die zusammen 3000 - 4000 Menschen beschäftigten.

32 EC (2014): Progress Report Albania, S. 20.

34 Trotzdem ist Albanien auch von hoher Arbeitslosigkeit (17 Prozent33) und hoher Jugendarbeitslosigkeit34 geprägt, und der Verbandsvorsitzende sieht aufgrund der guten Auftragslage im Textilsektor hier ein großes Potenzial der Arbeitslosigkeit zu begegnen. Die Diskrepanz zwischen verfügbaren und benötigten Arbeitskräften resultiert aus begrenzten personellen Ressourcen. So ist das Angebot an qualifiziertem Personal im Textilsektor gering. Die Hauptgründe hierfür sind strukturelle Mängel im nationalen Bildungssystem, veraltete Lehrpläne, fehlende Unterrichtsmaterialien35, kaputte oder veraltete Nähmaschinen und vor allem mangelnder Praxisbezug.

Das nationale Bildungssystem befindet sich zurzeit im Umbruch: Während noch vor einem Jahr Berufsschulen dem Bildungsministerium und die berufliche Ausbildung (in „Berufsbildungszentren“) dem Arbeitsministerium unterstanden, befinden sich nun beide Teile der beruflichen Bildung/Ausbildung unter einem Dach36. Die Abteilung für berufliche Bildung und Ausbildung des Ministeriums für Soziales und Jugend ist jetzt zuständig für beide Bereiche. In der Vergangenheit führte die Aufteilung auf zwei Ministerien zu parallelen Strukturen, Doppelfinanzierungen, unterschiedlichen Ansätzen sowie zu Fachleuten und Experten, die nicht miteinander kooperierten37. Die nationale Bildungsstrategie „Employment and Skills Strategy 2014-2020“ zielt nun unter anderem auf Reformen der Arbeitsmarktpolitik und der sozialen Sicherheitsnetze, auf die Verbesserung der beruflichen Bildung und Ausbildung - unter anderem durch stärkere Praxisorientierung des berufsbildenden Unterrichts. Die Maßnahmen sollen maßgeblich zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit führen.

Österreich hat sich bisher sehr erfolgreich beim Aufbau moderner Ausbildungsstrukturen an berufsbildenden Schulen in Albanien engagiert38. Aufbauend auf diesen Ergebnissen konzentriert sich Österreich nun vermehrt auf Kapazitätsentwicklung und Vermittlung des Know-how, unter anderem im Bildungssektor, und trägt so zur Umsetzung der nationalen Strategien bei.

Die abgeschlossene Wirtschaftspartnerschaft mit Naber (Naber I), welche im Folgenden näher beschrieben wird, wie auch das laufende Nachfolgeprojekt zu Stärkung dualer Ausbildung in der albanischen Bekleidungsindustrie (Naber II) sind zwei Maßnahmen, die mit dem Bedarf der Zielgruppe bzw. des Ziellandes übereinstimmen. Zudem entsprechen die Ziele der Projekte den österreichischen EZA-Zielen in Albanien. Folglich kann den beiden Projekten hohe Relevanz zugesprochen werden.

33 EC (2014): Progress Report Albania, S. 36.

34 Der Anteil an nicht in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung befindlichen Jugendlichen liegt bei 30 Prozent.

EC (2014): Progress Report Albania, S. 36.

35 Wie die Direktorin der berufsbildenden Schule in Durres „Hysen Cela“ erklärte, ist die Grundausstattung für den praktischen Unterricht nicht vorhanden bzw. mangelhaft. So sind die Nähmaschinen veraltet oder in einem sehr schlechten Zustand, die SchülerInnen benutzen statt Stoffen Papier zum Nähen da weder die Schule noch die SchülerInnen für die Kosten aufkommen können.

36 Bis Dezember 2014 sind die Schulen noch abhängig vom Bildungsministerium (Verwaltungsjahr), die Änderung tritt ab Jänner 2015 in Kraft. Wie der Leiter der Abteilung für berufliche Bildung und Ausbildung am Ministerium für Soziales und Jugend ausführte, hat die „Reform der Verschmelzung“ begonnen, das Gesetz unterstützt die Maßnahme, gleichzeitig arbeitet eine Expertengruppe an Gesetzesnovellierungen um neue „Visionen“ auch durchführbar zu machen.

37 Gespräch mit dem Leiter der Abteilung für berufliche Bildung und Ausbildung am Ministerium für Soziales und Jugend.

38 ADA (2014): Albanien. Länderinformation. S. 4.

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Projektansatz und Ziele

Das Ziel der ersten Wirtschaftspartnerschaft (Naber I) war die Stärkung des formellen und informellen Ausbildungswesens für die albanische Bekleidungsindustrie im Raum Durres.

Das Projekt wurde initiiert von der deutschen Firma Naber, welche in Durres in einem Tochterunternehmen Damenoberbekleidung produziert. Die im Vorfeld des Projektes identifizierten Probleme aus der Sicht des Unternehmens waren die Produktivitätsprobleme, ein Mangel an ausgebildeten Näherinnen sowie an unteren und mittleren Führungskräften und an geeigneten Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten bzw. Ausbildern. Daher wurden die folgenden Maßnahmen und dazugehörigen Aktivitäten implementiert:

 Komponente 1: Verbesserung der Ausbildung im Bereich Bekleidung und Mode an den berufsbildenden Schulen in Durres, Shkodra und der Fachschule Tirana

 Komponente 2: Ausbildung von Näherinnen und Trainern für Fach- und Führungskräfte in der Bekleidungsindustrie im ToT-Verfahren

 Komponente 3: Durchführung von Seminaren für die albanische Bekleidungsindustrie sowie für die Lehrkräfte der verschiedensten Schulen

 Zusätzliche Maßnahme: Einstellung und Qualifizierung von ca. 60 - 80 neuen Arbeitskräften sowie Schulung von Führungskräften

 Zusätzliche Maßnahme: Zusätzliche Praktika

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Verband der Bekleidungsindustrie, berufsbildenden Schulen in Shkodra und Durres und dem Elia Style Institut durchgeführt. Zusätzlich wurde mit der Firma I.H.C. GesmbH aus Salzburg kooperiert, die mit den Beratungsaufgaben, unter anderem für die Antragstellung und Berichterstattung, beauftragt wurde. Die Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungszentrum (QFP) wurde abgebrochen.

Projektumsetzung

Wie im Projektabschlussbericht festgehalten und in den Interviews bestätigt, waren die ursprünglich definierten Ziele realistisch und in zentralen Bereichen – wie etwa der Arbeitsplatzschaffung – deutlich überfüllt. Bei der Antragstellung beschäftigte das Unternehmen etwa 300 MitarbeiterInnen, heute sind es über 660. Durch einen Aufstockungsantrag wurden auch zusätzliche Projektziele implementiert, wie zusätzliche Praktika oder die Schulung von Führungskräften. Der Mitteleinsatz für die durchgeführten Maßnahmen und erreichten Ziele wurde als angemessen eingeschätzt, alle Leistungen wurden rechtzeitig erbracht und Ergebnisse in einem angemessenen Zeitraum erzielt. Somit wurden sowohl Effektivität als auch Effizienz als sehr positiv eingeschätzt.

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Zusammenarbeit im Projekt

Die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure wird seitens des Unternehmens als grundsätzlich gut beschrieben. Schwierigkeiten gab es anfänglich vor allem in der Kooperation mit dem Berufsbildungszentrum „Quendra e Formimit Profesional Publik QFP“ welches ursprünglich dafür vorgesehen war, die Ausbildung der arbeitslosen Näherinnen zu implementieren. Das hat aber nicht funktioniert wie geplant, und so wurde die Zusammenarbeit mit dem Elia Style Institut intensiviert und der Fokus mehr auf Jugendliche gerichtet. Zudem wurde die Zusammenarbeit mit der Technischen Schule in Skodra aufgenommen, mit der die Firma Naber Konfeksion sehr eng kooperiert hat. Durch ein verbessertes Ausbildungsangebot, die Einführung des Praktikumsprogramms, den Erhalt von Stoffen, Nähmaschinen und Lehrunterlagen konnte die Schule profitieren.