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Die Fachgruppen und ihre Aktivitäten

Naturkundliche Fachgruppen im Kulturbund

2. Die Fachgruppen und ihre Aktivitäten

Fachgruppe Feldherpetologie (Lurche und Kriechtiere):

Seit 1980 existierte im Kulturbund der DDR ein Zentraler Fachausschuss „Feldherpetolo-gie“, der die Arbeit von über 800 ehrenamtlichen Mitarbeitern koordinierte. Die Feldherpe-tologen des Kulturbunds Wittenberg haben seit 1979 unter Leitung von Irene Seifert für den Kreis Wittenberg den Bestand nach Tierart und Biotop erforscht und eine wissen-schaftlich anspruchsvolle, biogeografische Kartierung den Naturschutzbehörden überge-ben.

Die Fachgruppe konnte durch Öffentlichkeitsarbeit mit Zeitungsartikeln, Aufrufen und Fachvorträgen sowie einem Vertrag mit der Meliorationsgenossenschaft Pratau (1983) alle Betriebe, Schulen und Arbeitsgemeinschaften, Gemeindevertretungen und Bürgermeister für die Erhaltung dieser gefährdeten Tierarten motivieren. In gefährdeten Biotopen wurden Umsetzungsaktionen durchgeführt und die Ausweisung von Flächennaturdenkmalen (FND) wurde bewirkt. Krötenwanderungen wurden erfaßt und geschützt. Das Ergebnis langjähriger Arbeit der Fachgruppe geht jetzt ein in die in Zusammenarbeit mit dem Lan-desamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Abteilung Naturschutz erscheinende „Herpeto-fauna Sachsen-Anhalts“ (Mitautor Dr. U. Zuppke).1

Fachgruppe Heimische Fische:

Von den ehemals in den Binnengewässern der DDR nachgewiesenen 48 Fischarten ist be-reits ein Drittel ausgestorben oder gilt als stark gefährdet. Die in allen dichtbesiedelten

In-1 F. Meyer/J. Buschendorf/U. Zuppke/F. Braumann/M. Schädler/W.-R. Grosse (Hrsg.): Die Lurche und Kriechtiere Sachsen-Anhalts, Verbreitung, Ökologie, Gefährdung und Schutz Supplement 3 der Zeitschrift für Feldherpetologie, Januar 2004; Vgl. auch die früheren Veröffentlichungen: J. Berg/W. Jakobs/P.

Ascher: Lurche und Kriechtiere im Kreis Wittenberg (Schriftenreihe des Museums für Natur- und Völker-kunde „Julius Riemer“ in Wittenberg), Lutherstadt Wittenberg 1988 (hierin werden 18 weitere Veröffent-lichungen für den Kreis Wittenberg zitiert); U. Zuppke: Das Wirken des Bezirksarbeitskreises Ichthiofau-nistik Halle und die Weiterführung der Arbeit im Land Sachsen-Anhalt, in: Naturschutz in den neuen Bundesländern. Ein Rückblick, BdWi-Verlag Marburg 1998, 5. 213-221; mehrere Publikationen von Dr.

W. Jakobs in Schriftenreihen für den haupt- und ehrenamtlichen Naturschutz; P. Sacher/J. Berg: Zum Massenauftreten juveniler Knoblauchkröten (Pelobates fuscus) in einem Wittenberger Wohngebiet, in:

Feldherpetologische Mitteilungen, Halle 1988.

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dustriegebieten in großen Mengen anfallenden Abprodukte gelangen oftmals – auch über Umwege – ins Wasser. Die mit dieser Entwicklung einhergehenden Nebenwirkungen in der Biosphäre erreichen Ausmaße, welche die Stabilität der Ökosysteme beeinträchtigen.

Besonders die auf eine ausschließliche Lebensweise im Wasser spezialisierten Organismen reagieren sehr empfindlich auf eingeleitete Fremdstoffe und Veränderungen der Gewässer-struktur. Der Artenschwund hält daher immer noch an.

Im Kreis Wittenberg wurden ab 1983 von den Gruppenmitgliedern gemeinsam mit Feldherpetologen, Botanikern, Entomologen und Ornithologen die vorkommenden Fischar-ten nach Gefährdungsgraden aufgelistet und kartiert. Die Erkenntnisse wurden über Vor-träge und Veröffentlichungen verbreitet und sollten und sollen alle fischkundlich interes-sierten Naturfreunde, Fischer und Angler zur Mithilfe anregen. Die Ergebnisse flossen auch ein in die „Fischfauna des Landes Sachsen-Anhalt“ ein (Mitautor Dr. U. Zuppke).2 Fachgruppe Entomologie:

Die Fachgruppe Entomologie Wittenberg wurde 1956 von Franz Eichler gegründet und bis zu seinem Tode 1993 von ihm geleitet. Er war Mitglied des Arbeitskreises „Fauna der DDR – Macrolepidoptera“ und bearbeitete hier die Familie der Sphingidae (Schwärmer).

Sein Hauptinteressengebiet waren die Microlepidoptera (Kleinschmetterlinge). Während mehrerer Auslandsexpeditionen entdeckte er einige neue Arten, die auch seinen Namen tra-gen. 25 Veröffentlichungen und unzählige Vorträge, die daraus entstanden, sprechen für sich.3 Daneben war er Abgeordneter des Kulturbundes in der Stadtverordnetenversamm-lung von Wittenberg.

Als weiteres Mitglied der Fachgruppe ist Dr. Peter Schmidt zu nennen, der seit 1971 die Großschmetterlinge des Kreises Wittenberg, speziell die Nachtfalter, faunistisch er-forscht. Für die Erfassung der DDR-Fauna bearbeitete er einige Familien der spinnerartigen Falter. Nach 1990 hat er Fachbeiträge für die Großschmetterlinge zu einigen grundlegen-den Veröffentlichungen des Landesamtes für Umweltschutz (LAU) – Rote Listen, mehrere Arbeiten im Zusammenhang mit den FFH-Richtlinien der EU, Biotopschutzprogramm Sachsen-Anhalt, Landschaftsraum Elbe – geschrieben.4

2 B. Kammerad/S. Ellermann/J. Mencke/O. Wüstemann/U. Zuppke: Die Fischfauna von Sachsen-Anhalt – Verbreitungsatlas, hrsg. vom Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, Magdeburg 1997; vgl. auch U. Zuppke: Fische im Kreis Wittenberg (Schriftenreihe des Museums für Natur- und Völkerkunde „Julius Riemer“ in Wittenberg), Lutherstadt Wittenberg 1987.

3 Ulf Eitschberger: Franz Eichler, 24. 9.1919-26.6.1993, in: Atalanta (Mai 1994) 25(1 /2), S. 411-415, Würzburg (enthält eine Liste der Veröffentlichungen); vgl. P. Schmidt: Franz Eichler – 65 Jahre, in: Ent.

Nachr. 28 (1984/85), S. 233-34; vgl. auch P. Schmidt: Franz Eichler zum Gedenken, in: Ent. Nachr.

1/1994, S. 69-70.

4 P. Schmidt: Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Lepidoptera – Arctiidae, Nolidaae, Ctenuchidae, Dre-panidae, Cossidae und Hepialidae, in: Beitr. Ent. Berlin 41 (1991) 1, S. 123-236; ders.: Lepidoptera (Schmetterlinge), in: Entomol. Mitt. Sachsen-Anhalt Sonderheft, 2000, Zur Bestandssituation wirbelloser Arten nach Anhang II der FFH im Land Anhalt; gleichfalls in: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, 38. Jg. 2001. Sonderheft, Landesamt für Umweltschutz; ders.: Die Großschmetterlinge des Land-kreises Wittenberg, in: Naturwissenschaftliche Beiträge des Museums Dessau, Heft 13, 2001, S. 4-214.

Wolfgang Bäse, ein weiterer Wittenberger Entomologe, bearbeitet seit 1982 faunistisch die Schilfkäfer (26 Arten) und hat ebenfalls an den Dokumenten des LAU mitgearbeitet.

Fachgruppe Geologie:

Die Fachgruppe erforscht seit 1975 mit zehn bis fünfzehn Mitgliedern unter Leitung von Burkhart Richter die geologische Entwicklung und die „Bodenschätze“ des Kreises Wit-tenberg, der geologisch stark eiszeitlich geprägt ist. In den Sommermonaten stehen Feld-geologie und Exkursionen im Wittenberger Raum und im Harz im Vordergrund. Neben der Sammlertätigkeit stehen der Schutz der Fundstätten und die Öffentlichkeitsarbeit im Zent-rum der Aktivitäten. Transportable Schaukästen informieren über Gesteine und Fossilien aus dem Kreisgebiet. 1988-1991 fanden jährlich Mineralientauschtage mit großer Reso-nanz statt – jeweils bis 100 Teilnehmer, auch aus dem Ausland. Ein Höhepunkt der Exkur-sionen war die Befahrung des Thomas-Müntzer-Schachts in Sangerhausen. Seit 1991 fan-den fünf mehrtägige Exkursionen mit einer befreundeten Geologiegruppe aus Celle statt;

sie führten ins Osterzgebirge (1991), nach Oberpfalz-Windicheschenbach (1992), in den Oberharz (1993), auf Rügen (1994) und ins Mansfelder Land (1996). In der Tagespresse berichteten G. Letz u.a. über „Eiszeitliche Ablagerungen in der Sandgrube Köplitz“ und P.

Hoffrichter über „Kleinfossilien im Fläming“. Hervorzuheben ist unter den publizierten Arbeitsergebnissen die Broschüre „Geologie des Kreises Wittenberg“ von Burkhart Rich-ter.5

Fachgruppe Ornithologie und Vogelschutz:

In den Jahren nach 1945 begann der Pfarrer und bekannte Ornithologe Dr. Otto Klein-schmidt in Wittenberg durch abwechslungsreiche naturkundliche Vorträge interessierte Menschen um sich zu sammeln und regelmäßige Vortragsabende zu gestalten. Das war der eigentliche Beginn der Tätigkeit einer Fachgruppe „Ornithologie & Vogelschutz“ in Wit-tenberg, die mit der Bildung des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutsch-lands“ den offiziellen Status als Fachgruppe erhielt. Kurzzeitig weitergeführt durch den Wittenberger Drogisten Violet übernahm 1953 der damalige Cheflektor des Ziemsen-Verlages Friedrich Böhme die Leitung der Gruppe und setzte durch eine reichhaltige Vor-trags- und Exkursionstätigkeit Maßstäbe für deren Leben und Wirksamkeit, die später kaum zu überbieten waren. Nach 1966 übernahmen jüngere Kräfte die Fachgruppenleitung, deren Tätigkeit stets organisatorisch und fachlich unterstützt wurde durch das Museum für Natur- und Völkerkunde „Julius Riemer“, bis zum Tode von Julius Riemer selbst.

Nachdem in den ersten Jahren das Fachgruppenleben durch Vortrags- und Exkursions-tätigkeit geprägt war, kam später die Bearbeitung wissenschaftlicher Aufgabenstellungen hinzu. So begann bereits 1955 G. Grempe, das Weißstorchvorkommen und seine

Entwick-5 B. Richter: Geologie des Kreises Wittenberg (Schriftenreihe des Museums für Natur- und Völkerkunde

„Julius Riemer” in Wittenberg), Lutherstadt Wittenberg 1985.

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lung im Kreisgebiet zu erfassen, wodurch bis heute lückenlose Ergebnisse über einen Zeit-raum von 50 Jahren vorliegen. Die Fachgruppe wirkt seit der Zählperiode 1967/68 bei der Internationalen Wasservogelzählung an 40 km Elbelauf mit seinen Nebengewässern und dem Bergwitzer See mit, so daß auch auf diesem Teilgebiet 30jährige lückenlose Ergebnis-se vorliegen, die einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der WasErgebnis-servogelbestände in Europa darstellen. Auch die DDR-weit durchgeführten Bestandserfassungen ausgewählter Vogel-arten, wie Graureiher, Saatkrähe, Höckerschwan u.a., wurden in die Fachgruppenarbeit einbezogen. Die Erfassung von 128 Vogelarten mit sicherem und 15 Arten mit wahrschein-lichem Brutnachweis waren das Ergebnis von Wittenberger Brutvogelkartierungen. Seit 1975 wird im Kreisgebiet durch Dr. M. Schönfeld die wissenschaftliche Vogelberingung durchgeführt. Bemerkenswerte Wiederfunde liegen inzwischen vor und helfen Fragen des Vogelzuges zu klären. Langjährige Untersuchungen im Überschwemmungsgrünland der Elbaue durch Dr. U. Zuppke brachten wesentliche Aussagen über die Auswirkungen der Intensivierung der Graslandnutzung auf die Brut- und Gastvogelbestände im Landschafts-schutzgebiet „Mittlere Elbe“.

Dem zweiten Teil des Fachgruppennamens „... und Vogelschutz“ gerecht werdend, ar-beiteten und arbeiten fast alle Fachgruppenmitglieder als ehrenamtliche Naturschutzhelfer der Kreisnaturschutzbehörde. Beschilderungen von Naturschutzgebieten, Anbringen von Nistkästen oder Nisthilfen für Weißstörche und Pflegeeinsätze in Schutzgebieten sowie die Horstbetreuung für Seeadler, Schwarzstorch und Kranich waren einige Aktivitäten. 1990 nahm die Fachgruppe Kontakt zur Biologischen Schutzgemeinschaft in der Partnerstadt Göttingen auf. Dies führte bis zum gegenwärtigen Zeitraum zu gegenseitigen Besuchen mit Erfahrungsaustauschen und Exkursionen in ornithologisch interessante Gebiete.6

Fachgruppe Botanik:

Der Bildung dieser Fachgruppe wurde durch ein Ereignis ausgelöst: Im Mai 1980 sollte eine Feuchtwiese bei Woltersdorf (Zahna) trockengelegt werden, um fruchtbares Ackerland

6 Vgl. die Veröffentlichungen aus der Wittenberger Fachgruppe: Avifaunistische Jahresberichte – Region Wittenberg (jährlich); zahlreiche Beiträge in ornithologischen Fachzeitschriften, so schrieben von 1957-2002 die 13 Autoren (F. Böhme, F., U. Zuppke, B. Simon, R. Ziebarth, G. Seifert, K.-J. Seelig, G. Schulz, M. Schönfeld, H. Morche, A. Merzweiler, G. Lennig, P. Braun, G. Grempe) in 13 Zeitschriften (Witten-berger Rundblick, Der Falke, Beiträge zur Vogelkunde, APUS, Hercynia N.F., Naturwissenschaftliche Beiträge Museum Dessau, Ornithologische Mitteilungen, Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Natur-schutzarbeit in Berlin und Brandenburg, Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle, Naturschutz und naturkundliche Heimatforschung in den Bezirken Halle und Magdeburg, Archiv Natur-schutz und Landschaftsforschung - Berlin, Zoologische Abhandlungen Museum Tierkunde Dresden) 70 Beiträge: über 36 Individuen in Mitteilungen und vielen Übersichten der Vogelwelt: Weißstorch, Austern-fischer, Beutelmeise, Seidenreiher, Pirol, Fichtenkreuzschnabel, Rotkopfwürger, Dunkler Wasserläufer, Gänsesäger, Saatkrähe, Fischreiher, Schlagschwirls, Weidenmeise, Sprossers, Karmingimpel, Tüpfel-sumpfhuhns, Rauchschwalbe, Wacholderdrossel, Turmfalken, Mäusebussard, Taggreifvögel, Greifvogel- und Eulenarten, Graureihers, Spießente, Limikolen, Heringsmöwen, Schwarzstorch, Raubwürger, Rot-kehlpiepers, Misteldrossel, Kurzschnabelgans, Kormoran, Silberreiher, Seeadler, Rohrweihe, Rauhfuß-kauz.

zu gewinnen. Ein Mitarbeiter des auszuführenden Betriebes erkannte eine blühende Orchi-deenart, die er zuvor in einem Diavortrag von Peter Braun, damals Mitarbeiter der Kreisna-turschutzverwaltung, gesehen hatte. Er informierte daraufhin diese Behörde. Die Meliorati-onsarbeiten waren jedoch schon so weit fortgeschritten, daß das Biotop bereits zerstört war.

Es konnte nur noch zu einer großen Rettungsaktion aufgerufen werden, bei der sich fast 30 Naturfreunde vor Ort trafen, um das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) auszugraben und in anderen geeigneten Biotopen wieder einzupflanzen.

Dabei wurde der Gedanke geboren, sich speziell um Pflanzen und deren Biotope zu kümmern. Seit September 1980 treffen sich Botanikfreunde unter Leitung von Helmut Fanke monatlich einmal zu Exkursionen und Vorträgen, um Pflanzen kennenzulernen und deren Standorte in einer Kartei festzuhalten. Die Freunde erfassen die Vorkommen aller heimischen Pflanzenarten, besonders die unter Naturschutz gestellten der engeren Heimat, in einer biogeografischen Kartierung als Grundlage für die Erarbeitung einer „Flora des Kreises Wittenberg“. Die Gruppe arbeitet damit Fachgremien und Instituten zu, z.B. durch die Registrierung seltener und wertvoller Gehölzarten sowie aller Orchideenvorkommen.

Die Fachgruppenmitglieder betreuen botanisch die Naturschutzgebiete und Naturdenkmale des Kreises in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt durch Pflegeeinsätze und andere Bio-topschutzmaßnahmen. Ein Ergebnis ihrer dendrologischen Tätigkeit sind die Bezeich-nungsschilder an den Bäumen im historischen Stadtpark von Wittenberg, die 1981 gemein-sam mit Schülern der Melanchthon-Oberschule angebracht wurden.7

Fachgruppe Heimische Säugetiere:

Mit Unterstützung der Gesellschaft für Natur und Umwelt wurde 1986 die Fachgruppe Heimische Säugetiere gegründet, die vom Biologielehrer Johann Dorschner geleitet wurde.

Diese Gruppe bildete vier Arbeitskreise: Igelschutz, Biberschutz, Fledermausschutz und Kleinsäuger. Nachfolgend zu diesen Arbeitskreisen im einzelnen:

Arbeitskreis Igelschutz: Das Ehepaar Ingrid und Johann Dorschner ist seit 1968 aktiv im Igelschutz. So war es nur folgerichtig, daß Johann Dorschner die Leitung des Arbeits-kreises Igel übernahm, der sich 1990 als Verein „Igelfreunde Sachsen-Anhalts“ im Kultur-bund e.V. (ISA) neu formierte (Verein im Verein). Der Verein arbeitete eng mit dem Ar-beitskreis Igelschutz e.V. und den Rheinisch-Westfälischen Igelfreunden (RWI) zusam-men, deutschlandweite und internationale Kontakte ermöglichten seit 1989 bisher sieben Igeltagungen. 1998 erfolgte schließlich die Neueintragung des Vereins in das Vereinsregis-ter als „Igelfreunde Sachsen-Anhalts e.V.“ mit J. Dorschner als Vorsitzendem. Im Februar 2001 wurde J. Dorschner auch zum Vorsitzenden des RWI gewählt, was die Zusammenar-beit von ISA und RWI beflügelte. ISA und RWI bilden gemeinsam mit dem Verein Igel-freunde Oberfranken e.V. eine Arbeitsgemeinschaft, die über die gut besuchte Homepage

„www.igelratgeber.de“ zu erreichen ist. Zahlreiche Merkblätter und Veröffentlichungen von ISA in der Tagespresse zeugen von der Aktivität des Vereins. Im Jahr 2000 erhielt der

7 J. Dorschner: Die Parkanlagen in der Lutherstadt Wittenberg, Wittenberg 1992.

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Verein ISA den Tierschutzpreis des Landes Sachsen-Anhalt (Thema: Artgerechtes Halten sonst wildlebender Tiere).8

Arbeitskreis Biberschutz: Diese Gruppe erfasste und kartierte jährlich die Ansiedlun-gen des Elbe-Bibers im Kreis Wittenberg und lieferten dies dem Zentralen Arbeitskreis

„Biberschutz“ (zunächst angesiedelt an der Biologischen Station Steckby, später am Insti-tut für Zoologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) für die DDR-weite Erfas-sung zu. Die Mitarbeiter bargen Totfunde für die Ursachenforschung und meldeten Beein-trächtigungen des Biberbestandes. Aktiv bei der Ausweisung und Pflege von Biberschutz-gebieten waren J. Dorschner, J. Berg, U. Zuppke und P. Braun. Letzterer aktivierte die eh-renamtlichen Naturschutzhelfer besonders zur Biotoppflege. Wittenberg wurde damit zu dem Kreis mit der größten Population des Elbe-Bibers in Deutschland, so daß Biber von hier in andere Gebiete Deutschlands zur Neuansiedlung umgesetzt werden konnten.9

Arbeitskreis Fledermausschutz: Die 18 in Deutschland vorkommenden Fledermaus-Arten waren bereits in der DDR streng geschützt. Seit 1972 wird durch Jürgen Berg (als Mitglied im damaligen zentralen Arbeitskreis für Fledermausschutz und -forschung), der 1978 die Beringungslizenz erwarb, die Fledermausfauna im Kreis Wittenberg erfaßt. Zu-nächst wurde versucht, mittels Öffentlichkeitsarbeit in Form von Pressebeiträgen, Ausstel-lungen in Schaufenstern und durch Lichtbildvorträge aus den Reihen der Bevölkerung Hin-weise zu Vorkommen und Quartieren zu erhalten. Es gab zahlreiche Meldungen zu haus-bewohnenden Fledermausarten. Von besonderem Interesse für den Artenschutz waren die Reproduktionsstätten (Wochenstuben) und die unterirdischen Winterquartiere. Zur Unter-suchung der Populationsentwicklung und -dynamik wurde 1983 in ausgewählten Quartie-ren mit der Markierung mittels Armklammern (Beringung) begonnen. Durch den Einsatz von Fledermausschlaf und -fortpflanzungskästen konnten dann auch zunehmend waldbe-wohnende Arten lokalisiert werden. So gelang es, zwölf von den 18 auf dem Gebiet der DDR vorkommenden Arten im Kreis Wittenberg nachzuweisen. Neben der Arterfassung und dem Quartierschutz wurde vor allem auch Aufklärungsarbeit geleistet. Den Arbeits-kreis im Kulturbund leitete Jürgen Berg seit 1986. Seit 1991 ist Jürgen Berg Vorsitzender der Ortsgruppe des Naturschutzbundes (NABU) und führt dort die Arbeit weiter.10

8 Vgl. P. Ursinus: Hat der Igel ein Problem?, in: Freiheit, Lokalausgabe Wittenberg, 24.3.1988; I.

Dorschner: Ratgeber Igel, Wittenberg 1994.

9 Vgl. U. Zuppke: Besiedlungstendenzen des Elbebibers im Kreis Wittenberg, in: Hercynia 1989, S. 351 – 361.

10 Vgl. folgende Publikationen von J. Berg: Die Bedeutung der Fledermaus in Mythos, Religion und Aber-glaube, in: Nyctalus (N.F.), Berlin, 1978; Quartierhilfe für Fledermäuse im Siedlungsbereich des Men-schen, in: Naturschutzarbeit in den Bezirken Halle und Magdeburg 2/1987, S. 9-14; Beobachtungen zu Ökologie und Quartierverhalten des Grauen Langohrs (Pl. austriacus F.) außerhalb der Wochenstube, Populationsökologie von Fledermausarten, in: Wiss. Beitr. M.-Luther-Uni. Halle, 1989, S. 223-232; Bio-topschutz als wichtigste Aufgabe im Artenschutz, auch die Fledermäuse betreffend, in: Nyctalus (N.F.), Berlin 3/1990, S. 255-258; daneben div. weitere Kurzbeiträge J. Bergs in Nyctalus.

Fachgruppe Terrarienkunde:

Seit 1975 besteht die Fachgruppe „AGAMA“,11 geleitet von H.-J. Rudloff. Ihren Mitglie-dern gelangen einige Nachzuchten, bei verschiedenen Schildkröten erstmalig in der Welt.

Nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen vom 3. März 1973 dürfen erfaßte Arten nur noch aus nachweislichen Zuchten gehandelt, keinesfalls aber aus der Natur entnom-men werden. So wurden noch vorhandene Tierbestände zu Zuchtgruppen zusamentnom-menge- zusammenge-stellt. Mit Stolz konnte die Fachgruppe Terrarienkunde jedes Jahr auf eine stattliche Nach-zucht von zwei Arten von Landschildkröten (Testudo hermanni und Testudo graeca) ver-weisen, die in Anhang 2 des Washingtoner Artenschutzabkommen aufgeführt sind. Eben-falls regelmäßig in der Fachgruppe nachgezogen wird die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbiculdris), die auch in Deutschland unter strengem Schutz steht. Hier bot sich die Zusammenarbeit mit den Feldherpetologen an, da es in der Wittenberger Umgebung noch ein relativ stabiles Vorkommen dieser Art gibt.

Fachgruppe Kakteen und Sukkulenten:

Die Fachgruppe bestand seit 1978, ihr erster Leiter Wolfgang Bäse übergab 1982 an Wolf-gang Düsedau, der die Gruppe noch heute als Ortsgruppe der Deutschen Kakteen-Gesellschaft erfolgreich weiterführt. Die Vereinsmitglieder verfügen in ihren Gewächshäu-sern über große und gesunde Pflanzenbestände. Seit 1991 wird die Arbeit als Ortsgruppe der Deutschen Kakteen-Gesellschaft erfolgreich weitergeführt. Sehr beliebt bei den Wit-tenberger Bürgern sind die großen jährlichen Kakteen-Ausstellungen, oft unter Beteiligung der Terrarianer oder des Aquarianer-Vereins. 2003 fand die 17. Ausstellung statt.

11 nach einer Echsenfamilie, den Agamen (lat.)