3 Strategien zur Förderung der Einführung und Verbreitung treibhausgasmindernder
3.3 Maßnahmen für eine Förderung des Einsatzes energieverbrauchs- und
3.3.2 Fördernde Maßnahmen
▸ Auflegung von Förderprogrammen
▸ Energiespar-Contracting
▸ Förderung F&E
▸ Förderung der Werkstätten-Ausbildung im Umgang mit alternativen Antrieben
▸ Ausbau Tankstellennetz für CNG, LNG und Strom
Auch bei gegebener Wirtschaftlichkeit können hohe Anschaffungskosten ein Hinderungsgrund für die Inves-tition in zusätzliche energiesparende Technologien beim Fahrzeugkauf sein. Geeignete Fördermaßnahmen können helfen, diese Schwelle hoher Anschaffungskosten deutlich zu senken. Fördermaßnahmen können vielfältig ausgestaltet werden. Ohne im Detail betrachtet zu werden, sind hier einige Möglichkeiten genannt:
▸ Günstige Investitionskredite: Bei Aufnahme eines Kredites zur Anschaffung von zertifizierten Effizi-enztechnologien wird ein günstiger Zins gewährt;
▸ Investitionsprogramme für Kommunen: Kommunen werden finanziell bei der Umrüstung des eigenen Fuhrparks auf alternative Antriebe unterstützt;
▸ Mauterleichterung: Nutzern von Effizienz-Technologien wird ein Bonus auf die Maut angerechnet;
▸ Umweltprämie: Einführung einer Prämie für die Stilllegung von alten Nutzfahrzeugen bei gleichzeitiger Anschaffung neuer Fahrzeuge, welche vorgegebene Effizienzkriterien erfüllen müssen. Auch damit wür-de wür-der Absatz angekurbelt werwür-den, was mittelfristig die Produktionskosten senken sollte.
Zudem können Förderprogramme gezielt die Einführung von heute noch nicht wirtschaftlichen, aber poli-tisch gewollten Technologien unterstützen. Die damit erreichbare Steigerung der Produktionszahl und damit verbundene Lerneffekte können zu einer Verringerung der spezifischen Herstellungskosten und damit län-gerfristig zur Senkung der Anschaffungskosten führen. Auch Forschung und Entwicklung bei Technolo-gie-Herstellern können gefördert werden, um Marktverfügbarkeit, Funktions-Zuverlässigkeit und wirtschaft-liche Preise früher zu erreichen.
Neben staatlich finanzierter Förderung könnte auch ein privates Energiespar-Contracting erfolgen. Private Investoren übernehmen die Anschaffungskosten (bzw. einen Teil davon) der Effizienz-Technologie und werden anschließend an den damit erreichten Kosteneinsparungen beteiligt.
Zur Förderung alternativer Antriebe mit Erdgas (CNG, LNG) sollte geprüft werden, in welchem Rahmen die aktuelle Energiesteuerermäßigung von Erdgas über das Jahr 2018 hinaus fortgeführt werden kann.
Die alternativen Antriebe stehen vor weiteren Hürden: Bisher fehlt eine ausreichende Energie-Versorgungs-infrastruktur. Um die Verbreitung von alternativen Antrieben zu forcieren, könnte die Erweiterung von Tankstellen mit Zapfsäulen für Erdgas (CNG, LNG) und mit Stromladesäulen vorangetrieben werden. Zu-dem könnte der Aufbau eines flächendeckenden Service-Netzes für Wartungen und Reparaturen unter-stützt werden. Solange es zu wenige Fahrzeuge mit neuen Energiespar-Technologien gibt, werden Werkstät-ten kaum in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter und Anschaffung neuer Werkzeuge investieren. Andersherum sind Käufer gehemmt, in neue Technologien zu investieren, wenn ein passendes Service-Netzwerk nur rudi-mentär ausgebildet ist. Mit einer Maßnahme zur Unterstützung von Werkstätten beim Aufbau von Kompe-tenzen im Umgang mit alternativen Antrieben kann diesem Hemmnis entgegengewirkt werden.
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Förderung MF 01 Maßnahme Auflegung von Förderprogrammen
Wirkungsansatz Gezielte finanzielle Unterstützung beim Kauf bestimmter Technologien Adressierte
Hemmnisse
Hohe Anschaffungskosten in der Einführungsphase einer neuen Technologie Zielgruppe Nfz-Käufer, Technologie-Entwickler
Akteur Bund (KfW); Länder
Voraussetzung MI 02 + 03 (Zertifizierung) stellen Informationen zur Verfügung, anhand derer sich die Förderung richten kann.
Umsetzung 1)Festlegung zu fördernder Technologien und einer Zielgruppe; Definition von Bedingungen für eine Förderung (z. B. Effizienzklassen)
2)Festlegung der Art des Förderprogramms (vergünstigte Kredite, Übernahme von X % der Anschaffungskosten, Mauterleichterung, steuerliche Vorteile) und des Förderumfangs
3)Bewerbung des Förderprogramms
Stärken - Förderung von Technologien, die aus Sicht der Flottenbetreiber derzeit noch nicht wirtschaftlich sind
- vielfältige Ausgestaltung von Förderprogrammen möglich, um individuell Technologien zu stützen
Schwächen - verursacht Kosten in der Einführungsphase - erfordert zusätzlichen Aufbau von Bürokratie
Chancen - Markthochlauf senkt die Kosten je produzierter Einheit
Risiken - Kleineren Flottenbetreibern fehlt das Personal, um sich mit der Förderland-schaft zu beschäftigen und Anträge zu stellen.
- Technologiespezifische Förderung kann Fehlanreize setzen.
Sonstiges - Mit Förderprogrammen wurde bereits viel Erfahrung im Bereich der erneuer-baren Energie und der Förderung von Effizienz-Technologien in verschiede-nen Bereichen (z. B. Gebäude-Heizung, Straßenbeleuchtung) gemacht; die hier gesammelten Erfahrungen lassen sich evtl. auf den Nutzfahrzeugsektor übertragen.
- Auflegung eines kommunalen Investitionsprogrammes zur Umrüstung kom-munaler Nfz-Flotten auf alternative Antriebe
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Förderung MF 02 Maßnahme Energiespar-Contracting
Wirkungsansatz Senkung der Anschaffungskosten von Effizienz-Technologien für den Flottenbe-treiber; Teilung des Restrisikos, falls Technologie nicht den erwarteten Kosten-Nutzen-Vorteil bringt
Adressierte Hemmnisse
Hohe Anschaffungskosten; Restrisiko in der Wirtschaftlichkeitsberechnung Zielgruppe Nfz-Käufer
Akteur Private Investoren; Banken
Voraussetzung MR 02: Durch ein Monitoring kann erst die genaue Ersparnis festgestellt werden, die dann zwischen Betreiber und Investor aufgeteilt werden kann.
Umsetzung - Bewerbung der Idee des Energiespar-Contracting
- Bereitstellung von Informationen und Beispielverträgen zum Contracting - ggf. Schaffung eines gesetzlichen Rahmens
Stärken - marktwirtschaftliches Instrument
Schwächen - Komplexität der Verträge könnte kleine Unternehmen überfordern.
- Transaktionskosten mindern die mögliche Gewinnspanne für beide Seiten.
Chancen - Betreiber sehen die Potenziale der effizienten Technologie im eigenen Be-trieb und werden dadurch überzeugt, zukünftig selber verstärkt zu investie-ren.
- Aus Contracting-Modellen können attraktive Finanzprodukte für umweltbe-wusste Anleger entstehen.
Risiken - zu wenig Wissen auf Seiten der potentiellen Kontraktoren
- Skepsis gegenüber längerer vertraglicher Bindung bei den Flottenbetreibern - Skepsis, weil ein Teil der „Souveränität“ über die Fahrzeuge abgegeben wird Sonstiges
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Förderung MF 03 Maßnahme Förderung von F&E
Wirkungsansatz Unterstützung der Technologie-Entwickler, um früher eine Marktreife neuer Technologien zu erzielen
Adressierte Hemmnisse
Hoher F&E-Aufwand für Technologie-Entwickler
Zielgruppe Technologie-Entwickler aus Wirtschaft und öffentlicher Forschung Akteur Bund; Länder
Voraussetzung
Umsetzung 1)Festlegung zu fördernder Technologien 2) Festlegung eines Fördervolumens
3) Ausschreibung von Forschungsprojekten
Stärken - Ermöglichung der Forschung an Technologie mit hohem Potenzial, die sich aber für die Hersteller absehbar erst auf längere Sicht rechnen werden Schwächen - Nfz-Käufer profitieren nur mit Verzögerung.
- Technologien, die bereits weitgehend entwickelt, aber kostenmäßig noch nicht darstellbar sind, profitieren in der Regel wenig davon.
Chancen - Durchbrechen von Pfadabhängigkeiten bei der Entwicklung (z. B. durch För-derung der Entwicklung teilelektrischer Antriebe)
- je nach Auslegung der Programme evtl. Förderung der Kooperation zwischen den Herstellern
Risiken - Förderung von technologischen „Sackgassen“
Sonstiges
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Förderung MF 04
Maßnahme Ausbau Tankstellennetz für CNG, LNG und Strom
Wirkungsansatz Schaffung von Infrastruktur, welche Voraussetzung für die Nutzung der alterna-tiven Antriebe mit CNG, LNG und Strom ist
Adressierte Hemmnisse
Fehlende Energie-Versorgungsinfrastruktur
Zielgruppe Tankstellenbetreiber; Nfz-Käufer- und -Mieter; Technologie-Entwickler Akteur Bund; Tankstellen-Betreiber; Energie-Lieferanten
Voraussetzung
Umsetzung 1)Identifikation von Routen, auf denen Bedarf an einer Versorgung mit CNG, LNG und Strom vorliegt
2)Entwicklung von Konzepten, wie diese Standorte mit CNG und LNG versorgt werden können (via Leitung oder Tanklastzug)
3)Installation der Anlagen
Stärken - Tankstellen-Netz liegt grundsätzlich vor; Investitionen vor allem in zusätzli-che „Zapfanlagen“ und Speizusätzli-cher
Schwächen - erfordert große Investitionen in die Infrastruktur, von der verhältnismäßig wenige profitieren
- Marktfestigung von Erdgas als zusätzlichem Kraftstoff für die nächsten Jahr-zehnte
Chancen - Diversifizierung der Energieträger; Abhängigkeit vom Erdöl sinkt - Langfristig Einbindung von erneuerbaren Methan möglich
Risiken - Je nach Quelle stärkere Abhängigkeit von Ländern, welche LNG und CNG ex-portieren
Sonstiges - Die Befreiung von der Mineralölsteuer ist eine weitere Voraussetzung für die Verbreitung von CNG und LNG-Fahrzeugen.
- Da ein Tankstellen-Netz nur über einen längeren Zeitraum aufgebaut werden kann, bedarf es kurzfristig vor allem eines politischen Signals, dass eine Verbreitung von CNG- und LNG-Antrieben gewollt ist und gefördert wird. An-dernfalls werden Hersteller und Flottenbetreiber nicht das nötige Vertrauen haben, um in diese Technologien zu investieren [Ricardo-AEA, 2012].
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Förderung MF 05
Maßnahme Förderung der Werkstätten-Ausbildung zu Effizienz-Technologien
Wirkungsansatz Schaffung eines Reparatur-Netzwerkes, welches im Umgang mit neuen Effizienz-Technologien geschult ist
Adressierte Hemmnisse
Fehlendes Reparatur-Netzwerke; insbesondere für alternative Antriebe (CNG, LNG, Hybride, BEV)
Zielgruppe Werkstätten, große Flottenbetreiber, Technologie-Entwickler Akteur Technologie-Entwickler; IHK
Voraussetzung
Umsetzung 1)Identifikation von neuen Effizienz-Technologien, die besondere Ansprüche (Werkzeug und Ausbildung) an Wartung und Reparatur erfordern
2)Entwicklung und Durchführung eines Fortbildungsangebotes 3) Unterstützung bei der Anschaffung von Spezial-Ausrüstung
Stärken - gutes Servicenetzwerk ist starker Faktor für Akzeptanz, da Verfügbarkeit der Fahrzeuge eine zentrale Rolle spielt
Schwächen - Je wirkungsvoller die Effizienztechnologie (z. B. alternative Antriebe), desto höher ist i. d. R. der Aufwand für die Umstellung des Service-Betriebs.
Chancen - Frühzeitige Beschäftigung mit neuen Technologien kann Werkstätten einen Wettbewerbsvorteil beim weiteren Markthochlauf der Technologien verschaf-fen.
- Beschäftigung mit Effizienztechnologien bei den Werkstätten kann zu Multiplikatoreffekten führen.
Risiken - Ob sich die Investitionen rechnen, hängt vom Erfolg der jeweiligen Technolo-gien ab.
Sonstiges
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