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Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlichte 2011 einen wis-senschaftlichen Report zur PFAA-Exposition der europäischen Bevölkerung. Die Abschät-zung der alimentären Exposition erfolgte anhand von Daten des Lebensmittelmonitorings aus insgesamt sieben Mitgliedsstaaten der Jahre 2000 bis 2009. Am häufigsten wiesen Fisch, Krustentiere und Wild perfluorierte Verbindungen auf (ca. 68 %). Die am häufigsten gemessene perfluorierte Verbindung in Lebensmitteln war PFOS (31 %). PFOA war hinge-gen nur in 11,5 % der untersuchten Lebensmittelproben detektierbar. Die höchsten Gehalte an PFOA und PFOS wiesen Innereien von Wild (0,5–161 µg/kg und 0,002–3.480 µg/kg) auf;

dabei ist zu erwähnen, dass es sich überwiegend um Wildschweinlebern handelte. Wild-fleisch war mit PFOA (1–11 µg/kg) und PFOS (1–641 µg/kg) geringer belastet; dennoch la-gen die Gehalte um ein Vielfaches höher als in Innereien und Muskelfleisch von landwirt-schaftlichen Nutztieren (PFOA: 0,05–4,2 µg/kg, PFOS: 0,04–11 µg/kg). Neben dem eher selten verzehrten Wild wurden in Fischen hohe Gehalte an PFOA (0,02–18,2 µg/l) und PFOS (0,03–153 µg/l) identifiziert; dagegen waren Milch- und Fleischprodukte in der Regel nur ge-ring belastet. Höhere Gehalte an PFOS wurden lediglich in Leberwürsten (16,5 µg/kg) und in Milch von Weideschafen (0,14–0,26 µg/l) entdeckt; zudem wurden in Hühnereiern Gehalte gemessen, die zwischen 2,1 und 21,5 µg/kg für PFOA sowie zwischen 0,06 und 6,4 µg/kg für PFOS lagen. Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs enthielten nur geringe PFAA-Gehalte von 0,01 bis 2 µg/kg (EFSA 2011).

HAUG et al. (2010) kalkulierten für die norwegische Bevölkerung eine tägliche Aufnahme von 0,031 µg PFOA und 0,018 µg PFOS. Über 90 % der PFOA- bzw. PFOS-Aufnahme erfolgte vor allem über Getreide und Getreideprodukte (0,015 bzw. 0,005 µg/Tag), Milch und Milch-produkte (0,004 µg/Tag), Fisch (0,002 bzw. 0,003 µg/Tag) sowie Fleisch und FleischMilch-produkte (0,003 µg/Tag). Im Vergleich zu den Norwegern nahmen Spanier täglich etwa viermal mehr PFOS (0,074 µg) mit der Nahrung auf (ERICSON et al. 2008). Den größten Anteil der PFOS-Exposition machte für die Spanier der Verzehr von Fisch (0,034 µg/kg) aus, gefolgt von

36 Bundesinstitut für Risikobewertung Milchprodukten (0,013 µg/kg) sowie Fleisch bzw. Fleischprodukten (0,006 µg/kg). In den Niederlanden wird PFOS hauptsächlich über Milch (0,010 µg/kg) und Rindfleisch (0,082 µg/kg) sowie über Schweinefleisch (0,014 µg/kg) und Eier (0,029 µg/kg) aufgenom-men (NOORLANDER et al. 2011). Die PFOS-Gehalte in den tierischen Lebensmitteln sind zwar niedriger als PFOS-Gehalte in fettarmen Fischen (0,308 µg/kg); jedoch werden sie weit häu-figer verzehrt (52 % vs. 9 %) und tragen deshalb entscheidend zur Verbraucherexposition bei. Die Aufnahme von PFOA erfolgt durch den häufigen Verzehr von Obst, Gemüse und Mehl. Für die Niederländer ergibt sich unter der Annahme eines Verbrauchers von 60 kg Körpergewicht eine lebenslange mittlere Aufnahme von 0,014 µg PFOA und 0,018 µg PFOS pro Tag. Die von NOORLANDER et al. (2011) kalkulierten Aufnahmen von PFOA und PFOS für eine 60 kg schwere Person lagen damit deutlich unterhalb der tolerablen täglichen Aufnah-memenge von 90 µg PFOA und 9 µg PFOS. Im Vergleich zu den genannten europäischen Studien berechneten TITTLEMIER et al. (2007) in einer kanadischen Verzehrstudie eine etwa zehnfach höhere PFOS-Aufnahme für die Bevölkerung (0,250 µg/Tag). Die Analyse der ver-schiedenen Lebensmittelgruppen ergab, dass über 80 % des täglich mit der Nahrung aufge-nommenen PFOS über Rindfleisch und Rindfleischprodukte aufgenommen werden. Weniger als 20 % der PFOS-Aufnahme resultieren aus dem Verzehr von Fisch.

Im Zuge des Umweltskandals in NRW wurden verschiedene Monitoringprogramme gestartet, um die PFAA-Belastung in einzelnen Lebensmittelkategorien zu ermitteln. Die Ergebnisse des im Jahre 2007 durchgeführten Bundesweiten Überwachungsplans wiesen keine PFAA-Gehalte in pflanzlichen Lebensmitteln auf (LANUV 2011). Ausgehend von den hohen Bo-denbelastungen im Hochsauerlandkreis, wurden vor allem Kartoffeln und Wurzelgemüse näher untersucht. Tierische Lebensmittel wurden schwerpunktmäßig im Rahmen des vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) durchgeführten Natio-nalen Rückstandskontrollplans 2007 untersucht (LANUV 2011). PFAA waren vereinzelt in Rind- und Schweinefleischproben detektierbar, wobei die höchsten Gehalte an PFOS in den Nieren (1332 µg/kg) und im Muskelfleisch (154 µg/kg) eines Rindes gemessen wurden, das von einem Betrieb stammte, dessen Futtermittelanbauflächen mit dem PFAA-haltigen „Bo-denverbesserer“ kontaminiert wurden. Bei den in NRW auf PFAA untersuchten Schweine-proben wiesen lediglich vier von insgesamt 425 NierenSchweine-proben geringe Gehalte von 1,15 µg PFOS/kg sowie eine Probe 1,37 µg PFOA/kg auf. Weit häufiger und mit wesentlich höheren Gehalten waren PFOA und PFOS in Wildschweinlebern nachzuweisen. Die ermittelten PFOA-Gehalte lagen zwischen 3 und 38 µg/kg, die Gehalte an PFOS betrugen im Allgemei-nen sogar 100 bis 1000 µg/kg; der analysierte Maximalgehalt lag bei 1220 µg/kg (LANUV 2011). Das Muskelfleisch der Wildschweine enthielt ebenfalls perfluorierte Verbindungen, war jedoch mit Gehalten an PFOA und PFOS von < BG bis 7,4 bzw. < BG bis 28,6 µg/kg deutlich geringer belastet (STAHL et al. 2012).

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in einer Stellungnahme 2008 anhand von PFAA-Gehalten in Lebensmitteln, die vom BVL aus den Jahren 2006–2008 zur Verfügung standen, die Gesamtexposition der Verbraucher in Deutschland geschätzt. Obwohl Innereien von Wild von den insgesamt über 7515 analysierten Lebensmittelproben die höchsten mittle-ren Gehalte an PFOS (178 µg/kg) aufwiesen, schlussfolgerte das BfR, dass Verbraucher aufgrund des häufigeren Verzehrs PFOS hauptsächlich über Seefisch und Süßwasserfisch aufnehmen. In tierischen Produkten landwirtschaftlicher Nutztiere des deutschen Marktes waren bestimmbare PFOS-Gehalte lediglich in Hühnereiern (1,3 µg/kg) und in Innereien vom Schwein (3,4 µg/kg) messbar.

Welche Lebensmittel hauptsächlich zur Exposition gegenüber PFOA beitragen, konnte auf-grund der wenig repräsentativen Datenlage nicht eindeutig bestimmt werden. Geschätzt wurde, dass bei einem mittleren Verzehr von 22 g Ei pro Tag und einem mittleren PFOA-Gehalt von 8,7 µg/kg Eier mit bis zu 68 % den höchsten Beitrag zur Gesamtexposition liefern (Abb. 4). Da jedoch nur wenige Ergebnisse von Eiern vorlagen, ist eine Aussage zur Ver-braucherexposition nur begrenzt möglich. Ähnlich wie in den bereits oben genannten

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turangaben weisen die in Deutschland erhobenen Daten darauf hin, dass mehr PFOS als PFOA über Lebensmittel aufgenommen wird. Wohl wissend, dass mit den übermittelten Da-ten nicht alle Lebensmittelkategorien in die Bewertung einfließen konnDa-ten, schätzte das BfR für den deutschen Verbraucher unter Annahme mittlerer PFAA-Gehalte in den untersuchten Lebensmitteln eine durchschnittliche Aufnahme für PFOA von 0,00071–0,00095 µg/kg Kör-pergewicht und Tag sowie für PFOS von 0,0023–0,0037 µg/KörKör-pergewicht und Tag (BFR 2008).

Abb. 4: Anteil der wichtigsten Lebensmittel an der Gesamtexposition von PFOA (linke Abbildung) und PFOS (rechte Abbildung) über Lebensmittel (in ng/kg Körpergewicht/Tag und prozentualer Anteil, basie-rend auf der Lower-Bound-Abschätzung für mittleren Verzehr) (BFR 2008)

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