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Exportspezialisierung und komparative Vorteile nach Ländern

Im Dokument 05/2019 (Seite 84-88)

3 Deutschland Umweltwirtschaft im internationalen Wettbewerb

3.5 Potenzielle Klimaschutzgüter im Fokus

3.5.4 Exportspezialisierung und komparative Vorteile nach Ländern

Der Vergleich der Exportspezialisierung (RXA-Werte) zeigt, dass mehrere eher kleinere Nationen auf den Auslandsmärkten mit potenziellen Klimaschutzgütern überdurchschnittlich hohe Exportanteile erzielen und dabei besser abschneiden als große Volkswirtschaften. Vor allem Dänemark, Slowenien, Polen, Ungarn, Finnland, Österreich, die Tschechische Republik und Schweden, aber auch sehr kleine Güterexporteure wie Luxemburg, Estland und Lettland

erreichen teils sehr hohe RXA-Werte (Tabelle B 15). Sie sind damit klar besser positioniert als China (+22), Italien (+16) und Deutschland (+13), die unter den in Abbildung 11 dargestellten großen und größeren Klimaschutzexporteuren die einzigen mit positiver Exportspezialisierung sind. Auch die Türkei (+13) und die Slowakische Republik (+9) sind noch leicht positiv speziali-siert. Für Japan (+3), Israel (+1), Norwegen und Spanien (jeweils -1), die USA und die

Niederlande (jeweils -2) sowie Großbritannien (-4) unterscheiden sich die Exportanteile bei potenziellen Klimaschutzgütern hingegen kaum von denjenigen bei Industriewaren insgesamt.

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Betrachtet man die Entwicklung für die größeren Exporteure seit 2007, so hat sich die Position von den Niederlanden und Korea im Zeitablauf deutlich verbessert. Ähnliches gilt nach einigen rückläufigen Jahren auch wieder für Großbritannien. Allerdings sind die Exportanteile Koreas bei potenziellen Klimaschutzgütern noch immer unterdurchschnittlich niedrig (RXA: -19) (Abbildung 11). Demgegenüber hat sich die Position Frankreichs im gesamten Periodenverlauf spürbar verschlechtert (-18). Zumindest seit einigen Jahren ist für Japan, die USA, Italien und Deutschland ebenfalls eine nachlassende Tendenz bei der Exportspezialisierung erkennbar, noch ausgeprägter auch für China, wo sich die über lange Jahre herausragend

überdurchschnittliche Exportdynamik bei potenziellen Klimaschutzgütern nach 2011 (RXA:

+41) merklich abgekühlt hat.74

Abbildung 11: Exportspezialisierung (RXA) der größten Anbieter von potenziellen Klimaschutzgü-tern 2007 bis 2017

1) China inkl. Hongkong.

RXA: Positives Vorzeichen bedeutet, dass der Anteil am Welthandel bei dieser Produktgruppe höher ist als bei Verarbeite-ten Industriewaren insgesamt.

Quelle: UN COMTRADE-Datenbank. – Berechnungen des CWS.

Trotz relativer Verluste auf Auslandsmärkten fällt die deutsche Export-/Importrelation bei potenziellen Klimaschutzgütern seit 2012 anhaltend günstiger aus als bei Industriewaren insgesamt (RCA 2017: +14)(Abbildung 12). Dies spiegelt, neben Preiseffekten, zum einen die überproportional rückläufigen Importe bei Solarzellen- und –modulen wider, die sich als

74 Bezogen auf die Periode 2011 bis 2017 zeigt sich bei den chinesischen Exporten an potenziellen Klimaschutzgütern sogar eine leicht rückläufige Entwicklung (-0,3 % p.a.), während die Industriewarenexporte insgesamt um jahresdurchschnittlich 3,3 % gewachsen sind (Tabelle B 9).

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Konsequenz aus dem Nachfrageeinbruch im PV-Bereich ergeben haben.75 Zum anderen ist die günstige Handelsbilanz aber auch den überdurchschnittlichen Exporterfolgen deutscher

Windenergiegüter zu verdanken (vgl. Abschnitt 3.5.2), die zu einer deutlichen Verbesserung der entsprechenden Spezialisierungskennziffern bis 2016 geführt hat (vgl. Tabelle B 18 und Tabelle B 19 in Anhang B). Umgekehrt lässt sich der leichte Rückgang beim RCA-Wert 2017 auch weitgehend den aktuell nachlassenden Außenhandelsspezialisierungsvorteilen im Windbereich zuordnen (vgl. Abschnitt 3.5.5).

Ähnlich wie für Deutschland lässt sich auch für Italien (RCA 2017: +31) und Spanien (RCA 2017:

+41) die in mittelfristiger Sicht deutliche Verbesserung der Außenhandelsspezialisierung im Klimaschutzbereich mit einer Verschlechterung der PV-Förderung und daraus resultierenden Importrückgängen erklären. Gleichsam geht die aktuell etwas nachlassende Spezialisierung in Spanien auf die seit kurzem wieder steigende Inlandsnachfrage im Solar- und Windbereich und daraus resultierende Importzuwächse zurück (vgl. dazu auch Abschnitt 3.4.2, 3.4.3 ).

In den USA hat die Ende 2015 verabschiedete Ausweitung der Steuervergünstigungen für Wind- und Solarprojekte76 die Investitionstätigkeit in diesen Bereichen befördert und damit auch zu einer deutlich gestiegenen Importnachfrage geführt. Infolgedessen fällt die

Ausfuhr-/Einfuhrrelation bei potenziellen Klimaschutzgütern 2016/17 (RCA: +6) kaum noch günstiger aus als bei potenziellen Industriewaren insgesamt (Abbildung 12). Generell hat sich im Zuge der Kostensenkungen im Solar- und Windbereich der Ausbau und die Diffusion erneuerbarer Energien in jüngerer Zeit trotz des Widerstands auf höchster politischer Ebene („Trump“) merklich beschleunigt.77

Frankreich (RCA 2017: -6) und Großbritannien (-2) haben ihre vormaligen

Spezialisierungsvorteile im Außenhandel mit potenziellen Klimaschutzgütern schon seit Ende des letzten Jahrzehnts eingebüßt, weil die Einführung von Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an der heimischen Energieversorgung mit überproportional steigenden Importen einher ging. Japan (-6) zog erst 2013 nach, als nach der Katastrophe von Fukushima zunächst sehr attraktive Einspeisetarife insbesondere zur Förderung von Solar PV eingeführt wurden. Seit einigen Jahren ist aus japanischer Sicht jedoch wieder eine

Verbesserung der RCA-Werte zu beobachten, weil sich der Zuwachs beim PV-Markt infolge veränderter Förderbedingungen abgeschwächt hat.78 Eine ähnliche Entwicklung lässt sich infolge der schrittweisen Rückführung der Solarförderung bis 2016 und der Abschaffung der Förderung im Onshore-Windbereich (vgl. Abschnitt 3.4.2) in jüngerer Zeit auch für

Großbritannien feststellen.

Für China zeigt sich bei der Exportspezialisierung seit 2012 (RXA: +41) von sehr hohem Niveau aus eine nachlassende Entwicklung (RXA 2017: +22) (Abbildung 11). Bei gleichzeitiger

Berücksichtigung der Importe (RCA) ergibt sich hingegen nur eine kurze und weniger ausgeprägte Abschwächung bis 2014 (RCA 2014: +58) mit anschließender positiver

75 Schließlich haben sich die Produktionszahlen in Deutschland 2011 bis 2014 ebenfalls deutlich rückläufig entwickelt und sind erst 2015 im Zuge der weltweiten Erholung der Solarbranche wieder leicht gestiegen (vgl. Abschnitt 2.1).

76 Dabei handelt es sich um die „Production Tax Credit“ für Windprojekte und die „Investment Tax Credit“ für Solarprojekte (Frankfurt School-UNEP Centre / BNEF, 2017, chapter 1).

77 Vgl. dazu Frankfurt School UNEP-Centre / BNEF (2018), Buchter (2017) sowie Weiß (2016).

78 Die Investitionen in erneuerbare Energien fielen in Japan 2017 28 % niedriger aus als 2016. Ursache hierfür waren vor allem der teilweise Übergang von den festen und großzügigen Einspeisevergütungen auf wettbewerbliche Systeme sowie Probleme beim Netzausbau, insbesondere im Windbereich. Dieser trägt in Japan bisher erst zwar erst in vergleichsweise geringem Umfang zur Energieerzeugung bei, soll zukünftig durch Anreize zur Erschließung des Offshore-Segments aber stärkeres Gewicht erlangen (REN21 2018, Maurer 2018).

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Trendumkehr (RCA 2017: +63), weil die relativen Verluste auf Auslandsmärkten durch

nachlassende Importkonkurrenz auf dem chinesischen Markt ausgeglichen werden konnten. Die sinkende Exportspezialisierung kann mittelfristig neben Preiseffekten auch der Tatsache

geschuldet sein kann , dass chinesische Hersteller in den letzten Jahren in anderen asiatischen Ländern große Fertigungsstätten aufgebaut haben, um Anti-Dumping-Maßnahmen der EU oder Einfuhrzölle der USA zu umgehen. Auch die enorme Forcierung des Solarzubaus in China im Verlauf der letzten Jahre kann eine dämpfende Wirkung auf die chinesischen Exporte gehabt haben (Enkhardt 2018b). Dies mag sich nach dem nunmehr geltenden Zubaustopp in China und dem Auslaufen der Mindestimportpreise der EU kurzfristig ändern. Hieran wird wiederum besonders deutlich, wie sehr die Klimaschutzmärkte und damit auch der Außenhandel von Klimaschutzgütern, speziell solchen zur Nutzung erneuerbarer Energien, von den jeweiligen politischen Rahmenbedingungen bestimmt werden.

Abbildung 12: Außenhandelsspezialisierung (RCA) der größten Anbieter von potenziellen Klimaschutzgütern 2007 bis 2017

1) China inkl. Hongkong.

RCA: Positives Vorzeichen bedeutet, dass die Export/Import-Relation bei dieser Produktgruppe höher ist als bei Verarbeite-ten Industriewaren insgesamt.

Quelle: UN COMTRADE-Datenbank. – Berechnungen des CWS.

Zu den kleineren Exportländern, die ihre komparativen Vorteile bei potenziellen

Klimaschutzgütern in längerfristiger Sicht weiter ausbauen bzw. halten konnten, gehören Luxemburg, Polen, die Tschechische Republik, Slowenien und Estland. Auch Spanien, Portugal, Lettland, Israel sowie die Niederlande, bei denen Klimaschutzgüter zu Beginn der

Betrachtungsperiode keine besondere Stärke im Außenhandel waren, haben sich im Zeitablauf Spezialisierungsvorteile erarbeitet (Tabelle B 16). Hingegen hat sich die relative Bilanz für

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Irland, Schweden, Finnland, die Türkei und mittelfristig auch für Dänemark (bei weiterhin hoher positiver Außenhandelsspezialisierung) im Zeitablauf verschlechtert.

3.5.5 Spezialisierungsmuster nach Teilsegmenten potenzieller Klimaschutzgüter

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