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Ausgewählte „kleinere“ Wettbewerber im Überblick

Im Dokument 05/2019 (Seite 72-78)

3 Deutschland Umweltwirtschaft im internationalen Wettbewerb

3.4 Deutschlands Spezialisierungsmuster im internationalen Vergleich

3.4.3 Ausgewählte „kleinere“ Wettbewerber im Überblick

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nachlassende Tendenz, weil sich das Exportgeschäft bei diesen Gütern – anders als in den Vorjahren – abgesehen vom Lärmbereich in allen anderen Segmenten nicht mehr

überproportional günstiger entwickelt hat als bei Industriewaren insgesamt. Österreich verfügt über sehr hohe komparative Vorteile im eher kleinen Segment der Lärmschutztechnologien.

Auch bei Abwasser und Klimaschutz ergeben sich – bei nachlassender Tendenz – noch positive RCA-Werte. In den anderen drei Bereichen ist die Bilanz mit jeweils negativem Vorzeichen annähernd ausgeglichen.

Für die Niederlande (RCA 2017: 0 s.o.) bestehen, wie schon in Abschnitt 3.4.2 beschrieben, weder Vor- noch Nachteile im Außenhandel mit potenziellen Umweltschutzgüter. Für Belgien fällt die Gesamtbilanz nur wenig (-6) ungünstiger aus als bei Industriewaren insgesamt;

Spezialisierungsvorteilen bei Klimaschutzgütern stehen Nachteile bei Abwasser und MSR-Technik gegenüber, in den anderen Bereichen zeigt sich ein ausgeglichenes Bild.

Demgegenüber ist die Schweiz trotz hoher Vorteile bei MSR-Technik und einer ausgeglichenen Bilanz im Abwasserbereich zunehmend negativ spezialisiert (RCA 2017: -25), weil die positive Exportspezialisierung im MSR-Segment verloren gegangen ist und sich die negative

Spezialisierung in den anderen Teilsegmenten weiter verschlechtert hat (Abbildung 7 unten).

Der vertiefende Blick auf die südeuropäischen Länder (Abbildung 8 oben) bezieht sich auf Griechenland, Spanien und Portugal, da Italien – ähnlich wie die Niederlande als Teil von Kerneuropa – zu den größeren Exporteuren potenzieller Umweltschutzgüter zählt und demzufolge bereits in den Abschnitten 3.4.1 und 3.4.2 behandelt worden ist.

Griechenland zeichnete sich bis zur Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 - basierend auf relativen Stärken bei Abfall, (Ab)Wasser, Lärm und Klimaschutz - durch hohe komparative Vorteile im Außenhandel mit potenziellen Umweltschutzgütern aus. Bis 2012 hatte das Land diese jedoch vollständig eingebüßt, weil die früheren Exportspezialisierungsvorteile bei (Ab)Wasser und Klimaschutz ins Minus gerutscht waren. Von 2013 bis 2015 war speziell im Abwasserbereich wieder eine spürbare Erholung zu verzeichnen, die 2016/17 aber auf niedrigerem Niveau wieder zum Stillstand gekommen ist (RCA 2017: +14).

Hingegen hat sich die relative Ausfuhr/Einfuhrrelation bei potenziellen Umweltschutzgütern für Portugal, die 2007 noch annähernd ausgeglichen war, trendmäßig deutlich verbessert (RCA 2017: +51), weil die hohen komparativen Vorteile bei Abfall- und Lärmschutztechnologien weiter ausgebaut werden konnten und sich die früheren Nachteile im Klimaschutzbereich in jüngerer Zeit umgekehrt haben.

Auch für Spanien war bis 2012 (RCA: +26) eine deutliche Verbesserung der relativen

Außenhandelsposition bei potenziellen Umweltschutzgütern festzustellen, die seit 2015 jedoch wieder nachgelassen hat (RCA 2017: +5). Ursache hierfür ist, dass die bestehenden Vorteile nicht weiter ausgebaut werden konnten (Abfall) bzw. gesunken sind (Abwasser, Lärm, Klimaschutz). Speziell im Klimaschutz schlägt sich die nach Jahren anhaltender

Investitionsschwäche aktuell wieder steigende Inlands- und damit auch Importnachfrage in einer Verschlechterung der relativen Handelsbilanz nieder.61

61 Vgl. dazu auch Fußnote 53. Infolge des Investitionseinbruchs erreichte das spanische Importvolumen an potenziellen

Umweltschutzgütern 2014 nur mehr gut die Hälfte des Wertes von 2008, bei Klimaschutzgütern waren die Importe sogar auf ein Viertel zusammengeschrumpft. Seitdem (2014 bis 2017) sind die Importe bezogen auf beide Bereiche wieder spürbar gestiegen (potenzielle Umweltschutzgüter insg.: +16 %; potenzielle Klimaschutzgüter: +28 %), wohingegen das Exportvolumen 2017 jeweils etwas niedriger war als 2014.

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Abbildung 7: Spezialisierung ausgewählter „kleinerer“ Länder im Handel mit potenziellen Umweltschutzgütern: Skandinavien und Kerneuropa

Potenzielle Umweltschutzgüter umfassen Güter aus den Bereichen Abfall, Wasser, Luft, Lärm, Mess-, Steuer-, Regeltechnik sowie Klimaschutzgüter. RXA: Positives Vorzeichen bedeutet, dass der Anteil am Welthandel bei dieser Produktgruppe höher ist als bei Verarbeiteten Industriewaren insgesamt. RCA: Positives Vorzeichen bedeutet, dass die Export/Import-Relation bei dieser Produktgruppe höher ist als bei Verarbeiteten Industriewaren insgesamt.

Quelle: UN COMTRADE-Datenbank. – Berechnungen des CWS.

-70 -50 -30 -10 10 30 50 70 90 110

'07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17 -70

-50 -30 -10 10 30 50 70 90 110

'07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17

DEN NOR

FIN SWE

RXA Skandinavische Länder RCA

0 0

-70 -50 -30 -10 10 30 50 70 90 110

'07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17 -70

-50 -30 -10 10 30 50 70 90 110

'07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17

AUT NED

BEL SUI

RXA Kerneuropa RCA

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Abbildung 8: Spezialisierung ausgewählter „kleinerer“ Länder im Handel mit potenziellen Umweltschutzgütern: Südeuropa und Mittelosteuropa

Potenzielle Umweltschutzgüter umfassen Güter aus den Bereichen Abfall, Wasser, Luft, Lärm, Mess-, Steuer-, Regeltechnik sowie Klimaschutzgüter. RXA: Positives Vorzeichen bedeutet, dass der Anteil am Welthandel bei dieser Produktgruppe höher ist als bei Verarbeiteten Industriewaren insgesamt. RCA: Positives Vorzeichen bedeutet, dass die Export/Import-Relation bei dieser Produktgruppe höher ist als bei Verarbeiteten Industriewaren insgesamt.

Quelle: UN COMTRADE-Datenbank. – Berechnungen des CWS.

-60 -40 -20 0 20 40 60 80 100

'07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16

ITA POR

ESP GRE

RXA Südeuropäische Länder RCA

-60 -40 -20 0 20 40 60 80 100

'07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17

-60 -40 -20 0 20 40 60 80 100

'07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17 -60

-40 -20 0 20 40 60 80 100

'07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16

CZE POL

HUN SVK

RXA Mittelosteuropäische Länder RCA

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Von den vier ausgewiesenen mittelosteuropäischen EU-Ländern weisen seit kurzem neben Ungarn, das schon seit Mitte des letzten Jahrzehnts positiv spezialisiert ist, auch Polen und die Tschechische Republik komparative Vorteile im Außenhandel mit potenziellen

Umweltschutzgütern auf (Abbildung 8 unten).

Ungarn (RCA 2017: +15) profitiert vor allem von seiner herausragenden Stärke bei

MSR-Technik; hinzu kommen leichte Vorteile im Klimaschutzbereich. In allen anderen Bereichen fällt die relative Bilanz negativ aus; im Abwasserbereich sind die früheren Vorteile infolge spürbarer Anteilsverluste auf Auslandsmärkten in jüngerer Zeit verloren gegangen.

Polens deutliche Positionsverbesserung (RCA 2017: +20) seit Ende des letzten Jahrzehnts lässt sich auf tendenziell überdurchschnittliche Exportanteilssteigerungen in allen Umweltbereichen zurückführen, die die gleichzeitig gewachsene Importkonkurrenz auf dem polnischen Markt mehr als ausgleichen konnten (Abbildung 8 unten). Damit sind sowohl die bestehenden

Spezialisierungsvorteile im Außenhandel mit Abfall-, Lärm- und Klimaschutztechnologien weiter ausgebaut als auch die Nachteile in den anderen drei Bereichen etwas verringert worden.

Bei der Tschechischen Republik (RCA 2017: +11) fiel die Bilanz bei potenziellen

Umweltschutzgütern mit wechselnden Vorzeichen über lange Jahre ähnlich aus wie bei Industriewaren insgesamt. Erst seit 2015 zeigen sich klare komparative Vorteile im

Umweltschutzgüterhandel, weil sich bei (Ab)Wasser, Luft, MSR-Technik und Lärm spürbare Verbesserungen im Exportgeschäft eingestellt haben. Tschechiens längerfristige Stärken liegen bei Lärm- und Klimaschutztechnologien, 2016/17 kommen positive RCA-Werte im Luftbereich hinzu. Bei Abfall- und (Ab)Wassertechnologien ist die Bilanz annähernd ausgeglichen, nur bei MSR-Technik bestehen anhaltend hohe komparative Nachteile.

Im Gegensatz zu Ungarn, Polen und der Tschechischen Republik ist die Slowakische Republik im Außenhandel mit potenziellen Umweltschutzgütern weiterhin unterdurchschnittlich

wettbewerbsfähig (RCA 2017: -34). Dies gilt sowohl für das Exportgeschäft als auch gegenüber ausländischer Konkurrenz auf dem slowakischen Inlandsmarkt. Einzig bei Abfalltechnologien bestehen traditionell komparative Vorteile, in allen anderen Umweltbereichen fällt die relative Handelsbilanz negativ aus.

Im Folgenden werden ergänzend einzelne bisher nicht genannte EU-Länder, die Türkei, Israel, Kanada und Mexiko sowie die übrigen BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, Südafrika) im Überblick betrachtet (vgl. dazu Tabelle B 4 und Tabelle B 5 in Anhang B):

Unter den jüngeren EU-Mitgliedsländern weisen wie Ungarn, Polen und die Tschechische Republik auch Slowenien (RCA 2017: +27, mit relativen Stärken bei Abfall, Lärm, Klimaschutz und weniger ausgeprägt MSR-Technik), Estland (RCA 2017: +79, mit Stärken in allen

Umweltbereichen, speziell MSR und Klimaschutz) und Lettland (RCA 2017: +36, mit Stärken bei Abfall, Luft, Lärm, Klimaschutz) komparative Vorteile im Außenhandel mit potenziellen

Umweltschutzgütern auf. Das Gleiche gilt für Luxemburg (RCA 2017: +38, mit Stärken bei (Ab)Wasser, MSR, Klimaschutz). Hingegen ist Irland insgesamt traditionell negativ spezialisiert (RCA 2017: -33), erweist sich aber bei MSR-Technik und weniger ausgeprägt auch bei

(Ab)Wassertechnologien als überdurchschnittlich wettbewerbsfähig.

Die Türkei zählt trotz der politischen Spannungen mit Deutschland und anderen wichtigen Handelspartnern unverändert zu den besonders wachstumsstarken Volkswirtschaften.

Allerdings hat die Türkei ihre Exportspezialisierungsvorteile bei potenziellen

Umweltschutzgütern 2016/17 eingebüßt, so dass auch die bis 2015 bestehenden komparativen Vorteile im Außenhandel verloren gegangen sind und sich ins Gegenteil verkehrt haben (RCA

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2017: -13). Relative Stärken bestehen weiterhin bei Abfall- und (Ab)Wassertechnologien, bei Lärm- und insbesondere Klimaschutz fallen die RCA-Werte seit 2016 – anders als in den Vorjahren – negativ aus.

Israel steht gemeinsam mit Korea gemessen an den gesamtwirtschaftlichen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt an der Spitze der weltweit führenden Technologienationen62, ist im Außenhandel mit potenziellen Umweltschutzgütern aber ebenfalls negativ spezialisiert (RCA 2017: -9). Allerdings hat sich die relative Bilanz für Israel in mittlerer Frist (2012: -38) deutlich verbessert, weil bei (Ab)Wassertechnologien (seit 2014) und im Klimaschutz (seit 2016) inzwischen komparative Vorteile bestehen.

Anders als die USA (RCA 2017: +19, s.o.) sind Kanada (RCA 2017: -17, mit relativen Stärken im Abfallbereich) und Mexiko (RCA 2017: -21, mit relativen Stärken bei Luft und MSR-Technik), die gemeinsam mit den USA innerhalb des nordamerikanischen Freihandelsbündnisses (NAFTA) agieren, im Außenhandel mit potenziellen Umweltschutzgütern nicht positiv spezialisiert. Für Kanada lässt sich in mittlerer Frist jedoch eine spürbare Verbesserungstendenz erkennen (v.a.

MSR, Klimaschutz).

Abgesehen von China (RCA 2017: +27, s.o.) hat kein anderer der sogenannten BRICS-Staaten Wettbewerbsvorteile im Außenhandel mit potenziellen Umweltschutzgütern. Südafrika

verzeichnete zwar Ende des letzten Jahrzehnts noch hohe positive RCA-Werte, erreicht aktuell jedoch nur mehr eine annähernd ausgeglichene relative Handelsbilanz (RCA 2017: -5). Relativen Stärken bei Luft und Lärm und einer ausgeglichenen Bilanz bei Abfalltechnologien stehen teils ausgeprägte Schwächen in den anderen Umweltbereichen gegenüber. Umgekehrt dazu hat sich die Position Brasiliens bei unverändert negativer Spezialisierung (RCA 2017: -12) mittelfristig verbessert, weil komparative Vorteile im (Ab)Wasserbereich ausgebaut werden konnten und sich die schwache Position in anderen Bereichen (Abfall, MSR) etwas verbessert hat.

Demgegenüber sind Indien (RCA 2017: -52, mit Vorteilen im Abfallbereich) und insbesondere Russland (RCA 2017: -98, mit Vorteilen bei Lärmschutztechnologien) im Außenhandel mit potenziellen Umweltschutzgütern unverändert klar unterspezialisiert.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich nicht nur in asiatischen Aufholländern (mit China an der Spitze), sondern auch vielen kleineren Ländern in Europa, zumindest in einzelnen Umweltbereichen, wettbewerbsfähige Industrien entwickelt und komparative Vorteile im internationalen Handel herausgebildet haben. Hingegen zeigen sich bei den großen hoch entwickelten Volkswirtschaften durchaus gegenläufige Entwicklungen. Unabhängig vom Entwicklungsstand und von der Einbindung in übergeordnete Wirtschaftsräume wird deutlich, dass sich einerseits Länder mit großer Tradition in Energie- und Verfahrenstechnik und Maschinenbau (z.B. Deutschland, USA, Italien, Dänemark, auch Schweden und Österreich) komparative Vorteile auf den Märkten für Umweltschutzgüter haben, zum anderen aber auch solche mit besonderen Stärken bei elektrotechnischen und elektronischen Komponenten (China, vormals auch Japan) sowie bei Mess-, Steuer- und Regeltechnik (Japan, USA, Deutschland,

Großbritannien, Dänemark, Schweden, Ungarn, Estland).

Deutschland profitiert unverändert von seiner breiten Aufstellung und guten

Wettbewerbsposition in allen Umweltschutzbereichen und nahezu allen Weltregionen, auch wenn die komparativen Vorteile vor allem bedingt durch die nachlassende Entwicklung im Klimaschutzbereich seit einigen Jahren nicht mehr ganz so hoch ausfallen wie 2010 bis 2013.

62 2016 ergab sich für Israel eine gesamtwirtschaftliche FuE-Intensität von 4,25 %, für Korea von 4,23 %. Für Deutschland und die USA lagen die entsprechenden Quoten bei 2,93 % bzw. 2,74 % (vgl. OECD 2018a).

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Deshalb wird dieser Bereich, bei dem die Märkte und relativen Außenhandelspositionen zudem besonders stark von nationalen Regelungen und Förderpolitiken beeinflusst werden, im

nächsten Abschnitt einer separaten Analyse unterzogen.

Im Dokument 05/2019 (Seite 72-78)