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Events of Instruction

Im Dokument Fortbildung Online (Seite 92-97)

5.3 Das Modell des Systematischen Instruktionsdesigns von Issing

5.3.4 Planung der Lehr-/Lernmethode

5.3.4.1 Didaktisches Konzept der Fortbildung

5.3.4.1.3 Events of Instruction

In seinem Buch „The Conditions of Learning“ (1965) beschreibt Gagné die Bedin-gungen, die menschliches Lernen beeinflussen. Gagné geht von einem Informa-tionsverarbeitungsmodell aus, nach dem die vom Lerner wahrgenommenen Rei-ze umgeformt bzw. aufgrund innerer Strukturen weiterverarbeitet werden. Eine weitere Grundannahme ist, „daß Lernen zu überdauernden Dispositionen führt, die unterschiedliche Eigenschaften und Strukturen aufweisen und die entspre-chend unterschiedliche Lernbedingungen erfordern“ (Gagné, 1980, S. 9). Gagné bezeichnet diese Dispositionen als Leistungsfähigkeiten, die er in fünf Hauptkate-gorien unterscheidet: intellektuelle Fertigkeiten, kognitive Strategien, verbale Information, motorische Fertigkeiten und Einstellungen. Es handelt sich dabei also um Hauptkategorien menschlichen Handelns, das durch Lernen möglich wird.

Basierend auf diesem Informationsverarbeitungsmodell des Lernens und Be-haltens, das von einem Lernakt, der aus mehreren Phasen besteht, ausgeht, ent-wickelte er ein darauf bezogenes Modell für die Gestaltung von Lernprozessen (vgl. Abbildung 5.7).

Abbildung 5.7

Events of Instruction (Gagné et al., 1992, S. 190)

Gagné empfiehlt eine Strukturierung von Lernumgebungen in neun aufeinander folgenden didaktischen Teilschritten, um Lernvorgänge – jeweils in Abhängigkeit der zu erlernenden Leistungsfähigkeiten – so zu steuern, dass die geplanten Lehr-

bzw. Lernziele optimal erreicht werden (Gagné et al., 1992, S. 185 ff.; Überset-zung: Schulmeister, 2006, S. 289; mögliche Realisierungen: Issing, 2009, S. 29;

Smith & Ragan, 2005, S. 151 ff.; Wieckenberg, 2004, S. 168):

1. Aufmerksamkeit erlangen und aufrecht erhalten (Gaining attention),

z. B. durch schnellen Reizwechsel (schneller Wechsel der Bildschirmdarstel-lung, rhetorisches Fragen), durch Trailer, durch den Einsatz von scheinbar Pa-radoxem oder Widersprüchlichem als Aufmacher oder durch die Herstellung eines persönlichen Bezugs

2. Lernende über die Lernziele informieren (Informing the learner of the objec-tive),

inkl. der Erläuterung der Relevanz, z. B. für den Beruf, sowie einen Überblick über den Lehrstoff der Lerneinheit in Form eines kurzen Abrisses (z. B. durch eine Mindmap) geben

3. Die Erinnerung an frühere Lernerfahrungen wach rufen (Stimulating recall of prerequisite learning),

z. B. durch Advance Organizers

4. Das Lernmaterial präsentieren (Presenting the stimulus material),

möglichst mit charakteristischen Merkmalen, die deutlich hervorgehoben werden, u. a. durch Fettdruck, Lautstärke, Farbgebung

5. Die Lernenden unterstützen (Providing learning guidance),

u. a. durch eine möglichst bedeutungsvolle Vermittlung, z. B. durch konkrete Beispiele bei abstrakten Begriffen, durch Bilder, durch die Bereitstellung von Hinweisen und Hilfen, durch die Vorstellung von Mnemo-Techniken sowie durch das Stellen von Fragen vor, während und nach der Informationsdarbie-tung

6. Die Lernenden das Gelernte anwenden lassen (Eliciting the performance) 7. Informatives Feedback anbieten (Providing feedback about performance

cor-rectness),

u. a. durch das Geben von bewertenden Rückmeldungen und Korrekturen 8. Den Lernfortschritt evaluieren (Assessing the performance),

z. B. durch Übungsbeispiele, an denen die Lerner zeigen können, dass sie das Lernziel erreicht haben

9. Behalten und Transfer unterstützen (Enhancing retention and transfer), z. B. durch zusätzliche Übungen, den Hinweis auf weitere Lernmöglichkeiten

Dieses Konzept der Events of Instruction wurde von Gagné nicht speziell für das Lernen und Lehren mit Medien entwickelt, bietet sich aber gut an für die Gestal-tung von E-Learning-Angeboten, bei denen die Vermittlung von Kenntnissen im Vordergrund steht (Schulmeister, 2006, S. 287 ff.; Reinmann, 2005, S. 179 ff.).

Dementsprechend findet in vielen (E-Learning)-Kursen Gagnés Konzept der neun Lehrschritte, teilweise in abgewandelter Form, Anwendung (Zhu & St. Amant, 2010; Stiller, Lukesch & Berner, 2006; Stiller, Hornung, Kreuzpointner, Lukesch &

Scherm, 2007; Dodge, 1994). Ergebnisse verschiedener Studien belegen den teil einer linearen Struktur gegenüber Hypertexten. Nur Lerner mit hohem Vor-wissen profitieren von Hypertext (Gerdes, 2002a, S. 194; 2002b; 2003, S. 78 f.).

Die im Rahmen dieser Arbeit vorgestellte Fortbildung möchte eine möglichst große Zielgruppe erreichen, bei der nicht unbedingt von hohem Vorwissen aus-gegangen werden kann. Dementsprechend ist der didaktische Aufbau der Module der Online-Fortbildung Medienpädagogik für Lehrkräfte angelehnt an die neun Events of Instruction von Gagné (vgl. Abbildung 5.8):

Abbildung 5.8

Didaktischer Aufbau eines Moduls der Online-Fortbildung „Medienpädagogik für Lehrkräfte“

1. Um die Aufmerksamkeit der Lerner zu wecken, findet sich zu Beginn jedes Fortbildungsmoduls eine Beispielgeschichte, die zum Thema hinführen sowie die Praxisrelevanz aufzeigen soll (vgl. Abbildung 5.9). Die Bedeutung von Bei-spielen in Lernszenarien ist unbestritten. Der Einsatz sog. Ausgangsbeispiele, die in einen Themenbereich einführen, ist eine geeignete Möglichkeit, beim Lernenden z. B. persönliche Betroffenheit auszulösen sowie bereits vorhande-nes Wissen mit konkreten Alltagserfahrungen zu verknüpfen (Reimann, 1997, S. 1; Mandl, Schnotz & Tergan, 1983). Keller (1983) konkretisiert dies folgen-dermaßen:

To increase curiosity, use anecdotes and other devices for injecting a personal, emotional element into otherwise purely intellectual or pro-cedural material. People are usually more interested in the concrete than the abstract, and in real people and events rather than humanity in general or hypothetical events. Consequently, the use of personal lan-guage and concrete stories about real people can help maintain curiosi-ty and dispel boredom. (S. 402)

Abbildung 5.9

Beispiel eines Praxisbeispiels (Screenshot aus Modul „Risiken und Gefahren für Kinder und Ju-gendliche im Internet“)

2. Zu Beginn eines Fortbildungsmoduls erhalten die Teilnehmer einen Überblick über die Lernziele sowie eine Kurzbeschreibung der Modulinhalte (vgl. Abbil-dung 5.10).

Abbildung 5.10

Beispiel eines Modulsteckbriefs (Screenshot aus Modul „Risiken und Gefahren für Kinder und Jugendliche im Internet“)

3. Um bei den Fortbildungsteilnehmern frühere Lernerfahrungen aufzurufen, ist ein Multiple-Choice-Test integriert, dessen Ergebnis sofort rückgemeldet wird.

Damit erhält jeder Lerner eine individuelle Rückmeldung über seinen aktuel-len Wissensstand, zugleich wird vorhandenes Wissen aktiviert.

4. Die Lernmaterialien werden in Form von Lehrtexten und Zusatzmaterialien präsentiert.

5. Neben der tutoriellen Betreuung erhalten die Lerner während der Bearbei-tung durch Hinweistexte Unterstützung beim Umgang mit der Lernumgebung und den Materialien.

6. Eine Anwendung des Gelernten wird nicht eingefordert. Dies erscheint aber, da primär Wissen und kein Verhalten vermittelt wird, auch nicht unbedingt relevant.

7. Informative Rückmeldungen erhalten die Teilnehmer durch die Multiple-Choice-Tests. Denn dadurch werden die Lerner über ihre Leistungen infor-miert (Astleitner & Herber, 2001, S. 9).

8. Der Lernfortschritt wird durch einen Multiple-Choice-Abschlusstest evaluiert.

Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, inwieweit Lehrkräfte die Überprüfung des eigenen Lernfortschritts im Rahmen der Lehrerfortbildung wünschen (Pro: TU Braunschweig, 2006, S. 37; Contra: Florian, 2008, S. 92).

Auch in der Literatur gibt es unterschiedliche Einschätzungen in Bezug auf die sinnvolle Nutzung von Tests (vgl. Reinmann, 2005, S. 216 f.). Bei der Online-Fortbildung Medienpädagogik für Lehrkräfte war folgende Überlegung für die Verwendung von Tests entscheidungsleitend: Bei Veranstaltungen der schul-internen, regionalen und zentralen Lehrerfortbildung wird durch die Teil-nahmebescheinigung die physische Anwesenheit belegt. Lernerfolgskontrol-len gibt es nicht. Als Beleg dafür, dass ein Teilnehmer die Online-Fortbildung erfolgreich absolviert hat, dient das erfolgreiche Absolvieren des Abschluss-tests. Außerdem erhalten die Teilnehmer damit eine unmittelbare Rückmel-dung über ihren Leistungsstand (Ally, 2008, S. 21; Matuga, 2007, S. 159;

Kerres et al., 2002, S. 11; Sauter & Sauter, 2002, S. 125; Horton, 2000, S. 136).

9. Eine geeignete Strategie ist der Hinweis auf weitere Lernmöglichkeiten, u. a.

durch vertiefende Informationsmaterialien, so wie sie in den Fortbildungsmo-dulen jeweils in der Rubrik Zusatzmaterialien zu finden sind.

Im Dokument Fortbildung Online (Seite 92-97)