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Blended Learning in der Lehrerfortbildung

Im Dokument Fortbildung Online (Seite 61-65)

3.6 Formen internetgestützter Lehrerfortbildung

3.6.1 Blended Learning in der Lehrerfortbildung

E-Learning-Angebote, bei denen Präsenzunterricht mit netzbasierten Lernaktivi-täten (z. B. Recherche, Kommunikation, Publikation im Internet) kombiniert wird, bezeichnet man als Blended Learning oder auch als hybride Lernarrangements.

Das Ziel teilvirtueller Lehr-Lernszenarien ist die Verknüpfung der Vorteile von virtuellen und Präsenzlehrszenarien unter Maximierung der Effizienzkriterien. In der Praxis hat sich gezeigt, dass je nach Thema und Zielgruppe flexible Kombina-tionen verschiedener Medien und Methoden sinnvoll sind (vgl. für eine Übersicht typischer Elemente hybrider Lehrangebote Kerres, 2001, S. 279).

Es lassen sich drei Basisvarianten der Kombination von Präsenz- und virtuel-len Phasen im Rahmen von Bvirtuel-lended Learning-Veranstaltungen in der Lehrerfort-bildung unterscheiden, wobei je nach Modell die einzelnen Blöcke unterschiedli-che Aufgaben und Inhalte haben (vgl. Seufert & Euler, 2005):

1. Präsenzphase – virtuelle Phase

Je nachdem, auf welcher Phase der Fokus liegt, obliegen der Präsenzveranstal-tung unterschiedliche Aufgaben:

a. Liegt der Schwerpunkt auf der virtuellen Phase, kann eine Präsenzphase im Vorfeld als Kick-Off-Veranstaltung genutzt werden, um Lehrkräften, die im Umgang mit Computer und Internet bzw. dem konkreten E-Learning-Angebot unsicher sind, eine Einführung zu geben. Außerdem bietet sich diese Präsenzveranstaltung an, um den Ablauf der Fortbildung zu bespre-chen, Benutzerkonten anzulegen sowie die anderen Teilnehmer persönlich kennenzulernen (vgl. Abbildung 3.1).

Abbildung 3.1

Kombination „Präsenzphase – virtuelle Phase“ mit Fokus auf virtueller Phase

Dadurch lassen sich gut niederschwellige Fortbildungsangebote umsetzen, durch die auch weniger technikaffine Lehrkräfte an Online-Fortbildungen herangeführt werden können (Knaut, 2002, S. 45; Maybaum-Fuhrmann, 2002b, S. 43; Jecht, 1999, S. 36 f.).

b. Liegt der Fokus auf der Präsenzveranstaltung, kann eine nachgeschaltete virtuelle Phase als Zusatzangebot den Teilnehmern zur Verfügung gestellt werden, indem z. B. die verwendeten sowie zusätzliche Materialien bereit-gestellt werden (vgl. Abbildung 3.2). Den Fortbildungsteilnehmern er-schließt sich damit die Chance einer effektiveren und nachhaltigeren Ver-arbeitung der Inhalte der Präsenzveranstaltung (Reinmann, 2005, S. 255).

Abbildung 3.2

Kombination „Präsenzphase – virtuelle Phase“ mit Fokus auf der Präsenzphase

2. virtuelle Phase – Präsenzphase

Einer Präsenzveranstaltung einen virtuellen Block vorzuschalten (vgl. Abbil-dung 3.3), bietet sich an, um alle Teilnehmer im Vorfeld auf ein gleiches Ni-veau zu bringen. Werden den Teilnehmern schon vorab Informationsmateria-lien zur Verfügung gestellt, können diese sich von zu Hause aus, ihrem individuellen Kenntnisstand entsprechend, auf die Präsenzveranstaltung vor-bereiten, indem sie relevante Literatur bearbeiten oder Vorbereitungsaufga-ben erledigen. In der Präsenzveranstaltung kann dann – da alle Teilnehmer ein etwa gleiches Niveau haben – eine effektive Auseinandersetzung mit den Inhalten stattfinden:

Eine Online-Phase vor der Präsenzveranstaltung bietet … die Möglich-keit, den Teilnehmern schon vorab Sachinformationen zur Verfügung zu stellen, Teilaspekte und Materialien bearbeiten zu lassen, um später

in der eigentlichen Fortbildung darauf zurückzugreifen. Aus einer ein-tägigen Veranstaltung wird eine zweitägige, aus einer überfrachteten eine entzerrte, aus einem Information-Overflow eine nachhaltige Aus-einandersetzung mit den Fortbildungsthemen. (Kasseckert, 2009, S. 22) Damit die Entlastung der Präsenzphase von Vermittlungsprozessen funktio-niert, ist eine didaktisch hochwertige Aufbereitung der E-Learning-Materia-lien eine notwendige Voraussetzung (Reinmann, 2005, S. 255).

Abbildung 3.3

Kombination „ virtuelle Phase – Präsenzphase“

3. Lehrgang mit Wechsel zwischen virtuellen und Präsenzphasen

Bei dieser Variante handelt es sich um ein komplexes Blended Learning-Konzept, bei dem sich Präsenzphasen und virtuelle Phasen abwechseln. Durch die E-Learning-Blöcke werden die Zeiten zwischen den Präsenzterminen sinnvoll zur Einarbeitung und Wiederholung sowie zur Kommunikation der Teilnehmer untereinander bzw. mit dem Dozenten genutzt. Zudem ermöglicht diese Form die sinnvolle und effektive Kombination von individuellem und kooperativem Lernen (Reinmann, 2005, S. 255; Schulz-Zander & Tulodziecki, 2002, S. 330). Allerdings sind entsprechende Angebote im Bereich der Lehrer-fortbildung eher selten zu finden, sondern vorwiegend in der Lehrerweiter-bildung. In Abbildung 3.4 ist eine mögliche Realisierungsvariante dargestellt:

Nach der Kick-Off-Veranstaltung werden von den Teilnehmern die Fortbil-dungsinhalte des ersten Themenbereichs erarbeitet. Die Kommunikation zwi-schen den Teilnehmern sowie mit dem Dozenten findet in dieser Phase inter-netgestützt statt. Die anschließende Präsenzveranstaltung dient zur

Bespre-chung und Diskussion der Inhalte sowie zur Klärung möglicher Fragen. Analog dazu werden die folgenden Themenbereiche erarbeitet, bevor in einer ab-schließenden Präsenzveranstaltung eine Abschlussbesprechung, die Präsenta-tion möglicher Abschlussprojekte sowie die LehrgangsevaluaPräsenta-tion stattfinden.

Abbildung 3.4

Lehrgang mit Wechsel zwischen virtuellen und Präsenzphasen

Für die Verwendung von Blended Learning-Angeboten in der Lehrerfortbildung spricht an erster Stelle die qualitativ andere Nutzung der Präsenzveranstaltun-gen. Die Präsenzphasen können effektiver genutzt werden, indem dort „stärker als bisher reflexiv, dialogisch und praktisch mit neuen Wissensinhalten“ gearbei-tet werden kann (Reinmann, 2005, S. 255). Die E-Learning-Phasen können für die Vor- bzw. Nachbereitung der Präsenzveranstaltungen genutzt werden, indem die Fortbildungsteilnehmer entsprechende Materialien zur Bearbeitung online be-reitgestellt finden. Dadurch werden herkömmliche Präsenzfortbildungen inhalt-lich entzerrt und eine nachhaltige Auseinandersetzung mit den Themen sowie vielfältige, strukturierte und betreute Kommunikationsaktivitäten ermöglicht (Kasseckert, 2009, S. 22).

Eine Einschränkung bei Blended Learning-Veranstaltungen liegt in der zeitli-chen und örtlizeitli-chen Fixierung der Präsenztermine. Damit ergibt sich für die Teil-nehmer keine vollständige Flexibilität des learning on demand bzw. just in time learning. Zudem ist häufig durch die räumlichen Gegebenheiten bei den Präsenz-terminen eine Beschränkung des Teilnehmerkreises, welche durch die virtuellen Fortbildungsblöcke nicht notwendig wäre, erforderlich.

Betrachtet man die Ergebnisse von Lehrerbefragungen (vgl. z. B. Seidel, 2001, S. 39; Hendricks & Schnetter, 2002, S. 27; Jürgens et al., 2006, S. 340; Florian, 2008, S. 259), scheint es eine Bevorzugung von Blended Learning-Veranstaltun-gen zu geben, was aber wohl u. a. daran liegt, dass sich in der institutionalisierten Lehrerfortbildung vorwiegend Blended Learning-Veranstaltungen finden und mit diesen schon mehr Lehrkräfte vertraut sind (vgl. Battezzati, 2004, S. 7 f.). Zudem sind einige Studien bereits vor mehreren Jahren erschienen, so dass die Aussagen nicht mehr unbedingt die heutige Einstellung sowie die bei den Lehrkräften (nicht) vorhandenen technischen Kompetenzen wiederspiegeln: „Es [gibt] eine eindeutige Korrelation: Je weniger sicher sich ein Teilnehmer in der Anwendung von Programmen fühlt, umso mehr tendiert er zu einer Ablehnung von Online-Kursen“ (Hendricks & Schnetter, 2002, S. 27).

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