• Keine Ergebnisse gefunden

Europ¨aische Union

Im Dokument nestor – materialien 7 (Seite 72-76)

3.5 Aktivit¨aten im Ausland

3.5.11 Europ¨aische Union

3.5.11.1 Langfristige Pl¨ane

Die Europ¨aische Union plant eine Intensivierung der Aktivit¨aten und der Zuwendung zur Bewahrung des wissenschaftlichen und kulturellen Erbes. Sie will im Sommer 2005 hierzu eine Erkl¨arung herausgeben. Außerdem soll die F ¨orderung im 7. Rahmenpro-gramm (ab 2007) intensiviert werden148. Die als Schrift, Bild und Ton archivierten Do-kumente seien entsprechend zu bewerten, sowohl als Kulturgut als auch im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Bedeutung. In der angek ¨undigten Studie sollen die derzei-tigen Hindernisse zu einer Langzeit-Verf ¨ugbarkeit analysiert werden und gleichzei-tig ein Vorschlag f ¨ur eine Empfehlung vorgelegt werden,

”mit dem alle betroffenen

¨offentlichen Akteure mobilisiert und ¨offentlich-private Partnerschaften im Bereich der Digitalisierung unseres Kulturerbes erleichtert werden sollen“.

DieEuropean Commission on Preservation and Access (ECPA)149 will die

Anstrengun-145http://www.egov.vic.gov.au/International/TheAmericas/UnitedStates/

E-government-Act-2002/e-government-act-2002.htm#implementationguidance

146Long-Lived Digital Data Collections: Enabling Research and Education in the 21st Century; Report of the National Science Board; Pre-publication draft; NSB-05-40 vom 23. Mai 2005;http://www.nsf.gov/nsb/

documents/2005/LLDDC_report.pdf

147http://www.egov.vic.gov.au/index.php?env=-2570:m1699-1-1-7:l0-0-1-:n0-0-0\&reset=1

148Presseerkl¨arung der EU:

Die IKT m ¨ussen in Europa besser und h¨aufiger zur Evaluierung des kul-turellen und audiovisuellen Erbes eingesetzt werden“; IP/05/528 vom 3.Mai 2005.

149http://www.knaw.nl/ecpa/

gen zu institutionellen und nationalen LZA-Policies b ¨undeln. Sie hat hierzu z. B. eine umfangreiche Umfrage ¨uber Absichten und den Stand zur Archivierung durchgef ¨uhrt und die Ergebnisse l¨anderweise zusammengestellt150.

Im 7. Rahmenprogramm sollen verst¨arkt Mittel eingesetzt werden

”zur Entwicklung von Suchmaschinen f ¨ur die breite ¨Offentlichkeit“. F ¨ur den Zeitraum 2005 - 2008 soll

”die Digitalisierung von Inhalten und der Zugang sowie verst¨arkt Maßnahmen zur Vernetzung von Archiven in Europa eingesetzt werden“.

Eine Zuarbeit liefert das neue ProgrammeContentplus151. Es soll die Fragmentierung auf dem Markt der europ¨aischen digitalen Inhalte verringern und die Zug¨anglichkeit und Nutzbarkeit von geografischen Informationen, kulturellen Inhalten und Lehrma-terialien verbessern.

Im Mittelpunkt des neuen Programms stehen jene Segmente des Inhaltsmarktes, die in Europa stark fragmentiert sind und in denen die Marktkr¨afte derzeit noch nicht in der Lage sind, Wachstum zu schaffen.

Besonders gef ¨ordert werden die drei Bereiche Raum- (oder geografische) Daten, Lehrmaterialien und kulturelle Inhalte. Das Programm eContentplusist Teil eines um-fangreichen Maßnahmen-Pakets der EU zur Verbesserung der Voraussetzungen f ¨ur In-novation und Kreativit¨at auf dem konvergierenden Inhaltsmarkt.

Dazu geh ¨oren das Programm MEDIAplus152und die in diesem Jahr anstehende Mo-dernisierung der RichtlinieFernsehen ohne Grenzen153.

In einer Initiativei2010 Digital Libraries154 soll der Zugang zu digitalen Informatio-nen (origin¨ar digital oder Digitalisate gedruckter Werke) des kulturellen Erbes einfa-cher und attraktiver gestaltet werden.

Kernpunkte des Programms sind:

• Freier Zugang f ¨ur jedermann: nur so k ¨onnten die B ¨urger, Wissenschaftler und Firmen maximalen Nutzen aus den gespeicherten Informationen ziehen;

• Digitalisierung von analog vorliegenden Werken155 (wie Druckwerken), um sie einer breiteren Leserschar zug¨anglich zumachen;

• Langzeit-Archivierung, um die Dokumente zuk ¨unftigen Generationen zu erhal-ten.

150http://www.knaw.nl/ecpa/map/index.html

151eContentplus; EU-Progamm;http://www.econtentplus.net/

152Mediaplus; EU-Programm;http://europa.eu.int/comm/avpolicy/media/index_fr.html

153http://europa.eu.int/comm/avpolicy/regul/regul_de.htm

154http://europa.eu.int/information_society/activities/digital_libraries/index_en.htm

155Diese Herkulesaufgabe ist schwer vorstellbar: Allein f ¨ur die Bibliotheken des (gr ¨oßeren) Euro-pas wurden 2.5 Mrd. gedruckte Werke gesch¨atzt. Siehe: D. Fuegi, M. Jennings; International Libra-ry Statistics: Trends and CommentaLibra-ry based on the Libecon data; 2004; http://www.libecon.org/pdf/

InternationalLibraryStatistic.pdf

Ini2010 Digital Librariessind mehrere Str¨ange geplant:

Am 30. 09. 2005 wurde der StrangCommunicationvon der Kommission beschlossen.

Er zielt schwerpunktm¨aßig auf ein Konzept zur Langzeit-Verf ¨ugbarkeitkulturellen Er-bes156.

Ein zweiter Strangonline Consultationhat als Kern einen Fragebogen157, der aktuell verschickt wurde. Daraus soll dann eine Empfehlung zur Digitalisierung und digitalen Langzeit-Archivierung, vorgesehen f ¨ur 2006, erarbeitet werden. Weiterhin soll bis dann eine ¨Uberarbeitung desCopyright frameworkvorliegen.

Ebenfalls f ¨ur 2006 ist ein Strang Scientific Information vorgesehen, der naturgem¨aß vor allem auf die Langzeit-Archivierung aktueller origin¨ar digitaler Dokumente zielen soll. Komplementiert wird dieses Konzept durch das FP 7 (2007), das Forschungsak-tivit¨aten zur Digitalisierung, und zur Langzeit-Archivierung kulturellen Erbes sowie Centres of Competence on digitization preservation f ¨ordern will, sowie das Projekt eCon-tentplus.

Das von Frankreich initiierte Programm i2010 entstand urspr ¨unglich als Reaktion auf das Google-Projekt Google Book Library Project158, bei dem von einer sehr großen Zahl von digitalisierten B ¨uchern dem Anfragenden ¨uberGoogle Book Search159nur ’snip-pets’ (kurze Textzitate), bzw. wenn Google das Einverst¨andnis des entsprechenden Ver-lages hat, von einzelnen Seiten gegeben werden. Nur f ¨ur B ¨ucher von vor 1864 kann der Volltext eingesehen werden. Das Projektdient also nur der Suche nach B ¨uchern, und kann die Aufgaben staatlicher Bibliotheken und Archive in der Langzeit-Archivierung nicht ersetzen. Zur Langfrist-Verf ¨ugbarkeit dieser Digitalisate im Besitz einer kommerziellen Firma k ¨onnen naturgem¨aß keine Garantien gegeben werden.

3.5.11.2 Aktuelle Projekte

Zu den bereits durchgef ¨uhrten, laufenden und angek ¨undigten Maßnahmen der Eu-rop¨aischen Union geh ¨oren die Entwicklung von Suchmaschinen, gemeinsamen Stan-dards sowie die Unterst ¨utzung der Digitalisierung von Inhalten.

Fortgef ¨uhrt und erweitert werden soll die Entwicklung von Standardisierungs- und Suchverfahren f ¨ur die Nutzung von Archiven schriftlicher und audiovisueller Doku-mente in einem digitalen Umfeld.

Bisherige F ¨orderprogramme waren der Austausch bew¨ahrter Praktiken, die Festle-gung von Benchmarks und der Dialog der betroffenen Akteure.

156Communication from the Commission to the European Parliament, the Council, the European Economic and Social Committee and the Committee of the Regions: i2010: Digital Libraries; SEC (Commission of the Euro-pean Communities); 1194, 2005;http://europa.eu.int/information_society/activities/digital_

libraries/doc/en_comm_digital_libraries.pdf

157http://europa.eu.int/information_society/activities/digital_libraries/consultation/

index_en.htm

158http://books.google.com/intl/en/googlebooks/library.html

159http://books.google.com/intl/en/googlebooks/about.html

Projekte sind MINERVA160, MINERVA Plus und DIGICULT-Forum161. Außerdem wurde ein Prozess der Standardisierung und der Tests f ¨ur einen wechselseitigen Zu-gang bei ¨offentlichen Bibliotheken eingeleitet162.

Bei den audiovisuellen Archiven leisten die Maßnahmen PRESTO und PRESTO-SPACE163 einen Beitrag zur Entwicklung von schnellen und qualitativ hochwertigen Digitalisierungsverfahren f ¨ur Fernseharchive. Teilprojekte sind Bricks164; Calimera165, ein Koordinierungsprojekt zur Zusammenstellung von Informationen und Adressen mit einer Analyse der Aktivit¨aten in den EU-L¨andern mit seinen kulturellen Institu-tionen166;Delos167, das im FP6 technische L ¨osungen erarbeiten will;Epoch, in dem sich

¨uber 100 Partner aus allen Bereichen der Technologien zur Bewahrung des kulturel-len Erbes widmen wolkulturel-len, undMinervaPlus. Das EU-Programm MEDIA168unterst ¨utzt die Katalogisierung von Filmmaterial in digitaler Form. Eine der Priorit¨aten des Pro-gramms MEDIA 2007 wird die Nutzung digitaler Technologien durch die audiovisuelle Industrie in Europa sein.

Demn¨achst soll eine Empfehlung zum Filmerbe angenommen werden, mit der ins-besondere die Standardisierung von Filmkatalogen und die Interoperabilit¨at der Da-tenbanken der audiovisuellen Archive gef ¨ordert werden sollen.

Im bisherigen IST FP6169 gab es noch einmal eine Ausschreibung zuLT Preservation and Access of Digital Cultural Heritage Sources mit verschiedenen Integrating Projects IP und STREP (Specific Targeted Research Projects).

160MinervaEU Programm; http://europa.eu.int/comm/education/programmes/socrates/

minerva/index_en.html und Education and Training; http://europa.eu.int/comm/education/

index_en.html

161Digicult Forum Technology Challenges for Digital Culture;http://www.digicult.info/pages/index.

php

162TEL Projekt (The European Library), das heute von der niederl¨andischen Nationalbibliothek verwaltet wird und Zugang zu 90 Sammlungen gew¨ahrt.

163http://www.prestospace.org/

164BRICKS Building Resources for Integrated Cultural Knowledge Services; http://www.bricksfactory.

com/pls/bricks/ecolnet.home

165http://www.calimera.org/default.aspx

166Das (offensichtlich l¨angst nicht mehr aktuell gehaltene) offizielle ¨offentliche Statement des Projekts CalimerazuPolicies and Strategic Activitiesin Deutschland soll hier nicht vorenthalten werden:There is no officially formulated vision or policy for library, museum or archival services. These areas have never been subject to federal legislation. National strategies in the information society/network society are formulated on the professional rather than the political level. Depending on the organization of cultural services within the individual States, there are varying degrees of state-determined policy. Recent attempts to move more responsibility for cultural affairs to the federal level have been rejected. Consequently it is doubtful whether extensive, co-ordinated activities will emerge in the near future. Individual initiatives in the various institutions will provide the incentive for new developments and will be copied or modified by other institutions. Professional organizations generally provide the strongest influence on formulating and pushing developments. They lack, however, the ability to directly create policies and activities to which all organizations are committed to follow.

167http://www.delos.info

168http://europa.eu.int/comm/avpolicy/media/index_en.html

169DigiCulthttp://www.cordis.lu/ist/digicult/index.html

Im EU-Projekt SEPIA170wird die Langzeit-Archivierung von photografischen Mate-rialien bearbeitet. Die Partner171, ein Zusammenschluss aus Nationalbibliotheken und Wissenschaftsinstituten, wenden sich in SEPIA II dem Austausch von Erfahrungen, der Offentlichkeitsarbeit und der semantischen maschinenlesbaren Beschreibung zu.¨

Der Beitrag aus Deutschland zielt auf die Langzeit-Archivierung der ca. 10 Millionen Fotografien des Bundesarchivs172 ab. Koordinierungsstelle ist die ECPA173. Ein wichti-ges Ergebnis von SEPIA ist SEPIADES174.

Das EU-Projekt Erpanet175 (Electronic Resource Preservation and Access Network) soll als europ¨aische Plattform des Informationsaustauschs zur Langzeit-Archivierung die-nen. Es hat die Knoten HATII (TheHumanities Advanced Technology and Information In-stitute, Glasgow), dasNationaal Archief van Nederland, dasIstituto di Studi per la Tutela dei Beni Archivistici e LibrariderUniversita degli Studi di Urbino Carlo Bo, dasSchweizerische Bundesarchiv, und PADI. Standort ist Glasgow, Schottland.

3.5.11.3 Das Forschungsprogramm FP6

Im ISTSixth Framework Programme FP6176gab es imCall 5eineStrategic Objectivezu Ac-cess to and preservation of cultural and scientific resources. Die Mitarbeit in denSpecific Pro-grammes177 und den Advisory Groups178 durch kompetente Vertreter aus Deutschland sollte auch zu einer st¨arkeren Beteiligung in den aktuellen Ausschreibungen f ¨uhren.

Deutschland als einer der großen Industriestaaten in der EU sollte eine starke und aktive Rolle in den EU-Entwicklungslinien ¨ubernehmen und sich hierzu vielf¨altig als Projektnehmer an den aktuellen Calls sowie engagiert an den weiteren Planun-gen und RichtungsenscheidunPlanun-gen beteiliPlanun-gen.

Im Dokument nestor – materialien 7 (Seite 72-76)