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3 Pädagogisch diagnostizieren im Schulalltag

4.3 Erstellung von Kompetenzrastern

In welchen Schritten wird ein Kompetenzraster aufgebaut?

Die komplexe Aufgabe, ein Kompetenzraster zu erstellen, soll durch die folgenden Pla-nungsschritte erleichtert werden. Diese systematische Herangehensweise beschleunigt den Erstellungsprozess und verhindert, dass das fertige Produkt mehrmals nachgebessert wer-den muss.

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, ein Kompetenzraster im Lehrerteam an-zufertigen. Die Inspiration und der gegenseitige Austausch erleichtern die Auf-gabe und sorgen für Klärung, was generell in einer Klasse erreicht werden soll. Somit kann das gemeinsame Erstellen eines Kompetenzrasters als In-strument der Schul- und Unterrichtsentwicklung gesehen werden.

Im Folgenden sollen diese Schritte konkretisiert und anhand eines Beispiels entwickelt wer-den.

Ist die Entscheidung getroffen, ein Kompetenzraster zu entwickeln, ist dieser Punkt in der Regel bereits geklärt. Welche Kompetenzen sollen anhand des Kompetenzrasters geprüft werden? Soll das Kompetenzraster z. B. soziale Kompetenzen erfassen? Oder soll lediglich ein Ausschnitt der Sozialkompetenz, wie z. B. die Teamfähigkeit dargestellt werden? Oder soll das Kompetenzraster zur Analyse der Kompetenzentwicklung in einer Unterrichtsreihe dienen und sowohl fachliche als auch überfachliche Kompetenzen enthalten, die in dieser Unterrichtsreihe zum Tragen kommen werden?

1. Kompetenzbereich festlegen 2. Kriterien festlegen

3. Parameter finden

4. Höchste und niedrigste Niveaustufe formulieren

5. Niveaustufen vervollständigen

6. Einsatz im Unterricht

7. Überprüfung und Überarbeitung des Kompetenzrasters

1. Kompetenzbereich festlegen

Einfluss auf diese Überlegungen haben zum einen curriculare Vorgaben (Welche Kompe-tenzen sind im Lehrplan und in dessen Vor-bemerkungen formuliert?) und zum anderen Zielsetzungen im Lehrerteam bzw. Vorhaben im Schulentwicklungsprozess.

Steht der Kompetenzbereich für das Kompetenzraster fest, ist es nun hilfreich, beobachtbare Merkmale (Kriterien) zusam-menzutragen, die das zu errei-chende Verhalten oder Ergebnis beschreiben (für Prozess, Pro-dukt und evtl. Präsentation).

Die Liste der Kriterien sollte jedoch überschaubar bleiben.

Eine Maximalzahl von sechs bis sieben Kriterien hat sich in der praktischen Arbeit als sinnvoll erwiesen. Stellt sich heraus, dass für den gewählten Kompe-tenzbereich zu viele Kriterien zur Beurteilung existieren, wäre es eher sinnvoll, den Themenbe-reich für das Kompetenzraster einzugrenzen.

Die gefundenen Kriterien bilden die erste Spalte im Kompetenzraster.

Nun muss das jeweilige Kriterium genauer differenziert werden. Welche Aspekte bzw. Para-meter beschreiben das Kriterium? Woran kann das Kriterium beobachtet werden?

Dieser Schritt ist sehr wichtig, um eine systematische Vorgehensweise zu gewährleisten und eine spätere Unterscheidbarkeit der Niveaustufen zu erleichtern.

Würde man z. B. beim Kriterium „Konzentriert arbeiten“ die Niveaustufen mit „Ich arbeite ge-legentlich konzentriert“, „Ich arbeite häufig konzentriert“ und „Ich arbeite immer konzentriert“

beschreiben, wäre das für den Schüler wenig hilfreich. Parameter wie …

 Dauer der Konzentrationsspanne,

 Fähigkeit, Störquellen auszublenden,

 Techniken, um die Konzentration wiederherzustellen, 2. Kriterien festlegen

3. Parameter finden

Abbildung 4-9: Schritt 2 Kriterien festlegen

Abbildung 4-8: Schritt 1 Kompetenzbereich festle-gen

Kriterienliste für den Kompetenzbereich Eigenverant-wortung:

 Eigenen Lernprozess gestalten

 Konzentriert arbeiten

 Nachfragen und bei Bedarf Hilfe holen

 Arbeitsergebnisse einschätzen und optimieren

 Arbeitsprozesse reflektieren und weiterentwickeln

Kriterium „Eigenen Lernprozess gestalten“

Parameter:

- Plan erstellen - Plan einhalten

- Lernanstrengungen abschätzen - Lernstrategien einsetzen

 Bedingungen festlegen und schaffen, wie ein Maximum an Konzentration herzustellen ist helfen dem Schüler, seine

Konzentrati-onsfähigkeit genauer einzuschätzen und geben ihm Hinweise, an welchen Aspekten er ansetzen kann, um im Hin-blick auf seine Konzentrationsfähigkeit eine höhere Niveaustufe zu erlangen.

Ergeben sich für ein Kriterium zu viele Parameter, müssen entweder Über-punkte gefunden werden oder das Kriterium ist in zwei oder mehrere Kriterien aufzuspalten. Würde ein Kriterium mit sechs oder mehr Parameter beschrie-ben, erschwert das die Arbeit an der konkreten Ausformulierung der Kompe-tenzstufen enorm. Je mehr Parameter beschrieben werden, desto eher besteht die Gefahr, zu viele Ausprägungskombinationen zu erhalten. Aus der praktischen Erfahrung zeigt sich, dass zwei bis vier Parameter für die Kompetenzbeschreibung gut handhabbar sind.

Bevor mit der Arbeit begonnen werden kann, die Niveaustufen auszuformulieren, muss ge-klärt werden, wie viele Kompetenzstufen angelegt werden sollen. Durch die Kompetenzstu-fen wird der Lernprozess in einzelne NiveaustuKompetenzstu-fen gegliedert. Dabei ist zu beachten, dass die Niveaustufen nicht zu fein gegliedert sein sollten. Mehr als sechs Stufen sind kaum noch klar abzugrenzen und stellen hohe Anforderungen an den Ersteller.

Ideal handhabbar ist die Einteilung in vier oder fünf Niveaustufen. Generell kann hierbei da-von ausgegangen werden, dass ein jeweils höheres Bildungsniveau der Schüler auch eine höhere Anzahl der Kompetenzstufen rechtfertigt.

Die Niveaustufen können auf verschiedene Arten benannt werden. Häufig kommt eine Eintei-lung nach den Stufen A, B, C … oder 1, 2, 3 … vor. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Niveaustufen explizit zu benennen, wie z. B. „Wiedergeben“, „Zusammenhänge herstel-len“, „Verallgemeinern“ oder „Wahrnehmung“, „Grundfertigkeiten“, „Gestalten“, „Reflexion“

oder auch eine Einteilung nach „Wissen“, „Verstehen“, „Anwenden“, „Analysieren“, „Reflek-tieren“ vorzunehmen, was sich eher an kognitiven Lernprozessen und damit an den klassi-schen Lernzieltaxonomien orientiert.

Sind diese Vorüberlegungen geklärt, beschreibt man für jedes Kriterium in kurzen Sätzen die höchste und die niedrigste Niveaustufe, indem man die vorher festgelegten Parameter ver-wendet. Da das Kompetenzraster im Wesentlichen ein Instrument für die Hand des Lernen-den ist, sollte die Formulierung der Niveaustufen aus der Schülerperspektive erfolgen. Die Formulierungen sollten so sein, dass sie für den Schüler verständlich und leicht zu erfassen sind. Wenn möglich, sollten die Formulierungen beobachtbares Verhalten beschreiben.

4. Höchste und niedrigste Niveaustufen formulieren

Abbildung 4-10: Schritt 3 Parameter finden

Negative Formulierungen (z. B. „Ich bin nicht in der Lage, eigenständig einen Plan für mei-nen Lernprozess zu erstellen“) sollten nicht verwendet werden, um eine Demotivation des Schülers zu vermeiden. Können auf der untersten Niveaustufe ein Teil der Parameter nicht beobachtet werden, werden sie in den Text nicht aufgenommen.

Sind die beiden Rand- bzw. Extremstufen des Kompetenzrasters formuliert, fällt es leichter, die Zwischenstufen zu beschreiben. Wird bei der Arbeit an den Formulierungen jedoch klar, dass eine derartig feine Differenzierung, wie ursprünglich geplant, sprachlich kaum erfassbar ist bzw. für die Schüler nicht mehr deutlich unterscheidbar wäre, sollten eine oder zwei Ni-veaustufen gestrichen werden.

Idealerweise hat das fertige Kompetenzraster den Umfang einer DIN-A4-Seite im Querfor-mat.

Das nun erstellte Kompetenzraster könnte als „Beta-Version“ bezeichnet werden. Erst der konkrete Einsatz im Unterricht zeigt noch Verbesserungspotenziale und -erfordernisse. Da-bei sollte nicht nur auf die Beobachtungen der Lehrkraft zurückgegriffen werden, sondern auch die Einschätzung der Schüler. Erfahrungsgemäß können sie sehr gut beurteilen, wie aussagekräftig und hilfreich die einzelnen Aspekte für sie formuliert sind und welche Aspekte evtl. noch fehlen bzw. nicht ohne Weiteres beurteilt werden können.

Die Ergebnisse der ersten Einsatzversuche im Unterricht und die Rückmeldungen der Schü-ler sollten im Kompetenzraster eingearbeitet werden. Damit ist die endgültige Version fertig gestellt.

5. Niveaustufen vervollständigen

6. Einsatz im Unterricht

7. Überprüfung und Überarbeitung des Kompetenzrasters

Abbildung 4-11: Schritt 4 Höchste und niedrigste Niveaustufe