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3 Methodisches Vorgehen

3.3 Ermittlung des Fortbildungsbedarfs von Pflegekräften

Zur Ermittlung des Fortbildungsbedarfes in der Pflege wurden zwei vierstündige mo-derierte Workshops mit dem Titel: „Hauptsache weg vom Bett ??? – Chancen für ei-nen Wiedereinstieg in die Pflege“ (Anhang A7) mit einundzwanzig examinierten Pfle-gekräften durchgeführt sowie eine einstündige Gruppendiskussion mit sechs Bil-dungsreferenten, die in der Fort- und Weiterbildung für Pflegende tätig sind. Zu den beiden moderierten Workshops wurden ausführliche Beobachtungsprotokolle ange-fertigt (Anhang A8 und A9), das Gruppeninterview wurde zusätzlich aufgezeichnet und transkribiert. (Anhang A10)

Diese Methodenkombination ermöglichte, nähere Einblicke in zwei Perspektiven von Fortbildungen zu gewinnen: Auf der einen Seite die Sichtweise der Pflegenden, die die Adressaten der Fortbildungen sind und auf der anderen Seite die Perspektive der Bildungsreferenten, die Fort- und Weiterbildungen konzipieren und durchführen.

Das so gewonnene Material wurde nach den Regeln der Grounded Theory analysiert (vgl. STRAUSS 1998). Die ausführlichen Beobachtungsprotokolle und die Verschrif-tung des Gruppeninterviews dienten als Grundlage für die Generierung von Themen und Hypothesen, für die Anfertigung von Memos, um Kodes und Schlüsselkategorien zu entwickeln. Durch das Kodieren werden Hypothesen und Lesarten gebildet, aus denen die konzeptuelle Dichte der Theorie erwächst. Dabei wurde zunächst offen, dann selektiv und axial kodiert. Der Forschungsprozess wird fortlaufende durch das Schreiben von theoretischen Memos bestimmt, um sich von den Daten zu entfernen und sich in analytische Ebenen zu begeben (vgl. STRAUSS 1998: 49f). Anhand dieser Methode wurden die Workshops und das Gruppeninterview analysiert und die Ergeb-nisse gesichert.

Zu den Workshops wurde unter Studierenden des Fachbereichs Pflege und Gesund-heit der Fachhochschule Fulda in den Studiengängen Pflege (grundständig primär-qualifizierend) Pflegemanagement und Gesundheitsmanagement (auf eine Ausbil-dung in Gesundheitsberufen aufbauendes WeiterbilAusbil-dungsstudium), bei den fünfzehn akademischen Lehreinrichtungen der Fachhochschule Fulda (ambulante und statio-näre Einrichtungen der Kranken- und Altenpflege) sowie über einen inoffiziellen Ver-teiler aus lose kooperierenden Pflegeeinrichtungen eingeladen. Über diesen Weg wurden primär Pflegekräfte aus Hessen erreicht. Zwei der Teilnehmende hatten Aus-landserfahrungen (Schweiz und England). Die Pflegeeinrichtungen, in denen die Pflegenden Erfahrungen gesammelt hatten, waren in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen und Sachsen. Die Diskussion mit Bildungsreferenten wurde in einer größeren Bildungseinrichtung in Nordrhein-Westfalen durchgeführt, die einen Arbeitskreis kooperierender Pflege-Bildungsreferenten eingeladen hatten.

Mit den Workshops wurden primär, aber nicht ausschließlich, Teilnehmende erreicht, die über einen Ausstieg in der Pflege nachdenken, aus der Pflege zumindest vor-übergehend ausgestiegen sind oder nach einem Studium wieder in die Pflege – in neuer Funktion – eingestiegen sind. Die als Ergebnis der Analyse möglichen Aussa-gen können insofern nur für die Gruppe der aufstiegsorientierten, motivierten poten-ziellen Aussteigerinnen und Aussteiger Gültigkeit in Anspruch nehmen. Andere Grup-pen von Aussteigern oder Ausstiegswilligen wurden über dieses Verfahren nicht er-reicht. Innerhalb dieser Gruppe aufstiegsorientierter und motivierter Pflegekräfte wa-ren dagegen maximale Kontraste vertreten:

• Pflegekräfte, die sich in vielen Jahren innerhalb der Pflege durch Fortbildung und Berufserfahrung weiterentwickelt haben und aus der Pflege nicht aussteigen wol-len und Pflegekräfte, die auf bis zu fünfundzwanzig Jahre Berufserfahrung zurück-blickend nunmehr über die Möglichkeit zu studieren nachdenken

• Pflegekräfte, die direkt nach der Ausbildung ein Studium aufgenommen haben und Pflegekräfte, die ihr Examen erst nach Studienabschluss abgeschlossen haben, und nunmehr in der direkten Pflege arbeiten

• Pflegekräfte, die während des Studiums weiter in der direkten Pflege tätig sind – als examinierte Kräfte auch in Hilfskraftstellen – und Pflegekräfte, die während des Studiums nicht oder in anderen Jobs arbeiten

• Pflegekräfte, die nach dem Studium auf keinen Fall wieder in die Pflege zurück möchten und solche, die dies gerne tun möchten

• Pflegekräfte, die ihr Studium vor kurzem abgeschlossen haben und seit kurzer Zeit wieder in der Pflege tätig sind und Pflegekräfte, die nach einem auch schon länger zurückliegenden Studiumsabschluss gerade auf Arbeitssuche sind

• Pflegekräfte, die nach dem Studium nun mehr bereits etliche Jahre in Stabsfunk-tionen (z. B. Innerbetriebliche Fortbildung, Krankenpflegeschule oder Qualitäts-beauftragte) in der Pflege tätig sind, und Pflegekräfte, die vor und nach dem Studi-um in der direkten Pflege gearbeitet haben, inzwischen aber erneut ausgestiegen sind und an der Hochschule als wissenschaftliche Mitarbeiter/innen tätig sind.

Der Anteil an Männern war in den Workshops mit 24 Prozent etwas höher als in der Pflege (17 Prozent, vgl. RKI 2004: 37), aber annähernd repräsentativ.

In den Workshops wurden Pflegende aus der ambulanten und der stationären Pfle-ge, aus der Alten- und der Krankenpflege und aus der psychiatrischen Pflege – leider aber nicht aus der Kinderkrankenpflege –, aus unterschiedlichen Stationen der Kran-kenpflege – OP-Schwestern, Intensiv- und Wachstationen, Chirurgie, Neurochirurgie, Innere und Palliativpflege –, aus kleinen Häusern, aus Kliniken der Maximalver-sorgung und aus Universitätskliniken erreicht.

In der Gesprächsrunde der Bildungsreferenten waren ebenfalls die Kranken- und Altenpflege vertreten. Alle Teilnehmerinnen hatten ein Studium absolviert, in Pädago-gik, PflegepädagoPädago-gik, Pflegemanagement oder Sozialpädagogik.

Zentrale Fragestellungen der beiden einheitlich konzipierten Workshops waren die nach Belastungen und Ressourcen in der Tätigkeit der Pflege und danach, was die Teilnehmer/innen selbst oder andere lernen möchten oder sollten, um Belastungen zu reduzieren oder zu bewältigen und um gesundheitsfördernde Ressourcen ent-wickeln zu können. Einleitend sollten sich die Teilnehmenden vorstellen und über ihren beruflichen Werdegang etwas erzählen. Während des Erzählvorgangs sollte der Satz „Wenn ich an meine Berufserfahrung in der Pflege denke…“ vervollständigt werden. Die Beiträge wurden visualisiert und diskutiert. Nach jeder Themenrunde wurden durch die Moderatorin ergänzende Fragen aufgeworfen und Ergebnisse zu-sammenfassend gespiegelt (z. B. „Sie haben keine körperlichen Belastungen ge-nannt. Wie ist das zu verstehen?“ oder „Sie haben hier die besseren Erfahrung im Ausland thematisiert. Können Sie bitte noch mal verdeutlichen, was Sie damit genau meinen?“).

Die Gruppendiskussion wurde nach einem zuvor entwickelten Leitfaden durchgeführt und mit Einverständnis der Teilnehmerinnen aufgezeichnet. Zentrale Fragen waren z. B. „Was erzählen Leute, die in die Weiterbildungen kommen, welche Probleme haben sie? Warum wollen Sie sich weiterqualifizieren? Wollen Sie weg von der direk-ten Pflege?“, „Wie könnte man die Gruppe von Pflegenden charakterisieren, die jetzt am Bett stehen und bleiben?“ oder „Gibt es Programme für Wiedereinsteiger?“

Die zentralen Ergebnisse der Workshops und der Gruppendiskussion sollen im Fol-genden thematisch sortiert dargestellt werden.

4 Der Fortbildungsbedarf: Ergebnisse aus den