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Fütterungskonzepte

2.1 TS-Aufnahme 2.2 Energieversorgung 2.3 Sonstige Nährstoffe

3. Auswirkungen der forcierten Energie- und Nährstoffaufnahme von tragende n Sauen bei ad libitum-Fütterung

3.1 Körpermasseentwicklung 3.2 Rückenspeckdicken 3.3 Umweltaspekte

3.4 Wirtschaftliche Aspekte

4. Leistungen von Sauen bei unterschiedlicher Fütterung in der Gravidität 4.1 Wurf- und Ferkeldaten

4.2 Reproduktionsleistung nach dem Absetzen 5. Gesundheit und Gesundheitsstörungen

5.1 in der Trächtigkeit

5.2 im peripartalen Zeitraum und in der Säugezeit 6. Schlussfolgerungen

1. Kritik der Methodik

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Feldstudie, die auf zwei üblichen landwirtschaftlichen Betrieben und nicht auf einem speziellen Versuchsbetrieb durchgeführt wurde. Im Folgenden sollen daher sowohl die Versuchsanstellung an sich, wie auch die Erfassung der Parameter während der Studie kritisch betrachtet werden.

Da es sich um eine Feldstudie handelte, war es erforderlich, die Datenerhebungen in den normalen Betriebsablauf zu integrieren, um diesen nicht unnötig zu stören. Somit musste zum Teil auf Daten (wie zum Beispiel die Bestimmung der Körpermassen am Tag der Geburt und kurz danach), die aus wissenschaftlicher Sicht sicherlich interessant und für die statistische

anzuführen, dass die Bedingungen in den beiden Betrieben nicht immer identisch waren, d.h.

dass neben dem Faktor „Fütterungskonzept“ auch betriebspezifische Effekte einflossen.

Allerdings blieben die Bedingungen in beiden Betrieben über den gesamten Versuchszeitraum hin konstant, so dass hierdurch bedingt kein weiterer Einfluss entstand.

Da beide Landwirte ihre Betriebe auch aufgrund eigenen Interesses an der Fragestellung der Untersuchung zur Verfügung stellten und damit auch einen Mehraufwand an Arbeit auf sich nahmen, kann bei den erhobenen Daten eine gewissenhafte betriebsinterne Dokumentation vorausgesetzt werden. Hinzu kommt, dass sie die Tiere jeden Tag betreuten und vor allem auch zur Geburtsüberwachung bei den meisten Geburten anwesend waren; somit war ihre Mithilfe zur kontinuierlichen Datenerfassung auf beiden Betrieben unerlässlich. Da die von den Landwirten zu erfassenden Daten zudem keine subjektive Einschätzung erlaubten, sondern sich auf konkrete Werte beliefen (zum Beispiel Anzahl lebend geborener Ferkel oder die Rektaltemperatur einer erkrankten Sau), kann von einer objektiven Bestimmung der jeweiligen Parameter ausgegangen werden.

Andererseits gab es auch betriebspezifische Einflüsse, die für die Ergebnisse der Studie und ihre Auswertung von Bedeutung sind. So handelte es sich zum Teil um unterschiedliche Sauenherkünfte. Eingesetzt wurden Kreuzungsprodukte verschiedener Zuchtorganisationen, d.h. es waren diesbezüglich gewisse Unterschiede zwischen den Betrieben gegeben.

Allerdings veränderte sich diese Einflussgröße über den Zeitraum der Untersuchung im jeweiligen Betrieb nicht und kann somit als betriebsspezifischer Faktor angesehen werden.

In beiden Betrieben erfolgte im Allgemeinen am 35. Tag der Trächtigkeit eine Umstallung ganzer Sauengruppen in das jeweilige Haltungssystem bzw. Fütterungskonzept. Es ist jedoch kritisch anzumerken, dass bereits vor dem 35. Tag eine gewisse Selektion von erkrankten und/oder gruppenuntauglichen Tieren durch die Landwirte stattfand, so dass in Einzelfällen solche Tiere nicht in der Dokumentation erschienen. Ebenso erfolgte eine gezielte Umstallung von Jungsauen in den jeweiligen Gruppen. In Betrieb I wurden die Tiere während der Gravidität meist in Kastenständen gehalten, in Betrieb II erfolgte im Gegensatz hierzu eine Kleingruppenhaltung mit Dribbelfütterung. Aus betriebsorganisatorischen Gründen war es zudem mitunter nötig, ganze Sauengruppen umzustallen, so dass die bis zu diesem Zeitpunkt erhobenen Daten verworfen werden mussten und somit nicht in die Auswertung einflossen.

Leider war die Verteilung der Jungsauen auf die Kontroll- und Versuchsgruppen nicht zufällig, so dass dieser Einflussfaktor einer besonderen Darstellung und statistischen Auswertung unterzogen werden musste.

Die Futtermittel zur Herstellung der verschiedenen Mischfutter auf den Betrieben wurden, soweit es möglich war, von denselben Händlern bezogen. Da jedoch außerdem betriebseigenes Getreide zum Einsatz kam, das zudem aus verschiedenen Ernten stammte, konnte eine Variation der Mischfuttermittel, sowohl bezüglich der Anteile (botanische Zusammensetzung) wie auch der Gehalte, d.h. der chemischen Zusammensetzung, nicht vermieden werden. Diese Unterschiede zwischen den beiden Betrieben waren allerdings nicht so stark, als dass hierdurch bedingt ein gerichteter Effekt auf den Vergleich der beiden Fütterungskonzepte zu erwarten gewesen war.

Die Bestimmung der Körpermassen fand an den Tagen 35 und 108 der Trächtigkeit sowie am Tag 21 nach der Geburt statt. Dies waren die Termine, an denen die Tiere ohnehin umgestallt wurden. Die Umstallungen der Sauen erfolgten je nach Zeitplan der Landwirte zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die Tiere hatten so unter Umständen kurz zuvor eine Mahlzeit erhalten, während andere Gruppen erst einige Stunden nach der Fütterung umgestallt wurden, was – auch wenn hier nur von einem geringgradigen Effekt auszugehen ist – entsprechend berücksichtigt werden muss. Weitere Wiegungen der Sauen 2-3 Tage nach den Futterumstellungen sowie vor und nach der Geburt zur Feststellung der Masse der Trächtigkeitsprodukte wurden nicht durchgeführt. Dies wäre mit einem hohen zeitlichen Aufwand für die Landwirte verbunden gewesen. Viel wichtiger erschien jedoch die Befürchtung, die Sauen könnten aufgrund des zusätzlichen Stresses abortieren. Weiterhin sollte prinzipiell jede Unruhe in den Abferkelbuchten vermieden werden, um den Tieren eine möglichst störungsfreie Geburt zu ermöglichen und die Ferkelverluste durch Erdrücken aufgeregter Sauen auf einem möglichst niedrigen Niveau zu halten.

Anzumerken ist auch, dass nicht alle Sauen exakt am gleichen Tag belegt worden waren, somit konnten die Trächtigkeitstage beim Umstallen nicht für alle Sauen einer Gruppe genau gleich sein. Beim Umstallen waren jedoch jeweils die meisten Tiere der Gruppe seit 35 bzw.

108 Tagen tragend.

Ebenso verhielt es sich mit dem Absetztermin. Bedingt durch unterschiedliche Geburtstermine differierte die Laktationsdauer geringgradig (siehe Ergebnisteil). Die Sauen in den Gruppen der beiden Betriebe wurden jeweils zum gleichen Zeitpunkt abgesetzt und in der darauffolgenden Woche belegt. Durch eine gewisse Variation des Absetz- Beleg-Intervalles ergaben sich nicht für alle Sauen einer Gruppe identische Termine des Trächtigkeitsbeginns.

Weitere Unterschiede resultierten aus der Variation in der Trächt igkeitsdauer von 114 ± 3 Tagen. Im Betrieb I war außerdem die Tendenz zu beobachten, eine gegebenenfalls

II der Fall war. Das Alter der Ferkel am Absetztermin war somit im Mittel um ca. einen Tag geringer als in Betrieb II.

Bei beiden Betrieben handelte es sich um spezialisierte Sauenhaltungen. Im zweiwöchigen Rhythmus wurden Ferkel abgesetzt und verkauft. In diesem Rhythmus erfolgte dementsprechend auch die Einstallung der Sauen in die Abferkelbuchten. Um möglichst hygienische Bedingungen für die Geburt zu schaffen, wurden die Abteile zwischen den Belegungen intensiv gereinigt und desinfiziert. Zu diesem Zweck war es erforderlich, alle Würfe mit einem Alter von mindestens 18 Tagen abzusetzen.

Insgesamt wurden in beiden Betrieben mehr Ferkel von Sauen weg- als zugesetzt, was sich somit auf die Anzahl der Ferkel auswirkte. Dies ist dadurch zu erklären, dass Ammensauen genutzt wurden, um bei großen Würfen den Ferkelversatz zu erleichtern. Nach Möglichkeit wurden keine Sauen aus der Untersuchung dafür verwendet und wenn dies doch der Fall war, so fielen die Daten dieser Sau aus der Auswertung heraus. Weiterhin ist zu bedenken, dass unterschiedliche Anzahlen von Jungsauen in die Mittelwerte der verschiedenen Fütterungsgruppen eingerechnet wurden. In beiden Betrieben wurde darauf geachtet, dass die Sauen im ersten Wurf möglichst 10 bis 12 Ferkel säugten, um eine ausreichende Anbildung aller Gesäugekomplexe zu gewährleisten.

Es war nicht möglich, bei allen Geburten anwesend zu sein, um die Ferkelgewichte unmittelbar nach der Geburt sofort zu ermitteln. Aus diesem Grund wurde der maximale Zeitraum zwischen Geburt und Bestimmung der Geburtsgewichte auf 24 Stunden festgelegt.

In einzelnen Fällen waren zum Zeitpunkt der Gewichtsbestimmung Ferkel bereits zu anderen Sauen versetzt oder ve rendete Ferkel bereits entsorgt worden.

Bei den ersten Krankheitssymptomen einer Sau nach der Geburt wurde von den Betriebsleitern die rektale Körpertemperatur gemessen und von tierärztlicher Seite eine antiphlogistische sowie antibiotische Behandlung eingeleitet. Der Schweregrad der Erkrankung und damit die Einstufung im verwendeten Schlüssel hing insofern auch vom Zeitpunkt der Erkennung der Erkrankung ab.

Zur Bestimmung der Kotqualität wurden jeweils Proben von frisch abgesetztem Kot ohne Identifikation der Einzeltiere genommen. Hier wäre eine Verlaufsuntersuchung der Parameter von Einzeltieren genauer gewesen. Zu diesem Zweck hätte aber eine rektale Entnahme der Kotproben erfolgen müssen, was in der Gruppenhaltung nahezu unmöglich erschien und in jedem Fall mit vermehrtem Stress für die Sauen einhergegangen wäre. Durch einen technischen Defekt der Tiefkühltruhe, in der die Kotproben bis zur weiteren Verarbeitung

aufbewahrt wurden, taute das dort gelagerte Material mehrmals auf. Eine Bestimmung der Kotqualitäten erschien unter diesen Umständen nicht mehr sinnvoll. Durch diesen Zwischenfall wurde die Anzahl an ausgewerteten Kotproben deutlich reduziert.

Die pH – Werte im Harn wurden nur dann bestimmt, wenn zwischen Auffangen und Messung maximal 30 Minuten vergangen waren. Dies schränkte die Probenanzahl, da diese Messungen nicht durch die Betriebsleiter erfolgten und die Betriebe für die Untersuchung nur stundenweise aufgesucht wurden, deutlich ein.

2. Ermittelte TS-Aufnahme und damit verbundene Energie- und Nährstoffversorgung tragender Sauen im Vergleich beider Fütterungskonzepte

2.1 TS-Aufnahme

Bei tragenden Sauen geht man von einer durchschnittlichen Trockensubstanz(TS)- Aufnahmekapazität von 2% der Körpermasse aus (KAMPHUES et al. 2004). Unter dieser Prämisse lässt sich bei einer durchschnittlichen Körpermasse von 231 bis 253 kg der Sauen in den verschiedenen Fütterungsgruppen dieser Studie am Tag 35 der Trächtigkeit eine mögliche TS – Aufnahme von durchschnittlich 4,6 bis 5,0 kg TS pro Tier und Tag kalkulieren.

Wenn auch die gemessenen TS-Aufnahmen der ad libitum gefütterten Sauen deutlich höher waren als bei den restriktiv gefütterten Tieren (Tabellen 49 und 50), wurde die angenommene Kapazität von 2 % der KM bei weitem nicht ausgeschöpft (Tabelle 48). Die in der vorliegenden Studie ermittelten TS-Aufnahmen betrugen maximal 1,49 % der KM und konnten nur bei den ad libitum gefütterten Tieren in Betrieb II im Zeitraum zwischen dem 35.

und 80. Tag der Gravidität beobachtet werden. Dass die Sauen hingegen prinzipiell in der Lage sind, größere Mengen an Futter aufzunehmen, zeigte der Futteranstieg in der Versuchsgruppe A (ad libitum gefütterte Sauen in Betrieb I). Hier fraßen die Sauen an einem Tag nur sehr geringe Mengen, wobei der Grund für diese niedrige Futteraufnahme nicht geklärt werden konnte. Ähnliche Beobachtungen in den Untersuchungen von SCHADE (2000) ließen sich auf einen technischen Defekt zurückführen (hier war das trockenschnitzelreiche Futter im Automaten feucht geworden und hatte den Auswurfschlitz blockiert). Obwohl am Futterautomaten der Gruppe A keine Funktionsbeeinträchtigung festgestellt werden konnte, ist aber eine Blockierung des Rüttelmechanismus über einige Stunden durchaus vorstellbar. Am folgenden Tag kompensierten die Sauen diese reduzierte Futteraufnahme mit einer mittleren Futteraufnahme von 6,18 kg/Tier, was einer TS – Aufnahme von 2,2 % der Körpermasse entsprach. Diese Daten stützen die Vermutung, dass

Allgemeinen einschränken und nur bei Futterkarenz und folglich dementsprechend höherem Appetit in der Folgezeit mehr an Menge aufgenommen wird. Die charakteristischen Eigenschaften von Trockenschnitzeln bestehen in einem hohen Wasserbindungsvermögen (BERTIN et al. 1986) sowie einem hohen Anteil an bakteriell fermentierbarer Substanz (vor allem Pektine). Infolge der hohen Wasserbindungskapazität kommt es zu einem Quellen der Fasern und einem damit verbundenen großen Volumen im Magen-Darm-Trakt der Tiere. Dies führt zunächst zu einem mechanischen Sättigungsgefühl. Durch den verzögert einsetzenden bakteriellen Aufschluss der Rohfaser im Bereich des Dickdarmes kommt es darüber hinaus zur Absorption von freigesetzten kurzkettigen Fettsäuren. Diese dienen als Energielieferanten und führen zu einem flacher verlaufenden und länger anhaltenden Glukose-, Insulin- sowie Acetatgehalt im Serum der Tiere, wodurch es zu einer „metabolischen“ Sättigung der Tiere kommt (BROUNS et al. 1994, VESTERGAARD u. DANIELSEN 1998, BECKER 2003).

Die dennoch relativ hohen Futteraufnahmen der Sauen (etwa 4 kg uS / Tier /Tag) zeugen von einer hohen Schmackhaftigkeit des Mischfutters. Bedingt durch die Melassierung vor dem Trocknungsprozess ist hierfür vermutlich der Restzuckergehalt der Trockenschnitzel in Höhe von 10 bis 11 % von Bedeutung. Um die Akzeptanz des Futters und damit die täglich realisierten Aufnahmen zu senken, könnten schwach- oder unmelassierte Trockenschnitzel zum Einsatz kommen. Durch einen hieraus resultierenden höheren Anteil an Pektinen könnte auf diesem Wege auch die Wasserbindungskapazität erhöht und die Futteraufnahme evtl.

weiter reduziert werden.

Bei den restriktiv gefütterten Tieren sollte das Futter so konzipiert sein, dass auch bei geringer Futtermenge eine ausreichende, aber nicht übermäßige Versorgung der Tiere gewährleistet wird. Die oben angesprochene Ausschöpfung der TS-Aufnahmekapazität ist hierbei zwar nicht oberstes Ziel, dennoch sollte auf die realisierten TS-Aufnahmen der restriktiv gefütterten Sauen hingewiesen werden. Mit einem Wert von 0,79 % der KM bekamen die Sauen in der vorliegenden Studie lediglich 40 % der maximal möglichen Aufnahmekapazität. Bei einer solch geringen Futtermenge muss von einem andauernden Hungergefühl der Tiere ausgegangen werden. Dieses tritt etwa 1 bis 2 Stunden postprandial auf (VESTERGAARD et al. 1998) und führt unter anderem auch zu einem ve rmehrten Auftreten stereotyper Verhaltensweisen (LAWRENCE et al. 1989, TERLOUW et al. 1991).

Tabelle 48: TS-Aufnahme (% der KM) der tragenden Sauen vom 35. bis 80. bzw. vom 81. bis 108. Tr.-Tag bei restriktivem Futterangebot im Vergleich zur ad libitum-Fütterung

Betrieb I Betrieb II

TS – Aufnahme ad libitum restriktiv ad libitum restriktiv

niedertragend 1 1,44 0,95 1,49 0,79

hochtragend 2 1,26 1,21 1,21 0,83

1 kalkuliert anhand mittlerer KM am Tag 35 und Futteraufnahmen vom 35. bis 80. Tr.-Tag

2 kalkuliert anhand mittlerer KM am Tag 108 und Futteraufnahmen vom 81. bis 108. Tr.-Tag

In den Tabellen 49 und 50 sind die täglich aufgenommenen Mengen an Trockensubstanz sowie die hieraus resultierende Energie- und Nährstoffversorgung der Tiere im Vergleich zu empfohlenen Werten dargestellt. Diese gelten für Tiere mit einer KM von 120 bis 180 kg. Je 10 kg KM über diesem Bereich sollte eine Zulage von 1 MJ ME erfolgen.

Tabelle 49: TS-Aufnahme sowie hieraus resultierende Energie- und Nährstoffversorgung (Angaben pro kg Futter bzw. pro Tier und Tag) niedertragender Sauen (KM von 230 bis 250 kg) vom 35.-80. Trächtigkeitstag im Vergleich zu üblichen Empfehlungen (Sauen mit KM von 120 bis 180 kg)

Betrieb I Betrieb II Em-

ad libitum restriktiv ad libitum1 restriktiv pfehlung /kg TS /Tag /kg TS /Tag /kg TS /Tag /kg TS /Tag /Tag

1 In Betrieb II wurde die Futteraufnahme über die gesamte Zeit der Untersuchung kalkuliert. Hier ist keine Unterscheidung in die Futteraufnahme nieder- und hochtragender Tiere möglich.

Tabelle 50: TS-Aufnahme sowie hieraus resultierende Energie- und Nährstoffversorgung (Angaben pro kg Futter bzw. pro Tier und Tag) hochtragender Sauen (KM von 270 bis 300 kg) vom 81.-108. Trächtigkeitstag im Vergleich zu üblichen

Empfehlungen (Sauen mit KM von 120 bis 180 kg)

Betrieb I Betrieb II Em-

ad libitum restriktiv ad libitum1 restriktiv pfehlung /kg TS /Tag /kg TS /Tag /kg TS /Tag /kg TS /Tag /Tag

1 In Betrieb II wurde die Futteraufnahme über die gesamte Zeit der Untersuchung kalkuliert. Hier ist keine Unterscheidung in die Futteraufnahme nieder- und hochtragender Tiere möglich.

2.2 Energieversorgung

Bezüglich der energetischen Versorgung zeichnete sich ab, dass die restriktiv gefütterten Tiere in beiden Betrieben im unteren Bereich der empfohlenen Bedarfswerte einzustufen waren. Unter Berücksichtigung der ermittelten Körpermassen können in beiden Betrieben für die niedertragenden Sauen Bedarfswerte von 30 – 35 MJ ME angeno mmen werden, bei den hochtragenden Tieren beträgt der tägliche Bedarf entsprechend 35 – 40 MJ ME. In Betrieb I war die Aufnahme im Zeitraum ab dem 80. Tag der Trächtigkeit mit 45,8 MJ ME/Tier/d auffallend hoch. Eine Futtermenge von 2,80 kg (uS) hätte in dieser Phase zur energetischen Bedarfsdeckung ausgereicht. Hier kann somit nur bedingt von bedarfsgerechter Versorgung gesprochen werden. Bei einem ad libitum Angebot des energiereduzierten Futters fraßen die Tiere deutlich über ihren Bedarf hinaus. Dies war besonders bei den niedertragenden Sauen im Zeitraum bis zum 80. Trächtigkeitstag zu beobachten. Hier wäre eine Futtermenge von 3 kg durchaus ausreichend gewesen, um den Energiebedarf zu decken. Da in der weiteren Trächtigkeitsphase ab dem 81. Tag die Futteraufnahme nur um etwa 0,5 kg anstieg (Betrieb I), war das Mißverhältnis zwischen der tatsächlich aufgenommenen und der zur Bedarfsdeckung erforderlichen Menge zum späteren Trächtigkeitsstadium nicht mehr ganz so groß. Im Gegensatz zur Frühgravidität, in der ein deutlicher „Luxuskonsum“ stattfand, waren die Futtermengen und die hieraus resultierenden Energieaufnahmen nur noch moderat oberhalb des Bedarfs einzustufen.

2.3 Sonstige Nährstoffe

Bei einem Vergleich der Fütterungskonzepte wird deutlich, dass die Sauen in allen Gruppen im Bezug auf Protein sowie Ca und P nicht nur bedarfsgerecht, sondern vielfach überversorgt waren. Lediglich die P –Versorgung der restriktiv gefütterten Sauen in Betrieb II war eher niedrig. Die restriktiv gefütterten Sauen beider Betriebe erhielten in der Zeit vom 35. bis zum 80. Trächtigkeitstag am oberen Bereich der Bedarfsnormen liegende Mengen an Protein, Ca und P. Einen besonders hohen „Luxuskonsum“ realisierten die ad libitum versorgten Sauen (siehe Tabellen 49 und 50). Hier wurden übliche Empfehlungen zum Teil deutlich überschritten. Dies ist jedoch nicht als ein Effekt des Fütterungskonzeptes an sich zu werten, sondern muss vielmehr auf die Futterzusammensetzung zurückgeführt werden. Wäre die Futteraufnahmemenge (hier 4 kg) vorher bekannt gewesen, hätte man die Nährstoffgehalte im Futter zurücknehmen können, um diese Überversorgung zu vermeiden.

3. Auswirkungen der forcierten Energie- und Nährstoffaufnahme von tragenden Sauen bei ad libitum Fütterung

3.1 Körpermassenentwicklung

Bedingt durch die erhöhte Futteraufnahme bei den ad libitum gefütterten Tieren ist eine entsprechende Beeinflussung der Körpermassenentwicklungen in diesen Gruppen zu erwarten. In beiden Betrieben waren die ad libitum gefütterten Saue n bei der Körpermassen-Bestimmung am 108. Tag der Trächtigkeit schwerer als die restriktiv gefütterten Tiere.

Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass sich im Magen-Darm- Trakt dieser Tiere – bedingt durch die höheren Verzehrsmengen und die besondere Futterzusammensetzung mit hohem Faseranteil - größere Mengen an Ingesta befanden.

Vergleicht man einmal in Betrieb I die Körpermassen der (Alt-) Sauen am 35. Tag der Trächtigkeit, so ergibt sich eine Differenz von 8 kg beim Einstallen in das jeweilige Fütterungssystem. Dies ist durch eine ebenfalls mittlere höhere Parität der Sauen dieser Gruppe zu erklären. Nach 10 Wochen wogen die trockenschnitzelreich gefütterten Tiere am 108. Trächtigkeitstag 20 kg mehr als die Sauen mit restriktivem Angebot eines konventio nellen Mischfutters. Werden die 8 kg Körpermassendifferenz vom Beginn der unterschiedlichen Fütterung abgerechnet, so ergibt dies eine um 12 kg höhere Zunahme der trockenschnitzelreich gefütterten Sauen. Am Ende der Laktation, als die Tiere der verschiedenen Gruppen wiederum ein identisches (Laktations-) Futter (ohne Trockenschnitzel) erhielten, glich die Differenz der Körpermasse mit 9 kg wieder nahezu dem Wert, der am 35. Tag der Gravidität ermittelt werden konnte. Die Körpermassenzunahmen vom 35. bis 108. Trächtigkeitstag der Sauen in beiden Fütterungsgruppen (41 bzw. 53 kg) unterschied sich um 12 kg, die Differenz der Abnahmen zwischen dem 108. Tag der Gravidität und dem Ende der Laktation betrug 11 kg.

In Betrieb II kann diese Rechnung analog durchgeführt werden. Die Differenz der KM - Zunahmen bis zum 108. Trächtigkeitstag betrug hier 14 kg; die KM – Abnahmen im weiteren Verlauf bis zum Absetzen unterschieden sich um 12 kg. Am Ende der Laktation waren die Körpermassen der am 35. Trächtigkeitstag im Mittel um 8 kg schwereren Sauen der restriktiv gefütterten Sauengruppe wieder um 6 kg höher als bei den trockenschnitzelreich gefütterten Tieren. Zwischen der ersten und dritten Wiegung konnte bei einem Vergleich der Körpermassen der Sauen aus den beiden Fütterungsgruppen bei den ad libitum gefütterten Sauen lediglich eine Mehrzunahme von 1 kg in Betrieb I bzw. 2 kg in Betrieb II festgestellt werden. Die Entwicklung der Körpermassen innerhalb eines Reproduktionszyklus (hier ab Tag 35 der Trächtigkeit beobachtet) war im Zeitraum vom 35. bis zum 108. Trächtigkeitstag

unabhängig vom Fütterungskonzept. Die höhere Körpermassezunahme der trockenschnitzelreich gefütterten Sauen im Vergleich zu den Tieren mit restriktivem Angebot eines konventionellen Mischfutters basierte somit hauptsächlich auf der vermehrten Darmfüllung. Aus den ermittelten Werten kann bei einem 45%igen Trockenschnitzelanteil im Futter und einer täglichen Futteraufnahme von etwa 4 kg von einer vermehrten Darmfüllung von ungefähr 12 kg ausgegangen werden. Die Tiere erschienen aufgrund des „vollen Bauches“ schwerer und rahmiger, es kam jedoch nicht zu einem wesentlich höheren Ansatz an Körpermasse. Innerhalb der ersten Tage nach dem Umstallen in die Abferkelbuchten konnte die Entleerung des Darmes von der trockenschnitzelbedingten Mehrfüllung durch die Abflachung der Bäuche bereits äußerlich beobachtet werden.

In früheren Untersuchungen kalkulierten TABELING et al. (2002) auf der Grundlage von

In früheren Untersuchungen kalkulierten TABELING et al. (2002) auf der Grundlage von