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7. Forschungsstand

8.1 Projektbeschreibung

8.1.3 Erhebungsmethoden

Für eine Hypothesenprüfung werden sowohl Daten aus den eigens geführten Interviews herangezogen, als auch jene aus dem Fragebogen-verfahren. Die Erhebungsmethoden„Fragebogen“ und „Interview“ werden nachfolgend eingehend erläutert.

Der Fragebogen:

Die erste Datenerhebung erfolgt schriftlich mittels Fragebogen. Diese quantitative Forschungsmethode bietet sich für die Großuntersuchung besonders an, weil sie eine kostengünstige Möglichkeit darstellt, mit der viele Studierende gleichzeitig erreicht werden können. Fragebogen-erhebungen sind anonymer als mündliche Befragungen, was offenes Antworten bei intimen Fragen erleichtern kann und subjektive Einflüsse des Interviewers ausschließt. Die Befragungsinhalte sind hoch strukturiert.

Demnach liegen den Studierenden in exakt gleicher Anordnung identische Fragen in geschlossener Form vor. Geschlossene Fragen setzen sich aus fest vorgegebenen Antwortmöglichkeiten zusammen. Diese sind im Ver-gleich zu offenen Fragen, bei denen die Probanden ihre Antwort selbst formulieren müssen, objektiver, einfacher auszuwerten und besser zu vergleichen (vgl. BORTZ& DÖRING, 2002).

Der Fragebogen setzt sich aus 117 Items zusammen, die auf verschie-denen Quellen21 basieren. So sind die einleitenden soziodemographi-schen Fragen der „15. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks“ entlehnt, die darauf folgenden Fragen zum Alkoholkonsum werden anhand des „Young Adult Alcohol Problems Screening Test“ (YAAPST) entwickelt und die Fragen zur Beschaffung psychotroper Substanzen entstammen der „Drogenaffinitätsstudie 2001“. Darüber hinaus werden valide Untersuchungsinstrumente zur Fragebogenentwicklung hinzugezo-gen wie die DSM-IV-Kriterien von Substanzmissbrauch und–abhängigkeit

21 An dieser Stelle werden lediglich die Instrumente genannt, die sich auf riskanten Drogenkonsum beziehen. Fragen zum Essverhalten und zur Internetnutzung sind für die Arbeit nicht von Belang.

sowie der CAGE-Test nach MAYFIELD, MCLEODund HALL(vgl. BODENSTEI

-NER, 2003).

Die kritische Orientierung an bereits entwickelten Erhebungsinstrumenten ist, insofern sie für die eigene Fragebogenentwicklung geeignet erschei-nen, sehr wichtig. Zum einen macht sie eine eigene Fragebogenkon-struktion oft überflüssig, zum anderen sichert sie die Praktikabilität des eigenen Fragebogens und einen Vergleich der Daten zu denen ähnlicher Studien.

Das Interview:

Obwohl inzwischen ein großer Bestand an Fragebogenstudien vorliegt, ist der Fragebogen nicht immer die Methode der Wahl. Zwar sind Interview-studien im Gegensatz zu FragebogenInterview-studien sehr viel zeit- und arbeitsauf-wendiger, jedoch eignet sich ein Interview besonders dann, wenn es, wie in dieser Studie, auch darum geht, vertiefende Informationen zum subjek-tiven Erleben und Verhalten des einzelnen Probanden zu gewinnen. Vor allem emotionale Bewertungen und psychische Sachverhalte werden in einem Interview vergleichsweise ganzheitlich wiedergegeben. Zudem kö n-nen Missverständnisse durch den direkten Austausch leicht ausgeräumt werden.

Das für diese Arbeit zugrunde liegende Interview wird in einem neutralen Gesprächsstil geführt. Es ist wichtig, dem Probanden in einer distanziert akzeptierenden Haltung gegenüberzutreten, um eine vertrauensvolle Ge-sprächsatmosphäre zu schaffen, die gleichzeitig dazu dient, gezielt Infor-mationen zu erhalten. Zudem ist es sinnvoll, die Interviewerposition mit Studierenden zu besetzen, da aufgrund derähnlichen Lebenssituation und des geringen Altersunterschiedes eine Vertrauensbasis und unbefangene Kommunikation schnell gegeben ist. So stützt sich die zweite Datenerhe-bung auf ein Interview, das persönlich mit einzelnen Studierenden geführt wird.

In der Regel zählt das Interview zu den qualitativen Erhebungsverfahren, da es sprachliche Informationen liefert (vgl. WITTKOWSKI, 1994). Aber auch der Grad der Strukturiertheit bestimmt, ob das Interview den qualitativen oder quantitativen Methoden zuzuordnen ist (vgl. BORTZ& DÖRING, 2001).

In der vorliegenden Studie ist die Wahl auf ein hochstrukturiertes und damit vollstandartisiertes Interview gefallen. Die Fragen sind bezüglich Wortlaut und Reihenfolge komplett vorgegeben und als überwiegend geschlossene Fragen formuliert. Vereinzelt finden sich offene Fragen vor, die das starre Interviewverfahren ein wenig beleben. Demnach enthält der Interviewleitfaden auch halbstandardisierte Anteile und ist als eine Kombi-nation aus halb- und hochstrukturiertem Interview zu betrachten.

Das Interview unterteilt sich in insgesamt vier Bereiche, denen ein selbst verfasster Fragebogenteil angegliedert ist.22

Der erste Teil des Interviews umfasst den BereichBiografieund Soziode-mografie, der eigens vom Interviewer erfragt wird. In diesem Teil geht es darum, allgemeine demografische Daten des Studierenden zu erfassen.

Der zweite Bereich wird ebenso vom Interviewer mündlich durchgeführt und fokussiert dasStudierverhaltendes Probanden.

Der dritte Interviewbereich bezieht sich auf Selbstwirksamkeitserwar-tung und Substanzkonsum. Hierzu gibt es vier bereits etablierte Frage-bogenverfahren, die sich auf die Substanzen Alkohol, Tabak und illegale Drogen ausrichten. Sie werden vom Probanden selbstständig ausgefüllt.

Das erste Instrument, der „Alkohol Expentancy“-Fragebogen (Brief AEQ-G), bezieht sich innerhalb zweier Skalen zum einen auf die Erwartung einer unmittelbar positiven Wirkung von Alkohol in sozialen Situationen, zum anderen auf die erwartete Regulation von Affekten wie beispielsweise Schmerzlinderung.

Beim zweiten Fragebogen handelt es sich um den „Basler Drogen- und Alkoholfragebogen“(BDA), mit Hilfe dessen eine Abhängigkeit von legalen und illegalen Substanzen unter Berücksichtigung der Dimensionen Droge, Individuum und Umwelt zu erfassen versucht wird.

Für diejenigen, die zum Zeitpunkt der Erhebung Raucher sind, gilt es drei Zusatzfragebögen auszufüllen: Der „Self-Efficacy Rauchen“-Fragebogen (SER-G) bezieht sich auf Verlauf, Entwicklung und Veränderung des Tabakkonsums. Der „Decisional Balance Raucher“-Fragebogen (DBR-G)

22Die Quellen zu den Instrumenten des Interviewleitfadens sind KLEIN& PAULY(2004) zu entnehmen.

fußt auf dem „transtheoretischen Modell der internationalen Verhaltensä n-derung“ (TTM). Dieses Instrument erfasst die motivationale und kognitive Entscheidung zu rauchen bzw. nicht zu rauchen. Der „Ä nderungsbereit-schaft bei Rauchern“-Fragebogen (FÄR) stützt sich ebenfalls auf das TTM.

Das Modell fokussiert sowohl die Stufen, als auch kognitiv-affektive und verhaltensorientierte Strategien, die für eine Verhaltensänderung in Bezug auf Tabakkonsum bedeutend sind.

Der etwas umfangreichere „Fragebogen zur Erfassung des Gesundheits-verhaltens“ (FEG) gliedert sich in die Bereiche Ernährung, Bewegung, Medikamente, Schlaf, allgemeines Wohlbefinden und Umgang mit Gesundheit und Krankheit. Den einzelnen Themen sind Fragen angeglie-dert, die der Studierende nur auszufüllen hat, wenn es Änderungswü n-sche in den jeweiligen Gebieten gibt.

Ein letzter Bereich bezieht sich auf psychische Erkrankungen und Komorbidität. Anhand des „SKID-II“-Fragebogens können Tendenzen von Persönlichkeitsstörungen durch die Erfassung bestimmter Persö nlich-keitsstrukturen dargestellt werden. Der SKID-II wird ebenfalls vom Befrag-ten eigenständig bearbeitet.

Der „Mini DIPS“-Fragebogen, als das zweite klinische Befragungsinstru-ment, beinhaltet gezielte Fragen zu den Problembereichen Angst, Zwang, affektive Störungen, somatoforme Störungen, Essstörungen und Psycho-sen. In diesem Interviewteil soll der Interviewer unabhängig vom Gesagten einschätzen, ob beim Probanden eine psychische Störung vorliegt oder nicht oder ob dies fraglich ist. Um hier ein Urteil abgeben zu können, das objektiv ist, müssen auch nonverbale Merkmale berücksichtigt werden. Zur Registrierung eben dieser ist das Interview als Forschungsmethode unverzichtbar.

Dem „Mini DIPS“ angeschlossen wird ein vom Verfasser dieser Arbeit erstellter halbstrukturierter Fragebogen mit vertiefenden offenen Zu-satzfragen zum Bereich „Komorbidität“, die in dem Interview, sowie im Fragebogen bis dahin unberücksichtigt geblieben sind. Dieser Teil gibt Aufschluss über die Entstehungs- und Einstiegsbedingungen zum Sub-stanzkonsum, über das Erstauftreten psychischer Beschwerden, deren Zusammenhang mit dem Drogenkonsum sowie Einfluss auf das Studium

und das soziale Umfeld. Am Ende des Interviews werden offene Fragen zur Behandlungs- und Beratungsbereitschaft des Probanden in den letzten sechs Monaten gestellt (vgl. KLEIN& PAULY, 2004).23