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7. Forschungsstand

7.3 Das „ Bielefelder Gesundheitssurvey “

Tierphobiker. 15,7% leiden an einer Sozialphobie, 14,6% an Prü fungs-und Zukunftsängsten und 12,4% an einer Agoraphobie. Von den genann-ten Beschwerden sind signifikant mehr Frauen betroffen als männliche Studierende.

Die Hälfte der Probanden fühlt sich durch das Studium belastet. Dabei stellt die fachliche Anforderung im Studium die größte, der fehlende Praxisbezug die zweitgrößte studienspezifische Belastung dar. Als weni-ger belastend wird dagegen Anonymität, Konkurrenzsituation und der Umgang mit Kommilitonen an der Hochschule erlebt. Insgesamt stellen studienbedingte Belastungen ein deutlich größeres Problem für die Probanden dar als psychosoziale Belastungen.

Ergebnisdarstellung: Drogenkonsum

Werden die Daten zum Drogenkonsum bei Studierenden betrachtet, so fällt auf, dass die Substanzen Alkohol, Tabak und Cannabis am häufigsten konsumiert werden. Laut ALLGÖWER gehört der Gebrauch legaler Drogen nahezu zum festen Bestandteil des studentischen Alltags.

11,7% geben an, im Hinblick auf Alkohol völlig abstinent zu sein. Dagegen trinken 5,4% bereits täglich Alkohol, 21% trinken mehrmals pro Woche.

Dabei stellt Bier das mit Abstand beliebteste alkoholische Getränk dar. Bei 85,6% der Stichprobe liegt nach ALLGÖWER keine Alkoholproblematik vor.

Bei 7,8% kann ihr zufolge von einer Gefährdung für eine Alkoholstörung ausgegangen werden und 5,8% werden sogar als klinisch auffällig eingestuft. Die männlichen Probanden neigen sehr viel stärker zu einer Alkoholgefährdung als die weiblichen Studierenden.

Bezüglich des Rauchverhaltens bezeichnen sich 64,3% der befragten Studierenden als Nichtraucher. Hingegen geben 10,9% an, Gelegenheits-raucher zu sein. Für 24,5% stellt das Rauchen von Zigaretten ein Gewohnheitsmuster dar. Ein Geschlechtsunterschied kann statistisch nicht aufgezeigt werden.

Zum Cannabiskonsum lässt sich zusammenfassend festhalten, dass ein relativ großer Anteil der Studierenden Erfahrungen mit Cannabis gemacht hat. Im Gesundheitssurvey gibt rund ein Drittel (37,4%) der Befragten an, schon mindestens einmal Haschisch probiert zu haben. Damit ist

Canna-bis diejenige unter den illegalen Drogen, die mit Abstand am häufigsten ausprobiert wird. 60,6% geben an, noch nie Haschisch konsumiert zu haben. Einen ein- bis mehrmaligen Haschischgebrauch in der Woche benennen 7,1%. Nur die Hälfte der Konsumenten ist weiblich.

Diskussion:

Im Rahmen eines Vergleichs der gewonnenen Daten mit den Ergebnissen einer Repräsentativerhebung der „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“, die eine Nicht-Studierendengruppe im gleichen Alter erfasst, sowie mit dem „Jugendgesundheitssurvey“, einer repräsentativen Erhe-bung an 12- bis 16-jährigen Jugendlichen, ergibt sich folgende Diskussion und Interpretation:

ALLGÖWERzufolge kann auf der Grundlage dieser Vergleichsdaten insge-samt ein Anstieg psychosomatischer Beschwerden vom Jugend- zum jungen Erwachsenenalter festgehalten werden.

Was den Konsum von Alkohol anbetrifft, so ergibt sich eine hohe Ü ber-einstimmung zur Gleichaltrigengruppe. Die Daten des Jugendgesundheits-surveys zeigen eine vergleichsweise niedrige Prävalenz des Alkoholge-brauchs. In Bezug auf den Tabakkonsum rauchen Studierende seltener und weniger als vergleichbare Altersgruppen. ALLGÖWER erklärt diesen Befund damit, dass Studierende häufig aus höheren sozioökonomischen Schichten stammen, in denen Tabakabstinenz verbreiteter ist. Die Verbrei-tung an Erfahrungen mit illegalen Drogen ist unter den Studierenden etwas weiter als in der Gesamtbevölkerung. Laut ALLGÖWERist empirisch belegt, dass vor allem in der Jugendzeit mit dem Drogengebrauch, insbesondere mit Cannabisprodukten, experimentiert wird. Nach einer Experimentierphase würde das Verhalten wieder abgelegt, so dass davon ausgegangen werden könne, dass für die Mehrzahl der Studierenden kein wesentliches Risikopotential besteht (vgl. ALLGÖWER, 2000).

Weitere Daten zu psychischen Problemen von Studierenden werden anhand der für den empirischen Teil dieser Arbeit zugrunde liegenden Studie „Suchtprobleme an deutschen Hochschulen“ im nächsten Kapitel vorgestellt.

PRAKTISCHER TEIL

8. Studie „Suchtprobleme an deutschen Hochschulen“

In Deutschland existieren zwar vereinzelt Erhebungen zu Substanz-konsum und psychischen Beeinträchtigungen bei Studierenden, allerdings beschränken sich diese weitestgehend auf die soeben genannten Studien.

Überdies liegen lediglich Zahlen vor, die sich entweder auf das Vorhan-densein einer psychiatrischen Störung beziehen oder auf das Vorliegen problematischen Substanzkonsums. Das gemeinsame Auftreten von psychischen Störungen und Sucht im Sinne einer Komorbidität ist bei Studierenden in Deutschland nie umfassend analysiert worden.

Dabei zeigen doch internationale sowie nationale Komorbiditätsstudien an klinischen Populationen und an der Gesamtbevölkerung auf, wie stark die beiden genannten Phänomene miteinander korrelieren (vgl. Kap. 4.2).

Zudem ist die Altersspanne von 18 bis 29 Jahren, in der sich die meisten Studierenden befinden, eine sensible Phase, innerhalb derer sich am ehesten problematischer Substanzkonsum und psychische Störungen manifestieren können (vgl. Kap. 5.2). So sind psychische Störungen unter den Studierenden weit verbreitet. Viele konsumieren regelmäßig Drogen.

Wie ein Rückblick auf die 15. Sozialerhebung zeigt, führen die psychi-schen Beeinträchtigungen bei einer nicht unerheblichen Zahl von Stu-dierenden (27%) zu Schwierigkeiten im Studium (vgl. Kap.7.2). So besteht offensichtlich ein enger Zusammenhang zwischen Drogenkonsum, psychischen Beeinträchtigungen und Studienverlauf. Daraus lässt sich folgern, dass Studierende eine besondere Risikopopulation für komorbide Störungen darstellen.

Aufgrund des lückenhaften Forschungsstandes in diesem Bereich hat sich die Notwendigkeit ergeben, das Projekt „Suchtprobleme bei Studierenden an deutschen Hochschulen“ zu entwickeln. Diese Untersuchung soll zu einer aktiven Auseinandersetzung Studierender mit dem Thema Sucht anregen. Ziel der Studie ist es, suchtpräventive Maßnahmen adäquater

auf die Bedürfnisse der Studierenden auszurichten, um deren psychische und körperliche Gesundheit fördern zu können (vgl. PAULY, 2003). Zwi-schenergebnisse haben bereits aufgezeigt, dassüber 20% der Studieren-den psychische Probleme wie Suchtverhalten und Depressionen aufwei-sen (vgl. UTLER, 2003b). Im Rahmen dieser Exploration erfolgt eine vertiefende Interviewstudie mit dem Schwerpunkt auf Komorbidität (pro-blematischer Substanzkonsum und psychische Probleme), die präzisere Daten zur gesundheitlichen Lage von Studierenden zu gewinnen versucht.

Die vorliegende Arbeit befasst sich schwerpunktmäßig mit der Auswertung der Interviewstudie und greift auf Daten aus dem vorangegangenen Fragebogenverfahren zurück.

Dieses Kapitel umschreibt zunächst die groß angelegte Studie „ Suchtpro-bleme an deutschen Hochschulen“, worauf eine Darstellung gewonnener Fragestellungen und Hypothesen zum Thema„Komorbidität bei Studieren-den“ erfolgt. Anschließend werden quantitative und qualitative Sozialfor-schung gegenübergestellt. Daran angeschlossen wird eine nähere Betrachtung von Fragebogen und Interview als Wahl der Forschungs-methode. Es folgt eine Erklärung des Forschungsablaufs der Tiefeninter-views und Fragebogenstudie, sowie der Gewinnung der Untersuchungs-gruppe. Schließlich werden die Ergebnisse vorgestellt sowie interpretiert und diskutiert, woraus mögliche Konsequenzen für die soziale Praxis abgeleitet werden.