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4.5.1 Ergebnisse zu Endpunkt Gesamtmortalität / Gesamtüberleben

Nur in einer Publikation [44] wurde die Gesamtmortalität auf Basis der Dokumentation des klinischen Personals über einen Zeitraum von 30 Tagen ohne Angabe von Effektschätzern und Konfidenzintervallen berichtet. Im Beobachtungszeitraum verstarb ein Studienteilnehmer in der Interventionsgruppe aufgrund von Metastasen in der Lunge, die durch ein bereits bekanntes Plattenepithelkarzinom hervorgerufen wurden. Auf Basis der vorliegenden Angaben wurde die absolute Risikoreduktion (ARR) im Sinne der Differenz des absoluten Risikos zu versterben zwischen Interventions- und Kontrollgruppe ermittelt (ARR: 0,4 % (95%-KI: [-0,4 %; 1,2 %])). Demzufolge ergab sich für diesen patientenrelevanten Endpunkt kein Anhaltspunkt für einen Nutzen der Fusionsbiopsie allein oder in Kombination mit einer TRUS-Biopsie im Rahmen der Diagnostik im Vergleich zur TRUS-TRUS-Biopsie.

4.5.2 Ergebnisse zu Endpunkt Anzahl der Biopsien

Der Endpunkt „Anzahl der Biopsien“ wurde in der multizentrischen Studie von Kasivisvanathan et al. [44] in Form der Anzahl vermiedener Biopsien berichtet. In der Interventionsgrupppe konnte bei gut einem Viertel (n = 71; 28 %) der 252 Männer eine Biopsie vermieden werden, da die mpMRT-Untersuchung keinen auffälligen Befund ergab (PI-RADS < 3). Bei 62 dieser Männer wurde daraufhin das PSA-Level weiter beobachtet, bei drei Männern wurde eine Biopsie durchgeführt mit negativem Ergebnis in allen drei Fällen, ein Mann erhielt ein weiteres MRT, für drei Männer war eine weitere Diagnostik nicht notwendig und für zwei Männer waren keine Informationen vorhanden. In den Studien von Porpiglia et al. [45] und Tonttila et al. [46] konnte aufgrund des gewählten Studiendesigns dieser Endpunkt nicht ermittelt werden. Für den genannten Endpunkt wurden in der Studie von Kasivisvanathan et al. [44]

keine Effektschätzer und Konfidenzintervalle berichtet. Anhand der Angaben in der Publikation wurden eigene Berechnungen vorgenommen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe konnte bei 28 % der Männer in der Interventionsgruppe eine Biopsie aufgrund eines unauffälligen mpMRT-Befundes (PI-RADS < 3) vermieden werden. Dieser Unterschied war statistisch signifikant (95%-KI: [22,6 %; 33,7 %]). Damit findet sich ein Hinweis für einen Effekt der Fusionsbiopsie in Bezug auf die Vermeidung von Biopsien. Allerdings besteht ein patientenrelevanter Nutzen dieser vermiedenen Biopsien lediglich dann, wenn es kein Risiko für einen höheren Schaden aufgrund übersehener klinisch signifikanter Prostatakarzinome

gibt. Auf der Basis anderer Studien gibt es Hinweise darauf [9,45], dass im Rahmen der Befundung der mpMRT-Aufnahmen vereinzelt Prostatakarzinome übersehen werden.

4.5.3 Ergebnisse zu Endpunkt Anzahl der Rebiopsien

In Bezug auf die Anzahl von Rebiopsien nach der Initialdiagnostik wurden in der Publikation zur multizentrischen Studie von Kasivisvanathan et al. [44] Daten aus dem Follow-up (bis zum Therapiegespräch bzw. 30 Tage nach Intervention) der Studienteilnehmer berichtet. Der Publikation zur Studie von Porpiglia et al. [45] ließ sich zwar entnehmen, dass ein Follow-up der Studienteilnehmer durchgeführt wurde, diese Ergebnisse wurden aber bislang nicht publiziert. In der Publikation zur Studie von Kasivisvanathan et al. [44] wurde berichtet, dass in der Interventionsgruppe nach der Therapieentscheidung bei vier Männern (1,6 %) eine Biopsie durchgeführt wurde. In der Kontrollgruppe erhielten neun Männer (3,6 %) eine Rebiopsie.

Für den genannten Endpunkt wurden keine Effektschätzer und Konfidenzintervalle berichtet.

Anhand der Angaben in der Publikation wurden eigene Berechnungen vorgenommen. Die Anzahl der Rebiopsien unterschied sich nicht statistisch signifikant (ARR: -2 % (95%-KI: [-4,8 %;

0,8 %])). Daraus ergab sich kein Anhaltspunkt für einen Nutzen der Fusionsbiopsie allein oder in Kombination mit einer Biopsie im Rahmen der Diagnostik im Vergleich zur TRUS-Biopsie in Bezug auf die Anzahl der Rebiopsien.

4.5.4 Ergebnisse zu Endpunkt Anzahl der Behandlungen

Nur in einer Publikation wurden Follow-up-Daten zu der Behandlung nach erfolgter Diagnostik berichtet [44]. Die Therapieentscheidung erfolgt entsprechend den Standards der bestehenden Routineversorgung [47], daher war davon auszugehen, dass das Wissen um das diagnostische Verfahren die Therapieentscheidung nicht beeinflusst hat und das Verzerrungspotenzial auf Endpunktebene damit als niedrig zu bewerten war. Die Studie berichtete keine Effektschätzer und Konfidenzintervalle für diesen Endpunkt. Anhand der vorliegenden Daten wurden eigene Berechnungen durchgeführt. Dabei zeigte sich in Bezug auf die Entscheidung zur geeigneten Therapie kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Lediglich das PSA-Monitoring wurde in der Interventionsgruppe signifikant häufiger empfohlen (ARR: 11,4 % (95%-KI: [3,1 %; 19,8 %])). Zu berücksichtigen ist, dass es sich beim PSA-Monitoring in beiden Gruppen um die Standardversorgung bei Männern mit unauffälligen Ergebnissen in den diagnostischen Testverfahren handelte [44]. Die Anzahl der Männer, die ein PSA-Monitoring erhielten, wird in diesem HTA der Vollständigkeit halber berichtet, entspricht aber nicht dem Endpunkt Anzahl der Behandlungen. Entsprechend ergab sich für den patientenrelevanten Endpunkt Anzahl der Behandlungen kein Anhaltspunkt für einen Nutzen der Fusionsbiopsie allein oder in Kombination mit einer TRUS-Biopsie im Rahmen der Diagnostik im Vergleich zur TRUS-Biopsie.

4.5.5 Ergebnisse zu Endpunkt schwerwiegende unerwünschte Ereignisse

Daten zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen (SUEs) ließen sich der Publikation zur Studie von Kasivisvanathan et al. [44] entnehmen. Als SUEs werden medizinische Ereignisse als Ergebnis der Intervention definiert, die zum Tod führen, lebensgefährlich sind, zu einem Krankenhausaufenthalt bzw. Verlängerung des bestehenden Krankenhausaufenthalts oder zu einer schwerwiegenden Behinderung führen [47]. Kasivisvanathan et al. [44] berichteten Sepsis, Hämaturie und Prostatitis als SUEs. Dies wurde für vier (1,6 %) Männer mit Fusionsbiopsie und für fünf (2,0 %) Männer mit TRUS-Biopsie berichtet, ohne jedoch Effektschätzer und Konfidenzintervalle zu berichten. Anhand der Angaben in der Publikation wurden eigene Berechnungen vorgenommen, dabei zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. Daraus ergab sich für den patientenrelevanten Endpunkt der schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse kein Anhaltspunkt für einen Nutzen der Fusionsbiopsie allein oder in Kombination mit einer Biopsie im Rahmen der Diagnostik im Vergleich zur TRUS-Biopsie.

4.5.6 Ergebnisse zu Endpunkt unerwünschten Ereignissen (Blutungen, Infektionen, Schmerzen)

In zwei Publikationen wurden Daten zu unerwünschten Ereignissen wie Blutungen, Infektionen und Schmerzen berichtet [44,46]. In der Studie von Kasivisvanathan et al. [44]

wurden über einen Fragebogen Daten zu unerwünschten Ereignissen nach der Intervention und nach 30 Tagen von den Studienteilnehmern selbst erhoben. Zu keinem der berichteten unerwünschten Ereignisse wurden Effektschätzer und Konfidenzintervalle berichtet [44].

Anhand der Angaben in der Publikation wurden eigene Berechnungen vorgenommen. Dabei zeigte sich für die berichteten unerwünschten Ereignisse wie „Fieber“, „Harnwegsinfektion“,

„Harnwegsinkontinenz“, „Harnverhalt“ oder „erektile Dysfunktion“ kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Interventions- und Kontrollgruppe. Für die unerwünschten Ereignisse „Blut im Urin“, „Blut im Sperma“, „Blut im Stuhl/aus Anus“ sowie „Schmerzen an der Stelle der Intervention“ war das Risiko für Patienten in der Interventionsgruppe statistisch signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe. Für die Ereignisse „Blut im Urin“ und „Blut im Sperma“ ergab die eigene Berechnung eine absolute Risikoreduktion von -32,4 % (95%-KI: [-41,5 %; -23,4 %]) bzw. -27,6 % (95%-KI: [-36,8 %; -18,4 %]). Für die Ereignisse „Blut im Stuhl/aus Anus“ und „Schmerzen an der Stelle der Intervention“ ergab die Berechnung der absoluten Risikoreduktion 7,7 % (95%KI: [15 %; 0,4 %]) bzw. 10,6 % (95%KI: [17,9 %; -3,3 %]).

In der Publikation zur Studie von Tonttila et al. [46] wurde berichtet, dass ein Mann nach der Biopsie kollabierte. Außerdem wurde darauf verwiesen, dass bei keinem Patienten eine Harnwegsinfektion beobachtet wurde, dass aber Infektionen, die bei einem Allgemeinarzt behandelt wurden, keine Berücksichtigung im Follow-up fanden.

Bei den in der Publikation von Kasivisvanathan et al. [44] berichteten unerwünschten Ereignissen handelte es sich um patientenberichtete Ereignisse einer RCT mit fehlender Verblindung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich um einen subjektiven Endpunkt handelt, der mit einem hohen Verzerrungspotenzial verbunden ist. Für zwei der neun berichteten unerwünschten Ereignisse zeigten die eigenen Berechnungen eine absolute Risikoreduktion für die Patienten der Interventionsgruppe von ca. -30 % im Vergleich zur Kontrollgruppe. Kasivisvanathan et al. [44] untersuchten in ihrer Studie die Durchführung der Fusionsbiopsie nach der Strategie 2 im Vergleich zur TRUS-Biopsie. Insofern deutet dieses Ergebnis drauf hin, dass diese Strategie im Vergleich zur TRUS-Biopsie zur Reduktion einzelner unerwünschter Ereignisse führen kann. Im Rahmen der Strategie 2 wird die Entscheidung der Biopsie auf Basis der vorgelagerten mpMRT Befunde getroffen. Bei unauffälligem Befund werden Biopsien vermieden. Insofern stehen die patientenrelevanten Endpunkte

„unerwünschte Ereignisse“ auch im Zusammenhang mit dem patientenrelevanten Endpunkt

„vermiedene Biopsien“. Grundsätzlich stellt Strategie 2 für die Patienten nur einen Vorteil dar, wenn es kein Risiko für einen höheren Schaden aufgrund übersehener klinisch signifikanter Prostatakarzinome gibt. Obwohl sich für zwei der berichteten unerwünschten Ereignissen eine statistisch signifikante absolute Risikoreduktion von ca. 30 % zeigt, ergibt sich für den gesamten patientenrelevanten Endpunkt der unerwünschten Ereignisse kein Anhaltspunkt für einen Nutzen der Fusionsbiopsie allein oder in Kombination mit einer TRUS-Biopsie im Rahmen der Diagnostik im Vergleich zur TRUS-Biopsie, da bei einem hohen Verzerrungspotenzial insgesamt heterogene Ergebnisse vorliegen.

4.5.7 Ergebnisse zu Endpunkt gesundheitsbezogene Lebensqualität

Für den Endpunkt gesundheitsbezogene Lebensqualität wurden in der Publikation zur Studie von Kasivisvanathan et al. [44] Ergebnisse ohne signifikanten Effekt berichtet. Die Daten wurden mittels des EQ-5D-5L zu drei Zeitpunkten (Baseline, 24 Stunden nach der Biopsie und 30 Tage nach der Intervention) erhoben. Damit ergab sich kein Anhaltspunkt für einen Nutzen der Fusionsbiopsie allein oder in Kombination mit einer TRUS-Biopsie im Rahmen der Diagnostik im Vergleich zur TRUS-Biopsie.