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5.2 Kosteneffektivität

5.2.1 Ergebnisse der Informationsbeschaffung

Durch die Recherche wurden drei Studien als relevant für die Fragestellung der gesundheitsökonomischen Bewertung identifiziert. Es wurden keine geplanten oder laufenden Studien identifiziert. Die letzte Suche fand am 12.02.2019 statt.

5.2.2 Charakteristika der in die Bewertung eingeschlossenen Studien

Bei allen vorliegenden Studien handelt es sich um Modellierungen, die eine Kosten-Nutzwert-Analyse für den Vergleich der Fusionsbiopsie mit der TRUS-Biopsie bei biopsienaiven Männern mit Verdacht auf ein Prostatakarzinom durchführen [48-50], darunter zwei Markovmodellierungen [48,50] und ein entscheidungsanalytisches Modell [49].

Als Strategien wurden die Fusionsbiopsie [48,50], verschiedene Varianten der Fusionsbiopsie [49] sowie Kombinationen aus Fusionsbiopsie und TRUS-Biopsie [48,49] mit der TRUS-Biopsie verglichen [48-50]:

1. bei einem auffälligen Befund eine gezielte softwaregestützte oder kognitive Fusionsbiopsie allein und bei einem unauffälligen Befund eine direkt anschließende TRUS-Biopsie [48,49],

2. bei einem auffälligen Befund eine gezielte softwaregestützte oder kognitive Fusionsbiopsie allein und bei einem unauffälligen Befund keine Biopsie [48-50]

3. bei einem auffälligen Befund eine gezielte softwaregestützte oder kognitive Fusionsbiopsie in Kombination mit einer direkt anschließenden TRUS-Biopsie und bei einem unauffälligen Befund eine direkt anschließende TRUS-Biopsie [48]

4. bei einem auffälligen Befund eine gezielte softwaregestützte oder kognitive Fusionsbiopsie in Kombination mit einer direkt anschließenden TRUS-Biopsie und bei einem unauffälligen Befund keine Biopsie [48]

Dabei modellierten Pahwa et al. [49] die Strategien 1 und 2 jeweils für die Durchführung einer kognitiven und einer softwaregestützten Fusionsbiopsie. Der Publikation von Barnett et al.

[48] lässt sich dazu keine Angaben entnehmen. Venderink et al. [50] vergleichen die softwaregestützte Fusionsbiopsie mit der TRUS-Biopsie. Anhand der Modellierungen von Barnett et al. [48] sowie Pahwa et al. [49] wurden Berechnungen für das Gesundheitssystem der USA durchgeführt, Venderink et al. [50] bezog sich auf das Gesundheitssystem der Niederlande.

Zielparameter der Analysen waren NHB (Net Health Benefit) und ICER (Incremental cost-effectiveness ratio). Alle drei Modelle zielten darauf ab, die zusätzlichen Kosten der untersuchten Strategien der Anwendung der Fusionsbiopsie als ICER abzubilden. Dabei wurden die zusätzlichen Kosten im Verhältnis zum zusätzlichen Nutzen in QALYs (ICER) ermittelt [48-50]. Wobei die angenommene Willingness-to-pay (WTP), ab der eine Strategie als kosteneffektiv definiert wird, bei Barnett et al. [48] US $ 100 000 (95 054 €), bei Pahwa et al. [49] US $ 50.000 (47 527 €) und bei Venderink et al. [50] 80 000 € betrug. Pahwa et al. [49]

berechneten zudem den NHB; die Autoren folgten hierbei den üblichen Konventionen zum Konzept des NHB [51], indem sie ihn als Differenz aus dem Gewinn an Qualitätsadjustierten Lebensjahren (QALYs) durch die Fusionsbiopsie im Vergleich zum Standard bezüglich der durch einen angenommenen Schwellenwert der Zahlungsbereitschaft für Zusatznutzen in Höhe von US $ 50 000 je QALY dividierten Differenz der Kosten beider Verfahren errechneten [52].

Nutzwerte (QALYs) und berücksichtigte klinische Parameter wurden literaturbasiert ermittelt [48-50], wobei Venderink et al. [50] sich zum Teil auch auf Expertenschätzungen stützten.

Dabei ist anzumerken, dass die einzelnen Studien auch für ähnliche Zustände weitestgehend unterschiedliche Quellen für die Nutzwerte einbezogen haben. Auch hinsichtlich der

Kostenbewertung wurden für die beiden US-amerikanischen Modelle [48,49] unterschiedliche Quellen verwendet. In zwei der drei Modelle erfolgte die monetäre Bewertung für das Jahr 2016. Venderink et al. [50] machten dazu keine Angaben, bezogen sich aber in der Umrechnung von Euro zu US-Dollar auf Januar 2017.

Der Zeithorizont der Modelle von Barnett et al. [48] und Pahwa et al. [49] wurde bis zum Lebensende der Männer definiert, während Venderink et al. [50] den Zeithorizont für ihr Modell aufgrund der zugrundeliegenden Daten zum Überleben auf 18 Jahre beschränkten.

Für die Markov-Modelle wurden eine Reihe von Annahmen hinsichtlich der Gesundheitsoutcomes, der genutzten MRT-Ergebnisse, der Behandlungen [48] oder der Spezifität der Biopsie und der Wahrscheinlichkeit von Komplikationen [50] getroffen. Die Variation der Daten innerhalb der deterministischen Sensitivitätsanalyse beruhten auf Expertenschätzungen [50].

Die Berichtsqualität der drei Publikationen ist als moderat einzustufen. Angaben zu den verwendeten Quellen wurden zu den berücksichtigten klinischen Parametern, Nutzwerten und Kosten gemacht. Es wurden Angaben dazu gemacht, welche Werte auf Expertenschätzungen beruhen. Für die meisten dieser Parameter erfolgte keine Begründung für die Wahl der berücksichtigten Literatur. In Bezug auf die Nutzwerte wurden keine Angaben zu den zugrunde liegenden Erhebungsmethoden oder zum Referenzkollektiv gemacht.

Venderink et al. [50] erwähnten lediglich, dass eine systematische Literaturrecherche durchgeführt wurde. Die gewählte Perspektive für die Modellierung wird in keiner der drei Publikationen berichtet. So lässt sich nicht bewerten, ob Ressourcen und Kostenparameter vollständig berücksichtigt wurden.

Durch die unterschiedlichen zugrunde liegenden Gesundheitssysteme und Variationen in den Kostenparametern besteht eine Unsicherheit hinsichtlich der Übertragbarkeit der Ergebnisse der Modellierungen auf den Kontext des deutschen Gesundheitswesens. Die Übertragbarkeit der Modellierung von Barnett et al. [48] wird zusätzlich dadurch eingeschränkt, dass die untersuchte Fragestellung und somit auch die Modellstruktur nicht exakt der Fragestellung des vorliegenden HTA-Berichts entsprechen. Barnett et al. [48] modellierten die Kosteneffektivität des PSA-Screenings unter Anwendung unterschiedlicher Strategien zur Durchführung der Fusionsbiopsie sowie der TRUS-Biopsie im Vergleich zu keinem PSA-Screening. Damit entspricht die in der Studie untersuchte Fragestellung nur teilweise der Fragestellung des vorliegenden HTA-Berichts.

In den Publikationen wurden wesentliche klinische und Effektivitätsparameter benannt. Dabei stützten sich die Modelle jeweils auf unterschiedliche Quellen, aus denen Übergangswahrscheinlichkeiten in die verschiedenen Behandlungsstrategien entnommen wurden. Venderink et al. [50] bezogen Experteneinschätzungen ein, die die Situation des

Universitätsklinikums Nijmegen widerspiegeln. Insofern ist unklar, inwieweit die Übergangswahrscheinlichkeiten die Versorgungssituation in den jeweiligen Ländern widerspiegeln und ob diese auf das deutsche Gesundheitssystem übertragbar sind. Zudem bestehen Unsicherheiten hinsichtlich der Übertragbarkeit der Nutzwerte auf die deutsche Bevölkerung.