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Ergebnisse aus den Interviews

4 Energetische Wirkungen

4.4 Kosten-Nutzen-Verhältnis der Aktivitäten von EnergieSchweiz

4.4.4 Ergebnisse aus den Interviews

Auch die Interviewpartner haben zum Kosten-Nutzen-Verhältnis Stellung bezogen. Insgesamt wird es von Seiten der Programmleitung und den Agenturen als gut eingestuft. Verschiedentlich wurde auf die Wirkungsanalyse verwiesen: Die meisten Interviewpartner dürften sich bei ihrer Einschätzung implizit auf diese abstützen. Viele Interviewpartner verweisen auf die grossen Un-terschiede zwischen verschiedenen Massnahmen, was die Kosten-Wirksamkeit anbetrifft. Zwei Aspekte können anschliessend an die bisherigen Überlegungen speziell erwähnt werden. Die Ein-schätzung, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis zwischen den Massnahmen sehr unterschiedlich war und auch am Ende der Laufzeit noch immer sei, interpretieren einige (wenige) Gesprächs-partner als Hinweis, dass von Seiten der Programmleitung zu wenig steuernd eingegriffen worden sei. Diese Personen äussern die Vermutung, vor allem die politische Abstützung der verschiede-nen Agenturen und Netzwerke hätten dazu geführt, dass sich EnergieSchweiz nicht zurückziehen konnte; ein ähnliches Argument wurde von einem Interviewpartner auch im Zusammenhang mit einer besonders erfolgreichen Agentur genannt, die seiner Ansicht nach nicht mehr auf Mittel von EnergieSchweiz angewiesen gewesen wäre. Zweitens wurde von zwei (externen) Interview-partnern Kritik an der Art und Weise geäussert, wie das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Rahmen der Wirkungsanalyse bestimmt wird. Diese Interviewpartner beurteilen die Berechnung als zu optimistisch; gewisse Kostenarten (indirekte Kosten der Kantone, z.B. Personalkosten) werden nicht berücksichtigt, und auch die Tatsache, dass der Beitrag von EnergieSchweiz jeweils nur einen – unterschiedlich grossen – Teil des Budgets der Agenturen und Netzwerke ausmacht, fin-det gemäss den Aussagen eine zu geringe Berücksichtigung.

4.4.5 Zusammenfassung und Diskussion

Die Auswertungen haben gezeigt, dass sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Massnahmen von EnergieSchweiz im Zeitverlauf verbessert hat. Dies ist positiv zu beurteilen. Zu bedenken gilt es allerdings, dass Massnahmen häufig zu Beginn von EnergieSchweiz eingeführt worden sind und entsprechend hohe „Einführungskosten“, aber noch geringe Wirkungen auswiesen. Insofern erstaunt der Verbesserung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses nicht unbedingt. Auch zu berück-sichtigen gilt es die zunehmenden Eigen- und Drittmittel der Agenturen.

Ebenfalls hat sich gezeigt, dass sie das Kosten-Nutzenverhältnis der verschiedenen Massnahmen zu Beginn sehr unterschiedlich war und es ein Stück weit auch geblieben ist. Dies macht deutlich, dass bei den Steuerungsentscheiden durch die Programmleitung nicht ausschliesslich Wirksam-keitsüberlegungen entscheidend waren, sondern dass auch andere Kriterien eine wichtige Rolle gespielt haben.

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4.5 Zusammenfassung und Fazit

Die Diskussion der energetischen Wirkungen des Programms ist anspruchsvoll: Eine Beurteilung aufgrund der (offiziell) definierten energetischen Zielsetzungen erscheint aus Sicht der Evaluato-ren beschränkt aussagekräftig. Teilweise liegen die Gründe dafür in den Schwierigkeiten der Wir-kungsmessung, auch wenn gegenüber dem Programm Energie 2000 in dieser Hinsicht – dank der Wirkungsanalyse – ein grosser Schritt gemacht werden konnte (vgl. Balthasar 2000: 153f.). Dieser Aspekt ist im Rahmen von Abschnitt 2.9 ausführlicher behandelt worden und wird an dieser Stel-le nicht mehr aufgegriffen. Für die Beurteilung sind darüber hinaus weitere Aspekte reStel-levant:

 Für das Programm standen abgesehen von den Anfangsjahren deutlich weniger fi-nanzielle Mittel zur Verfügung als in der ursprünglichen Planung vorgesehen.

Gleichwohl hielten die Verantwortlichen an den festgelegten Zielen fest.

 Die offiziellen Programmziele definieren nicht für alle Zielgrössen deutlich, welches der genaue Beitrag des Programms EnergieSchweiz an deren Erreichung sein soll, denn die offiziellen Zielsetzungen berücksichtigen stets den Beitrag der gesamten energie- und klimapolitischen Massnahmen, insbesondere auch von gesetzlichen In-strumenten. Zudem sind die Herkunft der Zielsetzungen und damit auch deren An-spruchsniveau unterschiedlich.

 Zu berücksichtigen gilt es zusätzlich die Veränderung der energiepolitischen Rah-menbedingungen, in denen sich das Programm bewegt (vgl. Abschnitt 1.2; Infras 2011: 56). Neue Instrumente jenseits der Freiwilligkeit nahmen eine zunehmend wich-tige Bedeutung ein. Namentlich sind die Einführung von CO2-Abgabe (inkl. Teil-zweckbindung), kostendeckende Einspeisevergütung (KEV), die wettbewerblichen Ausschreibungen aber auch die Weiterentwicklung der Energievorschriften zu nen-nen.

 EnergieSchweiz ist nicht strikt nach kurzfristigen Wirksamkeits-Überlegungen gesteu-ert worden. Die Bedeutung weiterer Aspekte für die Mittelvgesteu-erteilung führt dazu, dass – zumindest kurzfristig – auf energetische Wirkungen verzichtet wird. Mit einer voll-ständigen Ausrichtung von Steuerungsentscheiden an (kurzfristigen) Kosten-Nutzen-Kalkülen hätten grössere energetische Wirkungen erreicht werden können. Diese Steuerungslogik kommt im ambitionierten, offiziellen Zielsystem des Programms nicht genügend zum Ausdruck: Dieses orientiert sich ausschliesslich an quantitativen Schlüsselgrössen des Verbrauchs und der Produktion von Energie. Andere Wir-kungsdimensionen (siehe dazu die beiden folgenden Kapitel 5 und 6) oder die Ab-sicht, auch erst längerfristig wirksame Massnahmen zu fördern, sind im Zielsystem nicht abgebildet.

Diese Punkte gilt es bei der folgenden, zusammenfassenden Darstellung der energetischen Wir-kungen von EnergieSchweiz zu berücksichtigen.

Die anhaltende Wirkung sämtlicher von EnergieSchweiz ab 2001 getroffenen freiwilligen Massnahmen betrug gemäss den Schätzungen der Wirkungsanalyse im Jahr 2010 31.1 PJ. Dies entspricht 3.3% des gesamten Endenergieverbrauchs im Jahr 2010.

Bezogen auf die explizit ausgewiesenen (Verbrauch fossile Energie, Elektrizitätsverbrauch) und die von den Autoren hergeleiteten (CO2-Reduktion, erneuerbare Energien) Zielsetzungen von

92 EnergieSchweiz kann zunächst festgehalten werden, dass das Programm keines der Ziele ganz er-reicht hat. Für folgende Zielsetzungen kann ein hoher Zielerreichungsgrad konstatiert werden:

Bezüglich des Verbrauchs fossiler Brennstoffe erreichte EnergieSchweiz Einsparungen von fast 4%, was leicht unter dem anvisierten programmspezifischen Ziel von 5% liegt. Die Einsparungen lassen sich hauptsächlich auf den Brennstoffbereich zurückführen. Für die CO2-Emissionen lässt sich ein hoher Zielerreichungsgrad konstatieren, wenn man die Zielsetzung von einer fünfpro-zentigen Reduktion im Bereich der fossilen Energien auf die CO2-Emissionen überträgt, wobei der Wirkungsbeitrag der Brennstoffe überproportional ist. Den höchsten Zielerreichungsgrad erreicht das Programm bei der Wärmeproduktion durch erneuerbare Energien (95%).

Anhand der Auswertungen lassen sich diejenigen Bereiche bestimmen, in denen das Programm die Zielsetzungen deutlicher verfehlt hat. Dazu gehört erstens der Elektrizitätsbereich, in dem sowohl das Ziel einer Einsparung von 5% des gesamten Elektrizitätsverbrauchs wie auch dasjenige bezogen auf die Stromproduktion durch erneuerbare Energien deutlich verfehlt worden ist. Zweitens sind die Wirkungen im Treibstoffbereich gering ausgefallen, was sich bei der Reduktion der fossilen Energien und bei den CO2-Emissionen zeigte. Der Ansatz der Freiwilligkeit ist in diesen Berei-chen somit an seine Grenzen gestossen. Berücksichtigt man sämtliche Wirkungen (also diejenigen von EnergieSchweiz und weiterer Massnahmen), so wurden im Bereich der erneuerbaren Ener-gien die Zielsetzungen erreicht (Strom) bzw. deutlich übertroffen (Wärme). Somit konnte bei der Stromproduktion durch erneuerbare Energien die vergleichsweise geringen Wirkungsbeiträge der freiwilligen Massnahmen durch andere Instrumente (KEV) kompensiert werden. Beim Treib-stoff- und Elektrizitätsverbrauch dagegen korrespondiert der Wirkungsbeitrag von Ener-gieSchweiz mit der Entwicklung bezogen auf das Gesamtziel, das ebenfalls verfehlt wurde.

Auf die einzelnen Marktsektoren bezogen kommt die Wirkungsanalyse zu folgenden Ergebnis-sen:

 Die höchsten Wirkungen wurden im Bereich Öffentliche Hand und Gebäude erzielt:

Im Jahr 2010 betrug der Anteil an den Gesamtwirkungen dieses Jahres etwa 50%.

Auffallend ist die verstärkte Steigerung der Wirkungsbeitrag ab der Programmhälfte.

Zu berücksichtigen gilt es, dass in diesem Bereich zuletzt umfangreiche kantonale Fördermittel zur Verfügung standen.

 Die Marktbereiche Wirtschaft und Erneuerbare Energien verzeichneten in den ersten Jahren des Programms beachtliche Wirkungszuwachse. In den letzten Jahren ist in beiden Fällen jedoch eine Stagnation oder sogar ein leichter Rückgang der Wirkungen zu beobachten. Der Beitrag an die Gesamtwirkungen liegt bei den erneuerbaren Energien etwas höher als bei der Wirtschaft. Auch der Sektor Erneuerbare Energie profitiert von kantonalen Fördermitteln.

 Deutlich den geringsten Wirkungsbeitrag lieferte mit Ausnahme der beiden Startjahre jeweils der Mobilitätsbereich. Obwohl die Wirkungen in der zweiten Hälfte der Lauf-zeit gesteigert werden konnte, bleibt der Wirkungsbeitrag insgesamt auf einem tiefen Niveau.

Hinsichtlich einzelner Massnahmen zeigen die Daten, dass einzelne Massnahmen (Minergie, Holz, Energiemodell, Wärmepumpen, EnergieSchweiz für Gemeinden) sehr bedeutende Wirkungsbei-träge liefern. Die Wirkungen anderer Massnahmen sind deutlich geringer.

93 Die Auswertungen haben gezeigt, dass sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Massnahmen von EnergieSchweiz im Zeitverlauf verbessert hat. Vergleicht man die Aufwendungen für und die energetische Wirkung von EnergieSchweiz insgesamt im Zeitverlauf, so zeigt sich eine Verbesse-rung der Kosten-Wirksamkeit über die Zeit von 0.8 Rp./kWh im Jahr 2001 auf 0.3 Rp/kWh (nur EnergieSchweiz-Mittel). Zu bedenken gilt es, dass Massnahmen häufig zu Beginn von Ener-gieSchweiz eingeführt worden sind und entsprechend hohe „Einführungskosten“, aber noch geringe Wirkungen auswiesen. Auch zu berücksichtigen gilt es die zunehmenden Eigen- und Drittmittel der Agenturen. Zudem hat sich gezeigt, dass sie das Kosten-Nutzenverhältnis der verschiedenen Massnahmen zu Beginn sehr unterschiedlich war und es ein Stück weit auch geblieben ist. Dies lässt darauf schliessen, dass bei den Steuerungsentscheiden durch die Pro-grammleitung nicht ausschliesslich Wirksamkeitsüberlegungen entscheidend waren, sondern dass auch andere Kriterien eine wichtige Rolle gespielt haben.

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