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6 Ermittlung von typbezogenen hydromorphologischen Effizienzkriterien

6.3 Auswertung der Projektdatenbank

6.3.4 Ergebnisse der Berechnungen

6.3.4.1 Ermittlung von Grenzwerten für den guten ökologischen Zustand

Die RF-Analysen zeigten, dass in den meisten Fällen strukturelle Kenngrößen, trotz vereinzelt starker Effekte insbesondere der Landnutzung auf den ökologischen Zustand, eine Trennung ökologisch besserer und schlechterer Probestellen ermöglichten. Aus diesem Grund wurden im weiteren Verlauf ausschließlich die für unsere Fragestellungen wichtigen, strukturellen Kenn-größen einbezogen.

Die Ergebnisse der RF-Analysen (Tabelle 6.12 und Tabelle 6.13), basierend auf einer Klassen-trennung in ökologisch „gute und bessere“ und „mäßige und schlechtere“ Probestellen, liefer-ten bei der Qualitätskomponente Makrozoobenthos für alle vier (Tabelle 6.12), bei den Fischen für eine Gewässertypgruppe (Tabelle 6.13) aussagekräftige Ergebnisse. Für die Gewässertyp-gruppen Mittelgebirgsfluss (MGF), Tieflandbach (TLB) und Tieflandfluss (TLF) waren für eine valide RF-Analyse zu wenige Probestellen mit einem guten oder besseren ökologischen Zustand der Fischfauna verfügbar.

Unter Berücksichtigung der oben genannten Kriterien resultierten aus den Ergebnissen der RF-Analysen die in Tabelle 6.12 und Tabelle 6.13 aufgelisteten Grenzwerte für das Erreichen des guten ökologischen Zustands, bezogen auf die jeweilige Qualitätskomponente.

Analog der vorherigen RF-Analyse erfolgte eine zweite Analyse, die auf der Klassentrennung in ökologisch „mäßige und bessere“ und „unbefriedigende und schlechtere“ Probestellen beruhte (Tabelle 6.14 und Tabelle 6.15). In diesem Fall waren auch für die Fischfauna wichtige Struk-turkenngrößen für die Gewässertypgruppen Mittelgebirgsfluss (MGF), Tieflandbach (TLB) und Tieflandfluss (TLF) ableitbar. Der Vergleich der Ergebnisse für das Makrozoobenthos mit denen der ersten RF-Analyse zeigte allerdings, dass der davon abzuleitende Grenzwert für das Errei-chen des guten ökologisErrei-chen Zustands mindestens eine Klasse niedriger anzusetzen ist als der für das Erreichen des mäßigen Zustands. Diese strengeren Qualitätsanforderungen an die Ge-wässermorphologie für den Übergang vom mäßigen in den guten im Vergleich zum Übergang vom unbefriedigenden in den mäßigen Zustand sind ökologisch plausibel.

Für die Ableitung des Gesamtgrenzwertes pro Gewässertypgruppe ist von den Werten der bei-den Qualitätskomponenten der strengere zu Grunde zu legen, da nach WRRL die schlechteste Komponente den ökologischen Gesamtzustand bestimmt. Auf lokaler Betrachtungsebene resul-tiert für einzelne zusammenhängende Gewässerabschnitte in Fließgewässern der Mittelgebirge (Bäche und Flüsse) ein Gesamtgrenzwert von 3 und in Tieflandgewässern (Bäche und Flüsse) von 4 (Tabelle 6.16). Unter Berücksichtigung der Schwellenwerte für die mittlere

Gewäs-serstruktur ganzer (Teil-) Einzugsgebiete zwischen Güteklasse 3 und 5 (Richter 2006, Koenzen et al. 2008, Rolauffs et al. 2010, Arle & Wagner 2011, LANUV NRW 2011) sind im aktuellen Pro-jekt abgeleiteten Grenzwerte für einzelne Teilabschnitte sehr plausibel.

Tabelle 6.12: Strukturklassenbezug der mithilfe der RF-Analysen ermittelten, wichtigen Strukturkenngrößen und die davon abgeleiteten Grenzwerte für die Qualitätskomponente Makrozoobenthos und die Klassentrennung in ökologisch „gute und bessere“ (+) und „mäßige und schlechtere“ (-) Probestellen; Anzahl der in die Analyse eingeflossenen Probestellen mit lokaler GSG > 5: n = 4.110.

Oberlauf Laufkrümmung L_first 4 Oberlauf Breitenvarianz L_first 4 4 Oberlauf Breitenvarianz L_first 5

Oberlauf Längsbänke L_first 4

TLF 164 137 27

Oberlauf Strömungsdiversität E_first 3 Unterlauf Strömungsdiversität E_first 3 4 Oberlauf Strömungsdiversität E_first 4 Unterlauf Strömungsdiversität E_first 4

Tabelle 6.13: Strukturklassenbezug der mithilfe der RF-Analysen ermittelten, wichtigen Strukturkenngrößen und die davon abgeleiteten Grenzwerte für die Qualitätskomponente Fischfauna und die Klassentrennung in öko-logisch „gute und sehr gute“ (+) und „mäßige und schlechtere“ (-) Probestellen; k.E. = keine Ergebnis-se; aufgrund zu geringer Anzahl (n) „guter“ Aufwertungslebensräume war keine zuverlässige Bestim-mung wichtiger Strukturkenngrößen (unabhängige Variable) möglich. Anzahl der in die Analyse einge-flossenen Probestellen mit lokaler GSG > 5: n = 533.

Tabelle 6.14: Strukturklassenbezug der mithilfe der RF-Analysen ermittelten, wichtigen Strukturkenngrößen und die davon abgeleiteten Grenzwerte für die Qualitätskomponente Makrozoobenthos und die Klassentrennung in ökologisch „mäßige und bessere“ (+) und „unbefriedigende und schlechtere“ (-) Probestellen; Anzahl der in die Analyse eingeflossenen Probestellen mit lokaler GSG > 5: n = 4.110.

Oberlauf Längsbänke L_first 5

5 Oberlauf Besondere

Sohl-strukturen

L_first 5

Oberlauf Querbänke L_first 5

Oberlauf Längsbänke L_first 4

TLF 164 101 63

Unterlauf Strömungsdiversität E_first 3 Oberlauf Besondere Ufer- 5

strukturen

L_first 5 Unterlauf Strömungsdiversität L_first 5

Tabelle 6.15: Strukturklassenbezug der mithilfe der RF-Analysen ermittelten, wichtigen Strukturkenngrößen und die davon abgeleiteten Grenzwerte für die Qualitätskomponente Fischfauna und die Klassentrennung in öko-logisch „mäßige und bessere“ (+) und „unbefriedigende und schlechtere“ (-) Probestellen; Anzahl der in die Analyse eingeflossenen Probestellen mit lokaler GSG > 5: n = 533.

Oberlauf Breitenvarianz L_first 5 Oberlauf Breitenvarianz L_first 4 5 Unterlauf Besondere

Sohl-strukturen

L_first 5

TLF 74 35 39 Oberlauf Strömungsdiversität L_first 5 5

Tabelle 6.16: Aus den Ergebnissen der RF-Analysen abgeleitete Grenzwerte für den Übergang vom mäßigen in den guten (gut) und vom unbefriedigenden in den mäßigen (mäßig) ökologischen Zustand für die Qualitäts-komponenten Fische und Makrozoobenthos und der abgeleitete Gesamtgrenzwert.

Grenzwerte

6.3.4.2 Grenzwerte für die erforderliche Streckenlänge ökologisch guter Abschnitte und für die maxi-malen Distanzen einer positiven Fernwirkung

Mithilfe der BRT-Analysen ließen sich für fast alle Gewässertypgruppen Hinweise für Grenzwer-te der maximalen Entfernung für eine positive Fernwirkung auf strukturell stark beeinträchtig-te Gewässerabschnitbeeinträchtig-te (GSG > 5) als auch Mindestlängen für ökologisch gubeeinträchtig-te Abschnitbeeinträchtig-te ablei-ten. Die operationalisierbaren Ergebnisse sind in Kapitel 6.3.5 dargestellt. Nachfolgend werden zunächst die berechneten Ergebnisse aufgeführt.

Berechnete positive Fernwirkungen sind abhängig von der Gewässertypgruppe stromab bis 225 m (Mittelgebirgsflüsse, maßgebend Makrozoobenthos), 283 m (Mittelgebirgsbäche, maßge-bend Fischfauna) und 763 m (Tieflandflüsse, maßgemaßge-bend Fischfauna) sowie stromauf bis 124 m (Mittelgebirgsbäche, maßgebend Fischfauna) bzw. 284 m (Tieflandflüsse, maßgebend Fischfau-na) vom potenziellen, benachbarten Kernlebensraum feststellbar. Im Mittelgebirgsbach und im Tieflandfluss sind die berechneten Fernwirkungen stromab größer als stromauf. Für Mittelge-birgsflüsse konnte die Fernwirkung stromauf nicht quantifiziert werden. Für Tieflandbäche konnten insgesamt keine belastbaren Ergebnisse erzielt werden. Systematische Unterschiede zwischen Fischen und Makrozoobenthos waren nicht festzustellen.

Als Mindestlängen für das Erreichen des guten ökologischen Zustands wurden mit 707 m in Mittelgebirgsbächen und 648 m in Mittelgebirgsflüssen sehr ähnliche Werte berechnet. In Tief-landflüssen wurde mit 1.047 m eine etwas höhere Mindestlänge ermittelt. Für Tieflandbäche konnte auch für diesen Parameter aufgrund des Datensatzes kein belastbares Ergebnis erzielt werden.