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Entwicklung der Landwirtschaftsflächen im Untersuchungsgebiet

4. Waldkonversion

4.2 Waldkonversion im Untersuchungsgebiet

4.2.5 Entwicklung der Landwirtschaftsflächen im Untersuchungsgebiet

Tabelle 23 zeigt die wesentlichen Entwicklungen der Landbedeckung von 1984-2001. Bis 2001 beträgt die gesamte im Untersuchungsgebiet durch Rodungsaktivitäten betroffene Fläche ca. 16.000 km2. Diese Zahl schließt den Zeitraum vor 1984 mit ein. Wenig über-raschend geht der größte Teil davon auf die landwirtschaftliche Expansion in den 1990er Jahren zurück. Allein 36 % entfallen auf Anbauflächen, die längstenfalls seit 1992 genutzt werden und immerhin noch 10 % auf Weiden, die 1992 mit Primärwald bestanden waren.

Letztere konzentrieren sich überwiegend in den größeren Weidezonen um San Julian und San Ramon im Norden sowie im Süden in der Region Cabezas. Weitere 9 % werden längstenfalls seit 1984 und 4 % seit mehr als 17 Jahren kontinuierlich für den Anbau von Kulturen genutzt.

Die meisten der am längsten in Kultur befindlichen Flächen befinden sich in der zentralen Zone, ein großer Teil davon in den japanischen und den älteren Kolonien der Mennoniten.

Auf knapp 7 % der Flächen wurde, vornehmlich in der nordwestlichen Kleinbauernzone, zum Folgezeitpunkt Sekundärwald klassifiziert. Das deutet darauf hin, dass innerhalb kurzer Zeit-spannen Sekundärwälder aufwachsen, die nach GEROLD (1986) in den feuchteren Gebieten bereits nach 3 Jahren geschlossene Bestandshöhen von 5-6 Metern erreichen. Dass auch in den trockeneren Gebieten relativ schnell Sekundärwälder aufwachsen, zeigen mehrere große 2001 als Sekundärwald klassifizierte Bereiche in der südöstlichen agroindustriellen Anbau-zone. Warum diese Flächen allerdings kurz nach deren Rodung in den 1990er Jahren 2001 wieder einen geschlossenen Sekundär-wald tragen, bleibt unklar. 4,5 % der in den 1990er Jahren gerodeten Flächen wurden 2001 als Bracheflächen klassifiziert und können als Indiz sich zum Ende der 1990er Jahre ändernder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen angesehen werden (Kap.2.3.1). 4,2 % der Flächen haben im Untersuchungszeitraum eine Nutzungs-änderung von "Anbau" in "Weide" erfahren. Bei diesen handelt es sich um Flächen die bereits vor 1984 in Nutzung waren und offensichtlich infolge sinkender Bodenproduktivität nicht mehr für einen rentablen Anbau geeignet sind. In den Mennoniten-kolonien befinden sich Anbauflächen, die zwischenzeitlich als Weide genutzt wurden. Ob eine solche

Wechsel-nutzung von den Mennoniten betrieben wird ist nicht bekannt. Dem Anschein nach handelt es sich eher um fehlklassifizierte Anbauflächen (Kap.4.2.1).

Die in ihrer Kombination nicht explizit aufgeführten 15 % umfassen Entwicklungen, deren Anteil an der von Rodung betroffenen Gesamtfläche weniger als 1 % betragen. Bei diesen handelt es sich bspw. um Konversionen in Siedlungsbereiche oder Brache- bzw. Sekundär-waldstadien während der Untersuchungsperiode. Demnach wurden 2001 weitere 562 km2 Anbau- und 685 km2 Weideflächen klassifiziert, während sich der Rest auf Bracheflächen, Sekundärwälder und Siedlungsbereiche aufteilt.

Tab. 23: Hauptsächliche Entwicklungen landwirtschaftlicher Nutzflächen im Zeitraum 1984-2001

1984 1992 2001 km2 [%]

Primärwald → Primärwald → Anbau 5.755 35,8 Primärwald Primärwald Weide 1.594 9,9 Primärwald Anbau Anbau 1.476 9,2 Primärwald Primärwald Brache 716 4,5 Primärwald Primärwald Sekundärwald 649 4,0 Anbau Anbau Anbau 634 3,9 Primärwald Sekundärwald Sekundärwald 249 1,6 Sekundärwald → Sekundärwald Sekundärwald 195 1,2 Primärwald Weide Anbau 181 1,1 Primärwald Sekundärwald Anbau 178 1,1 Anbau Weide Anbau 165 1,0

andere 2.381 14,8

S 16.062 100

4.2.5.1 Generalisierung der Landwirtschaftsflächen und Ableitung von Bewirtschaftungs-perioden

Die Gebietsgröße bedingt, die Einzelfläche betreffend, eine Vielzahl an Entwicklungs-geschichten. Da mit Blick auf die Bodendegradationsanalyse nur die bewirtschafteten Flächen respektive deren Nutzungsentwicklung von Interesse sind, wurden Konversionen in Sied-lungsbereiche und Sekundärwälder von der weiteren Untersuchung ausgenommen. Brache-flächen wurden generell in die Anbauklasse integriert, da über die Klassifikationsergebnisse mit wenigen Ausnahmen (53 km2) keine längeren Bracheperioden festgestellt wurden. Diese sollten nach GAUGUIN et al. (2002) mindestens 10-20 Jahre betragen um eine ausreichende Humusanreicherung im Boden zu gewährleisten. Für die verbliebenen Nutzungen ("Weide",

"Anbau") ergaben sich 11 Klassen verschiedener Entwicklungen (Tab.24), die bestimmten Bewirtschaftungsperioden zugeordnet wurden. Die Einteilung dieser orientierte sich an den in Kap.5 ausgewerteten Literaturstudien und umfasst die Zeiträume weniger als 10 Jahre (<10a),

zwischen 10 und 20 Jahren (10-20a) und länger als 20 Jahre (>20a) Nutzung. Die Land-nutzungsklassifikationen der drei Aufnahmezeitpunkte ließen sich diesen Perioden gut zuordnen.

Tab. 24: Einteilung der Bewirtschaftungsperioden

Klasse 1984 1992 2001 Periode [a] Anteil [%]

1 * * Weide - 12,8

2 * * Anbau <10a 48,0

3 * Weide → Weide - 3,0

4 * Weide → Anbau <10a 2,3 5 * Anbau → Weide 10-20a 3,2 6 * Anbau Anbau 10-20a 12,0 7 Anbau Anbau Anbau >20a 7,3 8 Anbau Weide Weide >20a 3,0 9 Anbau → Anbau → Weide >20a 2,5 10 Weide Weide Weide - 5,1 11 Weide Anbau Anbau 10-20a 0,9

S 100

* keine Nutzung

Die 2001 als "Weide" klassifizierten Bereiche wurden keiner Bewirtschaftungsperiode zugewiesen, da potenzielle Veränderungen bodenchemischer und -physikalischer Parameter unter Weidenutzug in der Bodendegradationsanalyse nicht näher quantifiziert werden. Eine Ausnahme bilden die bis 1984 bzw. 1992 ackerbaulich genutzten und 2001 als "Weide"

ausgewiesenen Bereiche. Bei diesen, mehrheitlich in der zentralen Zone gelegenen Flächen, handelt es sich hypothetisch um degradierte Standorte mit einer Nutzungsgeschichte von mehr als 20 Jahren. Unsicherheiten bestehen bei den 1992 als "Anbau" und 2001 als "Weide"

klassifizierten Bereichen (Klasse 5). Bei diesen kann bei einer Bewirtschaftungsdauer von maximal 17 Jahren nicht zwingend von zu Weideflächen degradierten Standorten aus-gegangen werden. Vielmehr handelt es sich, bedingt durch den Aufnahmezeitpunkt, um z.T.

unsicher klassifizierte Bereiche (Kap.4.2.1). Durch die vorangehende ackerbauliche Nutzung wurde diese in die 10- bis 20-jährige Bewirtschaftungsperiode eingeordnet. Ging den 2001 als

"Anbau" klassifizierten Flächen eine Weidenutzung voraus, wurde diese nicht in die Bewirt-schaftungsperiode eingerechnet. Dieser Einschätzung liegt die Tatsache zugrunde, dass mit Weidenutzung nicht per se negative Veränderungen bodenchemischer Eigenschaften einher-gehen (MCGRATH et al. 2001, MÜLLER et al. 2004, MURTY et al. 2002).

Das aus den Ergebnissen der Landnutzungsklassifikationen abgeleitete Grid der verschie-denen Bewirtschaftungszeiträume dient nachfolgend als Grundlage bei der regional-quantitativen Analyse der Bodendegradation (Kap.5).