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6. Diskussion der Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für

6.3. Empfehlungen an Förderer

Aus den Analysen des Evaluationsvorhabens ergeben sich vielfältige Empfehlun-gen für zukünftige Förderinitiativen, die sowohl organisatorischer als auch inhaltli-cher Natur sind.

Ein organisatorischer Aspekt, der in direkter Weise die Gestaltung und Förderung eines übergreifenden Evaluationsprojekts betrifft, ist der zeitliche Vorlauf. Dieser sollte so eingeplant werden, dass es den Evaluierenden möglich ist frühzeitig Kon-takte zu den Projekten herzustellen, um damit eine vertrauensvolle Basis für die Zusammenarbeit aufbauen zu können. Dies erhöht die Chance rechtzeitig und gemeinsam mit den Bündnissen Instrumente entwickeln und abstimmen zu kön-nen, die sich später besser in die Projektroutine der Evaluierten integrieren. Diese partizipative Herangehensweise erhöht die Compliance der zu evaluierenden Pro-jekte und mildert den Eindruck der Kontrolle.

Auch Vernetzungstagungen können früher organisiert und durchgeführt werden.

Denn Tagungen – sowohl die vom Ministerium als auch durch das beteiligte Evalu-ationsprojekt organisierte – sollten so früh wie möglich angesetzt werden, damit die Teilnehmenden sie effektiv zur Vernetzung und zum Erfahrungsaustausch nutzen können. Dabei sollten genau diese zeitlichen Freiräume auf den Tagungen Berück-sichtigung finden, die einen Austausch ermöglichen, auch wenn dadurch weniger Inhaltliches erarbeitet werden kann.

Ein zweiter organisatorischer Aspekt, der in diesem Fall die Gestaltung des Evalua-tionsprojekts nur indirekt, aber nichtsdestotrotz gravierend beeinflusst hat, ist die Kontinuität der Finanzierung der Projekte. Die Analyse der Dokumentationsbö-gen hat deutlich gemacht, dass aufgrund des fehlenden Bewilligungsbescheides für die Durchführungsphase in vielen Bündnissen erhebliche Schwierigkeiten mit der Implementation und Aufrechterhaltung der Maßnahmen aus der Aufbauphase oder der Neueinstellung von Personal zu verzeichnen waren (diese Problematik wieder-holte sich noch einmal nach Ablauf eines Jahres, als eine Mittelkürzung bekannt gegeben wurde). In der Aufbauphase begründete Strukturen drohten in vielen Fäl-len wieder zu zerfalFäl-len (ein Bündnis hat durch diese Verzögerungen einen wichti-gen Bündnispartner sowie ein ganzes Jahr Projektlaufzeit verloren).

Aus der Erfahrung mit den Aktionsbündnissen erscheinen außerdem degressive Fördermodelle sinnvoll, die die Finanzierung schrittweise verringern und in deren Rahmen die Akquise von Mitteln zur Aufrechterhaltung von Koordination und/oder Maßnahmen möglich ist.

Seitens des Förderers sollte es ein hohes Interesse und somit eine systematische Planung für eine gebündelte Veröffentlichung der Ergebnisse der geförderten

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Projekte geben. Dies ist in Eigenregie durch die Geförderten keinesfalls garantiert, aber explizit von diesen gewünscht, und erweitert die Aussagekraft des Geförder-ten im Vergleich zu den PflichtberichGeförder-ten.

Inhaltlich lassen sich folgende Empfehlungen an den/die Förderer von Projekten aussprechen.

Im Rahmen der Begutachtung eingereichter Anträge sollte im Sinne einer guten Planungsqualität Augenmerk auf die Aspekte Partizipation (hier vor allem der Zielgruppe), Bedürfniserhebung, sowie Berücksichtigung spezifischer Bedarfslagen (z.B. Geschlecht, Migrationshintergrund, soziale Benachteiligung) gelegt werden.

Spezielle thematische Unterstützungsangebote könnten die Sensibilität und damit auch die Berücksichtigung dieser Themen bei der Umsetzung von Gesund-heitsförderung erhöhen. Ebenso besteht bei der Visionsformulierung, einschließlich eines tragfähigen Leitbilds und bei der Zielformulierung, einschließlich deren Ope-rationalisierung und Überführung in messbare Ziele, frühzeitiger Unterstützungsbe-darf.

Hier wird zum einen die Entwicklung von Schulungs- und Beratungsangeboten zu diesem Thema als empfehlenswert erachtet. Dies äußerte sich unter anderem in dem Wunsch einiger Bündnisse: Diese möchten zukünftig früher bei der Auswahl und dem Einsatz spezifischer Qualitätssicherungssysteme (wie z. B. „quint-essenz“) unterstützt werden. Voraussetzung ist aber auch, dass diese Aspekte in der Förderpolitik Berücksichtigung erfahren, und deren erhöhter Bedarf an Res-sourcen sowohl in Planung, als auch während der Umsetzung, als legitim betrach-tet werden. Immerhin stehen sie in einem starken Zusammenhang mit der Qualität der geförderten Projekte.

Um die Erreichung gerade benachteiligter Zielgruppen und deren aktive Beteili-gung sicherzustellen, sollten vermehrt Strategien gefördert werden, die Zugeh-Strukturen und Schlüsselpersonen nutzen, wie dies bereits aus der Arbeit mit Migranten und Migrantinnen erfolgreich Anwendung findet. Diese sollten in der Gesundheitsförderung stärker verbreitet und auf ihre Übertragbarkeit auf andere Zielgruppen geprüft werden und erfordert nicht zuletzt eine entsprechende Schwerpunktsetzung durch den Förderer. Aus struktureller Sicht lässt sich hier ergänzen, dass generell auf die Einbindung notwendiger fachlicher Qualifikation geachtet werden sollte, da über diese für eine dem Stand der Diskussion ange-messene Umsetzung von Gesundheitsförderung gesorgt werden kann.

Wird eine vergleichende Ergebnisevaluation über ein breites Spektrum geförder-ter Projekte hinweg angestrebt, ist es empfehlenswert, zu erhebende Paramegeförder-ter zur Orientierung vorzugeben. Andernfalls ist davon auszugehen, dass die Gestal-tung des projektspezifischen Evaluationsvorhabens sehr unterschiedlich ausfällt.

Eine netzwerkspezifische Empfehlung betrifft die Vermeidung von Konkurrenzen:

diese wurden sowohl durch gezielte Auswahl, als auch durch gezieltes Auslassen von Partnern erreicht. Das deutet auf den Stellenwert dieses Problems hin, wider-spricht aber der Idee von einer Bündelung aller lokal vorhandenen Ressourcen.

Hier könnten seitens des Förderers am ehesten Unterstützungsangebote zum Thema Konfliktlösung und -vermeidung zuträglich sein.

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Fazit

Folgende Empfehlungen können auf Basis der vorliegenden Evaluationsergebnisse ausgesprochen werden. Wichtig ist:

die Bereitstellung von Know-How in der Antrags- und Durchführungsphase (Festlegung und Formulierung von Zielen, Unterstützung zu Fragen des Qualitätsmanagements und der Evaluation, Beratung zur Sicherung der Nachhaltigkeit).

die Sicherstellung angemessener zeitlicher Ressourcen für die Antragstel-lung (Aufbereitung vorhandener Evidenz, Erfassung der Bedürfnisse der Zielgruppe, Definition der Ziele, Anlage eines Qualitätsmanagements und der Evaluation).

die Sicherstellung einer verbindlichen und zuverlässigen Finanzierung.

die Verwendung eines Finanzierungsmodells, das nachhaltige Strukturen unterstützt (degressiver Aufbau, Unterstützung bei der Mittelakquise).

die Bereitstellung angemessener Ressourcen für das Qualitätsmanage-ment und die Ergebnisevaluation.

eine systematische Verwertung und Verbreitung der Projektergebnisse.

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