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4.2 Entwicklung der Herzerkrankung (Herzstatus) 75

4.3.2 Elektrokardiographische Befunde

In Ruhe wiesen vier Pferde (13%) bei der elektrokardiographischen Nachuntersuchung (U2) einen Atrioventrikularblock II.Grades auf, der bei vorübergehender leichter Erhöhung der Herzfrequenz nicht mehr vorhanden war. Bei der Erstuntersuchung (U1) waren es drei Pferde (10%). Ein Pferd (3%) zeigte bei U2 in Ruhe eine vorübergehende physiologische Sinusarrhythmie, im Gegensatz zu zwei Pferden (7%) bei U1. Pathologische Befunde wurden elektrokardiographisch sowohl bei der Erst- als auch bei der Nachuntersuchung nicht festgestellt.

4.3.3 Echokardiographische Befunde 4.3.3.1 B-Mode-Befunde

Der Durchmesser des rechten Atriums vergrößerte sich im Zeitraum zwischen den beiden Untersuchungen (von U1 zu U2) signifikant. Ebenfalls zeigte die Dimension des linken Ventrikels und des linken Atriums eine signifikante Zunahme. Der Durchmesser der Aortenwurzel nahm schwach signifikant zu. Die inzwischen vergrößerten Herzareale befanden sich im Mittel noch im Bereich der Norm. (Tabelle 12).

Tabelle 12: Parameter der B-Mode-Untersuchung bei der Erst- (U1) und der Nachuntersuchung (U2) in mm (Mittelwert und Standardabweichung;

statistischer Vergleich mit dem t-Test)

U1 U2

RA = Durchmesser des rechten Atriums LV = Durchmesser des linken Ventrikels

AO = Durchmesser der Aorta auf Höhe der Aortenwurzel LA = Durchmesser des linken Atriums

4.3.3.2 M-Mode-Befunde

Im M-Mode zeigte sich bei 13 Pferden (42%) eine Zunahme der prozentualen Verkürzungsfraktion (%FS) des linksventrikulären Durchmessers. Die Differenz zwischen der U1 und der U2 betrug 3,6% und war schwach signifikant (p ≤ 0,05 ∗).

Bei der Erstuntersuchung war bei 12 Pferden (39%) und bei der Nachkontrolle bei 18 Pferden (58%) ein B-Notch der Mitralklappensegel feststellbar.

4.3.4 Veränderung des kardialen Status

Pro Pferd gingen insgesamt 30 Befunde in das Bewertungsschema zur Ermittlung des Herzstatus ein. Für die Punktsummen des kardiologischen Beurteilungssystems (Tabelle 3 und 4) lagen durchschnittlich signifikante Unterschiede zwischen der Erst (U1)- und der Nachuntersuchung (U2) vor (Tabelle 13).

Tabelle 13: Durchschnittliche Veränderung der Punktsummen aus dem kardiologischen Beurteilungssystem (siehe Tab. 3 und 4) (Mittelwert und Standardabweichung) und Entwicklung der Schweregrade der Herzerkrankung (Herzstatus) von U1 zu U2 bei 31 Pferden (Statistischer Vergleich mit dem t-Test)

n = 31 U1 U2 mittlere

Differenz

p

Punktsumme der kardiolog.

Unters.

9,3 ± 3,9 10,0 ± 4,0 0,95 ≤ 0,01

∗∗

Einteilung in

Schweregrade mittelgradig mittelgradig

U1 = Erstuntersuchung U2 = Nachuntersuchung

p = Irrtumswahrscheinlichkeit

Der kardiologische Status verschlechterte sich jedoch nur bei 45% der Pferde (n = 14) geringgradig. Davon waren 16% (n = 5) geringgradig, ebenfalls 16% (n = 5) mittelgradig und 13% (n = 4) der Pferde hochgradig erkrankt. Die meisten der 31 Pferde waren sowohl bei der Erstuntersuchung als auch bei der Nachuntersuchung mittelgradig herzkrank (Tabelle 13).

4.3.5 Echokardiographisch erhobene hämodynamische Parameter bei Mitral-, Trikuspidal- und Aortenklappeninsuffizienzen

Von 25 Pferden mit Mitralklappeninsuffizienzen verschlechterten sich bei 19 Pferden (61%) die konventionellen dopplerechokardiographischen Befunde geringgradig. Die Rückflußgeschwindigkeit, die Dauer, die Turbulenz und die Intensität des Regurgitationsstromes nahmen geringgradig zu. Bei 10 von 17 Pferden (59%) mit Trikuspidalklappeninsuffizienz und bei 4 von 6 Pferden (67%) mit Aorteninsuffizienz verschlechterten sich die konventionellen echokardiographischen Befunde ebenfalls geringgradig. Diese Verschlechterung ließ sich jedoch nur bei Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienzen im Rahmen der konventionellen Doppleruntersuchung nachweisen mit einer signifikanten geringgradigen Erhöhung der Punktsummen nachweisen (Tabelle 3). Da bei nur zwei Pferden eine Pulmonalklappeninsuffizienz vorlag, wurden diese nicht statistisch ausgewertet.

4.3.5.1 Rückflußgeschwindigkeiten bei Mitral-, Trikuspidal- und Aortenklappeninsuffizienzen

Die pathologische Rückflußgeschwindigkeit war zwischen der Erst- und Nachuntersuchung an der Mitralklappe, an der Trikuspidalklappe und an der Aortenklappe durchschnittlich signifikant unterschiedlich (Tabelle 14).

Tabelle 14 : Durchschnittliche Rückflußgeschwindigkeit der Klappeninsuffizienz (V max. in m/s) an der Mitral-, der Trikuspidal- und der Aortenklappe (Mittelwert und Standardabweichung) bei der Erst- (U1) und der Nachuntersuchung (U2) (statistischer Vergleich mit dem t-Test)

U1 U2

TV = Trikuspidalklappe AV = Aortenklappe U1 = Erstuntersuchung U2 = Nachuntersuchung

p = Irrtumswahrscheinlichkeit

4.3.5.2 Geschwindigkeit-Zeit-Integral (VTI) und Rückflußvolumen (DV) bei Mitral-, Aorten- und Trikuspidalklappeninsuffizienzen

Das durch die Mitralklappeninsuffizienz bedingte VTI der Erstuntersuchung

unterschied sich durchschnittlich hoch signifikant bzw. signifikant von dem VTI der Nachuntersuchung (Tabelle 15). Das pathologische Rückflußvolumen vergrößerte sich zwischen den Untersuchungen an der Mitralklappe signifikant, jedoch nicht an der Aorten- bzw. der Trikuspidalklappe (Tabelle 16).

Tabelle 15: Durchschnittliches Geschwindigkeit-Zeit-Integral (VTI in cm) der pathologischen Rückflüsse bei Mitral- und Aorteninsuffizienzen bei der Erst (U1)- und der Nachuntersuchung (U2) (Mittelwert und Standardabweichung; statistischer Vergleich: t-Test). Median, Minimal (Min.)- und Maximalwerte (Max.) des VTI der pathologischen Rückflüsse bei Trikuspidalklappeninsuffizienzen bei U1 und U2 (signed-rank- Test)

TV = Trikuspidalklappe p = Irrtumswahrscheinlichkeit

Tabelle 16: Durchschnittliches Rückflußvolumen (DV in ml) an der insuffizienten Trikuspidal- und Aortenklappe bei der Erst- und der Nachuntersuchung (U1 und U2) (Mittelwert und Standardabweichung; statistischer Vergleich: t-Test). Median, Minimal (Min.)- und Maximalwert (Max.) des durchschnittlichen Rückflußvolumens an der Mitralklappe bei U1 und U2 (signed-rank-Test).

TV = Trikuspidalklappe AV = Aortenklappe U1 = Erstuntersuchung U2 = Nachuntersuchung

p = Irrtumswahrscheinlichkeit

4.3.5.3 Farbcodierte Doppler-Echokardiographie bei Mitral-, Trikuspidal- und Aortenklappeninsuffizienzen

Die durchschnittliche Vergrößerung des hämodynamisch relevanten Ostiums der Regurgitation (Vena contracta) im Zeitraum zwischen der Erst- (U1) und der Nachuntersuchung (U2) war bei Mitralklappen- und bei Trikuspidalklappeninsuffizienz signifikant. Für die Aorteninsuffizienzen lag kein statistisch nachweisbarer Unterschied vor (Tabelle 17).

Tabelle 17: Mittlerer Durchmesser der Vena contracta bei Mitral-, Trikuspidal- und Aortenklappeninsuffizienz (in cm) bei der Erst-(U1) und der Nachuntersuchung (U2) (Mittelwert und Standardabweichung;

statistischer Vergleich: t-Test).

U1 U2 TV = Trikuspidalklappe U2 = Nachuntersuchung

AV = Aortenklappe p = Irrtumswahrscheinlichkeit

4.4 Einfluß unterschiedlicher Faktoren auf die

Entwicklung von Herzklappeninsuffizienzen

Anhand der vorliegenden Studie konnte keine statistisch signifikante Abhängigkeit der Entwicklung der Herzklappenerkrankungen von der Nutzung bzw. von der Leistungsfähigkeit der Patienten nach der Diagnosestellung nachgewiesen werden.

Bei keinem Parameter der kardiologischen Untersuchung wurde zwischen den drei Gruppen ein signifikanter Unterschied festgestellt (p > 0,05).

Die Veränderungen der Parameter der klinischen und echokardiographischen Untersuchungen in der Zeit zwischen der Erstuntersuchung (U1) und der Nachuntersuchung (U2) zeigten ebenfalls keine statistisch signifikante Abhängigkeit vom Alter der Pferde (p > 0,05).

Gleichsam beeinflußten weder der Schweregrad der Herzklappenerkrankung noch der Zeitabstand zwischen der kardiologischen Erst- und Nachuntersuchung die Befunde der kardiologischen Untersuchung im Verlauf des Untersuchungsintervalles signifikant (jeweils p> 0,05).

5 Diskussion

Bei gering- bis mittelgradig herzkranken Pferden ist es problematisch, eine möglichst sichere Prognose bezüglich der Belastbarkeit in der Zukunft zu stellen. Deshalb erschien es sinnvoll, mit Hilfe klinischer und echokardiographischer Untersuchungen die Entwicklung der Herzklappenerkrankungen über einen unterschiedlich langen Zeitraum zu untersuchen.

Beim Menschen ist besonders bei der Mitral- und der Aortenklappeninsuffizienz eine Einschätzung des Verlaufes der Herzklappenerkrankung wichtig, um den optimalen Zeitpunkt einer beginnenden Dekompensation für einen Ersatz der schlußunfähigen Klappe durch eine Mitralklappenplastik nicht zu versäumen (KIM et al. 1996).

Verlaufsuntersuchungen, wie sie in der Humanmedizin schon seit Mitte der 80-er Jahre durchgeführt werden (NISHIMURA 1985), sind beim Pferd dagegen bisher nicht vorhanden.

Die einzig ähnliche Untersuchung von Herzklappeninsuffizienzen beim Pferd wurde von YOUNG und WOOD (2000) an 55 Vollblütern durchgeführt. Die Autoren untersuchten auskultatorisch die Veränderungen des Herzstatus der zweijährigen Rennpferde innerhalb von neun Monaten. Dabei wurde hauptsächlich der Einfluß des Renntrainings und des Alters der Pferde auf die Entwicklung von Herzklappeninsuffizienzen überprüft. Es stellte sich heraus, daß Atrioventrikularklappeninsuffizienzgeräusche nach einer neun monatigen Trainingsphase häufiger vorkamen als davor und daß das Alter der Rennpferde innerhalb der neun Monate die Häufigkeit von Insuffizienzgeräuschen an Atrioventrikularklappen nicht beeinflußt. An den 55 Vollblütern wurden im Gegensatz zur vorliegenden Studie keine sonographischen Verlaufsuntersuchungen vorgenommen.

Für die vorliegende Studie wurde 190 Pferdebesitzern eine allgemeine und spezielle kardiologische Nachuntersuchung ihres herzkranken Pferdes angeboten. Der Rücklauf der 81 schriftlichen Antworten war mit 42,6% relativ gering. Dagegen beschrieb KÖSTER (1996) die Beteiligung an einer Umfrage über den Verbleib und die weitere Nutzung von Pferden mit Herzgeräuschen einschließlich der Erfassung von Turniererfolgen als sehr zufriedenstellend. Die Rückantwortquote betrug 79%.

Weitere Arbeiten, deren Ergebnisse auf einer Auswertung von Fragebögen über Angaben von Pferdebesitzern basiert, liegen von DRÖGEMÜLLER (1989) und BOSLER (1986) vor. DRÖGEMÜLLER (1989) untersuchte lungenkranke Pferde und stellte einen befriedigenden Rücklauf (ebenfalls 79%) fest. In der Arbeit von BOSLER (1986), ebenfalls eine Langzeitstudie über lungenkranke Pferde, wurde sogar eine Rückantwortquote von 90% erzielt.

Im Gegensatz zu den Untersuchungen von KÖSTER (1996), DRÖGEMÜLLER (1989) und BOSLER (1986) wurde in der vorliegenden Studie neben den subjektiven Beurteilungen der Leistungsfähigkeit und des Allgemeinbefindens durch die Pferdebesitzer die Werte der kardiologischen Untersuchungen (U1 und U2) objektiv verglichen. Deshalb wurde im Fragebogen auf eine genauere Befragung der Pferdebesitzer verzichtet, um eine Motivation zu einer Nachuntersuchung aufrecht zu erhalten. Dennoch nahm ein großer Teil der Besitzer das Angebot zu einer kostenlosen Kontrolluntersuchung nicht wahr. In telefonischen Rückfragen wurde die fehlende Bereitschaft zu einer Nachuntersuchung einerseits mit dem aufwendigen Verbringen der Pferde von weiter entfernt gelegenen Orten zur Tierärztlichen Hochschule Hannover und andererseits mit fehlenden Symptomen bzw. nicht erkennbarer Nutzungseinschränkung begründet.

Mit der vorliegenden Arbeit sollte abgeklärt werden, ob bei Pferden mit kardiologischen Befunden, die repräsentativ für den größten Teil der herzkranken Pferde sind und bei denen selten für den Besitzer erkennbare kardiologische Symptome auftraten, in Zeiträumen zwischen zwei und sieben Jahren eine gravierende Verschlechterung mit gefährlichen Zwischenfällen eintreten kann.

Es wurde einerseits festgestellt, daß ein Teil der Pferde nach Diagnose einer Herzklappenerkrankung vorsichtiger oder gar nicht mehr im Sport eingesetzt wurden. Auch nach den Ergebnissen von KÖSTER (1996) scheint es für einige Pferdebesitzer eine befriedigende Lösung zu sein, herzkranke Pferde auf eine weniger intensive Nutzung umzustellen, wenn diese Umstellung zu einer Symptomreduzierung führt. Die von KÖSTER (1996) befragten Pferdebesitzer bezeichneten die Patienten nach dieser Umstellung als gesund. In der vorliegenden Studie wurden zehn von 31 Pferden (27%), auf eine weniger intensive Leistungsanforderung nach der Diagnose einer Herzerkrankung umgestellt. Die Besitzer dieser Pferde sahen danach keine Verschlechterung des Allgemeinbefindens und erkannten bei dem Einsatz als Freizeitpferd keine kardiologischen Symptome mehr. Ob ein Wechsel der Nutzung von einem Turnierpferd zum Einsatz als Freizeitpferd tatsächlich eine Reduktion der Arbeitsintensität bedeutet, ist häufig jedoch schwer zu beurteilen. Obwohl bei Freizeitpferden die psychische Belastung, der ein Turnierpferd ausgesetzt ist, entfällt, können Ausritte in allen drei Gangarten mit der Überwindung von Steigungen im Gelände dennoch erhebliche physische Belastungen darstellen. Somit kann ein Pferdebesitzer bei falscher Einschätzung der Nutzungsart “Freizeitreiten“ in Bezug auf die Gefährdung durch den Einsatz eines herzkranken Pferdes Täuschungen unterliegen.

Andererseits zeigt die vorliegende Arbeit, daß der andere Teil der Besitzer herzkranker Pferde entgegen den ärztlichen Empfehlungen bei fehlender Symptomatik weiterhin am leichten Turniersport teilnimmt. Es wurden von 14 Sportpferden nach der Erstuntersuchung noch neun Pferde im Dressur- bzw.

Springsport der leichteren Klassen ( A / L) eingesetzt.

Dabei war interessant, daß bei diesen neun Turnierpferden im Zeitraum zwischen den beiden kardiologischen Verlaufsuntersuchungen kein Leistungsabfall für die Besitzer erkennbar war. Gleichsam waren die 15 Freizeitpferde im Zeitraum von der Erst- zur Nachuntersuchung zufriedenstellend belastbar. KÖSTER (1996) stellte sogar fest, daß nach der Diagnose einer Herzerkrankung einige Pferde sogar im Turniersport der schweren Klasse erfolgreich eingesetzt worden sind.

Auch nach klinischen Erfahrungen ist bekannt, daß eine nicht geringe Anzahl von Pferden mit mittelgradigen klinischen (Herzgeräusche; Arrhythmien) und sonographischen kardiologischen Befunden dennoch über mehrere Jahre als Reitpferde bzw. sogar als Sportpferde eingesetzt werden können. In der vorliegenden Studie wurden 14 von 15 mittelgradig erkrankten Pferden von ihren Besitzern im Untersuchungsintervall als zufriedenstellend leistungsfähig bezeichnet.

In der Untersuchung von KÖSTER (1996) wurden sechs von 17 Pferden mit schlechter Prognose nach der kardiologischen Untersuchung noch im Sport geritten.

Aufgrund dessen ist die Frage berechtigt, ob das Pferdeherz eine wesentlich höhere Kompensationsfähigkeit als das menschliche Herz aufweist. Pferde mit vergleichbaren Herzerkrankungen wie beim Menschen (KIM et al. 1996) zeigen deutlich weniger Symptome als die Humanpatienten oder gar keine Befunde in Ruhe und zum Teil auch in Belastung (LITTLEWORT 1977).

BUBECK (2001) untersuchte erstmalig die hämodynamischen Auswirkungen von Mitralklappeninsuffizienzen unter Belastung auf dem Laufband. Dabei stellte sich bei Messungen des Lungenkapillardruckes heraus, daß mittelgradige Mitralklappeninsuffizienzen kaum einen Einfluß auf die Herzfunktion hatten. Der Lungenkapillardruck, der dem mittleren Druck im linken Vorhof entspricht, veränderte sich bei Warmblutpferden mit mittelgradiger Mitralklappeninsuffizienz unter Belastung wenig im Vergleich zu den Ruhewerten. Dagegen zeigte sich bei Pferden mit hochgradiger Mitralklappenregurgitation teilweise eine deutliche Erhöhung des Lungenkapillardruckes unter Belastung. Eine ähnliche Tendenz zeigt die vorliegende Studie, denn der Anteil der leistungsinsuffizienten Pferde war bei den hochgradig herzkranken Pferden deutlich größer als bei den mittelgradig oder geringgradig herzkranken Pferden.

Die moderne kardiologische Untersuchung unter Einbeziehung der echokardiographischen Ermittlung von Herzdimensionen und hämodynamischer Parameter stellt die Grundlage für die Beurteilung von Veränderungen der Herzfunktion dar. Dennoch ist es schwierig bzw. im Einzelfall nicht möglich zu prognostizieren, ob und wann eine Dekompensation einer Herzklappenerkrankung auftreten wird. Erst bei fehlender Kompensation z. B. durch eine Volumenüberlastung des linken Vorhofes bei einer Mitralklappeninsuffizienz wird der Einsatz als Reitpferd oder als Sportpferd für den Reiter bzw. für den Fahrer gefährlich.

Obwohl in der vorliegenden Arbeit durchschnittlich eine geringgradige Verschlechterung einzelner echokardiographischer Parameter auftrat, die nicht zu einer Verschlechterung des gesamten Herzstatus führte, zeigten neun Pferde, die bei der Erst-untersuchung eine kardial bedingte Leistungsminderung aufwiesen, bei der Kontrolluntersuchung diese nicht mehr, ohne daß die Leistungsanforderung reduziert worden wäre. Dieses könnte bedeuten, daß das Pferdeherz über die im Vergleich zum Menschen (KIM et al.1996) anscheinend größere Kompensationskapazität hinaus auch zu einer Adaptation des Organismus an die Herzerkrankung fähig ist, sogar mit der Folge, daß die ursprüngliche Leistungsfähigkeit wieder erreicht wird.

Da jedoch nur Pferde untersucht wurden, die in niedrigeren Klassen des Turniersportes (Klasse A / L) bzw. als Freizeitpferde eingesetzt wurden, läßt sich von den eigenen Ergebnissen nicht ableiten, ob derartige Entwicklungen grundsätzlich auch bei einem Einsatz in schweren Klassen zu erwarten sind, wie KÖSTER (1996) dieses bei einigen Pferden feststellte. Außerdem muß berücksichtigt werden, daß die Beurteilung der Leistungsfähigkeit lediglich subjektiv durch die Besitzer erfolgte und Besitzeraussagen wegen des Wunsches nach Verbesserung des Gesundheitszustandes ihrer Tiere nicht immer den Tatsachen entsprechen (KÖSTER 1996).

Die meisten der in der vorliegenden Arbeit untersuchten Patienten zeigten gering- bis mittelgradig veränderte kardiologische Befunde. Sie repräsentieren somit Herzpatienten, die in der klinischen Routinediagnostik die größten Probleme in Bezug auf die Prognose aufweisen, denn verschiedene Studien zeigen, daß geringgradig kranke Pferde in den meisten Fällen weiterhin im Rahmen der ursprünglichen Nutzungsart eingesetzt werden können (PATTESON und CRIPPS 1993; BLISSITT und PATTESON 1996; YOUNG und WOOD 2000; KRIZ et al.

2000). Z. B. kamen MARTIN et al. (2000) in einer Studie über die Ursachen für Leistungsminderung bei Rennpferden zu dem Schluß, daß geringgradige Mitralklappeninsuffizienzen sogar bei Rennpferden nicht zu einer Beeinträchtigung der Rennleistung führen. Demnach wäre zu erwarten, daß die im Vergleich zum Rennpferd deutlich weniger belasteten Warmblutpferde mit einer mittelgradigen Herzerkrankung ohne Belastungsinsuffizienz als Freizeitpferd und im leichten Turniersport problemlos eingesetzt werden können.

Wenn sich die Tendenz dieser Arbeit bestätigt, daß gering- bis mittelgradig herzkranke Pferde über lange Zeiträume in ihrer ursprünglichen Nutzungsart eingesetzt werden können, kann in Zukunft die Beratung der Besitzer bei dieser Patientengruppe weniger restriktiv in Bezug auf die Einsatzfähigkeit als Reitpferd gestaltet werden. Dabei sollte bei diesen Pferden allerdings eine kontinuierliche kardiologische Überwachung durch den Haustierarzt in Zusammenarbeit mit einer speziell ausgerüsteten Klinik gewährleistet sein.

Dagegen muß bei hochgradig herzkranken Pferden in den meisten Fällen auf einen weiteren Einsatz im Sport oder auf größere Belastungen im Sinne des Freizeitreitens verzichtet werden.

Bei dem Vergleich der kardiologischen Erst- mit der Nachuntersuchung sind bei einzelnen echokardiographischen Parametern (Dimensionen des rechten und linken Vorhofes, des rechten Ventrikels, der Aortenwurzel, der Rückflussgeschwindigkeit, des Rückflußvolumens, der Vena contracta und des VTI der pathologischen Rückflüsse) signifikante Veränderungen aufgetreten. Die Parameter der zweidimensionalen Echokardiographie überschritten jedoch durchschnittlich die oberen Normwerte nicht. Deshalb stellt sich die Frage, ob diese Veränderungen einerseits biologisch relevant sind (PATTESON et al. 1995) bzw.

andererseits normale technisch bedingte oder untersucherabhängige Schwankungen darstellen. In Bezug auf untersucherabhängige Unterschiede ist bekannt, daß diese bei dem Einsatz der zweidimensionalen Echokardiographie zur Ermittlung der Herzdimensionen in sehr geringem Maße (LONG et al. 1992; PATTESON et al.

1995; YOUNG und SCOTT 1998) auftreten, ohne jedoch eine klinische Bedeutung zu besitzen.

Da auch für die vorliegende Arbeit sowohl bei der Erst- als auch bei der Nachuntersuchung dieselben technischen Geräte eingesetzt wurden und nach gleichen Kriterien geschultes Personal die Untersuchungen durchführte, waren die Vergrößerungen der Dimensionen wahrscheinlich funktionsbedingt.

Dagegen sind in der Literatur für die konventionelle und farbcodierte dopplerechokardiographische Untersuchung größere technisch bedingte Schwankungen beschrieben worden (LONG et al. 1992; BLISSITT und BONAGURA 1995a; YOUNG und SCOTT 1998). Insbesondere die Anlotung des Herzens mit dem Dopplerstrahl kann beim Pferd nicht in gleicher Weise wie beim Menschen erfolgen, bei dem die Schwankungen in engeren Grenzen liegen (MOULINIER et al. 1991). Im Vergleich zum Menschen ist beim Pferd ein größerer Anschallwinkel zwischen Blutflußrichtung und Ultraschallstrahl notwendig, da das Pferdeherz nicht in der apikalen Schallkopfposition, sondern wegen des schallundurchlässigen Sternums nur aus der parasternalen Position heraus dargestellt werden kann. Somit besteht beim Pferd eine größere Abweichung vom optimalen Anschallwinkel.

Dennoch können beim Pferd pathologische Rückflüsse an insuffizienten Herzklappen aufgrund der höheren Blutflußgeschwindigkeiten und der stärkeren Turbulenzen als beim Menschen auch bei nicht paralleler Anlotung bestimmt werden (WEINBERGER 1991, STADLER et al. 1993b; YOUNG und SCOTT 1998).

Somit ergibt sich insgesamt eine etwas größere Schwankungsbreite der hämodynamischen Parameter. Diese wird von YOUNG und SCOTT (1998) in einer ähnlichen Variation angegeben wie sie in der vorliegenden Arbeit auftrat. Das bedeutet, daß die hier gemessenen Veränderungen der hämodynamischen Parameter mit hoher Wahrscheinlichkeit technisch und untersucherabhängig bedingt sind, da schon eine geringe Abweichung vom Anschallwinkel eine relativ große Veränderung der hämodynamischen Parameter mit sich bringt. Da alle veränderten Meßwerte der hämodynamische Parameter der dopplerechokardiographischen Verlaufsuntersuchungen die Tendenz einer Erhöhung zeigen, scheint die Ursache für diese Vergrößerung der Werte bei der Nachuntersuchung aufgrund der Kontinuität der Abweichungen ein untersucherbedingter geringgradig verringerter Anschallwinkel im Vergleich zur Erstuntersuchung zu sein.

In neueren Untersuchungen ist es auch beim Pferd gelungen, echokardiographisch das hämodynamisch relevante Ostium der Regurgitation (Vena contracta) bei Pferden mit Herzklappenerkrankungen auszumessen (GEHLEN 1997; VIETH 2001).

Mit Hilfe dieses Parameters kann das pathologische Rückflußvolumen an den Herzklappen bestimmt werden. In der vorliegenden Studie wurde bei Pferden mit Mitralklappeninsuffizienz eine geringgradige Vergrößerung des Rückflußvolumens in unterschiedlichen Untersuchungsintervallen von 107 bis zu 133 ml gemessen, welches somit ca. 10 – 15 % des echokardiographisch ermittelten Schlagvolumens eines erwachsenen Warmblutpferdes betrug (KINKEL 1993; GRATOPP 1996).

Auch für die Ermittlung der Herzvolumina trifft zu, daß aufgrund eines nicht optimalen Anschallwinkels im Vergleich zur Humanmedizin nur angenäherte Werte dieser Parameter gemessen werden. Die absoluten Werte der pathologischen und physiologischen Volumina liegen wahrscheinlich etwas höher. Diese Tatsache ist im klinischen Alltag für intraindividuelle Verlaufsuntersuchungen und den interindividuellen Vergleich von gesunden und herzkranken Pferden zweitrangig, weist jedoch wiederum darauf hin, daß die Kompensationsfähigkeit des Pferdeherzens im Vergleich zum Menschen höher sein muß, denn die Vergrößerung des Rückflußvolumens und damit eine Veränderung der Hämodynamik des Herzens eines Reitpferdes wirkt sich nicht wesentlich auf die subjektiv erkennbare Leistung aus. Andererseits bestätigen die Ergebnisse über die geringgradige Vergrößerung der Vena contracta der Mitralklappe in der vorliegenden Studie die Hypothese, daß eine durch Veränderung der Druck- und Volumenverhältnisse im linken Herzen hervorgerufene funktionelle Schlußunfähigkeit der Atrioventrikularklappen aufgrund einer Mitralringdilatation (YOUNG 1999) eine weitere, wenn auch geringgradige Vergrößerung des Ostiums der Regurgitation nach sich ziehen kann.

Für eine Prognose bleibt weiterhin ungeklärt, bis zu welchem Ausmaß einer Mitralklappeninsuffizienz (Dilatation des Vorhofes, Vena contracta) bei Erstellung der Diagnose über mehrere Jahre eine Gefährdung von Reiter und Pferd durch eine plötzlich auftretende Verschlechterung ausgeschlossen werden kann. Aus dem klinischen Alltag sind nur wenige Fälle bekannt, bei denen sich eine Dekompensation, die normalerweise aufgrund von langsam eintretender Leistungsinsuffizienz und Verschlechterung des Allgemeinbefindens für den Reiter deutlich erkennbar verläuft, plötzlich einstellt und so zu einer Gefahr werden kann (STADLER 2001, persönliche Mitteilung). In der Literatur sind z. B. bis heute noch keine Fälle beschrieben, in denen ein Zusammenbrechen der Pferde unter dem Reiter nach Vorhofrupturen bei Mitralklappeninsuffizienz auftrat.

Die offensichtlich geringgradige Auswirkung der Erkrankung einzelner Herzklappen auf die klinischen Befunde, insbesondere das Allgemeinbefinden und die Leistungsbereitschaft spiegelt sich in der Bewertung des Herzstatus mit dem hier verwendeten kardiologischen Beurteilungssystem (GEHLEN 1998) wider. Mit diesem Beurteilungssystem werden neben den Parametern der konventionellen Echokardiographie auch die klinischen Befunde gewichtet. Bei den Patienten der

Die offensichtlich geringgradige Auswirkung der Erkrankung einzelner Herzklappen auf die klinischen Befunde, insbesondere das Allgemeinbefinden und die Leistungsbereitschaft spiegelt sich in der Bewertung des Herzstatus mit dem hier verwendeten kardiologischen Beurteilungssystem (GEHLEN 1998) wider. Mit diesem Beurteilungssystem werden neben den Parametern der konventionellen Echokardiographie auch die klinischen Befunde gewichtet. Bei den Patienten der