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Die embryonale Mortalität ist eine der Hauptursachen für Fertilitätsstörungen beim Milchrind (INSKEEP u. DAILEY 2005; DISKIN u. MORRIS 2008) und geht jährlich mit erheblichen wirtschaftlichen Verlusten einher (DUNNE et al. 2000; BINELLI et al.

2001). Während bei Hochleistungsrindern die Befruchtungsraten seit vielen Jahren konstant bei 80 bis 90 % liegen (D. P. RYAN et al. 1993; SARTORI et al. 2002;

CERRI et al. 2009), haben sich die Konzeptionsraten in den Milchviehherden in den letzten sechs Jahrzehnten stetig verschlechtert. Lagen sie in den fünfziger Jahren noch bei über 50 % (K.R. JOHNSON et al. 1958; MARES et al. 1961), so kommen einige neuere Studien auf Konzeptionsraten von unter 35 % (DROST et al. 1999;

PANCARCI et al. 2002; NORMAN et al. 2009).

Der Zeitraum, in dem die embryonale Mortalität am häufigsten auftritt, liegt beim Rind in den ersten sechzehn Tagen post inseminationem (DISKIN u. SREENAN 1980;

DISKIN u. MORRIS 2008). Beim Hochleistungsrind wird dieser Zeitpunkt sogar noch früher, nämlich in den ersten acht Tagen post inseminationem, gesehen (DISKIN u.

MORRIS 2008). Dafür sprechen Studien bei Milchkühen, in denen die Anzahl der in vivo gewonnenen degenerierten Embryonen und der Embryonen, die ein abnormales Entwicklungsstadium aufwiesen, schon an Tag 5 (WIEBOLD 1988) bzw. zwischen den Tagen 6 und 7 post inseminationem (AYALON 1978; SARTORI et al. 2002) am höchsten war.

Um eine Trächtigkeit zu etablieren und zu erhalten ist eine intakte embryo-maternale Kommunikation (WOLF et al. 2003; KLEIN et al. 2006) mit einer Vielzahl an Signalen und Interaktionen zwischen dem Konzeptus und der maternalen Umgebung notwendig (THATCHER et al. 1984a; SPENCER u. BAZER 1995; THATCHER et al.

1997). Eine Störung dieses Netzwerkes der embryo-maternalen Kommunikation führt zu einer Asynchronität zwischen der Entwicklung des Embryos und der uterinen Umgebung und damit zum Tod des Konzeptus (GOFF 2002). Als Teil des Netzwerkes der embryo-maternalen Kommunikation scheint neben verschiedener vom Embryo (BAZER 1992; WOLF et al. 2003) und vom mütterlichen Organismus

(THATCHER et al. 1997; AROSH et al. 2004b) produzierter Substanzen auch der uterine Blutfluss bereits vor der Implantation eine wichtige Rolle zu spielen (HONNENS et al. 2008b).

Es wurde gezeigt, dass es beim Rind gegenüber dem Zyklus während der ersten drei Trächtigkeitswochen, also noch vor der Implantation, zu charakteristischen Veränderungen in der uterinen Perfusion kommt (FORD et al. 1979; FORD u.

CHENAULT 1981; HONNENS et al. 2008b). So wurde in älteren Studien mittels um die A. uterina implantierter Blutflusssonden beobachtet, dass es bei graviden Kühen zwischen dem 14. und 18. Graviditätstag zu einem vorübergehenden Anstieg im Blutflussvolumen (BFV) auf der Seite des graviden Uterushorns kommt und deshalb wurde vermutet, dass diese Blutflussänderung in Zusammenhang mit der Trächtigkeitserkennung steht (FORD et al. 1979; FORD u. CHENAULT 1981). In einer jüngeren Studie (HONNENS et al. 2008b), in der die Durchblutung in der A. uterina mittels transrektaler Farbdopplersonographie gemessen wurde, zeigte sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt der Gravidität ein Anstieg der uterinen Perfusion ipsilateral zum Corpus luteum: die Blutflussgeschwindigkeit (TAMV) in der A. uterina stieg erstmals zwischen dem 9. und dem 11. Graviditätstag an und fiel darauf hin bis zum 18. Graviditätstag auf Minimalwerte ab. Der ebenfalls gemessene Blutflusswiderstand bzw. Pulsatility Index (PI), welcher den Gefäßwiderstand im versorgten Organ widerspiegelt (DICKEY 1997), sank langsam zwischen dem 3. und 11. Graviditätstag ab und stieg, entgegengesetzt zur Blutflussgeschwindigkeit, bis zum 18. Graviditätstag auf Maximalwerte an. Ohne direkte Beweise zu liefern, vermuten die Autoren (HONNENS et al. 2008b), dass der Blutflussanstieg auf die Produktion vasoaktiver Substanzen durch den Embryo oder das Muttertier zurückzuführen sein könnte.

Interessante Ergebnisse lieferte eine weitere dopplersonographische Studie (HONNENS et al. 2008a), in der die uterine Perfusion erstmals im Rahmen eines Multiple Ovulation und Embryo Transfer (MOET)-Programms untersucht wurde. Die mit equinem Choriongonadotropin (eCG) behandelten Kühe wiesen sieben Tage post inseminationem eine doppelt so hohe uterine Durchblutung wie im vorausgegangenen unstimulierten Diöstrus auf. Die Autoren diskutierten zwei

mögliche Ursachen für die bereits am 7. Graviditätstag enorm hohen Blutflusswerte der superovulierten Kühe: da das BFV positiv mit der Zahl der entwickelten Corpora lutea und der Plasmaprogesteronkonzentration am gleichen Tag korrelierte, könne der gesteigerte uterine Blutfluss zum einen auf die höhere Zahl an Corpora lutea zurückzuführen sein. Dies sei möglich, weil die A. uterina scheinbar über eine Blutflussumkehr im R. uterinus der A. ovarica während der Lutealphase des Zyklus und der Gravidität an der Versorgung des Ovars mitbeteiligt ist (LAMOND u. DROST 1974; FORD u. CHENAULT 1981). Als weitere Ursache für die gesteigerte uterine Perfusion zogen die Autoren (HONNENS et al. 2008a) die Entwicklung mehrerer Embryonen in Betracht. Sie vermuten, dass die höhere Zahl an Embryonen mit einer gesteigerten Produktion an vasoaktiven Substanzen einhergeht und dadurch bereits zu einem früheren Zeitpunkt als bei einer Einlingsgravidität eine Blutflusssteigerung ausgelöst wird.

Die Hypothese, dass der Embryo durch die Synthese vasoaktiver Substanzen eine lokale Stimulation des uterinen Blutflusses bedingt, wurde nicht nur für das Rind (FORD 1985; HONNENS et al. 2008b; SILVA u. GINTHER 2010), sondern auch für das Schaf (REYNOLDS et al. 1984), das Schwein (FORD u. CHRISTENSON 1979;

FORD et al. 1982) und das Pferd (BOLLWEIN et al. 2003; SILVA et al. 2005) geäußert. Als mögliche vasoaktive Substanzen werden besonders Östrogene (FORD et al. 1979; FORD 1982; REYNOLDS et al. 1983) und Prostaglandine (LEWIS et al.

1982; THATCHER et al. 1984b; FORD 1985) diskutiert.

Die Produktion von Östrogenen durch den Embryo wurde beim Rind unter in vitro Bedingungen ab Tag 11 nach der Befruchtung nachgewiesen (WILSON et al. 1992).

Der vasoaktive Effekt von Östradiol-17β in Form einer Steigerung der uterinen Durchblutung wurde bereits in Studien an Schafen (KILLAM et al. 1973; MAGNESS et al. 1998) und Rindern (ROMAN-PONCE et al. 1978; KNICKERBOCKER et al.

1986) gezeigt. In den beiden Studien an Rindern wurde bereits 30 Minuten (KNICKERBOCKER et al. 1986) bzw. 45 Minuten (ROMAN-PONCE et al. 1978)

nach der exogenen Applikation von Östradiol-17β ein Anstieg in der uterinen Durchblutung festgestellt.

Die Wirkungsweise der Östrogene auf die uterine Durchblutung ist noch nicht eindeutig geklärt. Es wird sowohl ein nichtgenomischer Effekt (STORMSHAK u.

BISHOP 2008), als auch eine Wirkung über die Induktion von Transkriptions-vorgängen diskutiert (ROSENFELD et al. 1996). Der kurze Zeitabstand zwischen der Applikation von Östradiol-17β und dem vasoaktiven Effekt auf die uterinen Gefäße (KNICKERBOCKER et al. 1986) sprechen für einen direkten, nichtgenomischen Einfluss der Östrogene. Für einen transkriptionsunabhängigen Wirkmechanismus spricht außerdem, dass durch die Blockade des Transkriptionsvorgangs mittels Actinomycin D (RESNIK et al. 1975; PENNEY et al. 1981) die blutflusssteigernde Wirkung der Östrogene auf die uterine Durchblutung nicht unterbunden wird.

Dennoch scheint für die Wirkung der Östrogene die Synthese von Proteinen mit-beteiligt zu sein, da durch die Hemmung der Proteinsynthese mittels Cyclohexamid (KILLAM et al. 1973) der unmittelbare vasoaktive Effekt von Östradiol-17β aufge-hoben werden konnte. Dies führte zu der Annahme, dass Östrogene ihre Wirkung auf den Blutfluss über Mediatoren entfalten (REYNOLDS 1986; ROSENFELD et al.

1996).

Als einer dieser Mediatoren wurde der sehr potente Vasodilatator Stickstoffmonoxid (NO) (PALMER et al. 1987; CAMERON u. CAMPBELL 1998) identifiziert (VANBUREN et al. 1992; ROSENFELD et al. 1996; ROSENFELD et al. 2000;

ROSENFELD et al. 2002). Bei Versuchen an Schafen konnte der blutflussstimu-lierende Effekt von Östradiol-17β mit dem NO-Synthasehemmer L-Nitro-Arginin-Me-thylester (L-NAME) abgeschwächt werden (ROSENFELD et al. 1996). Die Informa-tion zur Neusynthese des Mediators wird über Östrogenrezeptoren vermittelt (CHEN et al. 2004; MAGNESS et al. 2005). Dazu gehören die beiden Östrogenrezepto-ren (ER) ERα und ERβ, die in den uterinen Gefäßen beim Schaf (M. J. BYERS et al.

2005; LIAO et al. 2005) und im Endometrium beim Rind (WALTHER et al. 1999;

SINGH et al. 2008) nachgewiesen wurden. Die Neusynthese von NO wird durch ein System aus NO-Synthasen katalysiert (DIXIT u. PARVIZI 2001). Dazu gehören drei Formen: die beiden von Kalzium bzw. Calmodulin abhängigen Enzyme, die

neuro-nale NO-Synthase (nNOS) und die endotheliale NO-Synthase (eNOS) sowie als dritte Form die von Kalzium unabhängige induzierbare NO-Synthase (iNOS) (NATHAN 1992; CAMERON u. CAMPBELL 1998). Im Endometrium des Rindes konnten während des Zyklus (GROEBNER et al. 2008; JORDAN et al. 2009) und während der Frühgravidität (GROEBNER et al. 2008) die beiden NO-Synthasen iNOS und eNOS nachgewiesen werden. Bei verschiedenen Spezies wurde die eNOS als die dominante Form der NO-Synthasen im zyklischen Endometrium dargestellt (KHORRAM et al. 1999; WELTER et al. 2004). Bislang wurde kein direkter Zusammenhang zwischen dem NO-System und der uterinen Durchblutung beim Rind nachgewiesen (BERTMANN 2005), jedoch deuten neuere Studien auf mögliche Zusammenhänge zwischen dem NO-System und dem uterinen Blutfluss in der Frühgravidität hin: Schwankungen im endometrialen mRNA-Expressionsmuster der NO-Synthasen eNOS und iNOS von Rindern in den ersten drei Trächtigkeitswochen (GROEBNER et al. 2008) ähnelten denen, die für den uterinen Blutfluss beschrieben wurden (HONNENS et al. 2008b).

Beim Schaf wurde die eNOS nicht nur im Endometrium, sondern auch in der Gefäßwand der A. uterina nachgewiesen (MAGNESS et al. 1997; VAGNONI et al.

1998; MAGNESS et al. 2001). Vor allem die eNOS, deren Proteinexpression in den Gefäßen durch Östrogene stimuliert wird (RUPNOW et al. 2001), soll an der NO-Synthese in den Gefäßen verantwortlich sein (JANSSENS et al. 1992; NATHAN u. XIE 1994). Der vasodilatatorische Effekt von NO wird über dessen Bindung an die Hämgruppe der löslichen Form der Guanylylcyclase initiiert. Dadurch wird das Enzym aktiviert und die Umwandlung von zyklischem Guanosintriphosphat (cGTP) in zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP) stimuliert, welches die cytosolische Ca2+

Konzentration senkt (NATHAN 1992; VANBUREN et al. 1992; NELSON u. COX 2001).

Östrogene entfalten ihre vasodilatative Wirkung aber nicht nur über spezifische Re-zeptoren und NO, sondern auch über periarterielle α-adrenerge Rezeptoren (FORD 1982). Hydroxylierte Östrogenverbindungen, die Katecholöstrogene, sollen den vaso-konstriktorischen Effekt der an den α-adrenergen Rezeptoren wirkenden Transmitter durch die Blockade von potential-abhängigen Ca2+-Kanälen aufheben (STICE et al.

1987b; FORD 1995). Zudem vermuten einige Autoren, dass Östrogene die Fähigkeit besitzen, die Zahl und die Aktivität der α-adrenergen Rezeptoren zu reduzieren (FORD et al. 1977; FORD 1982; REYNOLDS 1986).

Unter den Prostaglandinen wird vor allem Prostaglandin E (PGE), dessen vasodilata-torische Wirkung auf uterine Gefäße unterschiedlicher Spezies, wie denjenigen des Menschen (KIMURA et al. 1995), des Kaninchens (VENUTO et al. 1975) und des Schafes (RESNIK u. BRINK 1978; STILL u. GREISS 1978) bekannt sind, eine ursächliche Beteiligung an der erhöhten uterinen Durchblutung während der Früh-gravidität beim Rind zugeschrieben (THATCHER et al. 1984b; FORD 1985;

REYNOLDS 1986). Außerdem werden die Prostaglandine als Mediatoren der vaso-dilatatorischen Eigenschaften der Östrogene angesehen, da mittels Indomethacin, einem Prostaglandinsynthasehemmer, der vasodilatatorische Effekt der Östrogene gehemmt wird (M. J. RYAN et al. 1974; OSPINA et al. 2003). Verantwortlich für die Wirkung von Prostaglandin E2 (PGE2) an den Zielzellen ist eine Ligand-Rezeptor-Interaktion (COLEMAN et al. 1994; AROSH et al. 2004a). Für PGE2 existieren vier Subtypen an Rezeptoren, von denen der Rezeptor-Subtyp 2 (PTGER2) beim Rind sowohl während der Frühgravidität als auch im fortgeschrittenem Graviditätsstadium am stärksten exprimiert wird (AROSH et al. 2003; AROSH et al. 2004a). Es konnte gezeigt werden, dass das Expressionsmuster von PTGER2 im bovinen Endometrium durch das Trächtigkeitssignal Interferon (IFN)-τ stimuliert wird (AROSH et al. 2004b).

Im Uterus von Ratten und Mäusen konnten die ovariellen Steroidhormone, die Östro-gene und Progesteron, als Regulatoren der PTGER2-Expression identifiziert werden (LIM u. DEY 1997; PAPAY u. KENNEDY 2000). Auch PGE2 selbst, dessen Synthese im Endometrium durch NO stimuliert werden soll (FRANCHI et al. 1994; CAMERON u. CAMPBELL 1998), wurde beim Menschen als expressionssteigernder Faktor für PTGER2 in verschiedenen Geweben identifiziert (JABBOUR et al. 2001; SALES et al. 2001). Nach Aktivierung von PTGER2 vermittelt der Rezeptor seine Wirkung durch die Synthese von cAMP (COLEMAN et al. 1994; AROSH et al. 2004b). Damit tragen PGE2 und PTGER2 unter anderem zur Vasodilatation beim Rind bei (AROSH et al. 2004b). Hinsichtlich des vasorelaxierenden Wirkmechanismus von PGE2

konnte beim Hund ein positiver Zusammenhang zwischen PGE2 und der Freisetzung von NO als aktives Reagenz nachgewiesen werden (KIMURA et al. 1992). Dagegen schränkte beim Menschen die Kombination von PGE2 mit dem NO-Synthasehemmer L-NAME die vasorelaxierenden Eigenschaften von PGE2 nicht ein (KIMURA et al.

1995). Daraus folgerten die Autoren (KIMURA et al. 1995), dass PGE2 unabhängig von NO vasorelaxierend wirkt und einen direkten Einfluss auf die glatte Gefäßmus-kulatur besitzt. An isolierten Koronararterien beim Menschen wurde ein direkter Effekt von PGE2 durch die Aktivierung von Ca2+-abhängigen Kaliumkanälen (BKCa) beobachtet (ZHU et al. 2002). Diese Kanäle wurden durch cGMP-abhängige Proteinkinasen (PKG) aktiviert. ZHU et al. (2002) gingen aber von einer gesteigerten Freisetzung von cAMP durch PGE2 aus, und vermuten, dass die Wirkung von cAMP auf BKCa über eine Kreuzreaktion von cAMP mit PKG vermittelt wird. Kalzium-abhängige Kaliumkanäle, die ebenfalls durch PKG aktiviert werden, wurden auch an den uterinen Gefäßen bei Schafen gefunden (ROSENFELD et al. 2000).

In der Literatur sind unterschiedliche Angaben über den Zeitpunkt der erstmaligen embryonalen PGE2 Synthese zu finden. Es gibt Studien, nach denen der bovine Em-bryo unter in vitro Bedingungen bereits 48 Stunden nach der Befruchtung fähig ist PGE2 zu produzieren (GUREVICH et al. 1993; GUREVICH u. SHEMESH 1994). In anderen Arbeiten konnte dagegen ebenfalls unter in vitro Bedingungen eine PGE2

Synthese durch die bovine Blastozyste erst in der zweiten Woche nach der Befruch-tung, nämlich an den Tagen 10 bzw. 11 (WILSON et al. 1992) und 13 (SHEMESH et al. 1979) nachgewiesen werden.

Nach Stimulation einer Superovulation mittels eCG wurde neben den vom Embryo produzierten Östrogenen und PGE auch das nach hormoneller Stimulation in großen Mengen vom mütterlichen Organismus produzierte Progesteron mit der Blutflussre-gulation während der Frühgravidität in Zusammenhang gebracht (HONNENS et al.

2008a). Der regulatorische Einfluss auf die Kontraktilität der Gefäße wird über die in den Gefäßen befindlichen Progesteronrezeptoren (PGR) vermittelt (PERROT-APPLANAT et al. 1994). Die Wirkung von Progesteron auf den uterinen Blutfluss wird in der Literatur unterschiedlich beschrieben. Einen vasokonstriktorischen Effekt

im uterinen Gefäßbett (FORD et al. 1977; FORD 1982) soll Progesteron durch die Erhöhung der Norepinephrinkonzentration an den periarteriellen α-adrenergen Rezeptoren über die Hemmung der Katechol-O-Methyltransferase (KALSNER 1969) bewirken (FORD et al. 1977). Hingegen wurde in Studien bei der Ratte (CHAN et al.

2001) und beim Schwein (MOLINARI et al. 2001) gezeigt, dass Progesteron in verschiedenen Gefäßsystemen vasodilatatorische Eigenschaften besitzt und dadurch zur Steigerung des Blutflusses beiträgt. Diese vasodilatatorische Wirkung scheint über NO ausgelöst zu werden (CHAN et al. 2001; MOLINARI et al. 2001). Dazu passen die Ergebnisse aus einer Studie, die den Effekt von Östradiol und Proge-steron auf die Expression von eNOS in den uterinen Gefäßen untersuchte (RUPNOW et al. 2001): sowohl Progesteron alleine als auch die Kombination von Progesteron mit Östradiol-17β führte zu einem Anstieg von eNOS im Endothel der A. uterina.

Die uterine Umgebung nimmt für die Entwicklung des Embryos eine Schlüsselrolle ein (GUILLOMOT et al. 1988). Im Laufe der Trächtigkeit kommt es zu zahlreichen morphologischen (KING et al. 1981; GUILLOMOT u. GUAY 1982) und funktionellen (BONAFOS et al. 1995) Änderungen des Endometriums, die unter anderem mit Transformationen im Transkriptomprofil (BAUERSACHS et al. 2008) einhergehen.

Die Dichten der Rezeptoren für Oxytocin und für Östrogene nehmen ab, wodurch vor allem die Luteolyse verhindert werden soll (ROBINSON et al. 1999; KIMMINS u.

MACLAREN 2001; ROBINSON et al. 2001). Es ist aber auch eine vermehrte Vaskulo- und Angiogenese zu verzeichnen (REYNOLDS u. REDMER 1992). Die Angiogenese im Uterus und anderen Reproduktionsorganen nimmt eine Sonder-stellung im adulten Gewebe ein (REYNOLDS et al. 1992). Sie ist über die Induktion der Proliferation und Kulmination von Arteriolen, Kapillaren und Venolen (FOLKMAN u. KLAGSBRUN 1987) an dynamischen Umbauvorgängen des Uterus mitbeteiligt (REYNOLDS et al. 1992). Unter den angiogenen Faktoren sind der Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) sowie dessen Rezeptoren (VEGFR) von besonderer Bedeutung (FERRARA u. DAVIS-SMYTH 1997; FERRARA et al. 2003).

VEGF vermittelt seine Wirkung mittels zweier von Tyrosinkinasen abhängigen Re-zeptoren, VEGF-Rezeptor 1 (VEGFR1) und VEGF-Rezeptor 2 (VEGFR2) (JUSSILA u. ALITALO 2002; WELTER et al. 2003) und soll an der Regulation der uterinen Durchblutung mitbeteiligt sein (REYNOLDS u. REDMER 2001). Diese Ansicht wird durch die Beobachtung, dass die Applikation von Östradiol bei ovariektomierten Schafen zu einer Stimulation in der endometrialen Genexpression der VEGF-mRNA führt (CULLINAN-BOVE u. KOOS 1993; REYNOLDS et al. 1998b) unterstützt.

Außerdem steigt durch die Gabe von Östradiol das Gesamtvolumen des kapillaren Gefäßbetts im Uterus drastisch an (REYNOLDS et al. 1998a). Weiterhin besitzt VEGF die Fähigkeit, die Synthese von NO in den Endothelzellen anzuregen (HOOD et al. 1998; KROLL u. WALTENBERGER 1998; REYNOLDS et al. 2005). Auf diese Weise soll VEGF für die angiogene Wirkung an Endothelzellen verantwortlich sein (MORBIDELLI et al. 1996; PAPAPETROPOULOS et al. 1997).

In einer Studie an Frauen wurde nachgewiesen, dass während der mittleren Luteal-phase eine Zunahme der Serumkonzentrationen von VEGF121 und VEGF165 mit einem gleichzeitigen Anstieg der uterinen Blutflussgeschwindigkeit einhergeht (AGRAWAL et al. 1999). Weiterhin wurden in dieser Arbeit (AGRAWAL et al. 1999) im Blutserum positive Korrelationen zwischen dem VEGF- und dem Progesteron-spiegel während der Lutealphase (r = 0,85) bzw. zwischen den VEGF- und den Östradiolkonzentrationen in der frühen Follikel- (r = 0,67), in der Präovulations- (r = 0,57) und in der Lutealphase (r = 0,68) festgestellt.

Untersuchungen am Endometrium des Schweins zeigen, dass die mRNA Expression von VEGF während der Implantations- im Vergleich zur Präimplantationsphase er-höht ist (WELTER et al. 2003). Zusätzlich wies das Endometrium nach der Applika-tion von Progesteron eine gesteigerte VEGF-mRNA-Expression auf, wohingegen Östradiolbenzoat einen hemmenden Einfluss auf die mRNA-Expression ausübte (WELTER et al. 2003). Die VEGFR1-mRNA wurde von keinem der beiden Steroid-hormone beeinflusst, während die VEGFR2-mRNA durch die Kombination beider Steroide anstieg. Im Gegensatz zum Schwein löste exogen zugeführtes

Östra-diol-17β im Endometrium von Ratten (CULLINAN-BOVE u. KOOS 1993) bzw.

Schafen (REYNOLDS et al. 1998b) einen Anstieg von VEGF-mRNA aus.

Beim Rind wurden besonders in den letzten Jahren mit Hilfe der cDNA Array-Hybridisierung im Endometrium zahlreiche Gene identifiziert, die vermutlich zum Teil an der Regulation der Angiogenese und Durchblutung im Uterus beteiligt sind (KLEIN et al. 2006; BAUERSACHS et al. 2008; MITKO et al. 2008). Die meisten diesbezüglichen Erkenntnisse stammen jedoch aus Untersuchungen an zyklischen Färsen. Über die Expression angiogener Faktoren während der präimplantativen Phase der Frühgravidität der Kuh liegen nur begrenzte Informationen vor. Bei der Untersuchung des endometrialen bovinen Transkriptoms von Färsen am 18. Trächtigkeitstag wurden mittels cDNA Array-Hybridisierung annähernd 200 Gene identifiziert, deren Expressionen sich mindestens um den Faktor zwei von der Expression am 18. Zyklustag unterschieden (BAUERSACHS et al. 2006). Unter ihnen befand sich das endotheliale PAS1-Gen, das bei graviden Rindern höher exprimiert war und über die Aktivierung von VEGF und weiterer Faktoren eine gesteigerte Angiogenese bedingen soll (TAKEDA et al. 2004).

Über die Situation während der frühen Gravidität vor Tag 18 liegen nach unseren Kenntnissen bisher keine Ergebnisse vor. Es ist jedoch zu vermuten, dass vor und während der Elongationsphase des Embryos andere Verhältnisse herrschen als kurz vor der Implantation. Einen Hinweis darauf liefert die Beobachtung, dass in der bereits genannten Blutflussstudie (HONNENS et al. 2008b) die uterine Durchblutung ipsilateral zum Embryo bereits innerhalb der ersten zwei Trächtigkeitswochen vorübergehend angestiegen, an Tag 18 der Gravidität jedoch wieder abgesunken war.

Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, welchen Einfluss der Embryo auf die uterine Durchblutung, die peripheren Spiegel der Sexualsteroidhormone und die endometriale Genexpression superovulierter Kühe in den ersten sieben Tagen nach der Konzeption hat. Dabei sollte die hormonelle Stimulation einer Superovulation und

die damit verbundene Mehrlingsgravidität die Signale zwischen Konzeptus und mütterlicher Umgebung verstärken.