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Weitere Einflussfaktoren auf den Anteil des Arbeitsvolumens, das in den Ein- Ein-richtungen und Diensten von Ehrenamtlichen erbracht wurde

Erhebung zum caritativen ehrenamtlichen Engagement in der Caritas

4. Ergebnisse der Erhebungen

4.1. Ergebnisse der Erhebung bei den Einrichtungen und Diensten

4.1.12. Wovon hängt der Einsatz von Ehrenamtlichen in den Einrichtungen und Diensten ab?

4.1.12.3. Weitere Einflussfaktoren auf den Anteil des Arbeitsvolumens, das in den Ein- Ein-richtungen und Diensten von Ehrenamtlichen erbracht wurde

Gibt es – außer der Zugehörigkeit zu einem Fachbereich und der Lage in einem Bundesland bzw. einer Diözese – noch weitere Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, ob in einer Ein-richtung bzw. einem Dienst ein relativ hoher Anteil von mindestens 5% des gesamten Arbeits-volumens von Ehrenamtlichen geleistet wurde?

Die bisherigen Analysen zu Bundesländern und Diözesen bezogen sich auf Informationen, die auch für Einrichtungen und Dienste ohne Ehrenamtliche verfügbar waren89. Bei der Überprü-fung weiterer Einflussfaktoren muss wie erwähnt berücksichtigt werden, dass der Online-Fra-gebogen sich in weiten Teilen nur an Einrichtungen und Dienste richtete, in denen Ehrenamt-liche tätig waren (s.o.). Über die Einrichtungen und Dienste ohne Ehrenamtliche kann also keine Aussage gemacht werden, sobald solche Informationen aus der Erhebung in die Analy-sen einfließen.

89 Bei Einrichtungen und Diensten, in denen keine Ehrenamtliche tätig waren, beträgt ihr Anteil am Ge-samtarbeitsvolumen 0%.

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Tabelle 37: Logistische Regression: Anteil der Ehrenamtlichenarbeit, Fachbereiche und weitere Einflussfaktoren

Prädiktoren Exp(B) Signifikanz

Fachbereich1 Altenhilfe 2,9 **

Aus- und Fortbildung 1,5

Behindertenhilfe 2,0

Familienhilfe 3,3 **

Gesundheitshilfe 5,5 ***

Migrationsdienste 7,7 ***

Weitere Soziale Hilfen 4,3 ***

DiCV München und Freising 2,3

LCV Oldenburg 3,1

Raumtyp (BBSR)3 Überwiegend städtische Besiedlung der Gemeinde 1,0

Rekrutierungsbemühungen Anzahl der genutzten Rekrutierungswege (0 – 11) 1,1 * Unterstützung Anleitung der Ehrenamtlichen durch Hauptamtliche 2,0 ***

Größe der Einrichtung Mitarbeitende in Vollzeitäquivalenten (<5 / =>5) 0,1 ***

Zusammenarbeit spirituelle Angebote 1,0

mit den Ehrenamtlichen Unterstützung durch Information 1,0

Mitsprache 1,0

Geschenke und Einladungen 1,0

Konzept für Zusammenarbeit 1,0

Konstante 0,1 ***

Abhängige Variable: Anteil der Ehrenamtlichenarbeit 5% und mehr

Varianzaufklärung: 51% (Nagelkerkes R²), Signifikanz des Modells: 0,000, analysierte Fälle: 1061 (ungewichtet)

1 Referenzkategorie: Kinder- und Jugendhilfe

2 Referenzkategorie: DiCV Münster

3 Referenzkategorie: Einrichtung/Dienst liegt in (teilweise) ländlicher Gemeinde

Mit dem Modell können 51% der Varianz erklärt werden. Es beruht auf 1061 befragten Ein-richtungen und Diensten, in denen Ehrenamtliche tätig waren und für die für alle in dem Modell

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berücksichtigten Merkmale Daten vorlagen. Die Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zu-sammenfassen. Es sei dabei daran erinnert, dass es sich um Nettoeffekte handelt, d.h. dass Unterschiede bei einem Einflussfaktor (Prädiktor) jeweils unter Kontrolle aller anderen Prä-diktoren bestehen. Die verwendeten PräPrä-diktoren sind ausführlich in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben worden.

1. Die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Einrichtungen bzw. einem Dienst ein relativ hoher Anteil von mindestens 5% des gesamten Arbeitsvolumens von Ehrenamtlichen geleistet wird, unterscheidet sich auch bei multivariater Betrachtung je nach Fachbereich sehr deut-lich. Lediglich die Fachbereiche „Aus- und Fortbildung“und „Behindertenhilfe“ weisen kei-nen signifikanten Unterschied zur Referenzkategorie „Kinder- und Jugendhilfe“ auf, in den anderen Fachbereichen ist die Wahrscheinlichkeit jeweils (z.T. deutlich) höher.

Eine rein bivariate Betrachtung ergibt eine etwas andere Reihenfolge der Fachbereiche.

Sehr deutlich wird jedoch auch hier der große Einsatz der Ehrenamtlichen in den Migrati-onsdiensten. In mehr als der Hälfte dieser Dienste leisten Ehrenamtliche 5% und mehr des Gesamtarbeitsvolumens (Abbildung 37).

Abbildung 37: Anteil der Einrichtungen und Dienste, in denen mind. 5% des Arbeitsvolumens von Ehrenamtlichen geleistet wurde

2. Generelle Unterschiede zwischen den 28 Diözesen der Caritas bestehen nicht. Nur we-nige unterscheiden sich von der Referenzdiözese Münster, wenn z.T. auch nur schwach signifikant. In den Diözesen Hildesheim, Passau und Würzburg sind die Anteile der Ein-richtungen und Dienste mit hohem Anteil an Ehrenamtlichenarbeit jeweils signifikant höher als in der Diözese Münster. Was die Gründe dafür sein könnten, lässt sich mit den Erhe-bungsdaten nicht abschätzen.

3. Welchem Raumtyp die Gemeinden zuzuordnen sind (vgl. Kap. 2.6.2.), in denen die Ein-richtungen und Dienste der Caritas angesiedelt sind, hat keinen signifikanten Einfluss auf

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den Anteil des Arbeitsumfangs, der von den Ehrenamtlichen geleistet wurde. Es gibt dies-bezüglich keinen Unterschied zwischen Einrichtungen und Diensten in einem überwiegend städtischen und denen in einem (teilweise) ländlichen Umfeld. Der in vielen Studien zum Ehrenamt gefundene Stadt/Land Unterschied im Ausmaß des Ehrenamtlichen Engage-ments90 lässt sich mit unseren Daten hinsichtlich der hier betrachteten Fragestellung nicht bestätigen.

4. Wenn viele der 11 im Fragebogen genannten Wege zur Gewinnung von Ehrenamtli-chen genutzt wurden (vgl. Kap. 4.1.8.), steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein hoher Anteil des Arbeitsumfangs in einer Einrichtung bzw. einem Dienst von Ehrenamtlichen übernom-men wurde. Vielfältige Rekrutierungsbemühungen gehen also mit umfangreichem Ehren-amtlicheneinsatz einher. Dabei ist zu bedenken, dass Rekrutierungsbemühungen nur für Einrichtungen und Dienste sinnvoll sind, die Ehrenamtliche auch in größerem Umfang ein-setzen können.

Dieser multivariat bestätigte Zusammenhang lässt sich auch bei einer bivariaten Betrach-tung finden. Nur in 5% der EinrichBetrach-tungen und Dienste, die höchstens einen der 11 Wege zur Gewinnung von Ehrenamtlichen genutzt haben, betrug der Anteil des von den Ehren-amtlichen geleisteten Arbeitsvolumens am Gesamtarbeitsvolumen 5% und mehr. Wurden zwei bis fünf Wege genutzt, waren es schon 23% und bei sechs bis elf Rekrutierungswe-gen 34% (Abbildung 38).

Abbildung 38: Anteil der Einrichtungen/Dienste mit mind. 5% Ehrenamtlichenarbeit nach Anzahl der Rekrutierungs-wege

5. Deutlich ist auch der positive Zusammenhang zu der Unterstützung der Ehrenamtlichen durch Anleitung, Begleitung und Koordinierung durch hauptamtliche Mitarbeiter*innen (vgl.

90 Siehe z.B. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2016, S. 16.

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Kap. 4.1.9.). Dies zeigt sich auch bei einer bivariaten Betrachtung: 48% der Einrichtungen und Dienste, in denen Hauptamtliche mit einem festen Stundenkontingent diese Form der Unterstützung angeboten haben, hatten einen Anteil von Ehrenamtlichenarbeit von min-destens 5% aber nur 17% der Einrichtungen und Dienste, bei denen das nicht der Fall war.

Dabei handelt es sich nicht unbedingt um einen ursächlichen Effekt, i.d.S., dass die Unter-stützung der Ehrenamtlichen zu einer Steigerung ihres Einsatzes führt. Plausibel ist auch, dass die hauptamtliche Unterstützung von Ehrenamtlichen mit festem Stundenkontingent erst ab einem gewissen Umfang des Einsatzes nötig wird.

6. Ein hoch signifikanter Netto-Effekt geht auch von der Größe der Einrichtung bzw. des Dienstes aus (gemessen an der Mitarbeitendenzahl in Vollzeitäquivalenten). Einen hohen Anteil an Ehrenamtlichenarbeit hatten eher die kleineren Einrichtungen und Dienste, in denen Mitarbeitende mit weniger als fünf Vollzeitäquivalenten beschäftigt waren. Von den kleinen Einrichtungen und Diensten mit weniger als fünf Mitarbeiter*innen (in Vollzeitäqui-valenten) bestritten gut ein Drittel (35%) mindestens 5% ihres Gesamtarbeitsvolumens mit Ehrenamtlichen, während es bei den größeren Einrichtungen (ab 5 Vollzeitäquivalenten) nur 8% waren.

7. Es wirkt es sich nicht aus, ob die Einrichtungen oder Dienste die Ehrenamtlichen durch spirituelle Angebote oder Informationen unterstützen, ihnen Mitsprachemöglichkeiten zugestehen, Geschenke machen und Einladungen aussprechen, oder Konzepte für die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen haben. Zu diesen fünf Punkten wurden insgesamt 12 Einzelfragen zusammengefasst, die den Befragten zum Thema „Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen“ gestellt wurden91.

91 Welche Items zu den fünf genannten Faktoren zusammengefasst wurden, ist in Kap. 4.1.10. beschrie-ben (S. 88ff).

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