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2.3 Einflüsse der Fütterung auf das Wachstum beim Warmblutpferd

kann, kann es zu einer geringeren Futteraufnahme des Fohlens kommen. Die daraus möglicherweise folgende mangelnde Versorgung mit Energie und Nährstoffen führte folglich zu einer vorübergehenden Beeinträchtigung des Wachstums (HOLLAND et al., 1996). Aus diesem Grund kann in dieser Phase das Wachstum stagnieren oder sogar rückläufig werden. Gründe für die unzureichende Futteraufnahme waren in unzureichendem Anlernen der Futteraufnahme während der Säugezeit, in der Trennung von der Mutter, in der Eingewöhnung in eine Jungpferdegruppe mit Rangkämpfen, in einer neuen Umgebung oder in dem Wechsel zwischen Stall- und Weidehaltung zu finden. Auch mögliche Infektionen und Verdauungsstörungen trugen zu diesen Zeiten zu möglichen Wachstumsdepressionen bei.

Verbesserte sich die Situation der Tiere im weiteren Verlauf der Aufzucht, wurden diese Wachstumsdepressionen meist kompensiert (OTT, 2005). Dieses kompensatorische Wachstum tritt meist in Zusammenhang mit Phasen erhöhter bzw.

nach Phasen erniedrigter Versorgung an Energie und Nährstoffen auf, wie zum Beispiel beim Weideauftrieb im Frühjahr (HOLLAND et al., 1996; SAASTAMOINEN, 1996; MARTIN-ROSSET, 2005).

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Das kompensatorische Wachstum und der Energie- und Nährstoffüberschuss bzw.

Mangelsituationen führen zu teilweise unphysiologisch erhöhter Aktivität von Pferden in der Aufzucht. Aus diesen Gründen steigt in diesen Phasen die Anfälligkeit für krankhafte Knochen- und Knorpelveränderungen durch Überbelastungen oder nach Verletzungen an (SAASTAMOINEN, 1996). Da speziell diese Gewebe einen sehr langsamen „Turnover“ aufweisen, war es für die Tiere in der Studie kaum möglich die Veränderungen im weiteren gesamten Leben wieder zu kompensieren.

Für jede Tierart, die der Mensch als Nutz- oder Haustier hielt, für jedes Alter und jede Nutzungsform, existieren spezielle Versorgungsempfehlungen für die tägliche Aufnahme an Energie- und Nährstoffen. Dabei sollte die Fütterung ein optimales, der Nutzung angepasstes Wachstum unterstützen, soweit ein Normalwachstum für die jeweilige Tierart beschrieben war.

Im ersten Schritt wurden Normalwerte bezüglich der Trockensubstanzaufnahme der jeweiligen Tierart bestimmt. Im nächsten Schritt wurde die Energie- und die Nährstoffdichte im Futter an das Aufnahmevermögen angepasst. Dabei spielt auch eine Versorgung mit Trinkwasser, welches beim Pferd meist ad libitum in hoher Qualität angeboten werden soll, eine bedeutende Rolle. Ein gesundes Pferd nimmt etwa 3 bis 3,5 l Wasser pro kg Trockensubstanzaufnahme auf. Eine bedarfgerechte Versorgung mit Vitaminen, Mengen- und Spurenelementen muss, soweit Bedarfe bekannt sind, sichergestellt werden, um Wachstumsdefizite oder Erkrankungen durch Mangelerscheinungen zu vermeiden (KIENZLE, 2012). Den primären Einfluss auf das Wachstum von Jungtieren und demzufolge auch von Pferden in der Aufzucht übt die Energie- und die Proteinaufnahme aus (OTT, 2005).

Grundsätzlich teilt sich der Gesamtbedarf des Tieres an Energie in den Erhaltungsbedarf und den Leistungsbedarf auf. Der Leistungsbedarf eines Jungpferdes wird dabei durch das Wachstum erbracht. Der Energiebedarf für die Erhaltung und die Leistung insgesamt und deren Verhältnis zueinander verändern sich damit in Abhängigkeit vom Alter des Tieres. Dabei ist der Erhaltungsbedarf eines jungen Pferdes in Bezug auf seine metabolische Lebendmasse höher als bei einem älteren oder adulten Pferd. Der Leistungsbedarf sinkt relativ und auch absolut, da mit dem zunehmendem Alter des Tieres die Zunahme der Lebendmasse reduziert wird (GFE, 1994). Für weitere Leistungsanforderungen, wie zum Beispiel einer erhöhten Bewegungsaktivität bei Trainingsbeginn, werden in der Tagesration Zuschläge angerechnet. Ein Unterschreiten des Energiebedarfs um bis zu 10 % ist unproblematisch und lässt sich in dem vergleichsweise langen Zeitraum der Aufzucht kompensieren (GFE, 1994). Eine Überschreitung der Energieaufnahme muss durch

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ausreichende Bewegungsmöglichkeiten für ein Training von Skelett und Bindegewebe unterstützt werden. Eine energiereiche Fütterung kann zu höheren Zunahmen führen (ZEYNER, 1995). Füttert man Jungpferde ad libitum, kann dies durch die folglich höhere Energieaufnahme auch zu höheren Zunahmen führen, welche mitunter höhere Werte annehmen, als sie in den Empfehlungen des NRC als Zielgrößen beschrieben sind (OTT und ASQUITH, 1986; CYMBALUK et al. ,1989).

In den aktuellen Versorgungsempfehlungen der GFE in Deutschland und des NRC in den USA (GFE, 1994; NRC, 2007) werden Schätzgleichungen für die Energieversorgung von Jungpferden auf Basis der verdaulichen Energie (DE) angegeben. Nach einer umfangreichen Literaturrecherche und Modellrechnungen erscheint es möglich, die Energiebetrachtung in der Pferdefütterung weiterzuentwickeln. In den neuen Bedarfsempfehlungen für das Pferd sollen Empfehlungen auf der Ebene der metabolischen Energie (ME) veröffentlicht werden (GFE, 2011). Durch diese neue Energiebetrachtungsebene wird eine Korrektur im Energiegehalt und in der Energiebereitstellung der bisher überbewerteten Protein- und Faseranteile, der beim Pferd eingesetzten Futtermittel, stattfinden können (KIENZLE und ZEYNER, 2010).

Protein ermöglicht den Erhalt, das Wachstum und die Reproduktion eines jeden Organismus in Anwesenheit von energieliefernden Nährstoffen. Proteine sind im Körper in Form von Enzymen, Immunglobulinen, Haut- und Bindegewebsproteinen sowie Muskelproteinen in verschiedenen Formen vorhanden. Der Erhaltungsbedarf an Protein ergibt sich aus den endogenen Stickstoffverlusten. Der Leistungsbedarf an Protein für Wachstum war direkt abhängig vom Proteinansatz (OTT,2005). Auch der Bedarf an Protein sinkt beim wachsenden Tier mit dem zunehmenden Alter, da auch der Proteinansatz mit zunehmendem Alter abnimmt (Tabelle 1).

Tabelle 1: Versorgungsempfehlungen an Rohprotein (XP), verdaulichem Roh- protein (DXP), preacecal verdaulichem XP (pcvXP) und Lysin für Pferde (adult-LM 600 kg) in der Aufzucht (gemäß GFE und NRC)

Alters-abschnitt XP (g/d) DXP (g/d) pcvXP (g/d) Lys (g/Tag) NRC, 2007 GFE,1994 GFE,2014 NRC, 2007

7 – 12 Mon. 811 610 - 34,9

13 – 18 Mon. 1015 560 - 43,6

19 – 24 Mon. 959 505 383 41,2

25 – 36 Mon. 924 485 - 39,7

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Die Energieaufnahme ist dabei der Faktor, welcher das Wachstum am stärksten limitiert. Somit hat erst bei einer adäquaten Energieversorgung eine Steigerung der Proteinversorgung positive Auswirkungen auf das Wachstum (OTT und ASQUITH, 1986). Dieser Zusammenhang wird in dem so genannten Protein-Energie-Quotienten (PEQ) beschrieben. Diese Haupteinflussfaktoren sind wichtige Aspekte, wenn Rationen für Jungtiere gestaltet werden. Eine erhöhte Proteinzufuhr kann damit erst dann zu erhöhten Wachstumsraten führen, wenn die Energieversorgung nicht limitierend eingestellt ist. Verschiedene Autoren wiesen darauf hin, dass ein zu schnelles Wachstum und eine zu hohe Lebendmasse zu frühen Zeitpunkten der Aufzucht negative Effekte auf Knochen- und Bindegewebsentwicklung haben können (OTTet al., 1979;THOMPSONet al., 1988;KRUMBIEGEL,2011). Eine Einordnung bezüglich einem Normalwachstum und einem optimalen Bewegungsangebot in diesem Kontext blieb dabei aus.

Neben der reinen Menge an aufgenommenem Protein ist auch die Proteinqualität von entscheidender Bedeutung für die Tiere. Sie resultiert aus der Proteinverdaulichkeit und aus den Wechselwirkungen des Proteins mit Anteilen anderer Nährstoffe in den Futtermitteln, Komponenten bzw. der Gesamtration. Aktuelle Versorgungsempfehlungen für Pferde geben Werte für Rohprotein (XP) oder verdauliches Rohprotein (DXP) an. Für die neuen Versorgungsempfehlungen für das Pferd, der GFE, wurden Bedarfswerte im Hinblick auf den Gehalt in den Futtermitteln und den Bedarf an potentiell praececal verdaulichem Rohprotein (pcvXP) erarbeitet.

Dieser Schritt, hin zu Versorgungsangaben mit pcvXP, war in der Pferdefütterung von besonderem Interesse (GFE, 2011).

Pferde haben, im Gegensatz zu anderen monogastrischen Raufutterfressern, die Fähigkeit entwickelt, hohe Rohfasermengen als Nahrungsgrundlage zu nutzen. Dafür wurde eine sehr ausgeprägte Dickdarmverdauung entwickelt. Verschiedene in vivo-Studien zeigten allerdings, dass der Umfang einer postilealen Absorption von Peptiden bzw. Aminosäuren als gering bzw. unmöglich einzuschätzen war (HINTZ et al., 1971; REITNOUR und SALSBURY, 1972; FARLEY et al., 1995; GIBBS et al., 1996). Folglich müssen Peptide und Aminosäuren zwangsläufig praececal aufgenommen werden und dort in optimaler Qualität und Quantität aus dem Futter zur Verfügung stehen. Ein grundlegender Faktor ist die Aminosäure-zusammensetzung des Proteins aus den Rationsbestandteilen selbst. Der Bedarf an Futterprotein wird damit primär aus dem Bedarf an unentbehrlichen Aminosäuren und Stickstoff zur Ermöglichung der körpereigenen Proteinsynthese bestimmt. Auch Wechselwirkungen zwischen den Aminosäuren selbst können deren Verfügbarkeit

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beeinträchtigen. Diese Wechselwirkungen können durch Konkurrenzsituationen während des Transports (PEGANOVA et al., 2003) oder durch Aminosäurenantagonismen wie z.B. Konkurrenzsituationen um Enzymsysteme im Stoffwechsel entstehen (EDER, 2010; WILTAFSKY et al., 2010). Für die Synthese von Körperprotein sollen die jeweils spezifischen Aminosäuren synthesesynchron bereitstehen, entbehrliche und unentbehrliche Aminosäuren an dem Zeitpunkt des Synthesebedarfs in ausreichender Menge und dem optimalen Ratio vorhanden sein.

Grundlage dafür ist, dass die unentbehrlichen Aminosäuren vorher über die Fütterung und die Absorption im Dünndarm aufgenommen wurden. Traten dabei Mängel wie Unterschiede in der qualitativen und quantitativen Absorption auf oder war die Energiebereitstellung für die Proteinsynthese nicht ausreichend, wurde diese unterbrochen.