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5 Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher

5.3 Stationäre und teilstationäre Behandlung psychisch kranker Kinder und

5.3.1.1 Daten zu Kliniken

5.3.1.1.5 Eigene Berechnungen aus dem VIPP-Datensatz

Die Analysen beruhen auf Daten des Projekts „Versorgungsrelevante Indikatoren in der Psy-chiatrie und Psychosomatik“ (VIPP). Mit Stand vom 28.11.2016 stehen innerhalb des Projek-tes die im Rahmen des § 21 übermittelten Daten von 83 psychiatrischen und psychosomati-schen Kliniken und 912.208 Behandlungsfällen (530.664 Patientinnen und Patienten) aus ganz Deutschland zur Verfügung. Bei den §-21-Daten handelt es sich um einen einheitlich strukturierten Datensatz, der anonymisierte auf die Patientinnen und Patienten bezogene und leistungsbezogene Informationen, Prozeduren (sogenannte Operationen und Prozeduren-schlüssel, OPS), Diagnosen nach ICD- (International Classification of Diseases) und admi-nistrative Daten enthält. Dieser Datensatz muss verpflichtend dem InEK (Institut für das Ent-geltsystem im Krankenhaus) durch die Kliniken zur Verfügung gestellt werden. Das VIPP-Projekt nutzt diese Routinedaten, um versorgungsrelevante Analysen durchzuführen. Der Da-tensatz wird innerhalb des VIPP-Projekts durch zusätzliche Angaben der Kliniken (z. B. Sta-tus des Krankenhauses, Abteilung am Allgemeinkrankenhaus vs. Fachkrankenhaus) ergänzt.

Für den Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie (inkl. Tageskliniken) liegen für den Zeit-raum 2011 bis 2014 Daten von 26 Einrichtungen vor.

Wie der unten aufgeführten Übersicht zu entnehmen ist, verteilen sich die Einrichtungen auf neun Bundesländer: Baden-Württemberg (4 Einrichtungen), Hessen (4 Einrichtungen), Bran-denburg (3 Einrichtungen), Niedersachsen (3 Einrichtungen), Thüringen (3 Einrichtungen), Bayern (2 Einrichtungen), Nordrhein-Westfalen (2 Einrichtungen), Rheinland-Pfalz (2 Ein-richtungen), Sachsen (2 Einrichtungen) und Hamburg (1 Einrichtung). Mit Blick auf die Ge-samtzahl aller kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken in Deutschland (siehe Abschnitt 5.3.1, N = 174 in allen Bundesländern) handelt es sich somit um eine nicht-repräsentative Auswahl, welches bei der Interpretation der nachfolgenden Ergebnisse zu berücksichtigen ist.

Bundesland Anzahl

Ein-richtungen Fallzahl

26 47.944

Baden-Württemberg 4 6.535

Bayern 2 1.928

Brandenburg 3 5.640

Hamburg 1 2.106

Hessen 4 7.551

Niedersachsen 3 3.315

Nordrhein-Westfalen 2 7.360

Rheinland-Pfalz 2 6.436

Sachsen 2 3.158

Thüringen 3 3.915

Verteilung der Einrichtungen nach Bundesländern. Quelle: VIPP-Datensatz

Die Größe der beteiligten Einrichtungen (Psychiatrie und KJP zusammen) ist unterschiedlich:

11 von 26 Einrichtungen haben mehr als 200 Betten/Plätze, 7 von 26 Einrichtungen zwischen 101 bis 200 Betten/Plätze sowie 4 Einrichtungen weniger als 100 Betten/Plätze. Detaillierte Angaben zur Größe der Fachabteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie sind nicht vor-handen. Über alle KJPP-Kliniken hinweg wurden in dem genannten Zeitraum 33.390 Patien-tinnen und Patienten behandelt, welches einer Anzahl von 47.944 Fällen entspricht (weiblich

= 23.415, männlich = 24.524, Geschlecht unbestimmt = 5). 4.885 Patientinnen und Patienten

wurden in Tageskliniken (6.039 Fälle) behandelt. Bezogen auf die Daten des InEK (s. unten-stehende Abbildung des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus), das die Daten deutschlandweit erfasst, repräsentiert der VIPP-Datensatz für die Jahre 2012 bis 2014 etwa 18,6 % bis 19,7 % der Fälle(z. B. für 2012: 12.142 Fälle von 61.609).

Entwicklung der Fallzahlen §-21-Daten. Quelle: Vortrag von Hr. Schaffert am 2. Juli 2015

Hinsichtlich der fallbezogenen Verweildauer zeigte sich im Vergleich der Jahre 2011 und 2014 bei allen Kindern und Jugendlichen über alle Diagnosen generell eine Verkürzung der durchschnittlichen Verweildauer. Fallbezogen zeigte sich dies am stärksten für die Diagnose-gruppen F6 (minus 20 Tage), F8 (minus 12 Tage) sowie F3 (minus 10 Tage).

(Angabe in Tagen; inkl. Abwesenheit, SD) 2011 Anzahl der Fälle pro Jahr insgesamt: 7.899/9.810 9.564/12.142 9.676/12.346 9.890/13.646

F0 47/56 15/41 28,39/24,33 F1 1.181/1.755 589/1.186 31,36/26,10

(33,2) F3 5.871/7.866 5.653/2.213 54,29/44,60

(42,4) F4 7.261/9.050 5.646/3.402 49,62/43,29

(44,3)

(Angabe in Tagen; inkl. Abwesenheit, SD) 2011 Anzahl der Fälle pro Jahr insgesamt: 7.899/9.810 9.564/12.142 9.676/12.346 9.890/13.646 F5 1.194/1.736 1.613/123 102,01/75,83

(65,4)

F8 888/1.201 193/1.008 66,81/56,15

(46,8)

23.473 8.150/15.323 58,70/49,62 (40,7)

47.944 23.415/24.524 59,94/48,26 (44,3) Diagnosen und Verweildauer. Quelle: VIPP-Datensatz

Bei Betrachtung der jahresspezifischen Standardabweichungen zeigen sich große Schwan-kungen, wie der u. a. Abbildung zu entnehmen ist (SD 44,3 bis 43,8 Tage).

Abbildung. Darstellung der Standardabweichung über alle Diagnosen. Quelle: VIPP-Datensatz.

Bei Kindern (6 bis 13 Jahre) und bei Jugendlichen (14 bis 19 Jahre) wurden am häufigsten die Gruppen F9, F4 sowie F3 kodiert. Die fallbezogene Verweildauer ist bei den Kindern mit der Diagnosegruppe F9 im Vergleich der Jahre 2011 und 2014 um durchschnittlich 5 Tage ge-sunken. Bei den Jugendlichen zeigte sich eine starke Verkürzung der Verweildauer bei der Diagnosegruppe F3 (minus durchschnittlich 9 Tage).

(Angabe in Tagen; inkl. Abwesenheit)

Gesamt: 15.215/20.427 6.958/13.467

2011 F3 1.042/1.274 791/483 69,70/57,85

(43,7) F4 2.486/2.994 1.599/1.394 59,23/52,78

(44,2) F9 11.074/14.416 3.885/10.531 69,15/58,88

(40,8) Quelle: VIPP-Datensatz. Abgebildete Gruppe: Kinder zwischen 6 und 13 Jahren, Top-3-Diagnosen

(Angabe in Tagen; inkl. Abwesenheit)

Gesamt: 18.026/26.526 16.133/10.390

2011 F3 4.886/6.587 4.860/1.727 50,30/41,46

(41,5) F4 4.708/5.891 3.977/1.913 44,56/38,48

(43,8) F9 6.230/8.309 4.029/4.280 41,04/34,56

(36,6) Quelle: VIPP-Datensatz. Abgebildete Gruppe: Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren, Top-3-Diagnosen

Wohnortnahe Versorgung

Die Versorgungsgebiete von kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken sind in der Regel bis zu dreimal größer als die von erwachsenenpsychiatrischen Einrichtungen. Andererseits ist die Erreichbarkeit, also die Wohnortnähe von kinder- und jugendpsychiatrischen Angeboten von Bedeutung für die Inanspruchnahme und Kontinuität in der Behandlung, aber auch für die Be-lastung von Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien im Rahmen der Behandlung hin-sichtlich Zeitaufwand und Kosten für den Fahrtweg.

Die Abbildung „Wohnortnahe Versorgung“ zeigt den Anteil der Diagnosen bezogen auf die Entfernung der Klinik zum Wohnort (Mittelpunkt PLZ der Patientin bzw. des Patienten bis

Einrichtung). Mehr als ⅓ aller behandelten Patientinnen und Patienten über alle Diagnosen hinweg lebten in einem Radius von bis zu 25 km von der Klinik entfernt. Bei genauerer Be-trachtung gibt es insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit Abhängigkeitserkrankun-gen/Substanzabusus (F1x) eine größere Gruppe (22,5 %), bei der Entfernungen zwischen Kli-nik und Wohnort mehr als 150 km betragen (entspricht N = 394 von 1.755). Demgegenüber lebten bei den anderen Diagnosen (F0 bis F9 ohne F1) lediglich 2,7 % (entspricht N = 1.254 von 46.027) der Patientinnen und Patienten weiter als 150 km von der Klinik entfernt.

Abbildung: Wohnortnahe Versorgung

Entfernungsanalyse Diagnosegruppe F1. Eigene Darstellung auf Grundlage des VIPP-Datensatzes

Entfernungsanalyse Diagnosegruppe F0 - F9, exkl. F1. Eigene Darstellung auf Grundlage des VIPP-Datensatzes

Notfallquote

Aufnahmen in die stationäre Behandlung jenseits einer ambulanten Vorplanung und entspre-chenden Vorbereitung kann man als Notfallaufnahmen bezeichnen. Diese Aufnahmen sind aufgrund einer psychischen Exazerbation mit Eigen- oder Fremdgefährdung dann unmittelbar

zum Vorstellungszeitpunkt notwendig und die Patientinnen und Patienten sind nicht abweis-bar. Eine notfallmäßige Aufnahme kann auch aufgrund einer Notfalleinweisung einer ambu-lanten Fachärztin oder eines ambuambu-lanten Facharztes erfolgen oder aufgrund einer Vorstellung in der PIA. Notfallpatientinnen und -patienten kommen oftmals auch aus Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe (hier oft als „Krise“ bezeichnet, vgl. FEGERT et al. 2001, 2004, 2013, 2016). Diese ungeplanten Aufnahmen stellen einen hohen Aufwand für die Kliniken dar, da entsprechende Personal- und Raumressourcen vorgehalten werden müssen. Bei der weiter oben genannten Auslastung von Kliniken für KJP mit ca. 93 % erschließt sich, dass diese Pa-tientinnen und Patienten zusätzliche Ressourcen innerhalb der Kliniken benötigen.

VIPP-Datenbank: 16 Einrichtungen mit 25.000 Fällen und 19.000 Patientinnen und Patienten, 2011-13

Ausgangspunkt: Bestellte Patientinnen und Patienten kommen nur zwischen 9:00 Uhr und 15:00 Uhr

E-Jahr Aufnahme als Notfall Aufnahme ohne Notfall

2011 29,22 % 70,78 %

2012 35,15 % 64,85 %

2013 37,82 % 62,18 %

(Bekannter Maximalwert in D: 61 % in einer 25-B-Abteilung für KJPP)