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3. Trends & Potentiale im EPC-Geschäft

3.2. Trends im EPC-Geschäft

3.2.3. Effizienzsteigerung durch Digitalisierung

Die Gegenüberstellung der Arbeitskosten zum Wert der Produktion ist ein Ausdruck für die wirtschaftliche Effizienz eines Landes oder Branche. In Abb. 60 werden die wirtschaftliche Effizienz der Baubranche mit der gesamtökonomischen Entwicklung in Deutschland bzw. Großbritanniens verglichen. Es fällt auf, dass die Bauwirtschaft, abgesehen von einigen spekulationsbedingten Schwankungen in den vergangenen zwanzig Jahren, ihre Effizienz nur geringfügig steigern konnte.

Die Gesamtwirtschaft hingegen zeigt ein Plus von 30% auf.

Abb. 60: Vergleich der Arbeitskosten zum Wert der Produktion

Allein die Feststellung dieser Tatsache regt zu Überlegungen

Einzig die Bauindustrie scheint von diesen „digitalisierten“ Methoden bisher nicht profitiert zu haben. Konstruktionsmaterialien sind zwar widerstandsfähiger und vielseitiger geworden, jedoch scheinen die Planungs- und Herstellungsverfahren auf der Stelle zu treten. Es wird weiterhin die gleiche Anzahl Projektbeteiligter für eine relativ lange Zeit für ein vergleichbares Projekt benötigt.

Erklärungsansätze können natürlich in der geringen Anzahl der automatisierten Vorgänge auf einer Baustelle sowie die durch Regularien und Erwartungshaltung allgemein gestiegenen Anforderungen an die Planung gefunden werden. Die Komplexität der Schnittstellen und „Einzigartigkeit“ der Projekte schienen eine Automatisierung bis dato nicht zu ermöglichen. Auch scheint der

Lohnkostendruck bisher nicht hoch genug zu sein, um durchschlagend innovative Anwendungen zum Einsatz bringen zu müssen.

Erste Anzeichen für eine Veränderung zeichnen sich jedoch ab. Fortschritte auf den Feldern der Vermessungs-, Computer- und Produktionstechnik ermöglichen in Zukunft nicht geahnte Bauabläufe. Ein Beispiel kann mit der Verknüpfung der sogenannten „generativen Gestaltung“80 mit 3D-Drucktechnikgenannt werden. Intelligente Algorithmen haben gelernt, hocheffiziente und nie dagewesene Strukturen zu konstruieren, welche dann durch mobil einsetzbare Roboter in einem realen Umfeld an Ort und Stelle ausgedruckt werden (vgl. hierzu Abb. 61). Der Aufbau von Verschalungen oder das Erstellen von Armierungsnetzwerken kann durch den Einsatz neuer Werkstoffe bzw. neuartiger organischer Konstruktionen entfallen.

Abb. 61: Strukturen und Stahlbrücke, die von 3D-Druckrobotern ausgedruckt wurden

Während diese Produktionsmethoden noch visionär erscheinen, so kann schon heute durch den Einsatz integrierter Datenkonzepte ein digitales Abbild der Anlage oder des Bauvorhabens erstellt werden. Diese Datenmodelle unterstützen im Idealfall die Konstruktion, sowie die Bauplanung und Ablaufsteuerung, bis hin zum Betrieb der Anlage auf der Grundlage dieses, bis zur Fertigstellung des Objektes gepflegten, Datenmodells. Dieser digitale Zwilling erlaubt damit umfassende Funktionsmodellierung und Qualitätssicherung, bevor überhaupt eine Schaufel bewegt wurde. Die Visualisierung und Ablaufdarstellung ermöglichtdie frühzeitige Einbindung vieler Parteien, wie z.B.

der Bevölkerung, da sie das Projekt der rein fachlichen Ebene enthebt und damit zugänglicher wird.

Erste Erfahrungen mit solchen Modellen haben gezeigt, dass sich die frühen Planungsphasen deutlich verkürzen.81 Probleme mit einzelnen Planungsvarianten können mit Betroffenen rechtzeitig besprochen werden und schaukeln sich nicht zu einer allgemeinen, diffusen Gesamtstimmung auf.

Die Planfeststellung ist wieder ein „gesicherter“ Zustand. Die Integration der Fachfirmen in das Gesamtprojekt fällt einfacher, da die Planungsdaten konsolidiert bearbeitet werden. Optimierungen

80 Vgl. hierzu Ansätze in der Industrie: Dreamcatcher von Autodesk https://autodeskresearch.com/blog/dreamcatcher-bridge

81 Vgl. conflict Free Engineering – https://www.fh-kaernten.at/unser-studienangebot/bauingenieurwesen-architektur/aktuelles/news-details/vortrag-conflict-free-engineering/ (21.03.2017)

für das nächste Projekt können einfacher umgesetzt werden, da eine Struktur vorhanden ist, in der sich Lesson-Learned umsetzen lassen und nicht in Bekundungen oder Ordnerstrukturen verschwinden.

Insgesamt können die neuen Methoden der Digitalisierung insbesondere in der Bauwirtschaft und im Anlagenbau einen außerordentlich hohen Produktivitätszuwachs bedeuten. Eine frühzeitige Auseinandersetzung und der Aufbau von erforderlichen Kompetenzen, gekoppelt mit klaren Zielsetzungen in diesem Bereich sind Grundvoraussetzung, um den Wandel erfolgreich zu gestalten.

3.2.4. Internationalisierungsstrategie Chinas durch Zukäufe

Die Investitionstätigkeit chinesischer Unternehmen in Deutschland hat in den vergangenen Jahren merklich zugenommen.

Abb. 62: Anzahl der M&A Deals in Deutschland mit chinesischen Investoren

Zuletzt wurde dies durch die Übernahme des Maschinen- und Roboterherstellers Kuka AG durch den chinesischen Haushaltswaren- und Klimaanlagenkonzern Midea öffentlich.

Zudem verdeutlichen die beiden nachfolgenden Graphiken (vgl. Abb. 62 und Abb. 63) anschaulich die Entwicklung der Fusion von Unternehmen und den Erwerb von Unternehmen bzw. Unternehmensanteilen zugenommen haben. Auf globaler Ebene hingegen reichen die Direktinvestitionen Chinas noch nicht an die der EU-28 heran. Der Abstand konnte in den letzten Jahren schrittweise verkleinert werden. Neben der Höhe der Direktinvestitionen unterscheiden sich die EU-28 und China aber auch in der Zielsetzung von Direktinvestitionen. Die Unternehmen der EU-28 sehen im chinesischen Markt einen großen und wichtigen Absatzmarkt. Chinesische Unternehmen hingegen sehen die Chance, ihre technologischen Kompetenzen durch Direktinvestitionen in Europa zu stärken. Dies wird am Beispiel Deutschlands in Abb. 64 deutlich.

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - EPC-Fähigkeit der deutschen Unternehmen im Bereich der Bauwirtschaft und des Maschinen- und Anlagenbaus

Abb. 64: Motive für Direktinvestitionen der deutschen Industrieunternehmen in %

Nur zu 20% dient eine Direktinvestition deutscher Industrieunternehmen im Ausland einer Kostenersparnis. Dagegen liegt ein größerer Fokus auf dem Vertrieb und

Kundendient (45%) bzw. der

Auslandsproduktion zur Markterschließung. Der Fokus der chinesischen Unternehmen lässt sich durch die steigende Anzahl der Fusionen bzw.

Neugründungen chinesischer Unternehmen in der EU verdeutlichen (vgl. Abb. 65).

Abb. 65: Anzahl und Volumen in Mio. EUR chinesischer Neugründungen sowie Fusionen und Übernahmen in der EU-2882

Chinesische Investitionen haben sich in der EU-28 über wenige Jahre von 2010 bis 2014 vervierfacht. Dabei ist die Anzahl der Neugründungen vergleichbar mit denen der Fusion und Übernahmen, das größte Volumen entfällt jedoch auf Übernahmen. Vordergründig kann die deutsche und chinesische Investitions-Strategie als gleichwertig bezeichnen werden, als Erschließung internationaler Märkte.

Doch beide Vorgehensweisen unterscheiden sich deutlich in ihrer Wirkungsweise. Deutsche Industrien stehen vor der Herausforderung, aus Unternehmenssicht bekannte hochtechnologische Produkte in neuen Märkten unterzubringen. Durch Akquisition erschließen sich chinesische Unternehmen internationale Märkte mit bereits eingeführten Produkten und können durch die zugekaufte Technologie mit den steigenden Bedürfnissen ihres Heimatmarktes weiter wachsen.

Mit dieser Strategie können somit zunächst Marktanteile in einem Preiskampf mit günstigeren

„Good-Enough-Produkten erschlossen werden, um dann nach einer gewissen „Reifezeit“

hochwertigere Produkte mit eingekauftem Produkt-Know-how bereitzustellen. Deutsche Unternehmen können somit in internationalen Wachstumsmärkten nur mit echten Innovationen (vgl. hierzu vorangestellte Abschnitte) oder mit einer Flucht nach Vorn, das heißt mit einer Produkt- und Produktionsdiversifizierung in „Good-Enough-Produkten“ große Volumen realisieren.

82 Eine neue Ära Chinesischen Kapitals, Chinesische Direktinvestitionen in Europa; Thilo Hannemann und Mikko Huotari;

Mercator Institute for China Studies, Rhodium Group LLC; 2015

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - EPC-Fähigkeit der deutschen Unternehmen im Bereich der Bauwirtschaft und des Maschinen- und Anlagenbaus