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2. ALLGEMEINES

2.4 E LEKTRONISCHE V ERARBEITUNGSSYSTEME UND M ETHODEN IM V ERGLEICH

Während des Planungsstadiums dieser Arbeit wurde eine Auswahl bestehender paläobotanischer Datenbanksysteme eingehend geprüft, ob und inwieweit eine mögliche Integration oder Anpassung an die hier bearbeitete Fragestellung möglich sei. Im Folgenden werden einige dieser Datenbanken kurz vorgestellt und anschließend miteinander in den Kontext gebracht.

2.4.1 DinoSys

A Dinoflagellate Cyst Database Weegink, J.W., Marks, P.H.

LPP Anzahlation, Laboratory of Palaeobotany and Palynology Heidelberglaan 2, 3584

Utrecht Netherland

DinoSys ist eine PC-basierende Datenbank über fossile Dinoflagellaten-Zysten veröffentlichter und unveröffentlichter Daten und umfaßte 1998 weltweit ca. 1500 Arten mit 9200 Abbildungen. Die Datenbank dokumentiert die Taxonomie (Beschreibung, Synonyme, Arten und Gattungen mit photographischen Abbildungen), Geographie und Stratigraphie mit Palaeoenvironment-Parametern der fossilen Dinozyste. Die Client-Anwendung (PalSys) ist in Visual Basic als MS-Access-Datenbank programmiert: das Projekt entsteht als Initiative der Laboratory of Palaeobotany and Palynology Anzahlation, Utrecht und wird zum großen Teil von der Erdölindustrie gefördert.

Elektronische Verarbeitungssysteme und Methoden im Vergleich 10

2.4.2 Photopal Suc, J-P.

Centre de Paléontologie stratigraphique et Paléoécologie Université Lyon

27-43, boulevard Du 11 Novembre 69622 Villeurbanne Cédex, France

Photopal verarbeitet als interaktive Datenbank rezentes Pollenmaterial mit morpholo-gischen Beschreibungen. Photopal bietet die Möglichkeit 20 Photoabbildungen im Format 756*581 Pixel in Graustufen zu verwalten. Informationen zum pflanzlichen Ursprung, der Ökologie, der Synonyme, der Biologie und der morphologischen Charakteristika werden im Rahmen des kommerziell auf CD-ROM erhältlichen Programmes mitgeliefert.

2.4.3 Chitonos

A Personal Image and Data-Acquisition System for the Micropaleontologist van Grootel, G., Hamel, J., Achab, A.

Quebec Geoscience Centre 2700 Rue Einstein

St-Foy, Quebec, Canada

Der Prototyp von Chitonos legt seinen Schwerpunkt auf Chitonozoa – mit der Erweiterungsmöglichkeit auf andere Mikrofossilgruppen.

Chitonos verarbeitet in Echtzeit Bilddaten aus mikroskopischen Aufnahmen über ein Video-Capture-Interface und kann mit elektronischen taxonomischen Katalogen zusammenarbeiten. Das System hat eine Server Architektur, wobei das Client-Interface entweder unter MS-Windows oder IBM-OS/2 betrieben werden kann. Die SQL-Datenbank-Engine wurde mit Gupta’s SQL-Windows entwickelt.

2.4.4 The Plant Fossil Record (PFR2.2) Boulter, M.C.

University of East London Romford Road

London, England

The Plant Fossil Record (PFR) ist ein Projekt, das von der International Organisation of Palaeobotany (eine Sektion der International Union of Biological Science) der Universität London gefördert wird.

PFR stellt eine interaktive, internetbasierende Datenbank mehrerer tausend fossiler Pflanzen dar. Das Taxon kann mit seiner Verbreitung auf paläogeographischen Karten, gegliedert in geologischen Zeitscheiben, auf Gattungsebene dargestellt werden. Über das World-Wide-Web sind Informationen über Arten mit Beschreibungen, Vorkom-men und Lokalitäten sowie Verteilungskurven von Pflanzenfamilien und statistische Verfahren zur PCA-Analyse in frei wählbaren Zeitbereichen abrufbar.

2.4.5 Palynodata Inc.

Piel, K.

97 Billings Avenue

Medford, MA 02155 USA Miller, M.

Amoco Production Company P.O. Box 3092

Houston, TX 77253 USA

Palynodata wird von dem Geological Survey of Canada (GSC) und der Industrie gefördert. Die Datenbank verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie PFR, mit der Speicherung einer großen Anzahl von Taxa unterschiedlicher fossiler Palynomorphen-gruppen vom Präkambrium bis zum Kanäozoikum.

Palynodata speichert die Daten aus ca. 16000 Publikationen mit Angaben zur Diversität, Herkunft der Formen und Aussterbeereignisse von Palynomorphen (Pollen, Sporen, Dinoflagellaten und Acritarchen). Das System ist allerdings im Gegensatz zu PFR nicht online verfügbar.

2.4.6 Messeldatenbank Senckenbergmuseum Senckenberganlage 2560325 Frankfurt

Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft hat sich vertraglich gegenüber dem Land Hessen im Rahmen ihrer Betreiberfunktion zur Dokumentation der Messelfunddaten verpflichtet (PRAHL 1994, S. 197).

Die Datenbank benutzt als Programmplattform Paradox für Windows. Teilweise werden aus Kompatibilitätsgründen dBASE-Komponenten verwendet.

Das Grundkonzept beinhaltet das Speichern sämtlicher in Zukunft stattfindender Grabungen mit der Möglichkeit Bildinformationen einzubinden. Die dBASE-Grunddatenbank gibt Informationen über die Grabungsstelle, Geländeansprache, systematische Daten und Hinweise auf Bilddokumente. Die Paradox-Datenmaske unter Windows enthält zusätzlich ein Bildfenster im Format 384 zu 256 Bildpunkten.

Die Bilddaten werden direkt in der Datenbank gespeichert.

2.4.7 Goniat Kullmann, J.

Geol.-Paläont. Institut Sigwartstrasse 10 72076 Tübingen

Bei Goniat wird der Kenntnisstand der paläozoischen Ammonoideen EDV-gerecht zusammengefaßt. Goniat ist als Wissensbasiertes System (WBS), das der raum-zeitlichen Diagnose in den Geowissenschaften dienen soll (KULLMANN 1993) konzipiert und basiert auf dBASE.

Es sind sechs unabhängige Hauptdatenbanken beteiligt, die relational miteinander verbunden sind. TAXA enthält systematische Daten der einzelnen TAXA;

MORPHA gibt morphologische Informationen zu den Formen; LIT stellt die Literaturdatenbank dar; LOC enthält die Daten der geographischen Verbreitung; und BOUND die der Zeitebene. Goniat vermittelt teilweise revidierende Angaben und stellt damit nach KULLMANN 1993 eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit dar.

Elektronische Verarbeitungssysteme und Methoden im Vergleich 12

2.4.8 PaleoTax Löser, H.

Postfach 2409 01282 Dresden

PaleoTax verarbeitet taxonomische Daten der mesozoischen Korallen in 20 miteinander verbundenen Datenbanken. Die Datenbasis besteht aus den Komponenten:

Zitate in Literatur, Arten und Synonyme, Gattungen, Familien, Unterordnungen, Lokalitäten und stratigraphische Angaben. Die Verwaltung der Daten erfolgt durch ein Programm, das auf eine dBASE-ähnliche Datenbankstruktur aufbaut (LÖSER in KULLMANN 1993), jedoch durch aufwendige Programmierung um weitere Funktionen erweitert wurde. PaleoTax spiegelt objektiv den Stand der Daten wider, der in der Literatur beschrieben wurde, und ist damit weitgehend frei von subjektiven Ansichten des Autors.

2.4.9 Tilia & Tilia-Graph Grimm, E.

Illinois State Museum Springfield, Illinois USA

Als einziges der hier vorgestellten Programme verfolgen Tilia & Tilia-Graph nicht das Ziel Datenbankfunktionen zu realisieren, sondern wurden entwickelt, um stratigraphische Daten aufzuzeichnen und anzuzeigen. Die DOS-Programme werden kommerziell vertrieben.

Neben den hier vorgestellten Programmen existieren weitere Pollendatenbanken (z.B.

European Pollen Database (UPD), World Pollen Database (WPD), die jedoch aufgrund der Beschränkung auf das Quartär nicht weiter diskutiert werden (FISHER 2000).

2.4.10 Vergleich der Datenbanken

Die meisten der oben dargestellten Datenbanken basieren auf dBASE. Dieses Datenbanksystem ist zwar relativ weit verbreitet, hat jedoch einige schwerwiegende Nachteile. Da der Ursprung des betagten Systems in der DOS-Zeit der 80er Jahre liegt, ergeben sich zwangsläufig Probleme bei der Integration in ein modernes Windows-System. Neben der nur zeichenorientiert arbeitenden dBASE-Variante unter DOS gibt es zwar mittlerweile eine Windows-Version; das "look and feel" kann jedoch nicht unbedingt überzeugen, zumal von DOS auf Windows migrierte Programme in der Regel einiges an veraltetem DOS-Balast mit sich führen. Weiterhin hat der Hersteller Borland mit dem Nachfolgeprodukt Paradox für Windows die führende Marktposition nicht halten können und ist im direkten Vergleich mit z.B. Microsoft ACCESS weniger benutzerfreundlich mit daraus resultierender geringerer Akzeptanz und Verbreitung des Datenbanksystems (s.a. HÜSKES 1996, HÜSKES 1997, GLADIS 1999).

Außerdem fehlt die Programm-übergreifende Programmiersprache, die insbesondere bei dem Microsoft Produkt mit Microsoft Visual Basic for Applications® (VBA) durchgehend in der Office-Familie und mit Visual Basic als eigenständiges Produkt vorhanden ist und mittlerweile auch von Fremdherstellern aufgegriffen wird – u.a. mit PERVASIVE SQL (Importmöglichkeit des Pervasive’s Active X-Interface in das Visual Basic-System) und COREL DRAW (VBA). Mit dieser Argumentation wird die mögliche Datenbankintegration auf das Access-basierende DINOSYS oder das auf das WorldWideWeb aufsetzende PFR, auf PHOTOPAL und CHITONOS oder auf PALYNODATA eingegrenzt.

Wie schon KULLMANN 1993 bemerkte, ist PFR (ebenso wie PALYNODATA, Anm.

des Autors) im Gegensatz zu GONIAT (oder P.A.S.T, Anm. des Autors) wenig stark

"atomisiert" d.h. in kleinste Bestandteile zerlegt und in relational verbundene Datenbanken eingebracht. Erst die detaillierte Zerlegung der einzelnen Merkmale der fossilen Organismen erlaubt eine umfassende wissenschaftliche Bearbeitung, die weit über die stratigraphische Betrachtungsweise hinausgeht. Es besteht nicht der Anspruch, mehrere Fossilgruppen eher oberflächlich zu betrachten, sondern ganz im Gegenteil eine Möglichkeit zu schaffen, die Palynologie des Paläogens so weit als möglich digital zu erfassen und neue Möglichkeiten der systematischen Bearbeitung und Interpretation palynologischer Ergebnisse zu erschließen.

Insbesondere die Betrachtung der Formen auf Artebene ergibt in P.A.S.T weiterhin Sinn, da damit eine differenzierte Betrachtung nomenklatorischer, taxonomischer und systematischer Probleme möglich ist, die auf der Gattungsebene nur schwer nachvollziehbar sind. Die direkte Internetanbindung über das WorldWideWeb hat in diesem Projekt ebenfalls keine absolute Priorität, da die Daten besser konzentriert mit Abbildungen auf CD verteilt werden.

CHITONOS und PHOTOPAL legen ihren Schwerpunkt auf digitalisiertes Photoma-terial. Genau dies ist jedoch bei P.A.S.T zunächst nur von geringer Bedeutung, so daß auch diese Programme zum Zeitpunkt der Planungsphase von P.A.S.T als nicht geeignet für eine Integration erschienen.

Als Darstellungsprogramm numerischer palynologischer Daten kommt TILIA &

TILIA-GRAPH nicht in Frage, da es als DOS-Programm die schon oben erwähnten Nachteile hat und außerdem nicht die Flexibilität einer Tabellenkalkulation zeigt.

Aus dieser Argumentation ergab sich die Notwendigkeit, eine neue Anwendung zu programmieren, da keines der dargestellten Systeme den Anforderungen genügte.