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2. MATERIAL UND METHODEN

2.3. Durchführung der Interviews mit Ärzten

Neben der schriftlichen Patientenbefragung wurden im Rahmen der vorliegenden Studie von der Autorin persönliche, teilstrukturierte Interviews mit Ärzten und Pflegekräften durchgeführt. Wir haben diese Befragungsart gewählt, um besonders auf die individuellen Erfahrungen der Befragten eingehen zu können. Die Anzahl der befragten Ärzte und Pflegekräfte war im

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Gegensatz zu der Patientenbefragung so gewählt, dass im Rahmen dieser Studie die Durchführung persönlicher Interviews möglich war. Vorteile dieser Art der Datenerhebung sind:

Kontrollierbare Datenerhebung;

spontane Antwortmöglichkeiten;

Sicherheit darüber, wer die Antwort gibt;

der Befragte kann innerhalb seines eigenen Referenzsystems antworten, ohne in eine bestimmte Richtung gelenkt zu werden;

offene Fragen unterstützen Äußerungen, die auch „tatsächlich“ im Einstellungsrahmen des Befragten verankert sind (Schnell et al. 1999).

Um zu gewährleisten, dass die an der Befragung teilnehmenden Ärzte eine Veränderung seit Einführung der DRG beurteilen konnten, sollten sie mindestens seit Anfang 2003 mit der Versorgung von Patienten mit Bronchialkarzinom vertraut sein. Die Befragten waren sowohl als Chef-, wie auch als Ober- und Assistenzärzte tätig und in unterschiedlichen Abteilungen beschäftigt. Sie arbeiteten in einer der drei an der Studie teilnehmenden Kliniken. Alle befragten Ärzte waren männlich. Insgesamt wurden zwölf Ärzte in persönlichen Interviews befragt. Die Befragung fand im Zeitraum von November 2005 bis Januar 2006 statt. Im Vorfeld der persönlichen Interviews wurde ein Termin mit den jeweiligen Chefärzten der Abteilung bzw.

deren Stellvertretern vereinbart, um die Rahmenbedingungen und das Setting der Befragung zu klären. Außerdem wurde den befragten Ärzten das Thema der Befragung mitgeteilt, so dass diese sich bereits vor den eigentlichen Interviews auf das Thema einstellen konnten.

Die Interviews dauerten zwischen 10 und 20 Minuten und wurden auditiv aufgezeichnet. Die Befragung fand in einem dafür zugewiesenen Raum in ruhiger Umgebung statt. Es erfolgte eine schriftliche Bearbeitung der Aufnahmen nach Durchführung der Interviews. Dabei wurden die auditiven Daten stichwortartig niedergeschrieben und einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. Zahlenwerte wurden für jedes der teilnehmenden Häuser gesondert errechnet.

Ähnliche Antworten bzw. gleiche Meinungen wurden in Gruppen gegliedert, so dass eine systematische Typisierung der Angaben und Meinungen zur Auswertung geführt hat.

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Aus dieser stichprobenartigen Befragung wurden subjektive Beurteilungen der Ärzte gewonnen.

Sie fließen als Ergänzung zu den Patientendaten und den übrigen Daten zur Beantwortung der forschungsleitenden Fragen in die vorliegende Studie ein. Nachfolgend wird der Fragebogen vorgestellt, der als Leitlinie für die teilstrukturierten Interviews vorlag. Einige Fragen sind dabei als offene Fragen konzipiert.

2.3.1. Fragenkatalog

Der Fragebogen wurde von der Abteilung für Ethik und Geschichte der Medizin in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Göttingen entwickelt. Dabei wurde der Fragebogen durch die onkologische Abteilung auf fachlich wichtige und korrekte sowie logische Fragestellung überprüft. Anhand des Fragebogens sollen das DRG-System und seine Einführung aus ärztlicher Sicht bewertet werden.

Im ersten Teil des Fragebogens werden die soziodemographischen Parameter der Befragten erfasst. Neben Geburtsjahr, Geschlecht und Berufsbezeichnung wird auch gefragt, wie lange die Person in der jeweiligen Abteilung tätig ist. Aus diesen Daten wird die Dauer der Erfahrung der befragten Person im Umgang mit Bronchialkarzinompatienten ersichtlich.

Die folgenden Fragen geben Auskunft über Arbeitsbedingungen vor und nach der DRG-Einführung, außerdem geben die Studienteilnehmer allgemeine Informationen zur Arbeit mit Bronchialkarzinompatienten. Die letzte Frage des Fragenkatalogs bezieht sich auf die persönliche Meinung des Befragten zur DRG-Einführung.

2.3.1.1. Fragenkatalog der teilstrukturierten Interviews

1. Sind Sie der Meinung, dass sich seit dem 1. Januar 2004 (flächendeckende Einführung der Abrechnung nach DRG) etwas an Ihren Arbeitsbedingungen verändert hat? Und wenn ja, wie sehen diese Veränderungen aus?

2. Inwieweit hat sich diese eventuelle Veränderung im letzten Jahr noch verschärft?

3. Haben sich durch die Einführung der DRG Entlassungs- oder Aufnahmekriterien für

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4. Gibt es seit der Einführung deutlich spürbarere Unterschiede in der Behandlung von Kassenpatienten und Selbstzahlern?

5. Wie viel Zeit nehmen Sie sich durchschnittlich für das erste Gespräch, in dem Sie einem Patienten eine Krebsdiagnose mitteilen?

6. Führen Sie nach dem ersten Aufklärungsgespräch noch weitere Gespräche über die Konsequenzen der Diagnose mit dem Patienten?

7. Werden auf Ihrer Station die Patienten mit Bronchialkarzinom nach speziellen Behandlungsrichtlinien versorgt? Wenn ja, wie sehen diese Richtlinien aus?

8. Ergänzung: Gibt es feste Behandlungsrichtlinien bei anderen onkologischen Diagnosen?

9. Über welche Behandlungsalternativen sprechen Sie mit einem Lungenkrebspatienten?

10. Konnten Sie vor Einführung der DRG auf individuelle Wünsche des Patienten eingehen?

Wenn ja, wie sahen diese Wünsche aus?

11. Gibt es zu Frage 10 Veränderungen seit der DRG-Einführung?

12. Gibt es seit der DRG-Einführung 2004 andere Behandlungsoptionen bzw. neue diagnostische Verfahren für Patienten mit Lungenkrebs? Und wie sehen diese aus?

13. Gibt es seitdem Veränderungen in den Behandlungsergebnissen von Lungenkrebspatienten und somit eine Veränderung der Prognose?

14. Wie schätzen Sie derzeit die Zusammenarbeit mit den Hausärzten in Bezug auf die Weiterbehandlung der Patienten ein?

15. Wie beurteilen Sie als Arzt die Einführung des DRG-Systems?

Diese Fragen dienen unter Berücksichtigung aller übrigen erhobenen Daten dazu, ein umfassendes Bild über die Veränderungen der stationären Behandlung von Bronchialkarzinompatienten im Raum Südniedersachsen während der Einführung des DRG-Systems zu gewinnen. Es findet ein Vergleich mit den Daten aus der Patientenbefragung statt, um die in den persönlichen Interviews gewonnenen Angaben entweder zu bestätigen oder unterschiedliche Wahrnehmungen festzustellen. Die Antworten geben über die subjektive Einschätzung der Ärzte Auskunft.

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