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Der Begriff „ExpertInnen“ definiert einen Personenkreis, welche unabhängig von deren Bildungsstandard und der Position im jeweiligen Unternehmen, über ein fundiertes

Wissen zu dem zu erforschenden Themenbereich verfügt. Gläser/Laudel (vgl. 2010, S. 10 f.) definieren dieses Wissen als „besonderes Wissen“.

Entscheidend für die Art und Qualität der erhobenen Daten ist die Auswahl der ausgewählten ExpertInnen. Um die bestmögliche Auswahl treffen zu können, sollten nachfolgende Kriterien erfüllt werden:

Welche Person verfügt über das nötige Wissen und die bestmögliche Information?

Welche Person verfügt gleichzeitig über weitreichende Detailinformationen zum Forschungsthema?

Welche Person mit den o.g. Fachkenntnissen ist derzeit verfügbar und erklärt sich zu einer Befragung bereit? (vgl. Gläser/Laudel 2010, S. 117)

Um zu einem möglichst breiten Zugang von Informationen und Erkenntnissen zu gelangen, wurden zunächst die Fokusgruppen näher bestimmt. Da die Jahresabschlüsse heimischer KMU für deren Bewertung von WirtschaftsprüferInnen bzw. SteuerberaterInnen, Personen aus dem Banken- und Kreditgeberbereich sowie von Kreditversicherungen einem Rating unterzogen werden, wurden diese Gruppen als Fokusgruppen definiert.

Die Fokusgruppe der Kreditversicherungen wurde deshalb ausgewählt, da die Erfahrung aus meiner beruflichen Tätigkeit zeigt, dass diese Institutionen einen großen Einfluss auf Geschäftsbeziehungen zwischen den jeweiligen Unternehmen nehmen.

Eine etwaige schlechtere Bewertung eines Geschäftspartners – hervorgerufen durch die unterschiedlichsten Faktoren – kann dazu führen, dass sich z.B. der Lieferant entscheidet, das Kreditlimit für den Kunden zu senken. Leider hat sich – trotz umfangreicher Bemühungen – kein Experte aus dieser Fokusgruppe bereit erklärt, für ein Interview zur Verfügung zu stehen. Begründet wurde dies meist damit, keine Auskunft über die Zusammensetzung des Ratings geben zu wollen.

Die ausgewählten Personen aus den beiden verbliebenen Fokusgruppen wurden als Experten deklariert, da sie einerseits über mehrjährige Erfahrungen im Bereich der Auswertungen von Jahresabschlüssen verfügen, andererseits aber auch mit der Aktualität des Forschungsthemas vertraut sind. Die Auswahl wurde bewusst getroffen, um die Voraussetzung für einen komplexen Blickwinkel auf das ausgewählte

Forschungsgebiet zu schaffen sowie die Beantwortung der Forschungsfragen zu ermöglichen. Die Eingrenzung auf zehn ExpertInnen-Interviews, im Ausmaß von durchschnittlich 1½ Stunden, zeigte sich als ausreichend.

Die InterviewpartnerInnen setzen sich nunmehr aus vier Experten aus der Bankengruppe und aus sechs ExpertInnen aus dem Bereich der WirtschaftsprüferInnen und SteuerberaterInnen zusammen. Die Interviews wurden fortlaufend nummeriert und sind in chronologischer Reihenfolge (nach Datum des Interviews) aufgelistet.

Tabelle 4: Übersicht über die Interviews mit den ExpertInnen

Quelle: eigene Darstellung

7.3.2. Vorbereitung und Ablauf der Interviews

Alle Interviews wurden im September – unter Zuhilfenahme des vorher erstellten Interviewleitfadens - durchgeführt. Die erste Kontaktaufnahme mit den ExpertInnen erfolgte persönlich mittels Telefonats. Nach erfolgter Zustimmung von Seiten des/der InterviewpartnerIn wurde mittels E-Mail ein schriftliches Ansuchen zur Forschungsteilnahme verfasst, in welchem lediglich der Titel der Masterthesis genannt wurde und die Vorstellung meinerseits erfolgte. Alle Interviews wurden in den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Tirol abgehalten, um Erkenntnisse aus dem gesamten Bundesgebiet Österreich zu erheben. Um die Erstellung des Transkripts nicht zu erschweren, wurde zum Zweck der digitalen

Aufnahme ein hochwertiges Aufnahmegerät der Marke Olympus erworben. Mit Hilfe der beiden externen Mikrofone, auf eigenen Stativen angebracht, konnte eine Aufnahme mit hoher Qualität, ohne störende Nebengeräusche, gewährleistet werden.

Zu Beginn des Interviews wird den InterviewpartnerInnen das Thema dieser Masterthesis näher erläutert. Lediglich die Subforschungsfragen werden in groben Zügen dargelegt, um den Forschungsrahmen näher einzugrenzen und den qualitativen Forschungsansatz in den Vordergrund zu stellen. Die ExpertInnen erhalten weder vor noch während des Gesprächs weitere Angaben zum Inhalt des Interviewleitfadens.

Diesem wurde während des Interviews lediglich eine unterstützende Funktion zugeordnet, um die InterviewpartnerInnen zum freien Sprechen zu animieren und um die nötigen Erkenntnisse zum Forschungsthema zu erhalten.

Die Einstiegsfragen zielen auf die allgemeinen Veränderungen des Jahresabschlusses durch das RÄG 2014, in Bezug auf den Informationsgehalt für die BilanzadressatInnen und die allgemeinen Bewertungs- und Analysekriterien des Jahresabschlusses ab. Im zweiten Teil des Interviews beziehen sich die Fragen auf die wesentlichen Neuerungen des RÄG 2014. Die Auswirkungen auf die Bewertungs- und Analysekriterien und damit verbunden auf das Rating, sollen analysiert werden.

Im dritten Teil soll hinterfragt werden, ob eine „internationale Vergleichbarkeit“ der Jahresabschlüsse von KMU zu einem Wettbewerbsvorteil führt. Der vierte und letzte Abschnitt widmet sich als Ergänzung der Einheitsbilanz und soll einen weiteren Aspekt in Bezug auf den zukünftigen Ausblick ermöglichen.

Am Ende des Interviews wird den ExpertInnen die Möglichkeit gegeben, zu den bisher nicht erwähnten Aspekten des RÄG 2014, welche Einfluss auf die Bewertung der KMU nehmen, einzugehen.

Nach der Transkription der Interviews standen insgesamt 211 DIN-A4-Seiten für die Datenauswertung zur Verfügung. Wie aus Tabelle 4 ersichtlich, musste keines der Gespräche anonymisiert werden. Lediglich Experte 3 und 6 stimmten einer Aufzeichnung nicht zu. In diesen beiden Fällen wurde während des Gesprächs ein Gesprächsprotokoll angefertigt.

Die vollständige Transkription, die Gesprächsprotokolle sowie die Inhaltsanalyse sind auf dem Datenträger ersichtlich, welcher dieser Masterarbeit beigelegt ist.

7.3.3. Analyse der Interviewdaten

Die transkribierten Interviews werden unter der Anwendung der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Der Vorteil dieser Analyse liegt in der besonderen Eignung zur Auswertung eines umfangreichen Textmaterials. Die regelgeleitete und systematische Vorgehensweise ist ein wesentlicher Teil der qualitativen Inhaltsanalyse. (vgl. Hienerth et al. 2009, S. 131)

7.3.3.1. Qualitative Inhaltsanalyse

Die qualitative Inhaltsanalyse beschäftigt sich lt. Kuchartz (vgl. 2010, S. 72) mit der systematischen und methodischen Auswertung von Daten. Dabei erfolgt eine Analyse und schrittweise Zerlegung sowie aufeinanderfolgende Bearbeitung der Daten. Unter Zuhilfenahme des transkribierten Datenmaterials werden induktive Aussagen und Thesen generiert und ein Kategoriensystem nach dem Ablaufmodell zur qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (vgl. 2010, S. 59-62), aufgrund des theoriegeleiteten Datenmaterials, erstellt. Die Daten werden mit Unterstützung des elektronischen QDA-Programms „MAXQDA“ (vgl. www.maxqda.de) paraphrasiert, generalisiert und zum Schluss reduziert (vgl. Mayring 2010, S. 70). Eine beispielhafte Darstellung dieser Analysemethode ist im Anhang B dargestellt.

7.3.3.2. Kategorienbildung

Die Entwicklung des Kategoriensystems erfolgte unter der Berücksichtigung der Forschungsfragen und nach Auswertung des Ausgangsmaterials (vgl. Mayring 2010, S. 59). Nach Kuchartz (vgl. 2016, S. 97) kann die Kategorienbildung nach induktiven Ansätzen – aus dem Material heraus – oder deduktiv – auf Grundlage des theoretischen Ansatzes – erfolgen. In dieser Masterarbeit wurden die Kategorien direkt aus dem Interviewleitfaden, also deduktiv auf Basis von theoretischen Überlegungen, gebildet. Mittels der inhaltlichen Strukturierung nach Mayring (vgl. 2010, S. 98) wurden Themen, Inhalte und Aspekte aus dem Material herausgefiltert und in einem Kategoriensystem zusammengefasst. Dieses Kategoriensystem bildet das Herzstück der Analyse und ist durch Kategorien und Unterkategorien definiert (siehe Abb. 9).

In dieser Masterarbeit wurden folgende Hauptkategorien festgelegt:

Jahresabschlussanalyse Allgemein

wesentliche Neuerungen im Jahresabschluss durch das RÄG 2014 Internationale Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse

Einheitsbilanz

Abbildung 9 stellt die detaillierte Gliederung der Haupt- und Unterkategorien dar.

Abbildung 9: Kategoriensystem in Anlehnung an Mayring

Quelle: eigene Darstellung