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Poröse Magnesiumimplantate stellen aufgrund der guten Biokompatibilität und -degradabilität des Leichtmetalls Magnesium eine neue Klasse von

Knochenersatz-materialien und ein aktuelles Forschungsgebiet dar (WITTE et al. 2006b; BACH et al.

2007; NGUYEN et al. 2011).

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, neue Methoden zur Untersuchung beschichteter Magnesiumschwämme im unbelasteten spongiösen Knochen zu etablieren und anschließend in einer ersten Untersuchung die Eignung von zwei unterschiedlich beschichteten Schwämmen einer definierten Magnesiumlegierung als Knochen-ersatzmaterial hinsichtlich Degradationsverhalten und Biokompatibilität zu ermitteln.

Dafür wurde das New Zealand White-Kaninchen als Tiermodell ausgewählt, da es in der orthopädischen Forschung bereits etabliert ist (AN u. FRIEDMAN 1998;

REIFENRATH et al. 2011). Eine Pilotstudie mit bioglasbeschichteten Schwämmen (BG-Schwämme) diente zu Beginn zur Überprüfung der Praktikabilität und der Effektivität der gewählten Methoden. Dieses Vorgehen hat sich auch in anderen Studien bewährt (HACKENBROICH et al. 2007; VON DER HÖH 2008; REMENNIK et al. 2011). Die Ergebnisse dieser Pilotstudie zeigten, dass sich der Implantationsort in den Trochanteres majores der Femora und die Zeiträume von sechs, 12 und 24 Wochen mit den sich einschließenden klinischen, radiologischen und in vivo µ-computertomographischen Untersuchungen mit dem XtremeCT für die Studie eigneten. Auch die präoperativen Untersuchungen der Schwämme und die postmortalen Untersuchungen der Schwamm-Knochen-Verbunde mit dem höher auflösenden µCT80 sowie Teile der Histologie erwiesen sich als durchführbar und sinnvoll, so dass ein Großteil der Methoden in die Hauptstudie übernommen und z.T.

erweitert wurde. Aufgrund der in der Pilotstudie beobachteten Spaltbildung zwischen Schwamm und Knochen infolge zu schneller Degradation der BG-Schwämme, wurden in der Hauptstudie jedoch neu entwickelte, langsamer degradable Magnesiumschwämme mit einer Fluorid- (MgF-Schwämme) bzw. einer Fluorid- mit zusätzlicher Calciumphosphat-Beschichtung (CaP-Schwämme) verwendet. Als

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Kontrollgruppe dienten Leerbohrungen ohne Implantat, wie es auch von WITTE et al.

(2006b) beschrieben wurde.

In der prae operationem durchgeführten µ-computertomographischen Untersuchung der BG-Schwämme der Pilotstudie war weder über den Schwellwert noch optisch eine klare Unterscheidung zwischen Beschichtung und Schwamm möglich, so dass diese Untersuchung wie bei WITTE et al. (2006b) hauptsächlich zur Überprüfung des Verbleibs herstellungsbedingter Salzpartikel oder massiver, bereits vor der Implantation stattgefundener Korrosion diente. BG-Schwämme mit deutlichen Salzpartikelresiduen oder starker Korrosion konnten somit im Vorfeld identifiziert und aussortiert werden. Bei den MgF- und CaP-Schwämmen war im µCT eine Differenzierung der unterschiedlichen Schwammbestandteile (CaP-Beschichtung, Schwamm, hypodenses Material, Luft) gut möglich, so dass das µCT für umfangreiche Berechnungen der verschiedenen Materialanteile und, wie in zahl-reichen anderen Studien (COSTA-PINTO et al. 2008; OLIVEIRA et al. 2008), zur Implantatcharakterisierung genutzt werden konnte. Dabei fiel auf, dass die CaP-Schwämme ein deutlich höheres Volumen, eine höhere Steganzahl und höhere Korrosion, aber dafür geringere Porosität und Porengrößen als die MgF-Schwämme aufwiesen. Da Untersuchungen mit einem Rasterelektronenmikroskop (REM) mit energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDX) weitere Aussagen zur Oberflächenbeschaffenheit erwarten ließen, wurde dieses Analyseverfahren in die Hauptstudie mit eingeschlossen. Aus den Analysen resultierte bei den MgF-Schwämmen eine offenporige Oberfläche mit verschieden hohen Fluor-Anteilen an unterschiedlichen Stellen, was eine erfolgreiche Fluordeposition auf dem Schwamm bestätigte. Da auch die Ursprungsschwammelemente Magnesium, Aluminium und Calcium stets nachgewiesen wurden, war die Durchgängigkeit der Beschichtung jedoch nicht vollständig gesichert. Bei den CaP-Schwämmen trat dagegen eine relativ ebene Oberfläche mit deutlichen Calcium-, Phosphor- und Sauerstoff-Peaks auf, was auf große Anteile Calciumphosphat hinwies.

Insgesamt zeigten sowohl die µCT- als auch die REM/EDX-Untersuchungen der Hauptstudie, dass sich durch die zusätzliche Beschichtung mit Calciumphosphat die

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Oberfläche des Ausgangsmaterials verändert hat und dass dadurch auch in den Eigenschaften deutlich unterschiedliche Implantate entstanden sind. Demzufolge waren mit großer Wahrscheinlichkeit auch Einflüsse auf das Verhalten der Schwämme in vivo zu erwarten.

In den klinischen Untersuchungen zeigte sich eine ebenso gute klinische Verträglichkeit der AX30 Magnesiumschwämme, wie sie in der Literatur vielfach auch für andere Geometrien und Legierungen beschrieben wurde (THOMANN et al. 2010;

ERDMANN et al. 2011; REMENNIK et al. 2011; KRAUS et al. 2012; LI et al. 2012).

In allen Gruppen kamen nur in den ersten Tagen post operationem geringgradige Rötungen, Schwellungen oder Gasansammlungen vor, wobei es sich um nach einem operativen Eingriff übliche Befunde handelt (WITTE u. BARBUL 1997). Außer einer vorübergehenden Serombildung bei einem BG-Schwamm und zwei kurzzeitig palpablen Gasblasen bei CaP-Schwämmen wurden auch im weiteren Verlauf keine negativen Reaktionen wie Wundinfektionen, Nahtdehiszenzen oder Lahmheiten fest-gestellt. Somit können alle Schwämme als klinisch gut verträglich eingestuft werden.

Als bildgebende in vivo Verfahren wurden das Röntgen und die µ-computertomographische Untersuchung im XtremeCT eingesetzt. Die

Röntgenuntersuchung war einfach und ohne Anästhesie durchführbar. Allerdings konnten in dem spongiösen Knochen, wie auch eine Studie mit soliden Magnesiumimplantaten zeigte (VON DER HÖH et al. 2009), die Implantate nicht klar dargestellt werden und war dieses Verfahren somit nicht für die Untersuchung der Schwammdegradation oder -integration in den Knochen geeignet. Jedoch konnten, wie in anderen Magnesium-in vivo-Studien (VON DER HÖH et al. 2009; ERDMANN et al. 2011; HAMPP et al. 2012) und einer Studie von DAOUD et al. (1999) teilweise auch, die Gasbildung sowie grobe Knochenveränderungen und knöcherne Muskelmetaplasien treffend abgebildet werden. Das in vivo µCT besitzt gegenüber den Röntgenbildern neben einer deutlich höheren Auflösung (Auflösung Röntgen 100µm, Auflösung XtremeCT 41µm) den Vorteil der überlagerungsfreien Darstellung und ermöglicht so eine bessere Beurteilung der knöchernen Integration und zusätzlicher Parameter wie z.B. der Implantatposition und -korrosion (HUEHNERSCHULTE et al. 2011; ULLMANN et al. 2011). Für eine exakte

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Beurteilung einzelner Trabekel und der genauen Schwammstruktur war die Auflösung des in vivo µCTs jedoch nicht ausreichend.

Direkt nach der Operation wurde mit dem µCT als erstes die korrekte Platzierung der Schwämme und Leerbohrungen überprüft, die von grundsätzlicher Relevanz für ihre Einbeziehung in die Studie war. Für alle Schwämme und die Leerbohrungen konnte nachgewiesen werden, dass sie, wie geplant, größtenteils im spongiösen Knochen lagen und keinen Kontakt zur Markhöhle aufwiesen. Damit konnten auch alle Schwämme in den Degradationsvergleich einbezogen werden, da in keinem Fall vermehrter Kontakt zu einem chloridhaltigen Medium bestand, das die Degradation nachgewiesenermaßen verstärkt (STAIGER et al. 2006; MEYER-LINDENBERG et al. 2010).

Als erster in vivo-Verlaufsparameter wurde in beiden Verfahren die Gasbildung beurteilt. Sie ist bei der Untersuchung von Magnesiumimplantaten besonders wichtig, da in der Literatur hinlänglich beschrieben wurde, dass beim Abbau von Magnesium und seinen Legierungen Wasserstoff entsteht (VON DER HÖH et al. 2009;

MUELLER et al. 2010; ERDMANN et al. 2011; JO et al. 2011; HAMPP et al. 2012).

Wasserstoff im Gewebe ist jedoch nur in dem Maße anzutreffen, in dem die Produktion den Abtransport durch Diffusion und Blutfluss übersteigt (WITTE et al.

2008). Bei den CaP-Schwämmen ergaben Palpation, Röntgenbilder und in vivo µCT-Untersuchungen eine deutlich stärkere Gasbildung, während sie bei den MgF-Schwämmen deutlich geringer war und bei den BG-MgF-Schwämmen sogar nur ausnahmsweise in einem Fall im in vivo µCT erkennbar war. Bei den Leerbohrungen trat, wie zu erwarten, keine Gasentwicklung auf. Insgesamt konnten in der vorliegenden Studie in Übereinstimmung mit der gegenwärtigen Literatur (WITTE et al. 2007; ERDMANN et al. 2011; HAMPP et al. 2012; KRAUS et al. 2012) keine klinisch negativen Effekte aufgrund der bis maximal zur 16. Woche festgestellten Gasbildung nachgewiesen werden.

An knöchernen Zubildungen waren wie bei VON DER HÖH et al. (2009) in fast allen Fällen periostale Zubildungen in der Bohrlochumgebung nachweisbar. Da diese Zubildungen auch bei den Leerbohrungen regelmäßig und in gleichem Ausmaß zu

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beobachten waren, ist es wahrscheinlich, dass sie durch die mechanische Manipulation beim Aufbohren des Knochens hervorgerufen wurden. Auch VON DER HÖH et al. (2009) vermuteten bereits implantatunabhängige Ursachen. Weitere knöcherne Strukturen bildeten sich in allen Gruppen regelmäßig im Operations-bereich am Ansatz des Musculus gluteus superficialis. Da auch diese bei allen Schwämmen und auch den Leerbohrungen auftraten, war ihre Entstehung vermutlich ebenfalls auf das Operationsprocedere zurückzuführen. Laut Literatur entsteht derartige heterotope oder orthotope Ossifikation z.B. durch wiederholte Irritationen in stark beanspruchter Muskulatur (DAOUD et al. 1999; KAN u. KESSLER 2011). Diese könnten in der eigenen Studie durch das Nahtmaterial und/oder Bohrmehl verursacht worden sein. In Tiermodellen werden zur Erzeugung von heterotoper Ossifikation auch osteoinduktive Calciumphosphat-Keramikpartikel genutzt (KAN u. KESSLER 2011), was die besondere Größe der Knochenstrukturen bei den CaP-Schwämmen in der vorliegenden Arbeit erklären könnte.

Bezüglich der knöchernen Integration zeigten alle Schwämme im XtremeCT in den ersten vier bis sechs Wochen nur geringen Knochenkontakt und somit eine mäßige Integration. Danach verstärkte sich der Kontakt bei den MgF-Schwämmen deutlich.

Bei den BG-Schwämmen und den CaP-Schwämmen entwickelten sich wie bei den reinen Magnesiumimplantaten von JO et al. (2011) meistens große Spalten zwischen Implantat und Knochen, so dass deren Integration aufgrund zu schneller Degradation als vergleichbar schlecht einzustufen ist.

In vorhergehenden Arbeiten hat sich gezeigt, dass sich das deutlich höher auflösende µCT80 (Auflösung 10µm), im Gegensatz zum XtremeCT, sehr gut zur Untersuchung der genauen Art des Implantat-Knochen-Kontaktes und einzelner Knochentrabekel eignet (VON DER HÖH et al. 2009; THOMANN et al. 2010).

Zusätzlich bestand hier die Möglichkeit den Schwamm exakt zu konturieren und in einer dreidimensionalen Berechnung das Ausmaß der Degradation und des mineralisierten Knochens im Inneren des Schwammes zu erfassen. Nachteile dieser zerstörungsfreien Methode bestehen allerdings in einer sehr langen Scandauer, einem geringen messbaren Probenvolumen und der Tatsache, dass mit diesem Gerät keine in vivo Untersuchungen durchgeführt werden können.

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Alle im µCT80 gewonnenen Ergebnisse werden nachfolgend von der Knochenperipherie zum zentral gelegenen Schwamm hin beschrieben und diskutiert.

Der schnellste kortikale Bohrlochschluss trat bei den Leerbohrungen auf, gefolgt von dem der BG- und MgF-Schwämme und schließlich dem der CaP-Schwämme. Diese Befunde passen zu einer Theorie von HENSLEE et al. (2011), nach der ein Scaffold die freie Migration von Osteoprogenitorzellen und somit die Knochenregeneration behindert, denn danach würde das kompakteste Material, was in dieser Arbeit die CaP-Schwämme waren, zur stärksten Behinderung führen.

Ein weiterer Unterschied der Knochenreaktion auf die verschieden beschichteten Schwämme bestand in der Entwicklung der um den Schwamm herum liegenden Spongiosa. Diese wies bei allen schwammtragenden Trochantern zwischenzeitlich eine sehr feinmaschige Struktur auf. Allerdings hatten alle BG- und MgF-Schwämme nach 24 Wochen wieder eine physiologisch weitmaschige Struktur erreicht, wohin-gegen bei den CaP-Schwämmen nach 24 Wochen fein- und weitmaschige Struktur noch in gleicher Häufigkeit vorkamen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die BG- und MgF-Schwämme den CaP-Schwämmen in der Verträglichkeit überlegen sind. Insgesamt scheint das Phänomen der vorübergehenden Bildung einer unorganisiert erscheinenden, feinmaschigen Spongiosa nicht sehr häufig aufzutreten, da nur in einer weiteren Studie von XU et al. (2009), in der ein Zusammenhang zur Stimulation verschiedener Wachstumsfaktoren hergestellt wurde, davon berichtet wurde.

Beim optischen Vergleich der Knochentrabekel, die sich direkt am oder im Schwamm befanden, fielen bei den MgF-Schwämmen zu allen drei Untersuchungszeitpunkten vor allem die geringe Dicke und z.T. einzelne Inseln auf. Möglicherweise beruht diese geringe Trabekeldicke darauf, dass eventuell anliegendes Osteoid kaum mineralisiert ist (MOUSNY et al. 2008) und daher im µCT nicht knochendicht erscheinen würde. Dagegen waren die nach sechs Wochen bei den BG-Schwämmen gebildeten Trabekel denen der Leerbohrungen vergleichbar, und bei den CaP-Schwämmen traten ebenfalls nach sechs Wochen die dicksten, aber zugleich auch die wenigsten Trabekel auf. Sowohl bei den BG-Schwämmen als auch

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bei den CaP-Schwämmen bestätigte das µCT80, dass nach längeren Untersuchungszeiten in der Regel nur wenige oder sogar keine Trabekel einen Schwammkontakt aufwiesen. Mit Hilfe der Knochenanteilsberechnung, die bei den MgF- und den CaP-Schwämmen aufgrund der klaren Abgrenzungsmöglichkeit zwischen Implantat und Knochen möglich wurde, bei den BG-Schwämmen jedoch nicht möglich war, konnten diese Beobachtungen quantifiziert und die bessere Integration der MgF-Schwämme in Form eines hochsignifikanten Anstiegs des Knochenanteils am Restschwamm belegt werden. Den CaP- und BG-Beschichtungen fehlte also ein weit über die ersten vier Wochen hinausgehender Langzeiteffekt in Bezug auf die von XU et al. (2009), JO et al. (2011) und HENCH (2006) für mindestens diesen Zeitraum beschriebene Bioaktivität, die laut dieser

Literatur eine Stimulation der Osteoblastenadhäsion, -proliferation und -differenzierung und darüber ein höheres Knochen-Implantat-Kontakt-Verhältnis

bewirkt.

Zur Abschätzung, wie lange ein Knochenersatzmaterial in der Lage ist, seine Aufgabe als Stabilisator und Leitstruktur zu erfüllen, ist es wichtig, sein Degradations-verhalten in vivo zu untersuchen, da sich häufig gezeigt hat, dass in vivo und in vitro Ergebnisse in diesem Punkt nicht vergleichbar sind (WITTE et al. 2006a; REMENNIK et al. 2011; LI et al. 2012). Insbesondere die Volumen-, Form- und Dichteentwicklung sind in diesem Zusammenhang relevante und oft untersuchte Parameter (JO et al.

2011; WANG et al. 2011).

Von dem ursprünglichen 6 Wochen-Volumen waren bei den MgF-Schwämmen nach 24 Wochen noch 44 %, bei den CaP-Schwämmen noch 20 % und bei den BG-Schwämmen noch 13 % vorhanden. Alle Schwämme zeigten also eine deutliche, aber dennoch geringere Volumenreduktion als die unbeschichteten Schwämme aus einer AZ91-Legierung von WITTE et al. (2006b), von denen am Ende des gleichen Untersuchungszeitraumes nichts mehr übrig war. Die Formveränderungen der Schwämme spiegelten die Volumenveränderungen wieder, denn die MgF-Schwämme wiesen erst nach 24 Wochen deutliche Änderungen auf, während bei den BG-Schwämmen und den CaP-Schwämmen bereits nach 6 Wochen Form-veränderungen und nach 12 Wochen ein völliger Formverlust zu sehen waren. Somit

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konnten alle Beschichtungen ihren Zweck, die Korrosion zu verlangsamen, grundsätzlich erfüllen, die reine Fluoridbeschichtung stellte sich jedoch als effektivste Beschichtung heraus. Ein beachtenswerter Aspekt in Bezug auf die CaP-Beschichtung war außerdem, dass die Volumenabnahme der CaP-Beschichtung selbst zum Ende des Versuchszeitraumes hin fast stagnierte, wohingegen der Schwamm an sich sehr wohl weiter degradierte. Das führt zu der Überlegung, dass Teile der Beschichtung möglicherweise aus Calciumphosphatstrukturen vergleichbar mit bekanntermaßen schwer degradierbarem Hydroxylapatit bestehen (HING 2005).

Zusätzliche Untersuchungen zur Klärung dieser Frage bleiben jedoch weiteren Studien vorbehalten.

In Bezug auf die Dichte wiesen die MgF-Schwämme einen Abfall und anschließend einen Anstieg der Werte auf, während die CaP-Schwämme einen durchgängigen Anstieg zeigten. Der Abfall bei den MgF-Schwämmen, der im Zusammenhang mit einer Strukturveränderung beobachtet wurde, könnte darauf zurückzuführen sein, dass, wie bereits von HUEHNERSCHULTE et al. (2011) vermutet, Oxide und Hydroxide, also Materialien geringerer Dichte, in die Berechnung eingeflossen sind.

Anschließend könnten diese abgebaut worden sein oder es könnte insgesamt zu einem Implantatabbau mit gleichzeitiger Einlagerung von magnesiumhaltigen Calciumphosphat-Präzipitaten gekommen sein, so dass die Dichte wieder anstieg.

Derartige CalciumPräzipitate können laut XU et al. (2009) in phosphat-haltigen Medien wie den Körperflüssigkeiten aus Magnesiumlegierungen entstehen und sorgten in der vorliegenden Arbeit bei den CaP-Schwämmen aufgrund des besonders phosphathaltigen Milieus vermutlich von Beginn an für den Dichteanstieg.

Ein Vergleich mit der Dichte der BG-Schwämme ist nicht möglich, da dort aufgrund der fehlenden Unterscheidungsmöglichkeit zwischen Schwamm und Beschichtung eine Gesamtdichte, die über den Verlauf relativ gleich blieb, berechnet wurde.

Insgesamt ergab die Degradationsuntersuchung im µCT80, dass die MgF-Schwämme den BG- und CaP-MgF-Schwämmen vom Abbauverhalten her überlegen waren, da sie als einzige über einen langsamen, aber stetig fortschreitenden Abbau mit langer Formbeständigkeit verfügten. Somit stehen sie, wie gewünscht, relativ lange, aber nicht permanent als Leitstruktur zur Verfügung.

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Um eine abschließende Aussage über die Art der Knochenreaktion und die Biokompatibilität eines Knochenersatzmaterials zu treffen, sind histologische Untersuchungen unerlässlich (AN et al. 2003; NUSS u. VON RECHENBERG 2008). Der besondere Nutzen der dazu in der Pilotstudie verwendeten Mikrotom-schnitte liegt in ihrer geringen Dicke von wenigen µm, da sich so nur sehr wenige Zellen überlagern und die Zellen entsprechend genau beurteilbar sind (YANG et al.

2003; WITTE et al. 2007; VON DER HÖH et al. 2009). In der vorliegenden Arbeit stellte sich jedoch heraus, dass diese Technik für die Untersuchung von Magnesiumschwämmen als Implantat-Knochen-Verbund ungeeignet ist, da sich die Schwämme beim Schneiden stets aufrollten und somit die wichtigen Bereiche des Schwamminterfaces und –interstitiums nicht mehr untersucht werden konnten. Die Hoffnung, dass dieser bereits von JANNING et al. (2010) für Magnesium-vollimplantate beschriebene Effekt, bei einem nicht soliden, eventuell etwas nachgiebigeren Schwammmaterial nicht auftreten würde, hat sich leider nicht erfüllt.

In der Hauptstudie wurde daher auf die Trenndünnschliff-Technik nach DONATH u.

BREUNER (1982) zurückgegriffen, die zwar zu deutlich dickeren Schnitten (~50µm) führte, aber wie bereits in anderen Knochenimplantat-Studien den Implantat-Knochen-Verbund erfolgreich bewahrte und einer Untersuchung zugänglich machte (THOMANN et al. 2010; HAMPP et al. 2012; HUEHNERSCHULTE et al. 2012).

Zur Untersuchung der Art der Knochenreaktion wurde zunächst die Knochen-neubildung in der Schwammumgebung betrachtet. Sie setzte bei den MgF-Schwämmen genauso früh wie bei den Leerbohrungen ein, war aber stärker und hielt deutlich länger an, was dem gewünschten Ziel einer vermehrten Knochenmenge durch Nutzung eines Implantates entgegenkommt. Die Reaktion auf die BG- und die CaP-Schwämme glich dagegen eher der von konventionellen Implantaten und Scaffolds mit Hydroxylapatit-Oberfläche, da sich eine Entwicklung von hauptsächlich Bindegewebe über Knochenumbau mit hoher Osteoklastenbeteiligung zu Knochenneubildung zeigte (RYHÄNEN et al. 1998; SUSKA et al. 2008; GUDA et al.

2011; WANG et al. 2011) .

Auch im Interface-Bereich stellten die MgF-Schwämme ihre Überlegenheit unter Beweis, da sich größtenteils über die Osteoidbildung der in der Literatur häufig

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beschriebene enge Implantat-Knochen-Kontakt entwickelte (XU et al. 2009; WITTE et al. 2010; JO et al. 2011; KRAUS et al. 2012). Im Unterschied dazu dominierte Bindegewebe das Interface bei den CaP-Implantaten durchgängig und bei den BG-Schwämmen bis inklusive Woche 12. Bindegewebe kann in Abhängigkeit von den eingelagerten Zellen laut ANDERSON et al. (2007) zwar ein Hinweis auf eine beginnende Integration sein, da bei beiden Schwammtypen jedoch auch Nekrosezonen und verschiedene Entzündungszellen auftraten, muss von einer schlechteren Biokompatibilität ausgegangen werden. Insgesamt schienen die BG-Schwämme etwas besser verträglich zu sein als die CaP-BG-Schwämme, da sich bei den BG-Schwämmen am Schluss neues Knochenmark im Interface-Bereich befand, das auf relativ abgeschlossene Umbauvorgänge hinweist (BECK 2002; MARCO et al. 2005; KUZYK u. SCHEMITSCH 2011).

Bei der Untersuchung des Interstitiums wurde die schnellste Defektfüllung in der Leerbohrungsgruppe nachgewiesen. Ab Woche 12 konnte jedoch durch Knochen-bildung in Form von Osteoid auch in der MgF-Schwamm-Gruppe die gewünschte Osseointegration und Defektfüllung belegt werden. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei den CaP-Schwämmen nur selten Knocheneinwuchs in den Schwamm, und auch bei den BG-Schwämmen dürfte aufgrund der beobachteten Spaltbildung im µCT80 vermutlich kein Knochen in den Schwamm eingewachsen sein.

Für die komplett erhaltenen Präparate von den MgF-Schwämmen, den CaP-Schwämmen und den Leerbohrungen ließen sich die bei der Beurteilung von Schwammumgebung, Interface und Interstitium erhobenen Befunde in der

Für die komplett erhaltenen Präparate von den MgF-Schwämmen, den CaP-Schwämmen und den Leerbohrungen ließen sich die bei der Beurteilung von Schwammumgebung, Interface und Interstitium erhobenen Befunde in der

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